Schlacht von Gettysburg

Schlacht des Sezessionskriegs
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Schlachtszene bei Gettysburg, zeitgenössischer kolorierter Stahlstich
Schlacht von Gettysburg
Konflikt Amerikanischer Bürgerkrieg
Datum 1. - 3. Juli 1863
Ort Adams County, Pennsylvania, USA
Ergebnis Sieg der Union
Kontrahenten
Datei:US Old Glory.png
USA
Datei:Csnjack.png
CSA
Kommandeure
George G. Meade
Robert E. Lee
Truppenstärken
83,289
75.054
Verluste
23.049

gefallen: 3.155
verwundet: 14.529
vermisst/gefangen: 5.365

28.000

gefallen: 3.500
verwundet: 18.000
vermisst/gefangen: 6.500

Gettysburg Feldzug
Brandy Station - Winchester II - Aldie - Middleburg - Upperville - Gettysburg - Williamsport - Boonsboro - Manassas Gap

Die Schlacht von Gettysburg fand vom 1. - 3. Juli 1863 bei der Kleinstadt Gettysburg in Pennsylvania, nur wenige Meilen nördlich der Grenze zu Maryland statt. Sie war mit 51.000 Kampfunfähigen, davon 7.000 Toten, eine der blutigsten Schlachten auf dem amerikanischen Kontinent überhaupt und gilt als entscheidender Wendepunkt des Amerikanischen Bürgerkrieges. Mit der Niederlage der Nord-Virginia-Armee unter General Robert E. Lee endete die letzte Offensive der Südstaaten auf dem Territorium der Nordstaaten. Die Initiative ging nun endgültig auf die Nordstaaten über.

Verlauf der Schlacht

Vor der Schlacht

Nach dem Sieg bei Chancellorsville entschloss sich General Lee nach Pennsylvania einzufallen, die Potomac-Armee durch die Bedrohung von Washington (D.C.) nach Norden zu locken und sie dort auf ihrem eigenen Territorium erneut zu schlagen. Lees ca. 75.000 Mann starke Armee war in einem großen Bogen auf beiden Seiten des South Mountain disloziert, in dessen Schutz er in den Norden einmarschiert war. Das I. Korps unter James Longstreet hatte den Raum Chambersburg, das II. unter Richard S. Ewell den Raum südlich Carlisle und das III. unter Ambrose P. Hill den Raum Cashtown erreicht. Die Kavalleriedivision Generalmajor J.E.B. Stuarts befand sich ostwärts der Potomac-Armee, so dass Lee zu diesem Zeitpunkt keine exakten Informationen über die Bewegungen der gegnerischen Armee hatte.

Am 28. Juni wurde Generalmajor George Gordon Meade zum Oberbefehlshaber der Potomac-Armee ernannt. Er beabsichtigte, die Nord-Virginia-Armee noch vor der Überquerung des Susquehannah Rivers zu stellen und General Lee zu einem Angriff auf seine Armee zu verleiten, für die er Verteidigungsstellungen entlang des Baches Pine Creek im Norden von Maryland erkundet hatte. Da jedoch Lee seine Absicht, den Susquehannah River zu überqueren, aufgegeben hatte, verlegte Meade ein Korps in den Raum Gettysburg.

Am 30. Juni hatte sich J. Johnston Pettigrews Brigade aus Generalmajor Henry Heths Division auf der Suche nach Verpflegung und Schuhen Gettysburg genähert. In der Stadt befand sich jedoch bereits Kavallerie der Union. Diese konnte die Stadt halten, weil Pettigrew das Gefecht nicht annahm und nach Westen auswich.

Generalleutnant Hill befahl Heth für den nächsten Tag, eine gewaltsame Aufklärung gegen Gettysburg durchzuführen, weil er annahm, dass es sich bei den Kräften dort nur um pennsylvanische Miliz handele. Damit verstieß er auch nicht gegen Lees Anweisung, sich bis zur Versammlung der Nord-Virginia-Armee auf keine größeren Gefechte einzulassen.

