Schweizer Monat

Schweizer Monatszeitschrift
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Der Schweizer Monat. Die Autorenzeitschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur, vormals Schweizer Monatshefte, ist eine Schweizer Monatszeitschrift. Sie erscheint seit 1921 ununterbrochen in Zürich und sieht sich in der Tradition des Liberalismus.

Profil

Der Schweizer Monat vertritt nach eigenen Angaben «klassisch liberale Werte wie Eigenverantwortung, Wahl- und Meinungsfreiheit, Föderalismus und direkte Demokratie».[1] Das Magazin setze «mit liberalem Profil und Freude an der intellektuellen Auseinandersetzung auf den kritischen Diskurs, auf mutige Autoren, prononcierte Meinungen und mündige Leser».[2] Herausgeber und Chefredaktor ist der Philosoph René Scheu.

Die NZZ nennt die Zeitschrift eine «Institution». Sie reflektiere aus «pointiert liberaler Warte das politische, wirtschaftliche und kulturelle Leben der Schweiz, aber auch Europas und darüber hinaus», wobei liberal «ordoliberal» bedeute.[3]

Autoren

Die Zeitschrift versteht sich als Autorenzeitschrift, in der Köpfe aus Politik, Wirtschaft und Kultur zu Wort kommen. Das Spektrum ehemaliger und aktueller Autoren umfasst Nobelpreisträger wie Friedrich August von Hayek, James M. Buchanan, Gary Becker, Vernon Smith, Mario Vargas Llosa oder Muhammad Yunus, Literaten wie Hermann Hesse, Hugo Loetscher, Hermann Burger, Adolf Muschg, Peter von Matt, Klaus Modick und Thomas Hürlimann sowie Wissenschafter und Intellektuelle wie Karl Popper, Wilhelm Röpke, Theodor W. Adorno, Ralf Dahrendorf, Wolfgang Sofsky, Niall Ferguson, Reiner Eichenberger, Beat Kappeler, Boris Groys, Nassim Nicholas Taleb, Herfried Münkler, Ulrich Beck und Peter Sloterdijk. Jede Ausgabe enthält längere Gespräche mit Schweizer Unternehmern wie Daniel Borel, Thomas Schmidheiny und Pietro Supino, Politikern wie Pascal Couchepin, Christoph Blocher, Gerhard Schröder und Cédric Wermuth, mit Ökonomen wie Michael Porter, Parag Khanna und Deirdre McCloskey, Intellektuellen wie Philipp Sarasin, Norbert Bolz, Rolf Dobelli und Matt Ridley, Wissenschaftern wie Didier Sornette und Gerd Folkers und Schriftstellern wie Melinda Nadj Abonji, Hans Magnus Enzensberger, Tim Krohn und Thomas Meyer.

Kolumnisten des Magazins sind im Jahr 2013 u.a. der der Publizist Gottlieb F. Höpli, der Schriftsteller Felix Philipp Ingold, der Kunstwissenschaftler Christian Saehrendt, der Soziologe Wolfgang Sofsky, der Managementtheoretiker Reinhard K. Sprenger und das Model Xenia Tchoumitcheva.

Geschichte

Die Zeitschrift wurde 1921 unter dem Titel Schweizerische Monatshefte für Politik und Kultur gegründet. Ab 1931 lautete der Titel Schweizer Monatshefte, 1952 änderte sich der Untertitel zu Zeitschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur. Ihre Gründer kamen zum grössten Teil aus dem Volksbund für die Unabhängigkeit der Schweiz und dem Deutschschweizerischen Sprachverein und traten für die staatliche und kulturelle Eigenständigkeit der Schweiz in Verbindung zur deutschen Kulturnation ein. Hans Oehler, der seit der Gründung als Redaktor der Monatshefte wirkte, sympathisierte mit der Neuen Front, was im März 1934 zu seiner Entlassung führte.[4]

Fritz Rieter, der 1940 zu den Erstunterzeichnern der Eingabe der 200 gehörte, gründete 1966 die Stiftung Schweizer Monatshefte, um die Herausgabe der Zeitschrift zu gewährleisten.[5] Er unterstützte nach dem Zweiten Weltkrieg den offenen Kurs der neuen Redaktion, zu der u. a. der Rechtswissenschaftler Dietrich Schindler, der Literaturtheoretiker Hans-Jost Frey, der Literat Daniel Bodmer und der Politikwissenschafter Daniel Frei stiessen.

