Erich Klausener

deutscher Jurist, Vertreter des deutschen politischen Katholizismus (1885-1934), von Nazis im Amt ermordet
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Erich Klausener (*25. Januar 1885 in Düsseldorf; † 30. Juni 1934 in Berlin) war katholischer Politiker und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.

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Erich Klausener

Leben

Ausbildung

Klausener wurde als Sohn streng katholischer Eltern geboren. 1903 absolvierte er in seiner Geburtsstadt die Reifeprüfung und nahm so dann ein Studium der Rechtswissenschaften in Bonn, Berlin und Kiel auf. 1906 legte er das erste Staatsexamen, 1910 das Zweite ab. Mit der Arbeit Das Koalitionsrecht der Arbeiter promovierte Klausener 1911 in Würzburg.

Berufliche Laufbahn

Klausener war sodann im Verwaltungsdienst beschäftigt. Zunächst trat er eine Stelle bei Landratsamt Neustadt (Oberschlesien) an und wechselte dann 1913 als Regierungsassessor an das preußische Handelsministerium in Berlin.

Nach Beginn des 1. Weltkriegs wurde er Ordonnanzoffizier und war zunächst in Belgien und Frankreich dann an der Ostfront eingesetzt. 1914 erhielt er das Eiserne Kreuz 2. Klasse, 1917 dad 1. Klasse.

1917 wurde Klausener aus dem Militärdienst entlassen und zum Landrat des Landkreises Adenau in der Eifel ernannt. Bereits knapp zwei Jahre später erfolgte seine Ernennung zum Landrat des Landkreises Recklinghausen, des damals größten preußischen Landkreises.

Klausener war, gerade auch vor dem Hintergrund seiner christlichen Überzeugung, sozial engagiert, was ihm den Beinamen roter Landrat und die Gegnerschaft rechtsgerichteter Kreise eintrug. 1923 wurde Klausener während der Ruhrbesetzung zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt und zeitweise aus dem Ruhrgebiet ausgewiesen.

Enge Kontakte unterhielt Klausener zu führenden Vertretern des Katholizismus seiner Zeit, so zu Franz Xaver Münch, Abt Ildefons Herwegen von Maria Laach und Erich Przywara. Klausener wurde in den Vorstand des Katholischen Akademikerverbandes gewählt.

Im Jahr 1924 erfolgte die Berufung zum Ministerialdirektor und Abteilungsleiter für Jugend- und Erwerbslosenfürsorge im preußischen Wohlfahrtsministerium. 1926 wechselte Klausener in das preußische Innenministerium auf die Position des Leiters der für die Polizei zuständigen Abteilung, die von der Zentrumspartei zu besetzen war. In dieser Funktion war er insbesondere auch mit dem Vorgehen gegen die Ausschreitungen von Nationalsozialisten vor 1933 befasst. 1928 übernahm Klausener auch die Leitung der Katholischen Aktion in Berlin. In dieser Funktion organisierte er Kundgebungen gegen antikirchliche Gruppierungen und somit auch gegen den Nationalsozialismus.

Machtergreifung der Nationalsozialisten

Nach deren Machtergreifung wurde Klausener als Leiter der Schifffahrtsabteilung in das Reichsverkehrsministerium versetzt. Trotz der erfolgten Machtübernahme setzte Klausener seine Tätigkeit fort und provozierte mit demonstrativen Treuebekundungen zur Kirche die nationalsozialistischen Machthaber. Anlässlich des Katholikentages hielt Klausener, der ein ausgesprochen talentierter Redner war, am 24. Juni 1934 im Hoppegarten eine leidenschaftliche Rede, in der er sich gegen die Ausgrenzung von Menschen anderer Weltanschauung durch die Nationalsozialisten wandte. Diese Rede wird als Anlass für seine 6 Tage später erfolgte Ermordung angesehen.

Ermordung

Am 30. Juni 1934 wurde Klausener auf Befehl Hermann Görings und Heydrichs in seinem Dienstzimmer, im zeitlichen Zusammenhang mit den Ereignissen des "Röhm-Putsches", von der SS erschossen. Offiziell wurde Selbstmord als Todesursache angegeben. Auf eine Pressekonferenz führte Göring den Vorfall jedoch neben anderen Taten als bedauerlichen Irrtum an. Insbesondere von katholischer Seite gab es empörte Stellungnahmen. Juristisch wurde eine Schadensersatzklage gegen das Deutsche Reich und das Land Preußen erhoben. Es erfolgten jedoch erhebliche Repressalien, so wurden die mit der Sache betrauten Anwälte Dr. Werner Pünder und Dr. Erich Wedell in sogenannte Schutzhaft verbracht.

Ehrungen

In der Berliner Kirche Maria Regina Martyrum wurde für Erich Klausener nach dem Ende nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ein Mahnmal errichtet. Eine mögliche Seligsprechung wurde von katholischen Theologen thematisiert.

Zu Ehren von Klausener gab die Deutsche Bundespost am 8. Mai 1984 eine Briefmarke (Mi. 719) heraus. Die Stadt Berlin erinnert an Klausener mit einer Gedenktafel in der Keithstraße 8 im Bezirk Tempelhof-Schöneberg sowie in der Behrenstraße im Bezirk Mitte. Diverse Städte in Deutschland haben Straßen, Plätze oder Schulen nach Klausener benannt (zum Beispiel Klausenerplatz im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf, Klausenerstraße in Magdeburg).

Literatur/Quelle

  • Walter Adolph, "Erich Klausener", 1955
  • Martin Persch, Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, 1992, ISBN 3-88309-035-2