Erster Tag

Gegen 07:30 Uhr erreichten die Brigaden der Brigadegenerale James Archer und Joseph R. Davis – ein Neffe des Präsidenten der Konföderierten Staaten – die der Stadt im Nordwesten vorgelagerten Höhenrippen. Da Heth nur wenig Widerstand erwartete, entfaltete er die beiden Brigaden auf beiden Seiten des Chambersburg Pikes und marschierte auf die Stadt zu. Brigadegeneral John F. Buford war jedoch in der Nacht nicht untätig geblieben und verteidigte mit den abgesessenen Reitern – bewaffnet mit Sharp-Karabinern - seiner beiden Brigaden und einer berittenen Artilleriebatterie entlang der McPherson Ridge. Es gelang ihm, die überlegenen Südstaatler für mehr als zwei Stunden aufzuhalten, bevor er nach Gettysburg ausweichen musste.

 
Kampfhandlungen am 1. Tag.
rot: konföderierte Truppen
blau: Unionstruppen

In diesen Minuten erschienen die ersten beiden Brigaden der 1. Division des I. Korps der Potomac-Armee und lösten die Reiter Bufords ab. Der Kommandierende General – Generalmajor John F. Reynolds – wies zu Pferde die Brigadekommandeure in die Stellungen ein und wurde dabei tödlich verwundet. Zuvor hatte er noch die Kommandierenden Generale der folgenden Korps, des XI. und III., gebeten, die Stadt mit ihren Truppen beschleunigt zu erreichen.

Der 1. Division des I. Korps, dessen Führung inzwischen Generalmajor Abner Doubleday übernommen hatte, gelang es, die Konföderierten unter beiderseitigen großen Verlusten bis gegen 14:30 Uhr aufzuhalten. In der Zwischenzeit hatten die ersten Brigaden des XI. Korps unter Generalmajor Oliver O. Howard Gettysburg erreicht und Stellungen rechts vom I. Korps nach Nordwesten und Norden bezogen.

Zu dieser Zeit hatte Heth seine beiden anderen Brigaden in das Gefecht eingeführt. Dabei war auch 26. North Carolina Regiment, mit 900 Mann das Stärkste der Nord-Virginia-Armee, das am Ende des 1. Tages 212 Mann und am Ende der Schlacht noch 60 Köpfe zählte.

Generalleutnant Hill hatte jetzt auch Generalmajor William D. Penders Division in das Gefecht eingeführt, so dass das I. Korps über den Seminary Ridge auf die Stadt ausweichen musste. Noch bevor dieser Angriff begann, hatten die Divisionen der Generalmajore Robert E. Rodes und Jubal Early des II. Korps unter Generalleutnant Ewell aus Norden kommend die noch in Stellung gehenden Regimenter des I. und XI. bei Barlow’s Knob angegriffen.

Als die Stellungen der Union schließlich im Norden und Westen der Stadt zusammenbrachen, befahl Generalmajor Howard, den Rückzug auf den Cemetery Hill südlich der Stadt. Dort hatte er bereits beim Erreichen von Gettysburg der Division Generalmajor Adolph von Steinwehrs befohlen, diese Höhe auf jeden Fall zu halten. Dadurch konnte der Rückzug, der teilweise in wilde Flucht ausgeartet war, aufgehalten und die Truppenteile reorganisiert werden.

Gegen 14:30 Uhr hatte Lee das Schlachtfeld erreicht und das defensive Potential der Höhen südlich der Stadt für die Union erkannt. Er forderte deshalb A.P. Hill auf, den bisher erfolgreichen Angriff fortzusetzen und befahl Ewell, Cemetery Hill und Culp’s Hill zu nehmen, wenn das durchführbar sei - „if practicable“. Hill konnte seinen Angriff jedoch nicht fortsetzen, da seine Truppen schwere Verluste erlitten hatten und kaum noch über Munition verfügten. Seine dritte Division würde erst gegen Abend den Raum westlich Gettysburg erreichen.

Ewell hatte bis dato immer unter dem nach der Schlacht von Chancellorsville an den Folgen einer Verletzung verstorbenen Generalleutnant Jackson gedient, und war mit Lees Befehlsgebung nicht vertraut. Er zögerte deshalb den Angriff hinaus, verwirrt durch die Anweisung „if practicable“, und vergab dadurch die Möglichkeit, die Potomac-Armee entscheidend zu schlagen.