Die Zeitschrift gehörte seit den 1950er Jahren zu einem breiten liberalen Netzwerk, zu dem die NZZ, die Mont Pelerin Society, der Vorort, das Institut für Auslandforschung und das Institut universitaire de hautes études internationales gehörten.[6] NZZ-Redaktoren publizierten regelmässig in den Monatsheften, so Carlo Mötteli und Ernst Bieri, später auch Fred Luchsinger, Willy Linder und Richard Reich, wobei Reich zugleich Vorstandsmitglied des Vereins zur Herausgabe der Zeitschrift war. Der Ordoliberalismus wurde breit rezipiert.[7] In den 1960er, 1970er und 1980er Jahren prägten François Bondy und Anton Krättli den ebenso weltoffenen wie kulturbetonten Kurs der Redaktion. Die Zeitschrift bot vielen internationalen Autoren aus dem liberalen Spektrum die Möglichkeit, Beiträge im deutschen Sprachraum zu publizieren. Karl Popper, Ludwig von Mises, Wilhelm Röpke und Friedrich August von Hayek publizierten exklusiv in den Schweizer Monatsheften, aber auch Theodor Adorno, Arnold Gehlen und Herbert Lüthy, zugleich Vorstandsmitglied der Monatshefte, waren mit zahlreichen Essays vertreten. Die Schweizer Monatshefte boten auch Schriftstellern wie Hermann Hesse, Max Frisch, Emil Staiger, Hermann Burger, Hugo Loetscher oder Adolf Muschg eine Plattform. In den 1990er Jahren führten die beiden Herausgeber Robert Nef und Michael Wirth die liberale Tradition der Zeitschrift fort; sie hält bis heute unter Herausgeber René Scheu an.

Seit März 2011 tragen die vormaligen Schweizer Monatshefte den neuen Titel Schweizer Monat.[8] René Scheu, Herausgeber und Chefredaktor, positioniert das neue Magazin im ersten Editorial als «sachlich, freiheitlich, mit Lust an der Debatte».[9]

Im Mai 2011[10] lancierte die Zeitschrift ihre Literaturbeilage Literarischer Monat[11]. Das Literaturmagazin liegt dem Schweizer Monat seitdem zweimonatlich bei, ist seit März 2013 aber auch in einem eigenständigen Abonnement zu beziehen. Der Literarische Monat setzt die literarische Tradition des Magazins fort und widmet sich dem Schweizer Literaturschaffen der Gegenwart. Jede Ausgabe enthält einen eigenen Themenschwerpunkt mit Essays zu einem Phänomen oder einer Person des literarischen Lebens der Schweiz. Im Literarischen Monat kommen Schriftsteller des Landes in Interviews zu Wort, weiterhin werden Neuerscheinungen in Form literarischer Kurzkritiken besprochen. Kolumnisten des Magazins sind im Jahr 2013 Nora Gomringer, Francesco Micieli und Michael Stauffer, 2012 verfasste der Basler Autor Roger Monnerat eine zweimonatlich erscheinende Kolumne. Bisherige Interviewpartner waren u.a. Melinda Nadj Abonji, Christian Kracht, Ilma Rakusa, Matthias Nawrat und Klaus Merz. Im Literarischen Monat publizierten ausserdem die Schriftsteller Arno Camenisch, Reynald Freudiger, Eveline Hasler, Vea Kaiser, Zoe Jenny, Adolf Muschg, Giovanni Orelli, Claudia Quadri und Michael Theurillat.

