Siedlung
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Golowkino (russisch Головкино, prußisch [1] und deutscher Ortsname bis 1938 Nemonien, 1938–46 Elchwerder, litauisch Nemanynas), ist ein Fischerdorf an der Ostküste des Kurischen Haffs an der Mündung des Flusses Nemonien (russ. Nemonija) im Rajon Polessk (Kreis Labiau) in der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)). Der Ort ist Sitz der Landgemeinde Golowkinskoje selskoje posselenije.
Geographische Lage
Golowkino liegt 17 Kilometer nördlich der Stadt Polessk (Labiau) an der russischen Fernstraße R 514 die entlang der Küste des Kurischen Haffs bis nach Matrossowo (Gilge) verläuft. Ein direkter Bahnanschluss besteht nicht, der nächste Bahnhof ist in Polessk an der Bahnstrecke Kaliningrad–Sowetsk (Königsberg–Tilsit).
Verkehrstechnische Attraktion des Ortes ist eine mit dem Auto ungemütlich zu überquerende Pontonbrücke über den Nemonien, die die einzige Landverbindung zu den Siedlungen Malaja Matrossowka (Nemonien, Oberförsterei) und Matrossowo (Gilge) ermöglicht.
Der Ort Golowkino
Geschichtliches
Am 9. April 1874 wurde das kleine Fischerdorf Nemonien Amtsdorf und namensgebenf für einen neu errichteten Amtsbezirk[2]. Er bestand – nach Umbenennung in „Amtsbezirk Elchwerder“ am 25. August 1938 – bis 1945 und gehörte zum Kreis Labiau im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen. In Nemonien waren im Jahre 1910 insgesamt 1.065 Einwohner registriert[3]. Ihre Zahl belief sich 1933 noch auf 1.051 und betrug 1939 lediglich 1.043[4].
Im Jahre 1945 kam das am 3. Juni (mit amtlicher Bestätigung vom 16. Juli) 1938 in „Elchwerder“ umbenannte Dorf mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion und erhielt 1946 die russische Bezeichnung „Golowkino“. Im Jahre 1947 wurde der Ort dem neu formierten Rajon Polessk (Kreis Labiau) zugerodnet, gleichzeitig wurde er Zentrum des Golowkinski selski sowjet (Dorfsowjet Golowkino) mit insgesamt 19 Ortschaften. Seit einer Struktur- und Verwaltungsreform[5] ist Golowkino jetzt Amtssitz einer neu gebildeten Landgemeinde Golowkinskoje selskoje posslenije mit sieben jeweils „Siedlung“ (russisch: possjolok) genannten Ortschaften.
Amtsbezirk Nemonien/Elchwerder (1874–1945)
Bei seiner Bildung im Jahre 1874 gehörten zum Amtsbezirk Nemonien (ab 1938: Elchwerder) drei Landgemeinden. Am 1. Januar 1945 waren es noch zwei[6]:
Name | Änderungsname 1938–1946 |
Russischer Name | Bemerkungen |
---|---|---|---|
Groß Friedrichsgraben II, ab 1918: Ludendorff |
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Juwendt | Möwenort | Rasino | 1939 in die Gemeinde Ludendorff eingegliedert |
Nemonien, Dorf | Elchwerder | Golowkino | |
ab 1935: Alt Heidendorf |
Heidendorf | Rasino | bis 1935: Amtsbezirk Pfeil. - 1939 in die Gemeinde Ludendorff eingegliedert |
Im Jahre 1945 bildeten nur noch die Gemeinden Elchwerder und Ludendorff den Amtsbezirk.
Dorfsowjet Golowkino (1947–2008)
Golowkino wurde im Jahre 1945 zentraler Ort des neunzehn Ortschaften umfassenden Golowkinski selski sowjet im Rajon Polessk:
Russischer Name | Deutscher Name |
Änderungsname 1938–1946 |
Russischer Name | Deutscher Name | Änderungsname 1938–1946 | |
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Golowkino | Nemonien, Dorf | Elchwerder | Rasino | Neu Heidendorf | ||
Klimowka | Wilhelmsrode, Forstkolonie | Saliwino | Labagienen | Haffwinkel | ||
Krasnoje | Agilla | Haffwerder | Saliwino | Rinderort | ||
Lesnoje | Florweg, Forsthaus |
Tarassowka | Eversdorf, Kolonie | |||
Lossowaja | Franzrode | Tarassowka | Alt Sussemilken |
Friedrichsrode | ||
Malaja Matrossowka | Nemonien, Oberförsterei | Elchwerder, Oberförsterei | Tarassowka | Neu Sussemilken | Neu Friedrichsrode | |
Matrossowo | Gilge | Tarassowka | Sussemilken | Friedrichsrode, Forsthaus | ||
Priretschnoje | Wilhelmswerder | Uglowoje | Schwallenberg | |||
Rasino | Alt Heidendorf | Heidendorf | Wschody | Klein Reikeninken | Kleinreiken | |
Rasino | Juwendt | Möwenort |
Sechs dieser Ortschaften wurden in die neue Landgemeinde Golowkino überführt, die übrigen werden nicht mehr erwähnt und gelten als erloschen.