An diesem 01. Juli hatten sich 25.000 konföderierte und 18.000 Soldaten der Union gegenüber gestanden. Lee hatte einen ersten großen Erfolg erzielt. Am Nachmittag traf sich Lee auch noch mit dem Kommandierenden General seines I. Korps – Generalleutnant Longstreet, dessen erste Division erst am Vormittag des nächsten Tages nach ca. 28 km Marsch im Raum Gettysburg eintreffen würde. Trotz anderer Vorschläge Longstreets entschied sich Lee, die Schlacht am nächsten Tag auf den Flügeln wieder aufzunehmen.

Zweiter Tag

Während der Nacht und am Morgen des 2. Juli erreichten die meisten der Infanteriedivisionen beider Armeen das Schlachtfeld, einzig Longstreets 3. Division unter Generalmajor George Pickett würde erst am späten Nachmittag eintreffen.

Generalmajor Meade verteidigte mit dem XII. Korps auf Culp’s Hill, links davon mit den Resten des I. und XI. Korps auf Cemetery Hill, weiter nach Süden mit dem II. Korps entlang der Cemetery Ridge und anschließend daran mit dem III. Korps unter Generalmajor Daniel Sickles bis zum Little Round Top.

Lees Operationsplan für diesen Tag sah Angriffe auf beiden Flügeln der Potomac-Armee vor. Longstreet sollte mit drei Divisionen, davon Andersons Division aus Hills III. Korps, zeitlich gestaffelt den linken Flügel rittlings der Emmitsburg Road nach Nordosten angreifen, während Ewell mit zwei Divisionen den rechten Flügel beschäftigen sollte und nur dann zum Angriff übergehen sollte, wenn sich eine „favorable opportunity“ ergab. Dieser Plan litt wegen der fortdauernden Abwesenheit von Stuarts Kavalleriekorps an genauen Aufklärungsergebnissen, so dass Longstreets linke Division unter Generalmajor Lafayette McLaws nicht die linke Flanke der Union sondern frontal gegen Sickles III. Korps angreifen musste.

 
Kampfhandlungen am 2. Tag.
rot: konföderierte Truppen
blau: Unionstruppen

Dieser hatte eigenmächtig Stellungen westlich der Cemetery Ridge bezogen, weil das Gelände dort etwas überhöht war. Er wollte vermeiden, nochmals wie in der Schlacht bei Chancellorsville, als er das überhöhte Gelände, den „high Ground“, ‚Hazel Grove’ aufgeben musste, einem tödlichem Artilleriefeuer ausgesetzt zu sein. Durch diesen Vormarsch überdehnte er jedoch die Stellungen seiner beiden Divisionen. Als Meade ihn am Nachmittag mit den Worten “General Sickles, this is in some respects higher ground than that of the rear, but there is still higher in front of you, and if you keep on advancing you will find constantly higher ground all the way to the mountains!"(*) zur Rede stellte, war es jedoch für eine erneute Änderung der Stellungen zu spät. Meade befahl seinem Pionierführer, Brigadegeneral Gouverneur Kemble Warren, geeignete Stellungen hinter Sickles Korps zu erkunden. Warren erkannte die Möglichkeiten, die die beiden Round Tops bieten würden, und empfahl dem Kommandierenden General des V. Korps Generalmajor Sykes, sofort Truppen dorthin zu schicken, um eine Katastrophe für die gesamte Potomac-Armee abzuwenden. Sykes reagierte sofort und befahl seine 1. Division zu den Tops.

(*)"General Sickles, dieses ist in gewisser Weise höheres Gelände als das hinter Ihnen, aber es gibt noch höheres Gelände vor Ihnen, und wenn Sie weiter vorgehen, werden Sie immer wieder höheres Gelände bis hinzu den Bergen finden!"

Angriffe auf dem linken Flügel der Potomac-Armee

Longstreet sollte so früh wie möglich angreifen; der Angriffszeitpunkt verzögerte sich jedoch, weil er auf das Eintreffen einer seiner Brigaden warten musste und während der Annäherung eine Beobachtungsstation auf dem Little Round Top erkannt wurde. Um unerkannt zu bleiben, mussten die Truppen zurück. Als Generalmajor John B. Hood gegen 16:00 Uhr die Stellungen Sickles’ erkannte, wollte er den Operationsplan ändern und ostwärts der Round Tops nach Norden angreifen, was Longstreet allerdings ablehnte. Schließlich griff Hood eigenmächtig gegen 16:30 Uhr die beiden Tops und Devil’s Den an.

