Schlacht bei Langensalza

Schlacht des Deutschen Kriegs im Jahr 1866
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Erstes größeres Gefecht auf dem westlichen Kriegschauplatz während des Deutschen Krieges von 1866. Auf diesem Kriegsschauplatz standen sich Preußen und seine norddeutschen Verbündeten (Oldenburg, Mecklenburg, thüringische Staaten) und die mit Österreich verbündeten Mittelstaaten Süddeutschlands, Hessens sowie Hannover gegenüber. Gekämpft wurde in Thüringen, Hessen und Nordbayern.

Vorgeschichte

Nachdem Preußen dem Königreich Hannover am 15. Juni 1866 den Krieg erklärt hatte, begannen die preußischen Truppen an diesem Tag von Hamburg und am folgenden Tag von Minden aus den Vormarsch auf die Landeshauptstadt Hannover. Die zerstreut im Lande stehenden, für den Kriegsfall nur unzulänglich ausgerüsteten Einheiten der hannoverschen Armee konnten sich jedoch zunächst dem Zugriff der preußischen Truppen entziehen und sich bei Göttingen versammeln. Diese Position war jedoch auf Dauer gegenüber den zahlenmäßig überlegenen und jetzt auch von Kassel anrückenden preußischen Truppen nicht zu halten. Die hannoversche militärische Führung entschloss sich daher, nach Süden zu marschieren, um hier Anschluss an die süddeutschen Verbündeten, insbesondere die bayerische Armee, zu gewinnen.

Bei entschlossener Ausnutzung aller Möglichkeiten hätte dieses Ziel wahrscheinlich erreicht werden können. Unnötigerweise ließen sich jedoch König Georg V., der sich bei Armee aufhielt, und die Armeeführung in Verhandlungen mit Preußen ein. Sie führten dazu, dass der Vormarsch – die Armee hatte inzwischen Langensalza erreicht – nicht fortgesetzt wurde. Während dieser Verhandlungen gelang es der preußischen Heeresführung, die zunächst nur schwachen Streitkräfte auf der Linie EisenachGotha bedeutend zu verstärken, wodurch ein Entkommen der hannoverschen Armee nach Süden endgültig verhindert wurde. Auf die falsche Nachricht hin, dass die Hannoveraner von Langensalza nach Nordosten zu entweichen versuchten, marschierte ein kleinerer preußischer Truppenverband dorthin, um dies zu verhindern. Daraus entwickelte sich am 27. Juni 1866 das Gefecht bei Langensalza.

Verlauf

Positionen und Truppenstärken

Die hannoversche Armee unter dem Oberbefehl des Generalmajors von Arentschildt hatte auf dem Kirchberg bei Merxleben, 1,5 km nördlich von Langensalza, eine Defensivposition bezogen. Verstärkt wurde diese Stellung noch durch die beiden Flüsse Unstrut und Salza, die eine Annäherung weiter erschwerten. Die Armee zählte ohne die nach dem 15. Juni zum Heer gestoßenen meist unbewaffneten Reservisten etwa 17000 Mann. Die preußische Streitmacht mit fünf Linienbataillonen, mehreren Landwehrbataillonen und dem Kontingent des verbündeten Herzogtums Sachsen-Coburg-Gotha war etwa 9000 Mann stark und damit den Hannoveranern zahlenmäßig deutlich unterlegen.

Vormarsch der Preußen

Der preußische Verband unter dem Kommando des Generalmajors von Flies begann am Morgen des 27. Juni seinen Vormarsch auf Langensalza. Das zur Deckung der Stadt hier postierte hannoversche Bataillon zog sich vor dem preußischen Angriff hinter die Unstrut zurück. Die preußischen Truppen bezogen am Südufer des Flusses Position, konnten aber die starke Stellung der Hannoveraner nicht ernsthaft in Gefahr bringen. An diesem Punkt hätte – so die meisten Militärhistoriker – das Gefecht abgebrochen werden müssen; denn es war klar, dass die hannoverschen Armee keinesfalls nach Nordosten in Richtung Sondershausen abmarschieren wollte, sondern weiter bei Langensalza stand. Wegen der zahlenmäßigen Unterlegenheit konnte auf preußischer Seite ein entscheidender Erfolg nicht erreicht werden. Da der preußische Oberbefehlshaber von Fliesin dieser kritischen Phase einen Schwächeanfall erlitt und keine entsprechenden Befehle geben konnte, wurde der günstige Zeitpunkt für einen Abbruch des Gefechts verpasst.

