Vikariat (evangelisch)
Einleitung
Das Vikariat ist die praktische Vorbereitung für den Beruf des evangelischen Pastors/der Pastorin. Jemand, der das Vikariat durchläuft, ist Vikar bzw. Vikarin. Das Vikariat ähnelt damit dem Referendariat des Juristen oder des Lehrers. Voraussetzung für das Vikariat ist u.a. das abgeschlossene evangelische Theologiestudium, also das Erste Theologische Examen (oder Erstes Kirchliches Examen). Dieses entspricht dem akademischen Grad des Diploms (Dipl. theol.), das sich je nach Landeskirche und Universität zusätzlich zu dem Ersten Theologischen Examen erwerben lässt (siehe Theologie). Mit dem Ende des Vikariats absolviert man das Zweite Theologische Examen (oder Zweites Kirchliches Examen); dies ist kein akademischer Grad. Wenn die Kirche einen dann in eine Anstellung als Pastor übernimmt, erhält man damit die Ordination, man wird vollwertiger Pastor. Aber auch im Vikariat darf der Anwärter schon Kraft der Ordination des Pastors oder der Pastorin, der oder die die Ausbildung in der Gemeinde begleitet, das Abendmahl austeilen, Trauungen feiern, taufen etc.; dies ist eine Sonderregelung, um die Qualität dieser Ausbildung zu sichern. Der Ablauf und die Länge des Vikariats ist von Landeskirche zu Landeskirche je unterschiedlich. In der Nordelbischen Kirche beginnt zweimal im Jahr ein Vikariatskurs, der zwei Jahre dauert und zwanzig Teilnehmer und Teilnehmerinnen hat.
Zeitlicher Ablauf des Vikariats
Das Vikariat beginnt mit einem Gottesdienst mit Verleihung einer Urkunde. Damit wird man zunächst Beamter der Kirche (auf Widerruf) geworden. Das Vikariat besteht aus einer Schulphase (meist Grundschule), die ein halbes Jahr dauert. Es wird zunächst im Unterricht hospitiert und später auch selber unterrichtet, Religion, aber auch Deutsch, Mathe und Sport. Es folgt die Gemeindephase, die gut ein Jahr dauert; dort ist der Anwärter einer Pastorin, einem Pastor fest zugeordnet. Dort lernt man schrittweise, Gottesdienst, Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen zu halten. Als letztes folgt die Abschlussphase mit dem zweiten theologischen Examen und einigen Klausuren.
Orte des Vikariats
Orte des Vikariats sind zunächst Schule und dann Gemeinde. Parallel zur Schul- und zur Gemeindephase gibt es immer wieder Unterbrechungen, in denen man für 1-2 Wochen im Predigerseminar ist. Dort ist Zeit, die praktische Arbeit in Schule und Gemeinde zu reflektieren und neue Sachen zu erproben. Man übernachtet im Predigerseminar und lebt gemeinsam; Kurse zu Pädagogik, Seelsorge, Predigtlehre etc. werden besucht. Ein dritter wichtiger Ort ist die Regionalgruppe. Sie besteht aus Vikaren aus der Region in fester Zusammensetzung. Diese Vikare und Vikarinnen treffen sich mit ihrem Mentor zu einer Art Supervision, d.h. man kann sich in einer vertrauten Gruppe über die eigenen Erlebnisse und Erfahrungen austauschen und so Anregungen für die eigene Arbeit erhalten.
Links
Predigerseminar Nordelbien [[1]]