Feuerwiderstand
Der Feuerwiderstand (auch Brandwiderstand) eines Bauteils steht für die Dauer, während der ein Bauteil im Brandfall seine Funktion behält. Die Feuerwiderstandsdauer einiger bewährter Systeme wird beispielsweise in Teil 4 der deutschen DIN 4102, in der englischen BS476 oder in der kanadischen MBO - NBC katalogisiert.
Das Zulassungsverfahren von nicht katalogisierten Bauteilen erfordert zur Erlangung einer baurechtlichen Zulassung eine Brandprüfung.
Der Feuerwiderstand ist zusammen mit anderen Kriterien Teil der Brandrate eines Bauteils. Um die allgemeine Tauglichkeit eines Bauteils sicherzustellen, muss beispielsweise eine Brandschutztür auch einer festgelegten Anzahl von Öffnungs- und Schließvorgängen (in der Regel 200.000 Zyklen) standhalten.
Funktionen, die ein Bauteil im Brandfall gegebenenfalls erfüllen muss:
- Tragfähigkeit
- Raumabschluss
- Verhinderung der Brandausbreitung durch Wärmekonvektion und -strahlung
- Verhinderung der Brandausbreitung durch Wärmeleitung (wärmeisolierende Wirkung)
- Rauchdichtigkeit
Einteilung der Bauteile nach Feuerwiderstandsklassen
DIN 4102
Übliche Feuerwiderstandsklassen (zum Teil auch als Brandschutzklassen bezeichnet) nach DIN 4102 sind:
Feuerwiderstandsklasse Kurzbezeichnung |
Funktionserhalt über |
deutsche bauaufsicht- liche Benennung |
---|---|---|
F30 | 30 Minuten | feuerhemmend |
F60 | 60 Minuten | hochfeuerhemmend |
F90 | 90 Minuten | feuerbeständig |
F120 | 120 Minuten | hochfeuerbeständig |
F180 | 180 Minuten | höchstfeuerbeständig |
Manche Sonderbauteile haben eigene Kennbuchstaben, welche anstatt des allgemeinen "F" benutzt werden:
- F: Wände, Decken, Gebäudestützen und -unterzüge, Treppen
- F: Brandschutzverglasung. Schutz vor Hitzestrahlung auf der brandabgewandten Seite.
- T: Feuerschutzabschlüsse (Türen, Tore und Klappen)
- G: Brandschutzverglasung oder Fensterelement. Jedoch kein Hitzestrahlungsschutz auf der brandabgewandten Seite. Ein Wattebausch (siehe DIN 4102) wird entzündet. Ergänzung: "Sicherung von Sichtöffnungen sind G-Verglasungen, die einen Raumabschluss ohne Wärmedämmung darstellen, d.h. Strahlungshitze kann mehr oder weniger ungehindert durchdringen (abhängig von der Bauart der Verglasung)"
- L: Lüftungskanal und -leitungen
- E: Elektroinstallationskanal oder Installationsleitungen mit zugelassenem Normtragsystem z. B. Elektroleitung auf Kabelpritsche (Brandbeanspruchung von Außen nach Innen, mit zwingendem Funktionserhalt)
- I: Elektroinstallationskanal für Installationsleitungen (Brandbeanspruchung von Innen nach Außen, kein zwingender Funktionserhalt)
- K: Absperrvorrichtungen in Lüftungsleitungen
- R: Rohrabschottung, Rohrdurchführungen
- S: Schott, Kabelbrandschott
- W: Nichttragende Außenwände
Durch Anhängen der Kennung für das Brandverhalten der Baustoffe kann ein Bauteil weiter spezifiziert werden. So bezeichnet zum Beispiel die Klasse F30-B ein Bauteil der Feuerwiderstandsklasse F30, der aus brennbaren Stoffen hergestellt ist.
Wohnungstrennwände müssen zum Beispiel in der Regel F90 erfüllen, Türen in diesen Wänden T30. Brandwände müssen zum einen eine Feuerwiderstandsdauer von F90 besitzen und darüber hinaus mechanischen Stoßprüfungen widerstehen, geregelt in DIN 4102.
DIN EN 13501
Als europäische Norm wurde die DIN EN 13501 mit den Teilen 1 und 2 in die Bauregelliste 2002/1 ff. eingeführt. Im Unterschied zur DIN 4102-1 beinhaltet die europäische Norm ein wesentlich größeres Spektrum an Klassen und Kombinationen. Es werden u.A. die Rauchentwicklung und das Abtropfen oder Abfallen von Stoffen berücksichtigt und in Klassen eingeteilt.
Teil 1 behandelt das Brandverhalten von Baustoffen und Bauprodukten, Teil 2 mit den Feuerwiderstandsklassen.
Siehe auch
Literatur
- Nabil A. Fouad, Astrid Schwedler: Brandschutzbemessung auf einen Blick nach DIN 4102, Beuth Verlag, 2010, ISBN 3410216286 [1]
- Klaus W. Usemann: Brandschutz in der Gebäudetechnik: Grundlagen - Gesetzgebung - Bauteile - Anwendungen, Verlag Springer, 2002, ISBN 3642190014 [2]
Weblinks
- Baustoff-Klassifizierung nach der neuen DIN EN 13501-1 und Feuerwiderstandsdauer nach DIN EN 13501-2 auf den Seiten der Hagebau-Brandschutzallianz
- Übersicht (PDF; 278 kB) über die Regelungen in den neuen Brandschutznormen, Prof. Dipl.-Ing. J.Herrmann der Hochschule Wismar