Pfahlbau

Holzbauten auf Pfählen an Flüssen, an oder in Seen, in Sümpfen oder am Meer
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Pfahlbau oder Pfahlbauten (auch Stelzenbauten) sind Ansiedlungen auf Pfählen auf dem Festland, an Flüssen, Seen oder am Meer, in stehenden oder fließenden Gewässern oder in Sümpfen. Sie dienen auf dem Festland heute der Absicherung gegen Raubtiere und feindliche Nachbarn oder auch nur gegen schädliche Ausdünstungen des Bodens.

Rekonstruktion der Pfahlbauten in Unteruhldingen/Bodensee
Rekonstruktion der Pfahlbauten in Unteruhldingen/Bodensee
Hotel im Pfahlbau auf den Philippinen
Pfahlbau am Strand von Sankt Peter-Ording
Pfahlbau am Strand von Sankt Peter-Ording

Erste Funde

In vielen Fällen standen die Pfahlbausiedlungen jedoch ursprünglich auf feuchtem Grund am Ufer von Seen, daher heute Feuchtbodensiedlung genannt, und liegen heute z.B. durch einen Seespiegelanstieg unter der Wasserlinie. Italienische Pfahlbauten in der Poebene heissen Terramaren. Pfahlbauten sind aus vorgeschichtlicher Zeit in Europa dokumentiert, insbesondere im zirkumalpinen Raum. An Schweizer Seen und am Bodensee gibt es zahlreiche Beispiele.

Die ersten derartigen Bauten entdeckte man im Winter 1853/54 am Zürichsee, der seinerzeit einen ungewöhnlich niedrigen Wasserstand hatte. Deshalb wollte man dem Gewässer eine größere Landfläche abgewinnen und zog Mauern und Dämme. Als die Arbeiter den Seegrund zum Füllen der neu gewonnen Flächen abtrugen, stießen sie auf eine dunkle Schicht mit regelmäßigen Pfahlreihen und Überresten einer menschlichen Kultur. Der Schweizer Altertumsforscher Ferdinand Keller interpretierte sie als Reste von Siedlungen und prägte den Begriff Pfahlbauten.

Technik

An seichten Stellen rammte man Pfähle ein, die als ganze oder gespaltene Stämme ausgebildet waren und die typischerweise zwei zu zwei angeordnet waren. Die Pfähle waren meist nicht stärker als 15 cm, die Länge betrug je nach Höhe des Wasserstandes meist zwischen 3 m und 5 m. Oft wurden am Fuß der Pfähle schwere Steine versenkt, die für mehr Stabilität gegen Wellenschlag sorgen sollten. Die Hütten selbst waren ebenfalls aus Pfahlwerk geschaffen, von außen mit einer Lehmschicht verkleidet und mit Stroh, Rinden und Reisig bedeckt. Die Größe solche Siedlungen variiert stark. Sie können bis 60.000 m² bedecken.

Geschichte

Siedlungen lassen sich bis in die Steinzeit zurückverfolgen. Meist fördern die Grabungsarbeiten zahlreiche Alltagsgegenstände der jeweiligen Kultur zutage. Pfahlbauten sind auch aus der Kupfer-, Bronze- und Eisenzeit bekannt, beispielsweise bei La Tène oder auf Gotland.


Auch heute noch werden Pfahlbauten verwendet, insbesondere in Südostasien, auf den Nikobaren, in Westafrika, auf der chilenischen Insel Chiloé und in Neuguinea. Im Nordseebad Sankt Peter-Ording beherbergen Pfahlbauten Restaurants und andere Freizeiteinrichtungen; sie sind mit den andernorts zu findenen Seebrücken verwandt.

Fundorte (Auswahl)

Freilandmuseen, Museen

  • In Unteruhldingen gibt es ein Pfahlbaumuseum. Am und auf dem Wasser des Bodensees wurden Ufersiedlungen aus verschiedenen Epochen rekonstruiert. Die ersten Häuser des Freilichtmuseums wurden 1922 erbaut. In der Zwischenzeit entstanden 18 weitere Rekonstruktionen. 2002 wurden die letzten Häuser eingeweiht. Dem Museum ist ein Forschungsinstitut angegliedert.
  • In Mondsee befindet sich das zentrale Pfahlbaumuseum für Österreich.
  • In der Nähe des Ortsteils Kammer von Attersee, Oberösterreich, wurde 1910 ein Pfahlbaudorf erichtet.
  • In Gletterens im Kanton Freiburg, Schweiz, gibt es seit 1996 die rekonstruierte Pfahlbausiedlung Pré de Riva, der jungsteinzeitlichen Horgener Kultur.
  • In Lüscherz im Kanton Bern, Schweiz, informiert ein Museum über die Jura-Gewässerabsenkung und die Seeufersiedlungen.
  • In Schönenwerd im Kanton Solothurn, Schweiz, gibt es seit 100 Jahren den Bally-Park.