Kirche
Evangelisch
Mit seinen fast ausnahmslos evangelischen Einwohnern war Nemonien resp. Elchwerder bis 1945 in das Kirchspiel der Kirche Gilge eingepfarrt. Es gehörte zum Kirchenkreis Labiau in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Zwischen 1945 und den 1990er Jahren kam das kirchliche Leben in Golowkino zum Erliegen. Erst dann bildete sich – vornehmlich aus Russlanddeutschen – eine neue evangelisch-lutherische Gemeinde in Golowkino. Sie gehört zur Kirchenregion der Auferstehungskirche in Kaliningrad (Königsberg) in der Propstei Kaliningrad[7] der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.
Altlutherisch
In Nemonien hatte sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine Gemeinde der Altlutheraner gebildet, die bis 1945 bestand. Sie gehörte zum Pfarrbezirk Tilsit-Insterburg in der Superintendentur Marienwerder (heute polnisch: Kwidzyn), ab 1920 in Stolp (Słupsk). Von den Kirchenbuchunterlagen haben sich provisorische Aufzeichnungen erhalten[8]: Taufen 1853 bis 1903, Trauungen 1853 bis 1907 und Begräbnisse 1855 bis 1862, die im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin-Kreuzberg verwahrt werden.
Landgemeinde Golowkino
Allgemeines
Seit der Verwaltungsreform in der Oblast Kaliningrad 2008/2009 ist Golowkino namensgebender Ort und Verwaltungssitz der Golowkinskoje selskoje posselenije. Sie liegt im Nordwesten des Rajon Polessk (Kreis Labiau) unmittelbar am Kurischen Haff und umfasst einen 122,5 km² großen Landstreifen zwischen den Flussmündungen der Deime (russisch: Deima) und des Gilgestroms (Matrossowka). Mit ihren etwa 1.500 Einwohnern ist Golowkino die kleinste der vier Landgemeinden, die neben der Stadtgemeinde Polessk den Rajon Polessk bilden. Das Gemeindegebiet ist in sieben jeweils „Siedlung“ (russisch: possjolok) genannte Ortschaften unterteilt.
Gemeindegliederung
Russischer Name | Deutscher Name |
---|---|
Беломорское (Belomorskoje) | Hindenburg, bis 1918 Groß Friedrichsgraben I |
Головкино (Golowkino) | Nemonien, Dorf 1938–46 Elchwerder |
Заливино (Saliwino) | I. Labagienen 1938–46 Haffwinkel II. Rinderort |
Красное (Krasnoje) | Agilla 1938–46 Haffwerder |
Малая Матросовка (Malaja Matrossowka) | Nemonien, Oberförsterei |
Матросово (Matrossowo) | Gilge |
Разино (Rasino) | I. (Alt) Heidendorf II. Juwendt 1938–46 Möwenort |
Verkehr
Straßen
Duurch das Gemeindegebiet verläuft in Nord-Süd-Richtung die russischen Fernstraße R 514, die Matrossowo (Gilge) im Norden mit Belomorskoje (Hindenburg) im Süden verbindet und weiter über Polessk (Labiau) bis nach Prawdinsk (Friedland/Ostpreußen) führt. Darüberhinaus vernetzen kleinere Nebenstraßen und Landwege die einzelnen Siedlungen und mit den großen Wald- und Moorflächen im Osten und Norden.
Schienen
Die Landgemeinde Golowkino verfügt über keinen Schienenverkehr. Bahnanschluss besteht lediglich über Polessk an der Bahnstrecke Kaliningrad–Sowetsk (Königsberg–Tilsit).
Luft
Der Flughafen Kaliningrad (Königsberg) in Chrabrowo (Powunden) liegt etwa 80 Autokilometer entfernt und ist über die Fernstraße A 190 (ehemalige deutsche Reichsstraße 126) und den Primorskoje Kolzo (Küstenautobahnring) mit direkter Flughafenanbindung zu erreichen.
Verweise
Weblink
- Foto der Pontonbrücke von 2004 auf www.koenigbicycle.ru
- Das Dorf Golowkino bei prussia39.ru
- Die Landgemeinde Golowkino bei prussia39.ru
Fußnoten
- ↑ Peteraitis, Vilius: Mažoji Lietuva ir Tvanksta, Vilnius 1992, S. 130
- ↑ Rolf Jehke, Amtsbezirk Nemonien/Elchwerder
- ↑ Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Labiau
- ↑ Michael Rademacher, Deutsch-österreichisches Ortsbuch, Landkreis Labiau
- ↑ Nach dem Gesetz über die Zusammensetzung und Territorien der munizipalen Gebilde der Oblast Kaliningrad vom 25. Juni/1. Juli 2009, nebst Gesetz Nr. 260 vom 30. Juni 2008, präzisieret durch Gesetz Nr. 370 vom 1. Juli 2009
- ↑ Rolf Jehke, Amtsbezirk Nemonien/Elchwerder (wie oben)
- ↑ Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad
- ↑ Christa Stache, Verzeichnis der Kirchenbücher im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin, Teil I: Die östlichen Kirchenprovinzen der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union, Berlin 1992³, Seite 87