Albanien

Staat in Südosteuropa
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Flagge Albaniens: Schwarzer Doppeladler auf rotem Grund
(Details)
Amtssprache Albanisch
Hauptstadt Tirana
Staatsform Republik
Staatsoberhaupt Alfred Moisiu
Regierungschef Fatos Nano
Fläche 28.748 km²
Einwohnerzahl 3.411.000 (Stand 2000)
Bevölkerungsdichte 123 Ew. pro km²
Unabhängigkeit am 28. November 1912 vom Osmanischen Reich
Währung Lek
Zeitzone MEZ (UTC+1)
Nationalhymne Hymni i Flamurit
Kfz-Kennzeichen AL
Internet-TLD .al
Vorwahl +355
Karte Europas, Albanien hervorgehoben
Karte Albaniens

Die Republik Albanien ist ein Staat in Südosteuropa. Sie grenzt im Norden an Montenegro, im Nordosten an Kosovo, im Osten an Mazedonien und im Süden anGriechenland. Die natürliche Westgrenze wird durch die Küsten der Adria und des Ionischen Meeres gebildet, wodurch das Land zu den Anrainerstaaten des Mittelmeers zählt. Die Albaner nennen ihr Land Shqipëria. Nationalfeiertage sind am 28. und 29. November (Unabhängigkeitstag und Tag der Befreiung 1944).

Geographie

Mit seiner Fläche von 28.750 Quadratkilometern ist Albanien etwas größer als das deutsche Bundesland Hessen und es hat mit rund 3,5 Millionen Einwohnern etwas weniger Bevölkerung als Sachsen.

Albanien hat an der Adria und am Ionischen Meer 362 Kilometer Küstenlinie Im Süden (Straße von Otranto) ist die albanische Küste weniger als 100 Kilometer von Italien entfernt.

Mehr als zwei Drittel des albanischen Staatsgebiets werden von Bergland und zum Teil von Hochgebirgsregionen eingenommen. Vom Shkodrasee im Norden bis nach Vlora im Süden erstreckt sich eine zum Teil nur wenige Kilometer breite Schwemmlandebene entlang der Küsten. Teile davon sind Sumpfgebiet. Da nur die Täler, das Hügelland und Teile der Küstenebene für die menschliche Besiedlung geeignet sind, ist in diesen Regionen die Bevökerungsdichte sehr hoch, während andere Teile des Landes fast unbewohnt sind.

Alle bedeutenden Flüsse Albaniens münden in die Adria. Der Weiße Drin entspringt aus dem Ohridsee fließt nordwärts durch Mazedonien und tritt nördlich von Debar (Dibra) auf albanisches Gebiet über. Bei der nordalbanischen Stadt Kukës vereinigt er sich mit dem aus Kosovo kommenden Schwarzen Drin. Der Drin fließt dann in westlicher Richtung durch mehrere große Stauseen und mündet nach einem Lauf von 282 Kilometern bei Lezha in die Adria. Die anderen größeren albanischen Flüsse Mat, Shkumbin und Vjosa (in ihrer Nennung von Nord nach Süd) fließen mehr oder weniger direkt in westlicher Richtung der Adria zu.

Verkehr

Die Verkehrsgeographie Albaniens ist vor allem durch das Relief das Landes bestimmt. Die Straßen folgen im Wesentlichen den Flusstälern, haben aber an verschiedenen Stellen auch hohe Pässe zu überwinden. Die überragende Bedeutung der Hauptstadt spiegelt sich auch im Staßennetz wieder. Die allermeisten Fernstraßen führen nach Tirana.

Die ersten modernen Straßen wurden 1939-1942 von den italienischen Besatzern gebaut. Dazu gehört zum Beispiel die Strecke Tirana - Elbasan. Unter der kommunistischen Herrschaft ist das Verkehrsnetz nur unzureichend entwickelt worden. Allerdings wurde auch der Bedarf künstlich niedrig gehalten, denn Kraftfahrzeuge in Privatbesitz waren bis 1990 nicht gestattet und die schwache Ökonomie des Landes benötigte ebenfalls nur relativ geringe Transportkapazitäten. Die Straßenverhältnisse sind im Allgemeinen noch schlecht, aber mit Mitteln des Balkan-Stabilitätspakts konnten einige wichtige Fernstraßen saniert werden. Dazu gehört die wichtige mittelalbanische Route durch das Shkumbintal, die Elbasan mit Pogradec, Korça und Mazedonien verbindet. Auch die Strecke von Korça zur griechischen Grenze wurde ausgebaut. Die erste Autobahn (Tirana - Durrës) wurde erst im Jahr 2000 fertiggestellt. Ein Abzweig von dieser Schnellstraße verbindet neuerdings auch das nördlicher gelegene Laç mit der Hauptstadt.