Der hannoversche Gegenangriff

Auf der Gegenseite hatte man zunächst angenommen, dass bedeutend überlegene preußische Kräfte gegenüberstanden. Daher hatte die hannoversche Führung sich darauf beschränkt, die Defensivstellung zu halten. Als es dann aber im Verlauf des Gefechts klar wurde, dass man es mit einer zahlenmäßig deutlich unterlegenen Streitmacht zu tun, entschloss man sich zum Gegenangriff. Der auf dem linken Flügel (Brigade Bothmer) vorgetragene Angriff scheiterte wegen ungünstiger Geländeverhältnisse beim Überschreiten der Unstrut und hartnäckigen Widerstandes auf preußischer Seite. Um so erfolgreicher war die Attacke auf dem rechten hannoverschen Flügel. Nach und nach wurden die preußischen Kräfte aus ihren zum Teil festen Positionen, z. B. Kallenbergs Mühle, verdrängt und schließlich die für die Versorgung der hannoverschen Armee wichtige Stadt Langensalza zurückerobert.

Rückzug der Preußen

Daraufhin anordnete die preußische Führung den Rückzug an. Einige Einheiten erreichte der Rückzugsbefehl sehr spät, so dass sie zunächst isoliert von der Hauptmacht ihren Weg suchen mussten. Auf dem Rückzug wurden sie südöstlich der Stadt mehrfach von hannoverscher Kavallerie angegriffen, konnten diese Attacken aber erfolgreich abwehren. Am späten Nachmittag endete das Gefecht.

Verluste

Die Verluste waren auf beiden Seiten erheblich. Die hannoversche Armee verlor etwa 1400 Mann, die Preußen ca. 1700 Mann, darunter zahlreiche Gefangene, zudem noch zwei Geschütze.

Die Kapitulation

Die hannoversche Armee hatte zwar einen bedeutenden Erfolg erzielt; an der ungünstigen Gesamtlage änderte dies allerdings nur wenig. Wegen der Erschöpfung der Soldaten, nicht zuletzt als Folge der an diesem Tage herrschenden großen Hitze, und der Munitionsknappheit konnte die siegreiche Armee die schwer angeschlagene preußische Streitmacht nicht mehr – wie von König Georg V. vorgeschlagen - verfolgen und evtl. endgültig vernichten. Ein solcher Vorstoß wäre nach Lage der Dinge der einzige mögliche Weg gewesen, um die Armee vielleicht doch noch vor dem Zugriff der preußischen Streitkräfte zu retten. Diese Aktion hätte jedoch vermutlich die letzten Munitionsvorräte verbraucht, so dass die Armee selbst im Erfolgsfall kaum noch operationsfähig gewesen wäre.

Auf die Nachricht von der Niederlage hin ordnete die oberste preußische Heeresleitung (König Wilhelm I., General von Moltke) an, die hannoversche Armee energisch von allen Seiten anzugreifen und sie dadurch zur Kapitulation zu zwingen. Bereits am folgenden Tag war die Armee weitgehend umstellt. Dem hannoverschen König Georg V. und der militärischen Führung wurde klar, dass jetzt kein anderer Ausweg mehr blieb als die Kapitulation. Die Verhandlungen führte auf preußischer Seite überraschenderweise nicht der Oberbefehlshaber General Vogel von Falckenstein, sondern der rangniedrigere General von Manteuffel. Gemäß der am 29. Juni 1866 abgeschlossenen Kapitulationsvereinbarung mussten die Unteroffiziere und Mannschaften ihre Waffen niederlegen und wurden in die Heimat entlassen. Pferde und sämtliches Kriegsgerät waren der preußischen Armee zu übergeben. Die Offiziere durften ihre Waffen behalten, mussten sich jedoch auf Ehrenwort verpflichten, nicht mehr gegen Preußen zu kämpfen. Dem hannoverschen König Georg V. und seinem Gefolge stand es frei, einen Aufenthaltsort seiner Wahl aufzusuchen.