Schnell erreichte das 15. Alabama Regiment die Höhe des Big Round Top und begann sofort mit der Annäherung an den Little Round Top, als es unter mörderisches Feuer geriet. Nur 10 Minuten vorher war das 20. Maine Regiment auf dem Hügel eingetroffen. Der Kommandeur des 15. Alabama, Oberst William C. Oates, erkannte die Bedeutung des Little Round Tops und versuchte wiederholt, die Stellung des 20. Maine unter Oberst Joshua L. Chamberlain rechts zu umgehen, was aber nicht gelang. Als dem 20. Maine schließlich die Munition ausging, befahl Chamberlain einen Bajonettangriff, der das 15. Alabama Regiment auf seine Ausgangsstellungen zurückwarf. Der Film "Gettysburg" zeigt detailliert den Kampf des 15. Alabama gegen das 20. Maine. Nach und nach trafen weitere Verbände der 1. Division ein und die Lage an den Tops konnte stabilisiert werden. Der Angriff Hoods bei Devil’s Den war verlustreich, aber erfolgreich, konnte aber auch nicht weiter auf die Tops vorangetrieben werden.

 
Westhang des Little Round Tops, Fotografie von Timothy H. O'Sullivan, 1863

Gegen 17:00 Uhr, nachdem Hoods Brigaden Devil’s Den genommen hatten, griff McLaws Division das III. Korps, das inzwischen durch Brigaden des V. Korps verstärkt worden war, beim Wheatfield und am Peach Orchard an. Gegen 17:30 Uhr wurden die Unionsverbände aus dem Wheatfield nach Osten gedrängt und gleichzeitig gelang den Konföderierten ein Einbruch am Peach Orchard. Die Truppen des III. und V. Korps waren in Auflösung und flohen nach starken Verlusten in Richtung der nördlich der Tops liegenden Cemetery Ridge, des wegen des ‚High Grounds’ am Peach Orchard am Mittag von Sickles aufgegebenen Gebietes.

Gegen 18:00 Uhr erreichte eine von Meade befohlene Verstärkung aus dem II. Korps, Brigadegeneral John C. Caldwells Division, den Kampfraum, und es gelang, den Angriff der Konföderierten kurzfristig zu stoppen. Gegen 19:30 Uhr griffen die Konföderierten erneut durch das Wheatfield an, wurden aber erneut durch einen Gegenangriff am nördlichen Ende des Little Round Tops abgewehrt.

Gegen 18:00 Uhr begann auch Andersons konföderierte Division aus A.P. Hills Korps den Angriff nördlich Peach Orchard, wodurch die rechte Flanke von Sickles Korps angegriffen wurde. Die beiden dort eingesetzten Brigaden mussten ausweichen. Diese Ausweichbewegung war der Auslöser für den Zusammenbruch der Front des III. Korps. Die am linken Flügel von Andersons Angriff eingesetzten Brigaden fanden sehr schnell die Lücke, die sich durch den Zusammenbruch des III. Korps aufgetan hatte und drängten auf Cemetery Ridge. Für einige Zeit waren dort General Meade und sein Stab die einzigen Verteidiger der Union. Ob die Südstaatler die Kuppe des Cemetery Ridge erreicht hatten, ist historisch umstritten – vieles spricht jedoch dafür. Brigadegeneral Ambrose Wright konnte ihn jedoch nicht halten, da er keine Verstärkungen erhielt. Die links von ihm eingesetzten Brigaden gingen nur zögernd vor bzw. blieben stehen. Sogar den ausdrücklichen Befehl Andersons, weiter vorzugehen, ignorierte der Brigadekommandeur. Schließlich musste Wright wieder auf die Emmitsburg Road ausweichen. Der Kampf fand bei Einbruch der Dunkelheit auf ganzer Breite ein Ende.