Alle albanischen Eisenbahnlinien wurden nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut. In Betrieb sind heute die Linien Durrës - Tirana - Pogradec, Durrës - Shkodra und Durrës - Vlora. Nur für den Güterverkehr funktioniert derzeit die Bahn von Shkodra in das benachbarte Montenegro.

Der wichtigste albanische Hafen befindet sich an der Adria in Durrës, weitere in Shëngjin und Vlora. Von Durrës oder Vlora bestehen regelmäßige Fährverbindungen nach Brindisi, Bari, Ancona und Triest in Italien sowie nach Igoumenitsa und Patras in Griechenland. Vom südalbanischen Saranda ist Korfu mit der Fähre zu erreichen

Der einzige Flughafen Albaniens Tirana-Rinas liegt etwa 20 Kilometer vor der Hauptstadt. Es werden die deutschen Flughäfen Frankfurt, München und Berlin angeflogen (über Rom, Budapest oder Wien).

Bevölkerung

Albanien ist ethnisch der bei weitem homogenste Staat auf dem Balkan. Über 95 Prozent der Bevölkerung sind Albaner. Im Süden des Landes gibt es eine größere griechische Minderheit, kleinere Gruppen sind Mazedonier und Vlachen (Aromunen).

Die Albaner gliedern sich in die zwei großen Gruppen Gegen und Tosken, die sich nicht nur sprachlich sondern auch kulturell unterscheiden. Während die Tosken in der Südhälfte des Landes viel stärker von der orientalisch-städtischen Kultur des Osmanischen Reiches beeinflusst wurden, dominierte im gegischen Norden bis ins zwanzigste Jahrhundert hinein eine archaische Stammeskultur das Leben der Menschen. (Eine Ausnahme bildet die wichtige nordalbanische Stadt Shkodra, die bis ins 15. Jahrhundert hinein längere Zeit venezianisch beherrscht war; hier prägten der Katholizismus und die Verbindungen nach Italien auch später noch die Mentalität der Bewohner.) Wenn auch in kommunistischer Zeit ein Urbanisierungs- und Industrialisierungsprozess einsetzte, so wohnte doch die große Mehrheit der Albaner vor 1990 noch auf dem Land. Das prägt die Mentalität vieler Menschen bis heute auch in den Städten, denn wenn sie nicht erst selbst in die Stadt gezogen sind, so waren es ihre Eltern und in jedem Fall haben sie nahe Verwandte, die noch immer von der Kleinlandwirtschaft leben. Ein traditionelles Bürgertum ist in Albanien immer sehr rar gewesen. Moderne bürgerliche Kultur gab es Anfang des 20. Jahrhunderts nur in Shkodra, Korça und Gjirokastra. (In den zwanzigern Jahren kam Tirana wegen seiner Hauptstadtfunktion dazu). Die Kommunisten lehnten das bürgerliche Selbstbewusstsein dieser Städte naturgemäß ab und zerstörten die bürgerlichen Kulturleistungen nach 1945 weitgehend.

Die Zeit nach der Wende von 1990 brachte große demographische Verschiebungen. Zum einen emigrierten Hunderttausende Albaner legal oder illegal nach Italien, Griechenland, in andere Staaten der EU und nach Nordamerika, zum anderen verzeichneten die Hauptstadt Tirana und die Hafenstadt Durrës enormen Zuwachs aus der Binnenwanderung. (Tirana von 1990 250.000 Einwohnern auf heute weit über 600.000). Das Land und auch nicht wenige Kleinstädte veröden dagegen regelrecht. In den nächsten Jahren werden hunderte Dörfer wüst werden. Hatten die Albaner vor 1990 die höchste Geburtenrate Europas (Verhütungsmittel waren verboten), so ist sie jetzt auf den europäischen Durchschnitt von etwas weniger als zwei Kindern pro Frau gesunken. Das und die anhaltende Abwanderung bewirkt eine rapide Alterung der albanischen Bevölkerung, die aber angesichts der stark vertretenen Generation der 15-30jährigen noch nicht so zu spüren ist.

