Hammer

händisch oder maschinell angetriebenes Werkzeug
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Ein Hammer ist ein Werkzeug, das von Hand gehalten, gerade bis bogenförmig geführt, unter Nutzung seiner Massenträgheit (meist) schwere Schläge auf Körper ausübt. Je nach seiner Masse und genutzter Stiellänge wird er nach dem Heben (Ausholen) aus dem Hand-, Ellbogen- oder Schultergelenk – oder bei beidhändigem Halten, aus dem Oberkörper – heraus beschleunigt.

Schlosserhammer mit Bahn und Finne

Steinbildhauer und Steinmetze nennen ihren speziellen Hammer Fäustel.

Ein Hammer ist in seiner frühen Form als Faustkeil (aus bearbeitetem Stein mit einem nachgewiesenen Alter von 1,75 Mill. Jahren) wahrscheinlich das älteste Werkzeug der Menschheit.

Wirkprinzipien

Für möglichst effiziente Übertragung von Impuls und Energie ist es günstig, die Hammermasse an den zu treibenden Teil – etwa einen Nagel, Körner, Stemmeisen oder Meißel – angepasst auszuwählen. Nur beim Hammerschlag nach unten unterstützt die Schwerkraft. Tischler und Glaser führen seitlich entsprechend (leicht schräg-)plane Hämmer waagrecht über Holz- oder Glasflächen präzise in eine Innenkante. Mittels kurzem und steifem Draht(-seil), Kette oder Zugeisen kann Hammerschwung auch in Zugkraft verwandelt werden, zum Ausziehen von Zeltnägeln oder Zusammenziehen von Fertigparkettdielen.

Um Material direkt zu bearbeiten, zu glätten, verformen, wie z. B. Treiben und Schmieden oder auch zerstörend zu trennen oder zu zerkleinern, wird auch eine passende Kopfform von recht flach über kugelig bis spitz benötigt. Hammerköpfe können aus oberflächengehärtetem Stahl sein, aber auch aus relativ weichem Kupfer, schonendem Kunststoff oder Holz. Eine Rille mit Bucht und Magnet an einer Oberseite des Hammerkopfs kann zum Halten eines Eisennagels für den ersten Schlag dienen und erlaubt so einhändiges Nageln. Mit einem konischen Schlitz kann ein Nagel mit Kopf unter Nutzung des Hammers als Hebel ausgezogen werden.

Wird eine Schlagmasse mechanisch linear nach unten zwangsgeführt, wird sie Ramme, von mehreren Personen waagrecht geführt, Rammbock genannt. Bildhauer, um sich nur auf das (Holz-)Stemmeisen zu konzentrieren, nutzen kegelig-drehsymmetrische Knüpfel.

Aufbau

Der Hammer besteht aus einem Kopf und einem Stiel. Der Hammerkopf hat zumeist eine Bahn und eine Finne. Als Finne bezeichnet man den keilförmig zulaufenden Teil eines Hammerkopfes. Dieser Teil des Hammers wird auch Pinne oder Schmalbahn genannt Die flache oder ballenförmig geformte Schlagfläche eines Hammers heißt Bahn. Der Querschnitt einer Bahn kann kreisförmig, oval, rechteckig oder selten auch achteckig sein.

Meist verläuft die Finne (Pinne) quer zum Stiel. Wenn die Finne längs zum Stiel verläuft, heißt der Hammer Kreuzschlaghammer. Die Finne sitzt entweder mittig zum Hammerkopf (z. B. Schlosserhammer) oder nach unten versetzt (z. B. Schreinerhammer). Die Finne ist meist abgerundet. Der Rundungsradius richtet sich nach dem Verwendungszweck. Ein Schmiedehammer (für Kunstschmiede und Metallbildhauer) hat einen großen Radius, beim Schlosserhammer ist er viel kleiner, und der Maurerhammer hat eine Schneide. Der Hammerkopf kann eine Masse zwischen wenigen Gramm bis hin zu mehreren Tonnen (z. B. bei der industriellen Stahlbearbeitung) haben. Der Stiel wird in einer geschmiedeten oder gegossenen elliptischen Öffnung im Hammerkopf, dem Auge, mit einem Keil befestigt. Das Mittelteil des Hammerkopfes heißt Haus.

