Tekke

Zentrum oder Konvent einer Sufi-Bruderschaft
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Eine Tekke (arab. Dergah: Tor, Pforte) nennt man im Türkischen ein Konvent oder Zentrum einer Sufi-Bruderschaft (Derwisch-Orden) und bedeutet so viel wie Rückzugsort, Schutz und Asyl. Es finden dort hauptsächlich Derwisch-Zeremonien (Dhikr) statt, in denen die Namen Gottes angerufen werden; sie kann aber auch zum Studium oder anderer Arbeiten dienen.

Entstehung

Das Zeitalter des Propheten Muhammad gilt gemeinhin als das „goldene Zeitalter des Islam“, in dem die damaligen Muslime im Einklang mit den Gesetzen der noch so jungen Religion leben. Diese Situation ändert sich aber ziemlich bald nach dem Tod des Propheten, als der Islam durch Eroberungszüge in Nordafrika und Asien verbreitet wird. Die Religion wird in der breiten Bevölkerung zunehmends zum Lippenbekenntnis.

Aus Protest gegen diese Situation beginnen die Sufis damit, eine asketische Lebensweise zu führen. Zu jener Zeit treffen sie sich in größeren Häusern oder einfach im Freien auf dem Land, um gemeinsam Gott anzurufen. Da diese Plätze aber nicht gegen Störung von außen geschützt sind, entstehen allmählich Tekkes.

Die Gründung der ersten Tekke erfolgt laut gängiger Meinung im Jahr 150 H (=Hidschra)/767 AD in Damaskus. Es folgen weitere Gründungen im Irak und in Khorasan, bevor sie sich in der gesamten islamischen Welt etablieren.

Aufbau einer Tekke

Der Baustil einer Tekke ist für gewöhnlich einfach und anspruchslos. Alle Tekkes, auch die kleinsten, besitzen einen großen Hauptraum, der sama’hana heißt. In diesem finden die Derwisch-Zeremonien (Dhikr) statt, in denen die Namen Gottes angerufen werden, auch das gemeinschaftliche rituelle Gebet (arab. salat) hat dort seinen Platz.

Die größeren Tekkes haben oft zusätzliche Räume. Beispielsweise besitzen manche sama’hanas einen abgeteilten Bereich, der für Musiker reserviert ist, die das Dhikr musikalisch untermalen.

In manchen Tekkes gibt es auch kleine Wohnräume für den Sheikh (Oberhaupt einer Tekke oder eines Ordens), für seine Ehefrau, seine Töchter und jüngeren Söhne. Manchmal sind auch hujras (Zellen) vorhanden, die von Derwischen bewohnt sein können.

Manche Tekkes, die sich auch für wohltätige Zwecke einsetzen, haben dafür zusätzliche große Räumlichkeiten oder sogar separate Gebäude. Ein Beispiel hierfür ist die Miskinler Tekkesi in Istanbul, die bekannt ist für ihr großes Lepra-Krankenhaus.

Innerhalb des Tekke-Komplexes gibt es neben dem sama’hana noch einen Ort namens chilakhana, der dazu dient, chila (türkisch çile) auszuüben. Hierfür gibt sich der Derwisch für den Zeitraum von 40 Tagen in absolute Einsamkeit, um bestimmte spirituelle Praktiken auszuüben. Meist ist dies auch eine Vorübung zur Aufnahme in die Tekke-Gemeinschaft.

Bei großen Tekkes, die beispielsweise das Zentrum einer Tariqa (Derwisch-Orden) darstellen, ist oft auch eine Grabstätte des Ordensgründers (Pir) Bestandteil des Gebäudes. Diese ist in der Regel ein Wallfahrtsort gläubiger Muslime.