Angriffe auf dem rechten Flügel der Potomac-Armee

Am Morgen des 2. Juli hatten eine Division des I. und zwei Divisionen des XII. Korps der Union begonnen, Culp’s Hill mit Stellungen zu befestigen. Gegen 16:00 Uhr gleichzeitig mit Longstreets Angriff begann Ewell die befohlene Demonstration, zunächst ausschließlich mit Artillerie. Generalmajor Meade ließ sich durch die Aktionen Ewells jedoch nicht beeindrucken. Er befahl dem Kommandierenden General des XII. Korps, Generalmajor Henry W. Slocum, sein Korps zur Unterstützung der wankenden Front am linken Flügel der Armee bereitzustellen. Daraufhin zog Slocum alle Kräfte, bis auf die Brigade Brigadegeneral George S. Greenes ab.

 
Verteidigungsstellungen am Culp's Hill, 2. Juli, nachmittags

Gegen 19:00 Uhr, schon in der Dämmerung, befahl Ewell den Angriff auf beide Hügel. Culp’s Hill wurde von drei Brigaden der Division Generalmajor Edward „Allegheny“ Johnsons aus Osten angegriffen, Cemetery Hill durch die Division Earlys. Die Schwierigkeiten für die Angreifer lagen in der schnell hereinbrechenden Dunkelheit, dem ansteigenden Gelände und den ausgebauten Stellungen, auf die sie am Culp’s Hill trafen.

Die Angriffe der beiden im Norden angreifenden Brigaden aus Johnson Division wurden abgewehrt. Der Brigade des Brigadegenerals George H. Steuart im Süden gelang es, die Stellungen der Unionstruppen südlich zu umgehen. Hier verteidigte, ähnlich wie das 20. Maine Regiment am anderen Ende der Potomac-Armee, das 137. New York Regiment unter Oberst David Ireland am äußersten rechten Ende der Armee. Es gelang ihm unter großen Verlusten, die rechte Flanke der Armee mit nur geringen Geländeverlusten zu halten.

Da die Truppen nicht gewohnt waren, in der Dunkelheit zu kämpfen, kam es zu verlustreichen Zwischenfällen: Das 1. North Carolina Regiment feuerte auf das 1. konföderierte Maryland Regiment. Als die Reste des XII. Korps in ihre Stellungen zurückkehrten, fanden sie diese von Konföderierten besetzt. Um diesem Durcheinander ein Ende zu bereiten und um weitere Verluste zu vermeiden, beendeten die Divisionskommandeure auf beiden Seiten gegen 23:00 Uhr das Gefecht, um bei Tagesanbruch aus den erreichten Positionen weiter zu kämpfen.

Am Cemetery Hill gelang es Earlys Brigaden, bis auf die Höhe vorzustoßen und mehrere Geschütze zu erbeuten. Zwei neu herangeführte Unionsregimenter beendeten das Handgemenge der Infanterie mit den Geschützbedienungen. Dabei erkannte der konföderierte Brigadekommandeur, Brigadegeneral Harry T. Hays, dass es nicht mehr möglich war, Freund und Feind zu unterscheiden. Als er dann auch noch von einer Brigade des II. Korps angegriffen wurde, befahl er den Rückzug an den Fuß des Hügels. An dem Angriff auf Cemetery Hill sollte auch Rodes Division teilnehmen. Sie hatte jedoch ihre Ausgangsstellungen erst nach Einbruch der Dunkelheit erreicht. Nach dem Ende der Kampfhandlungen war auch der Cemetery Hill wieder in der Hand der Potomac-Armee.

Die Südstaatler hatten am Culp’s Hill eine große Gelegenheit verpasst – die Hauptverbindungslinie der Potomac-Armee verlief auf dem Baltimore Pike, nur 600 m von den Stellungen des 137. New York Regiments entfernt.

Am Nachmittag des 2. Juli war auch Stuarts Kavallerie im Raum Gettysburg eingetroffen, konnte jedoch nicht in das Geschehen eingreifen. Da durch diese Bewegung auch die restliche Kavallerie der Potomac-Armee im Raum Gettysburg erschien, musste Johnson eine Brigade gegen diese abstellen.

Generalmajor Meade entschied sich nach einer Besprechung mit seinem Stab und den Kommandierenden Generalen, wegen der Verluste seiner Armee auch am nächsten Tag die Angriffe Lees abzuwarten. Am Ende der Besprechung warnte er Brigadegeneral John Gibbon, inzwischen Kommandierender General des II. Korps der Union, dass, wenn Lee morgen angreifen sollte, er das vor seinem Korps machen würde. Ihm wurde daraufhin Unterstützung durch das V. und VI. Korps zugesagt. Dem XII. Korps erlaubte Meade einen Angriff, um die verlorenen Stellungen am Fuß Culp's Hills zurück zu erobern.

