Hans Unstern (* in den 1980er-Jahren) ist Musiker, Liedermacher und Lyriker.
Leben und Werk
Über Hans Unstern sind kaum biografische Details bekannt. Er soll in den 80-er Jahren geboren worden sein und entweder aus Hessen oder aus Österreich stammen. Sein Künstlername Hans kommt vom Protagonisten von Heinrich Bölls "Ansichten eines Clowns", „Unstern“ stammt aus einem anderen literarischen Werk. Hans Unstern bestritt seinen Lebensunterhalt zeitweise als Straßenmusiker. In seinen Texten gehe es ihm darum, "der Wirklichkeit eine Absage zu erteilen, diesem wahnsinnig durchorganisierten Leben einen möglichsten freien Entwurf entgegenzusetzen".[1] Für seine Texte wird er als „größter Sprachskeptiker“ bezeichnet, den deutschsprachiges Songwritertum hervorgebracht habe.[2]
Hans Unstern ist vom Beginn seiner Karriere von der Zeitschrift Spex gefeatured worden.[3] Auf der Splitsingle gemeinsam mit Ja, Panik covern Hans Unstern und Ja, Panik gegenseitig ihre Songs „ Paris“ und „Als Habe Ich…“.
"Kratz dich raus"
Hans Unstern spielt zusammen mit seiner Band, die nicht mit einem eigenen Namen bezeichnet und in der Außenwirkung sehr auf seine Person ausgerichtet ist. Folgende MusikerInnen wirkten bei seinem ersten Album mit: Simon Bauer (Kontrabass), Daniel Schröteler, Earl Harvin, Paula Sell und Tom Marsh (Schlagzeug), Pascal Stoffels (Bassgitarre), Ben Lauber (Keyboards), Nackt (Patrick Christensen) (Klavier, Flöte, Percussion), Anna Viechtl (harp), Paula Sell (Akkordeon), Dominik Bollow, Jonathan Kassner (Gitarre), Nils Tegen (Keyboards, Trompete), Ben Lauber (Klavier), Milian Vogel (Bassklarinette und Tenorsaxophon). Hans Unstern selbst spielt Gitarre und singt bzw. rezitiert.
Auseinandersetzung mit Konstruktionen von Autorschaft und Heteronormativität im Musikgeschäft
Zur Promotion des Gedichtbands Hanky Panky Know How bzw. des Albums The Great Hans Unstern Swindle gab sich zur „Presseperformance” eine glatt rasierte Person mit blau gefärbten Haaren, im weißen Anzug und mit Spiegelbrille als Hans Unstern aus.[4][5][6][7] Sie gab Interviews, führte eine Lesung seiner Gedichte durch und zitierte das Cyborg Manifesto Donna Haraway, um sich kritisch mit der Heteronormativität des Musikgeschäfts auseinanderzusetzen:
„Bei der Biologin Donna Haraway bin ich auf einen Satz gestoßen: 'Es geht nicht darum, f ü r jemanden zu sprechen, sondern m i t jemandem.' Die Sprache, die immer glaubt, für jemanden sprechen zu können, bezeichnet Haraway als weißen, männlichen, heterosexuellen Jargon, der sich selbst aber nicht als Jargon, sondern als herrschende, allgemeingültige Sprache versteht. Also dieses unmarkierte Gesinge eines männlichen weißen Heterosexuellen. Er betritt die Bühne und fängt an zu singen 'There she was just a-walkin' down the street...' Das ist schon dieser Jargon. Er bezieht sich auf den Automatismus dieser Herrschaftssprache, dass nämlich alle, die zuhören, annehmen müssen, jede Frau oder jeder Mann ist heterosexuell. Und wenn Sie mich jetzt fragen: Wie müsste man den Song richtig schreiben, dann sage ich, man müsste auf so einen Song verzichten. Wenn du glaubst, du hast wirklich etwas über und gegen die Gesellschaft zu sagen, kannst du doch nicht dauernd in ihrer Sprache schreiben!“
Die Performance hinterfragte kritisch Vorstellungen von Autorschaft, wie sie im Musikjournalismus konstruiert werden:
„Objektiv betrachtet, ist das das Einzige, was die Realität von Musik lernen kann: zu lügen und, jetzt kommt der wichtige Punkt dabei, dass es eben alle wissen. Nichts ist automatisch wahr. Wir betrügen Sie, aber Sie wissen es! Das allein wäre schon sinnvoll: Sich eben nicht mit dem Betrug zu beschäftigen, der Ihnen schadet, sondern mit dem, der Ihnen hilft... Im Interview wiederum, noch so eine Bühne, wird erwartet, dass hier das Entertainment aufhört und der „wahre“ Mensch zum Vorschein kommt. Das wird eingefordert. Das ist nicht meine Sache.“
"The Great Hans Unstern Swindle"
Beim zweiten Album der Hans-Unstern-Band wirkten mit: Daniel Schröteler (Schlagzeug, Percussion), Anke Lucks (Posaune), Anne Grabow, Steffi Engtanz, Pauline Boeykens (Tuba), Philipp Thimm (Cello), Nackt (Patrick Christensen) (Klavier, Harmonium, Keyboard, Xylophon, Percussion), Christoph Hamann und Simon Bauer (Violine), Tanja Pippi und Lysander (Backgroundgesang), Simon Bauer (Mandoline). Neben seiner Funktion als Sänger bzw. Rezitator und Gitarrist spielte Hans Unstern auf Konzerten zum zweiten Album auf mehreren selbstgebauten Instrumenten, darunter eine Harfe und ein klanggebender Stuhl.
Diskografie
Video
- 2010: Ein Coversong (Musik: Hans Unstern, Regie: Moana Vonstadt), prämiert als eines der besten zehn Musikvideos im Musikvideo-Wettbewerb der Oberhausener Kurzfilmtage [8]
- 2012: Ich schäme mich (Musik: Hans Unstern, Regie: Moana Vonstadl), Preisträger des MuVi-Award der Oberhausener Kurzfilmtage [9]
Bibliografie
- Hans Unstern: Hanky Panky Know How. Berlin 2012, Merve-Verlag, ISBN: 978-3-88396-315-0, Gedichtband
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ zit. nach Thomas Winkler: Entblößung auf dem freien Markt. 2. Juni 2010
- ↑ Lutz Happel : Tonträger. In: Die Zeit, 26. Oktober 2012
- ↑ Torsten Groß: EDITORIAL SPEX N°341, In: SPEX, 8. Oktober 2012
- ↑ zit. nach Hans Unstern - Pressekonferenz am 30.08.2012 im Merve Verlag Berlin, in: Youtube
- ↑ a b c Ich enttäusche euch - ich enttäusche mich - ich täusche euch - ich täusche mich - ich tausche mich - ich tausche euch - gegen mich. Hans Unstern original Töne, Transskript der Zitate der Hans-Unstern-Presseperformance im Merve Verlag Berlin, 30. August 2012
- ↑ Hans Unstern. In: Arte Tracks, 4. Januar 2013
- ↑ Blog von Tucké Royale
- ↑ MuVi-Award für „Ein Coversong“ auf den Oberhausener Kurzfilmtagen, Website der Oberhausener Kurzfilmtage
- ↑ MuVi-Award für „Ich schäme mich“ auf den Oberhausener Kurzfilmtagen, Website der Oberhausener Kurzfilmtage
Personendaten | |
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NAME | Unstern, Hans |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Musiker und Lyriker |
GEBURTSDATUM | zwischen 1980 und 1989 |