Rezeption Schweizer Monatshefte

Die Schweizer Monatshefte spielten in der Nachkriegszeit eine grössere Rolle in der europäischen Zeitschriftenlandschaft. In den 1970er und 1980er Jahren begann ihre Bedeutung zu schwinden. In jüngster Zeit wurden von den Herausgebern Anstrengungen unternommen, die Zeitschrift neu zu lancieren. Die Auflage steigt kontinuierlich und betrug im September 2011 4500 Exemplare.[12]

Heribert Seifert kommentierte 2008 in der NZZ, die Schweizer Monatshefte sprächen im Vergleich zu anderen Zeitschriften mit ähnlicher politischer Stossrichtung mit «ruhiger Stimme» und gäben sich «gediegen-nachdenklich».[13]

Die Schweizer Monatshefte werden auch in Deutschland und Österreich gelesen. Thomas Steinfeld bezeichnete die Zeitschrift im Feuilleton-Aufmacher der Süddeutschen Zeitung vom 31. Juli/1. August 2010 als «Zentralorgan zur Ermittlung des politischen Selbstverständnisses in diesem Land [der Schweiz]».

Rezeption Schweizer Monat nach Relaunch im März 2011

Die NZZ schrieb von einem «Modernisierungsschub», der Schriftbild und Gestaltung erfasst habe: Das Magazin sei den Werten von «Liberalismus, Markt und Unternehmergeist» treu, hebe sich aber «weiterhin vom durchschnittlichen Magazinstil» ab. Im Vordergrund stünden weder «gefällige Geschichten» noch «laut inszenierte Recherchen», sondern «meinungsorientierte Beiträge» und «auf Debattierfreudige ausgerichtete Texte».[14] Die Zeitschrift folge nach dem Relaunch den Traditionen der Schweizer Monatshefte, die «ein Gewissen aus Vernunft und Urbanität» alimentiert hätten. Das «Rezept aus Bewährtem und offensiver Neugier» werde sekundiert durch profilierte Autoren, «die aus eigenem Wirken heraus viel zu sagen haben».[15]

Der Tages-Anzeiger siedelt den Schweizer Monat zwischen Cicero und Weltwoche an. Er lobt die «radikale Auffrischung».[16]

Der sich als links verstehende Historiker Adrian Zimmermann[17] veröffentlichte Ende März 2011 in der WOZ anlässlich der Neulancierung der Zeitschrift einen kritischen Artikel. Er wirft der heutigen Herausgeberschaft und Redaktion vor, im Gegensatz zu früheren Jubiläumsausgaben 1971 und 1996, «die durchaus selbstkritische Züge trugen», die problematische Zeit unter dem ersten Chefredaktor Oehler auszublenden. Zimmermann äussert die Befürchtung, dass der Schweizer Monat sich von der Vergangenheit möglicherweise deshalb nicht distanziere, «weil man sich tatsächlich weiterhin in derselben autoritären und sozialdarwinistischen Tradition sieht wie die Gründer der SMH, dies aber nicht allzu offen sagen will».[18]

Aus Sicht des St. Galler Tagblatts setzt der Schweizer Monat die «Tradition der Querdenkerei» fort und ist eine «Zeitschrift, die in viele Richtungen vorstösst, gewiss bürgerlich in der Grundtendenz, aber auch sehr debattierlustig».[19]

Der Schweizer Autor und Journalist Jürg Altwegg spricht in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung von einem «radikalen Facelifting» – das Magazin biete eine «vielfältige Mischung von Themen und durchaus auch Meinungen», wobei «der Liberalismus als Programm und Credo» geblieben sei. Der Ton der «Autorenzeitschrift im Magazinformat» sei «frischer, frecher und fordernder geworden». Als offensiv empfindet der Rezensent die seitengrossen Autorenportraits – «zum Glück ist man bei Schwarzweiss geblieben».[20] Eine zweite Besprechung im September 2011 betont die Konzentration auf Inhalte und Debatten wie jene über die Zukunft der Europäischen Union, eine Debatte, in der Hans Magnus Enzensberger, Michael Stürmer und Wolfgang Clement zu Wort kommen.