Lee dagegen war missgelaunt, weil seine Aufträge und Pläne nur ungenügend ausgeführt worden seien. Longstreet schlug erneut eine strategische Umgehung der linken Flanke der Potomac-Armee vor, aber Lee entschied, am nächsten Tag erneut beide Flanken anzugreifen, während Stuart links und im Rücken Ewells operieren sollte.

Die Verluste für den 2. Tag sind schwierig einzuschätzen, weil beide Armeen erst nach der Schlacht einheitsweise ihren Stärken feststellten. Man schätzt, dass die Nord-Virginia-Armee ca. 6.000 Mann Verluste hatte, was für die am Angriff beteiligten Divisionen Longstreets Verluste in Höhe von 30 – 40% bedeutete. Die Potomac-Armee hatte ca. 9.000 Mann Verluste.

Dritter Tag

Am frühen Morgen des 3. Juli erkannte Lee, dass sein Plan nicht durchführbar war – Longstreet war noch nicht genügend für den Angriff vorbereitet und Ewell war bereits in heftige Kämpfe am Culp’s Hill verwickelt. Lees Aufforderung an Ewell, das Gefecht nicht anzunehmen, kam zu spät.

In der Dämmerung hatten die Batterien des XII. Korps begonnen, die Stellungen Steuarts für 30 Minuten zu beschießen. Dem anschließend geplanten Angriff kamen die Südstaatler jedoch zuvor. Insgesamt griffen die Soldaten Johnsons dreimal an, wurden aber jedes Mal abgewehrt. Die Kämpfe waren gegen 12:00 Uhr mit einem Angriff zweier Unionsregimenter beendet, der wegen Missinterpretation des Angriffbefehls frontal durchgeführt wurde. Der Kommandeur des 2. Massachusetts Regiments ließ sich den Befehl sogar wiederholen, und sagte dann: „Well, it is murder, but it's the order.“

Während der blutigen zweitägigen Kämpfe am Culp’s Hill verloren die Union ca. 1.000 Mann und die Konföderierten 2.800 Mann – 1/5 bzw. 1/3 der Mannschaftsstärke.

Ermutigt durch die Tatsache, dass seinen Truppen gestern beinahe der Durchbruch rechts des Zentrums der Potomac-Armee gelungen war, entschied Lee sich in Abänderung des gestrigen Plans für einen Angriff auf die Mitte des Gegners.

Picketts Charge

Um 13:00 Uhr begannen 170 konföderierte Geschütze ein zweistündiges Trommelfeuer mit Schwerpunkt auf die Artilleriestellungen in der Mitte des Cemetery Hill. Zunächst erwiderten 80 Geschütze der Potomac-Armee das Feuer, aber bald befahl der Kommandeur der Artillerie, Brigadegeneral Henry H. Hunt das Feuer einzustellen, um für den zu erwartenden Angriff der Infanterie noch genügend Munition vorrätig zu haben. Obwohl das Feuer der Konföderierten wegen der schlechten Sichtverhältnisse meist zu hoch lag, waren die Verluste auf beiden Seiten erheblich.

 
Kampfhandlungen am 3. Tag.
rot: konföderierte Truppen
blau: Unionstruppen

Gegen 15:00 Uhr hatte sich die Artillerie nahezu verschossen und der Angriff begann. Am Angriff nahmen unter Longstreets Führung Picketts Division aus seinem Korps und Isaac R. Trimbles, ehem. Penders, und Pettigrews, ehem. Heths, Divisionen aus dem Korps A.P.Hills teil. Die Gesamtstärke der eingesetzten Truppen betrug ca. 12.000 Mann. Der Angriff begann am Seminary Ridge auf einer Breite von mehr als einer Meile. Die Brigaden gingen langsam über ein einen Kilometer offenes Gelände nach Osten auf die Stellungen der Union am Cemetery Ridge vor. Sofort nach Überschreiten des Seminary Ridge eröffneten die Unionsbatterien entlang des Cemetery Ridge das Feuer auf die konföderierten Soldaten. Besonders das flankierende Feuer vom Cemetery Hill und nördlich des Little Round Top riss große Lücken in die angreifenden Linien. Als die Angreifer nur noch 360 m entfernt waren, schoss die Artillerie mit Kartätschen, und die Unionsinfanterie beteiligte sich mit Musketenfeuer. Die Angreifer verkürzten ihre Linie auf eine halbe Meile und griffen weiter an. Picketts Division drehte nach Nordosten ein. Dadurch bot er den Unionsbatterien seine Flanke, die nun parallel zu den Linien der Angreifer feuern konnten. Pettigrews linke Flanke sah sich plötzlich einem Flankenangriff des 8. Ohio Regiments ausgesetzt, was dazu führte, dass die links eingesetzte Brigade zu den Ausgangsstellungen am Seminary Rigde flüchtete.