Neben den klassischen Hämmern (eine Bahn und eine Finne) gibt es solche mit zwei Bahnen (beispielsweise Fäustel, Schonhämmer, Bossierhämmer, Polstererhämmer) oder mit zwei Finnen (Kesselsteinhämmer). Seltener sind rein einbahnige Ausführungen, etwa von Spann-, Pritsch- und Polierhämmern oder Schmiedehämmer aus dem ostasiatischen Raum wie z. B. Japan.

Geschichte

Zur Schäftung von Hämmern siehe: Schäftung (Vor- und Frühgeschichte)

 
Steinhammer

Der Hammer zählt zu den ältesten Werkzeugen. Die Urform des Hammers ist der in die Hand genommene Stein. Manche Affenarten benutzen Steine als Schlaginstrumente, um Nüsse zu knacken. Die Urmenschen müssen sich ähnlich verhalten haben. Die Schlagsteine wurden selbst bearbeitet und fanden als Faustkeile über viele tausend Jahre Verwendung. Die ersten Hämmer nach der heutigen Definition entstanden im Neolithikum mit der Entwicklung der Steinäxte.

In der Bronzezeit wurde der Steinkopf durch einen Metallkopf ersetzt. Seit der Verhüttung von Metallen wurden Hämmer zum Schmieden verwendet. Der in der Schöpfungsgeschichte erwähnte Tubal-Kain gilt als Stammvater aller Schmiede. Der griechische Philosoph Pythagoras soll anhand der naturwissenschaftlich nicht zutreffenden Legende Pythagoras in der Schmiede ausgehend von den von ihm beobachteten Klängen von Hämmern, die Musiktheorie begründet haben.

Verwendung

In der Regel werden Hämmer in verschiedenen Bereichen der Fertigung eingesetzt. Unter anderem zum Zerschlagen, dem Einschlagen und dem Formen. So kann mit einem Hammer ein Gegenstand in einen anderen Körper eingeschlagen werden, z. B. ein Nagel in eine Wand. Mittels eines Meißels oder Punzen kann die mit dem Hammer umgeformte Bewegungsenergie punktgenau und dosiert auf das Werkstück einwirken.

Häufig werden auch Werkstücke geformt, so aus Blech beim Treiben oder aus massiven Eisen beim Schmieden. Beim Dengeln wird die Schneide z. B. einer Sense, Sichte oder Sichel durch die scharfe Finne des Hammers auf einem Amboss durch Kaltverfestigung geschärft.

Daneben gibt es aber auch noch Hämmer, die nicht der Fertigung dienen. Die Verwendungszwecke sind vielfältig; sie reichen von der rein akustischen Wahrnehmung in öffentlichen Bereichen bis zur symbolisch-zeremoniellen Verwendung. Beispiele hierfür sind der Richterhammer, der Auktionshammer (bei Versteigerungen), der Logenhammer und der Grundsteinhammer. Eine weitere Ausnahme stellt der Reflexhammer dar.

Arten

Manuell betätigte Hämmer

 
Klauenhammer
 
Polstererhammer
 
Schieferhammer
 
Silberner Grundsteinhammer, Berliner Form

Es gibt für unterschiedliche Anwendungsbereiche verschiedene Hammerformen:

 
Klopfholz

Maschinell betätigte Hämmer

Bereits durch Nutzung von Wasserkraft, aber spätestens mit der Industrialisierung erfand man auch Maschinen, die die Funktion des Handhammers nachvollziehen:

 
Schwanzhammer
 
HiFIT-Hammer für Schweißnaht-Nachbehandlungsverfahren

Hammerwerke

nach Antriebstechnologie:

nach Produkt:

In der Akustik gibt es zudem das Normhammerwerk, das für Trittschallmessungen benutzt wird.

Symbolik

Der Hammer gilt als Symbol für Stärke und Aktivität. Als das typische Handwerkszeugs der Schmiede, die Eisen stählen können, wird ihm aber zugleich auch eine furchteinflößende Aura beigeordnet.[1]

Die Germanen deuteten den Blitz als sichtbares Zeichen, dass Donnergott Thor seinen Hammer (Mjölnir) zur Erde geschleudert hatte. Da der Donnergott aber auch als Beschützer der Rechtsgeschäfte und Hüter des Landes galt, wurde der Hammer auch als heiliges Gerät verwendet, etwa zur Bestimmung des Rechtes auf Grund und Boden (Hammerwurf). Ferner galt Thor als für die Weihe der Ehe zuständig, so daß der Hammer auch über die fruchtbringende Bedeutung, die man dem Gewitter beimaß, als Symbol der Fruchtbarkeit angesehen wurde.[2]

Als Schlägel ist der Hammer Teil des Bergmannszeichens Schlägel und Eisen, welche heute symbolisch für Bergbau oder Arbeit generell steht.