Die Berner Tageszeitung «Der Bund» lobt die «edel und gediegen wirkende Aufmachung», «die Prominenz, mit der sich die Zeitschrift schmückt», und nennt sie eine Publikation «ausserhalb des sozialdemokratischen Mainstreams».[12]

Beachtung finden auch die literarischen Anstrengungen der Zeitschrift. Die neue Sonderbeilage «Literarischer Monat» mit Fokus auf Schweizer Literatur wird etwa von der Literaturkritikerin Pia Reinacher als «Stachel im Fleisch der eingesessenen Deutschschweizer Feuilletons» beschrieben.[21]

Künstler

Von 2003 bis 2011 wurde in jeder Ausgabe ein bildender Künstler mit rund acht ganzseitigen Abbildungen seiner Werke und einem Essay von Suzann-Viola Renninger vorgestellt; darunter waren etwa Jim Avignon, Hans Danuser, Thomas Huber, Roman Signer, Annelies Štrba oder Beat Zoderer. Seit 2011 führt Johannes M. Hedinger in der Rubrik Was macht die Kunst? Gespräche mit Künstlern wie The Yes Men, Hansruedi Giger, Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger, Bazon Brock, Ingeborg Lüscher und Hans Ulrich Obrist, aber auch mit Kunstwissenschaftern wie Beat Wyss, Heike Munder und Jens Badura.

Einzelnachweise

  1. Profil. In: Schweizer Monat, abgerufen am 3. Dezember 2011.
  2. Leitbild. In: Schweizer Monat, abgerufen am 3. Dezember 2011.
  3. Urs Hafner: Geld für Geist. In: Neue Zürcher Zeitung, 13. Februar 2013, abgerufen am 24. Juli 2013.
  4. Alfred Cattani: Kaleidoskop der Jahrzehnte. Eine Bilanz im Spiegel der Schweizer Monatshefte. In: Schweizer Monatshefte. Nr. 7/8, 1996, S. 12.
  5. Hans Rudolf Fuhrer: Rieter, Fritz. In: Historisches Lexikon der Schweiz., abgerufen am 3. Dezember 2011.
  6. Andrea Franc: Schweiz, Filz und Neoliberalismus. In: Schweizer Monat, Februar 2013, abgerufen am 21. Februar 2012.
  7. http://www.nzz.ch/aktuell/feuilleton/literatur/geld-fuer-geist-1.17998011
  8. Wir erfinden uns neu… In: Schweizer Monat, März 2011, abgerufen am 3. Dezember 2011.
  9. Editorial. In: Schweizer Monat, April 2011, abgerufen am 3. Dezember 2011.
  10. Sonderbeilage des «Schweizer Monat» für Feuilleton-Freunde. In: Kleinreport, Mai 2011, abgerufen am 16. Oktober 2012.
  11. Aktuelle Ausgabe des Literarischen Monats. Abgerufen am 16. Oktober 2012.
  12. a b Artur K. Vogel: Perspektiven: Die Zeitung der Zukunft. In: Der Bund, 10. September 2011, abgerufen am 3. Dezember 2011.
  13. Heribert Seifert: Gegen Wischiwaschi-Liberalismus. In: Neue Zürcher Zeitung, 22. Februar 2008, abgerufen am 3. Dezember 2011.
  14. Rainer Stadler: Goldiger Liberalismus. In: Neue Zürcher Zeitung, 3. März 2011, abgerufen am 3. Dezember 2011.
  15. Martin Meyer: Liberal mit frischem Wind. In: Neue Zürcher Zeitung, 22. Juli 2011, abgerufen am 3. Dezember 2011.
  16. Guido Kalberer: «Schweizer Monatshefte». Neuer Name und neues Layout zum 90. Geburtstag. In: Tages-Anzeiger, 3. März 2011.
  17. http://www.andreasladner.ch/dokumente/artikel/Moderne_Sozialdemokratie_Cavalli_2004.pdf
  18. Adrian Zimmermann: Der «Schweizer Monat» – reaktionär seit 1921. In: Die Wochenzeitung, 31. März 2011, abgerufen am 3. Dezember 2011.
  19. Rolf App: Anregende Gedanken. In: St. Galler Tagblatt, 12. Juli 2011.
  20. Jürg Altwegg: Das ist die Liebe der Kannibalen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. August 2011, abgerufen am 3. Dezember 2011.
  21. Jürg Altwegg: Gurken, Sparlampen und als Honorar ein Whiskey. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23. September 2011, abgerufen am 3. Dezember 2011.