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High Water Mark heute, Fotografie von Robert Swanson

Die angreifenden Konföderierten drängten sich nun im Zentrum immer mehr zusammen und bildeten eine 15 – 30 Mann tiefe Angriffsformation. Schließlich brachen ca. 200 Mann unter der Führung Brigadegeneral Lewis A. Armisteads in die Stellungen der Unionsinfanterie ein und erreichten die ersten Artilleriestellungen. Im Gegenangriff wurden sie wieder aus den Stellungen geworfen. Das Ganze spielte sich an einem niedrigen Steinwall ab, der hier rechtwinklig abknickte – The Angle genannt. Der Steinwall wurde später als „High Water Mark of the Confederacy“ bekannt. Die restlichen Einheiten und Verbände der Konföderierten wichen danach langsam auf den Seminary Ridge aus, als klar wurde, dass keine Verstärkungen nachgeführt wurden. Der gesamte Angriff dauerte wenig mehr als eine Stunde.

Als Generalmajor Pickett sich bei Lee zurückmeldete, befahl dieser, sich mit seiner Division auf einen Gegenangriff der Potomac-Armee vorzubereiten. Pickett antwortete darauf: „General Lee, I have no division now.“(*). Die Verluste der Konföderierten waren enorm – nahezu 5.600 Mann, darunter alle 3 Brigadekommandeure und alle 13 Regimentskommandeure aus Picketts Division. Der Gegenangriff der Union fand jedoch nicht statt. Obwohl die Verluste nur ca. 1.500 Mann betrugen, war auch die Kampfkraft der Potomac-Armee erschöpft und Meade war zufrieden, seine Stellungen gehalten zu haben.

(*)"General Lee, ich habe keine Division mehr."

Gefechte der Reiterei

Generalmajor Stuart sollte mit der konföderierten Kavallerie die linke Flanke der Nord-Virginia-Armee überwachen und die Hauptverbindungslinie im Rücken der Potomac-Armee unterbrechen. Drei Meilen ostwärts von Gettysburg traf Stuart mit seinen vier Brigaden, ca. 3.430 Reiter mit 13 Kanonen, gegen 13:00 Uhr auf Brigadegeneral David McM. Greggs Division, verstärkt durch Brigadegeneral George A. Custers Brigade, ca. 3.250 Reiter. Stuart griff sofort mit dem 1. Virginia Regiment an, wurde jedoch im Gegenangriff durch das 7. Michigan Regiment unter Custers persönlicher Führung - „Come on, you Wolverines!“ - im Kampf mit Pistole und Säbel zurückgeworfen. Durch Verstärkungen gelang es Stuart, Custers Reiter in die Flucht zu schlagen. Stuart befahl einen erneuten Angriff mit der Masse der Brigade Brigadegeneral Wade Hamptons. Mit gezogenen Säbeln griffen die Reiter Hamptons das 7. Michigan Regiment Custers an. Gregg ließ darauf die Flanken Hamptons angreifen. Von drei Seiten bedrängt wichen die konföderierten Reiter auf ihre Ausgangsstellungen aus. Das gesamte Gefecht dauerte ca. 40 Minuten. Obwohl ein taktisches Unentschieden bedeutete das Gefecht eine strategische Niederlage Lees, weil es ihm nicht gelang, in den Rücken der Potomac-Armee zu gelangen. Einer der weniger bekannten Helden Gettysburgs war in dieser Schlacht George Armstrong Custer, dessen Pferd zweimal unter ihm weggeschossen wurde. Dies stellte gleichzeitig den Höhepunkt seiner Karriere dar.