Resümee

Die Entwaffnung der hannoverschen Armee bedeutete den ersten größeren preußischen Erfolg auf dem westdeutschen Kriegsschauplatz. Diese Schwächung der Gegner Preußens hatte jedoch keinen Einfluss auf das Gesamtergebnis des Krieges. Der Erfolg war zustande gekommen trotz schwer wiegender Mängel und einiger gravierender Fehler auf preußischer Seite. Insbesondere auf dem Gebiet der Feindaufklärung zeigten sich z. T. schwere Defizite. Sie führten z. B. dazu, dass die bayerische Armee – Verbündete Hannovers – auf ein bloßes Gerücht nur noch einen Tagesmarsch entfernt stehend angenommen wurde mit entsprechenden Folgen für die Aufstellung der Truppen. Auch das Gefecht am 27. Juni 1866 kam, wie bereits erwähnt, auf Grund falscher Informationen zustande.

Für die hannoversche Armee war es nicht nur ein Gebot der Ehre, gegen die überlegenen preußischen Streitkräfte einen Kampf zu wagen. Eine vorschnelle Kapitulation hätte die Position Hannovers bei späteren Friedensverhandlungen geschwächt. Insofern hatte das Gefecht bei Langensalza auch eine politische Bedeutung. Alles hing jedoch vom Ergebnis des Kampfes zwischen den Hauptkontrahenten Preußen und Österreich ab. Die Entscheidung fiel bereits sechs Tage später mit dem preußischen Sieg über die österreichische Armee bei Königgrätz. Jetzt lag das Schicksal des Königreichs Hannover in preußischen Händen. Am Ende stand die Annexion durch Preußen.


Literatur

  • unbekannter Autor: Band 1 - Schlacht bei Langensalza 1866, Die Hannoveraner in Thüringen und die Schlacht bei Langensalza 1866, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, Reprint 1866/2001, ISBN 3-934748-57-0
  • Augenzeugenberichte: Band 2 - Schlacht bei Langensalza 1866, Wir lustigen Hannoveraner!, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 2001, ISBN 3-934748-68-6
  • Augenzeugenberichte: Band 3 - Schlacht bei Langensalza 1866, Eine Kriegsgeschichte der dritten 4pfündigen Batterie, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 2001, ISBN 3-934748-71-6
  • Band 4 - Schlacht bei Langensalza 1866, Officieller Bericht über die Kriegsereignisse zwischen Hannover und Preussen im Juni 1866 und Relation der Schlacht am 27. Juni 1866, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, Reprint 1866/2001, ISBN 3-934748-72-4
  • Carl Bleibtreu: Band 5 - Schlacht bei Langensalza 1866, Langensalza und der Mainfeldzug 1866, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, Reprint 1866/2001, ISBN 3-934748-73-2
  • Augenzeugenberichte: Band 6 - Schlacht bei Langensalza 1866, Die Teilnahme des Besatzungs-Bataillons Aschersleben 2. Magdeburgischen Landwehr-Regiments Nr. 27 an dem achttägigen Feldzuge gegen das Hannöversche Armee-Korps im Juni 1866, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, Reprint 1866/2001, ISBN 3-934748-74-0
  • Theodor Fontane: Band 7 - Schlacht bei Langensalza 1866, Der deutsche Krieg von 1866 - Auszug Langensalza, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 2001, ISBN 3-934748-75-9
  • Kahnert Band 8 - Schlacht bei Langensalza 1866, Die Kriegsereignisse des Jahres 1866 im Herzogtrum Gotha und die gothaischen Turner zur Zeit des Treffens von Langensalza, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 2002, ISBN 3-934748-76-7
  • Victor von Diebitzsch: Band 9 - Schlacht bei Langensalza 1866, Die Königlich-Hannoversche Armee auf ihrem letzten Waffengange im Juni 1866, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 2002, ISBN 3-934748-77-5
  • Friedrich Freudenthal: Band 10 - Schlacht bei Langensalza 1866, Erinnerungen eines hannoverschen Infanteristen von Lüneburg nach Langensalza 1866, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 2002, ISBN 3-934748-78-3
  • Augenzeugenberichte: Band 11 - Schlacht bei Langensalza 1866, Das Herzoglich Sachsen-Coburg-Gothaische Infanterieregiment 1866, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 2002, ISBN 3-936030-10-3
  • G.Wolfram: Band 12 - Schlacht bei Langensalza 1866, Die Hannoversche Armee und ihre Schicksale in und nach der Katastrophe 1866, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 2002, ISBN 3-936030-11-1
  • Friedrich Regensberg: Band 13 - Langensalza 1866, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 2002, ISBN 3-936030-12-X
  • Julius Hartmann: Band 14 - Schlacht bei Langensalza 1866, Meine Erlebnisse zu hannoverscher Zeit 1839 - 1866 , Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, Reprint 2005, ISBN 3-936030-13-8