Heute bekennt sich die Mehrheit der Albaner zu keiner Religion. Das hat damit zu tun, dass die Kommunisten Albanien 1968 zum atheistischen Staat erklärt hatten und jegliche Religionsausübung bis 1990 verboten war. Vor dem Religionsverbot bekannten sich etwa 70 Prozent der Bevölkerung zum sunnitischen Islam, wobei ein nicht geringer Teil der Muslime Bektashi waren. 20 Prozent waren orthodoxe Christen, darunter praktisch alle Angehörigen der ethnischen Minderheiten. Etwa zehn Prozent gehörten der römisch-katholischen Kirche an. Orthodoxe Albaner lebten im Süden, katholische im Norden, der Islam war überall verbreitet.

Lässt man die Bekenntnislosen außer acht, haben sich die Verhältnisse zu Gunsten der Christen und besonders der westlichen Kirchen verschoben. Einerseits haben gerade unter den Katholiken relativ viele auch in der Zeit der kommunistischen Verfolgung an ihrem Glauben festgehalten, so dass es der katholischen Kirche nach 1990 mit italienischer Hilfe leichter fiel, sich zu reorganisieren, andererseits wählten viele bewusst oder unbewusst das Christentum, weil es kulturell mit dem Westen verbunden ist. So hat nicht nur die katholische Kirche Zuwachs, sondern auch die im Land aktiven protestantischen Kirchen und Sekten verzeichnen zahlreiche Eintritte. Weniger dynamisch war die Entwicklung des Islam. Zwar kam viel Unterstützung aus Arabien und es wurden zahllose Moscheen errichtet. Die strenge wahabitische Ausrichtung der arabischen Helfer stieß bei den Albanern aber auf wenig Resonanz. Gleiches gilt für die Missionsversuche schiitischer Mullahs aus dem Iran. Wie schon in den Zeiten vor dem Religionsverbot ist die gegenseitige Akzeptanz und Toleranz unter den Anhängern der alteingesessenen Religionen sehr hoch. (Selbst Ehen zwischen Christen und Muslimen sind für beide Seiten kein Problem und in Albanien an der Tagesordnung). Gewisse fundamentalistische Tendenzen lassen sich allenfalls bei den protestantischen Sekten feststellen.

Die ethnischen Minderheiten und ihre Siedlungsgebiete

Die Griechen leben in und um die Stadt Saranda herum. Zu dieser Minderheit gehören heute trotz einer großen Emigrationsbewegung nach Griechenland mehr als 100.000 Menschen. Die Griechen waren schon zu kommunistischen Zeiten als ethnische Gruppe offiziell anerkannt und sie haben im heutigen Albanien keinerlei Nachteile zu erleiden. Sie haben eigene Schulen und auch mit den Lokalbehörden kann Griechisch kommuniziert werden. So ist denn ihre Abwanderung vor allem durch die schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse motiviert. Seit den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ist zu beobachten, dass sich immer mehr Menschen im Süden Albaniens zum Griechentum bekannten und sogar ihren muslimischen Namen gegen einen christlichen tauschten. Das hat damit zu tun, dass ethnische Griechen bedeutend leichter ein Einreisevisum für das EU-Nachbarand bekommen. Traditionell war schon immer ein Großteil der südalbanischen Kreise Saranda und Delvina zweisprachig.