Gegen 15:00 Uhr griff die Kavalleriedivision der Union unter Brigadegeneral Hugh J. Kilpatrick die Stellungen von Hoods Division aus Süden beiderseits der Emmitsburg Road an. In mehreren Wellen ließ Kilpatrick seine Regimenter gegen Infanterie in Stellungen zunächst aufgesessen, später auch abgesessen angreifen. Alle Angriffe wurden abgewiesen, und ein Leutnant eines Alabama Regiments feuerte seine Soldaten mit den Worten „Kavallerie, Jungs, Kavallerie! Das ist kein Kampf, das ist ein Scherz, gebt’s ihnen!“ an.

Diese schlecht durchdachten und ausgeführten Kavallerieangriffe markierten den Tiefpunkt in der Geschichte der Unionskavallerie und die letzten bedeutenden Feindseligkeiten der Schlacht von Gettysburg.

Nach der Schlacht

 
Vorkommnisse im Krieg. Die Ernte des Todes.
Gettysburg, Juli 1863

Am 4. Juli hatte Lee, in der Hoffnung, dass Meade ihn angreifen würde, die Nord-Virginia-Armee zur Verteidigung eingerichtet. Dieser entschied sich jedoch gegen das Risiko eines Angriffs, was ihm später heftige Kritik einbrachte.

Am Abend verließ bei strömenden Regen die Nord-Virginia-Armee ihre Stellungen und marschierte auf der Fairfield Road zum South Mountain und von dort über die Städte Hagerstown und Williamsport, beide in Maryland, nach Virginia. Meade folgte Lee jedoch nur halbherzig. Selbst als der Hochwasser führende Potomac Lee zwang, auf dem nördlichen Ufer zu verbleiben, dauerte es zu lange, bis die Potomac-Armee heran war. Das Gefecht mit der Nachhut am 14. Juli bei Falling Waters im heutigen West Virginia beendete den Gettysburg Feldzug.

Lees Erfahrungen mit seinen Soldaten, besonders der große Sieg bei Chancellorsville und die Niederlage der Potomac-Armee am 1. Juli ließen ihn glauben, seine Soldaten seien unbesiegbar. Zu dieser Überschätzung kam die Tatsache hinzu, dass viele der Befehlshaber und Kommandeure der Nord-Virginia-Armee auf ihren Dienstposten unerfahren waren. Diese konnten häufig wenig mit der Art Lees anfangen, Aufträge zu erteilen und nicht detailliert zu befehlen. Zu guter letzt waren die Konföderierten nach dem 1. Juli nicht in der Lage, ihre Angriffe zu koordinieren. Zudem standen sie einer gut geführten und tapfer kämpfenden Potomac-Armee gegenüber.

 
Gettysburg Address Memorial

Die Schlacht von Gettysburg bedeutete den Wendepunkt des Bürgerkrieges. Die Nord-Virginia-Armee erholte sich nie wieder von den Verlusten, die sie hier erlitten hatte. Trotz allem kämpfte sie noch nahezu 2 Jahre weiter und blieb zu jeder Zeit ein gefährlicher Gegner auf dem Schlachtfeld.

Die verheerenden Auswirkungen des Krieges waren auch noch 4 Monate später sichtbar, als am 19. November der Nationale Soldatenfriedhof auf dem Cemetery Hill eingeweiht wurde. Dort hielt Präsident Lincoln seine berühmte Gettysburg Address, in der er die Nation aufrief, an eine gemeinsame Zukunft der Kriegsparteien zu glauben, damit kein Soldat umsonst gefallen sei.

Siehe auch

Liste von SchlachtenListe von KriegenGettysburg (Film)

Literatur

  • Bernd G. Längin: Der amerikanische Bürgerkrieg - Eine Chronik in Bildern Tag für Tag. Weltbild Verlag, Augsburg 1998 ISBN 3-86047-900-8
  • William C. Davis: Der amerikanische Bürgerkrieg - Soldaten, Generäle, Schlachte. Weltbild Verlag, Augsburg 2004 ISBN 3-8289-0384-3
  • Marcus Junkelmann: Der amerikanische Bürkerkrieg 1861 - 1865. Weltbild Verlag, Augsburg 1992 ISBN 3-89350-355-2