In der Flagge der ehemaligen Sowjetunion (Hammer und Sichel) steht der Hammer als Symbol für die Industrie. Auch im Staatswappen der DDR war der Hammer als Symbol für die Arbeiterklasse enthalten, ebenso in dem der Republik Österreich, dort für die Arbeiterschaft ohne kommunistischen Bezug.

Der Hammer ist häufiges Wappenzeichen, siehe Hämmer in der Heraldik, Commons-Kategorie

Redewendungen und Sprichwörter

Es gibt einige Redewendungen, die sich auf den Hammer beziehen. Hier wären zuerst wissen, wo der Hammer hängt und jemandem zeigen, wo der Hammer hängt zu nennen. Während erstes bedeutet, dass sich der damit Bezeichnete in etwas sehr gut auskennt, wird letzteres als Synonym dafür benutzt, wenn jemand zurechtgewiesen wird.

Die zweite Gruppe von Redewendungen dreht sich um Auktionen. Da diese in ihrer ursprünglichen Form mit einem Hammer beendet werden, benutzt man die Formulierungen unter den Hammer kommen bzw. unter den Hammer bringen für Dinge, die versteigert werden.

Wenn am Verstand eines Menschen gezweifelt wird, sagt man manchmal, dass er einen Hammer habe, was bedeutet, dass er sich so verhält, als hätte er mit dem Hammer einen Schlag auf den Kopf bekommen. Eine dumme Sache oder Mensch wird als "behämmert" bezeichnet.

Etwas, das besonders auffällig, beeindruckend oder schockierend ist, gut „einschlägt“, wird auch oft als der Hammer bezeichnet.

Der Ausdruck Holzhammermethode verweist auf eine plumpe und sehr direkte Art der Vermittlung.

Den Hammer fallen lassen ist eine Umschreibung für pünktlichen Feierabend.

Wenn jemand den Hammer kreisen lassen will, dann will er in der Regel eine Schlägerei anfangen. Der Ursprung entstammt dem Schmieden, wo es heiß her ging, um das glühende Werkstück schnell zu bearbeiten.

Amboß oder Hammer sein aus dem Gedicht "Ein andres" von Johann Wolfgang von Goethe aus dem Zyklus "Gesellige Lieder", welches besagt, dass man sich im Leben entscheiden muss, zwischen: Leiden oder triumphieren (Zitat aus dem Gedicht).

Der Amboss lebt länger als der Hammer. Ein Sprichwort aus Italien

Wer nur einen Hammer hat, für den sieht jedes Problem wie ein Nagel aus. Indonesisches Sprichwort

Zuletzt ist noch die Redewendung zwischen Hammer und Amboss geraten zu erwähnen, die besagt, dass jemand zwischen zwei Fronten gerät und quasi mit der Wucht eines Hammers, der beim Schmieden auf den Amboss geschlagen wird, zerquetscht werden könnte. Oder als Sprichwort: Wer zwischen Amboss ist und Hammer, dem fehlt es nicht an Jammer.

Seit dem Mittelalter ist die (wohl ausgestorbene) Wendung den slegel (=Hammer) werfen dokumentiert. Ihre Bedeutung ist nicht ganz geklärt, jedoch scheint sie sich auf einen Abschiedsritus zu beziehen.

Siehe auch

Literatur

  • Karl Pichol, Handhammer, Maschinenhammer, Hammerwerk (1993)
  • Gerold Würtemberger, Fachkunde für Metallberufe, Verlag Europa-Lehrmittel (1979), ISBN 3-8085-1012-9
  • Hermann Hundeshagen: Der Schmied am Amboß. Verlag Th. Schäfer, ISBN 978-3-87870-581-9

Einzelnachweise

  1. Hans Biedermann: Knaurs Lexikon der Symbole. Droemer Knaur Verlag, München 1989, Stichwort: Hammer
  2. Meyers Großes Konversationslexikon. Band 8, Leipzig 1907, Stichwort: Hammer [2]
Wiktionary: Hammer – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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