Die albanischen Mazedonier siedeln kompakt in der Gemeinde Liqenas am Prespasee, welcher teilweise auch zu Mazedonien und Griechenland gehört. Die etwas über 4.000 Einwohner der Gemeinde sind fast alle Slawen. Sie haben eigene Schulen. Unter anderem besteht im Hauptort der Gemeinde das einzige mazedonischsprachige Gymnasium Albaniens. In der nahe gelegenen Kreisstadt Korça leben über 1.000 Mazedonier, die alle ursprünglich aus Liqenas stammen. Kleinere slawische Gruppen gibt es in der Umgebung von Korça, bei Pogradec, in der mittelalbanischen Stadt Elbasan, in Tirana sowie in einigen Dörfern zwischen Peshkopia und Maqellare nahe dem Dreiländereck mit Kosovo und Mazedonien. Insgesamt wird die Zahl der Mazedonier in Albanien 20.000 nicht überschreiten.

Die Vlachen oder Aromunen leben vorwiegend in Korça (wo sie eine eigene große orthodoxe Kirche haben) und dem nahe gelegenen Voskopoja. Sie finden sich in kleineren Gruppen über ganz Südalbanien verstreut. Ein Teil von ihnen lebt auch in Tirana und Elbasan. Über ihre Gesamtzahl liegen keine sicheren Angaben vor.

Politik

Der albanische Staat ist eine parlamentarische Republik. Gesetzgeber ist der Volkskonvent (Kuvendi popullor), dessen Abgeordnete alle vier Jahre gewählt werden. Das Wahlrecht für das albanische Parlament weist dabei große Ähnlichkeiten mit dem deutschen Wahlrecht für den Bundestag auf. Es werden 100 Wahlkreismandate per Mehrheitswahl vergeben, die restlichen 40 Mandate entfallen nach dem Proporz auf von den Parteien aufgestellte Listen. Staatsoberhaupt Albaniens ist der vom Parlament auf fünf Jahre gewählte Präsident (zur Zeit: Alfred Moisiu). Die dem Parlament verantwortliche Regierung wird vom Ministerpräsidenten geführt. Dieser ernennt die Minister, die vom Präsidenten bestätigt werden müssen. Sodann hat sich die Regierung der Vertrauensabstimmung im Parlament zu stellen. Albanien hat vor einigen Jahren ein Verfassungsgericht nach deutschem Muster eingerichtet, das sich in den politischen Krisen der jüngsten Zeit als stabilisierender Faktor erwiesen hat. Die derzeit gültige Verfassung wurde am 28. November 1998 durch eine Volksabstimmung angenommen.

Wirtschaft

Kultur

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Albaniens

    • vom 15. Jahrhundert an ist Albanien fast 500 Jahre unter osmanischer Herrschaft.
    • 1912 Unabhängigkeit nach dem Ersten Balkankrieg
    • 1914 Verlust der Unabhängigkeit. Bis 1918 ist Albanien von den kriegführenden Mächten besetzt.
    • 1919-1924 Nachkriegswirren. Unter Fan Noli gescheiterter Versuch zur Errichtung einer demokratischen Republik
    • 1925-1939 autoritäre Herrschaft des Ahmed Zogu, der sich 1928 zum König proklamiert. Zunehmende Abhängigkeit vom faschistischen Italien
    • 1939 italienische Okkupation
    • 1939-1944 Partisanenkrieg gegen die italienischen und später deutschen Besatzer
    • 1944 Befreiung von der faschistischen Fremdherrschaft und Errichtung der kommunistischen Diktatur unter Enver Hoxha
    • 1944-1948 Bündnis mit dem Jugoslawien Titos
    • 1948 Bruch mit Jugoslawien, Anlehnung an die Sowjetunion
    • 1949 Gründungsmitglied des RGW
    • 1955 Mitglied im Warschauer Pakt
    • 1967 Totales Religionsverbot. Albanien wird der erste "atheistische Staat".
    • 1968 Austritt aus dem RGW und dem Warschauer Pakt. Albanien bleibt auf stalinistischem Kurs. Einige Jahre besteht ein Bündnis mit China, zunehmende Selbstisolation des Landes.
    • 1990 Sturz des kommunistischen Regimes. Massenauswanderung der Albaner beginnt. Der Transformationsprozess läuft schleppend und ohne große Erfolge.
    • 1996/97 Unruhen und Zusammenbruch der staatlichen Strukturen.
    • 1997 Friedensmission der OSZE
    • 1999 Aufnahme zehntausender Flüchtlinge aus dem Kosovo


Siehe auch:


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