Der Buchhandel nimmt innerhalb des Handels eine besondere Stellung ein, da sein hauptsächliches Objekt, das Buch, zugleich Ware als auch Kulturgut ist.
Er ist in zwei große Bereiche gegliedert: den verbreitenden und den herstellenden Buchhandel.
Verbreitender Buchhandel
Als verbreitenden Buchhandel bezeichnet man den Handel mit Büchern und anderen Verlagsprodukten, wie geographischen Karten, Globen, Kalendern, Musikalien, Software, Multimedia, Videos, Hörbücher. Unterschieden wird auch hier in Einzelhandel (allgemein benannt "Buchhandel", fachlich benannt als "Sortimentsbuchhandel") und in Großhandel (fachlich benannt als "Grossist", "Barsortiment", "Zwischenbuchhandel", "Kommissionsbuchhandel").
Bucheinzelhandel
Der Bucheinzelhandel gliedert sich in den stationären Sortimentsbuchhandel, den Versandbuchhandel und das Antiquariat.
Sortimentsbuchhandel
Der Sortimentsbuchhandel besteht aus den allgemein bekannten Buchhandlungen, also Buch-Ladengeschäften, innerhalb derer der Verkauf an den Endkunden und dessen Beratung stattfinden; Buchabteilungen innerhalb eines allgemeinen Warenhauses gehören ebenfalls zu dieser Kategorie. Der Name stammt daher, dass der Buchhändler aus allen lieferbaren Werken seine individuelle Auswahl trifft, also "sortiert"; seine Kriterien hierfür sind in der Regel inhaltlicher Art ("Kunstbuchhandlung") oder quantitativer Art (Grosse oder kleine Ladenfläche steht zur Verfügung, etc.). Der Sortimenter (= Sortimentsbuchhändler) bezieht seine Ware direkt beim Verlag oder beim Buchgroßhandel, in der Regel von beiden. Beim Kauf erhält er einen bestimmten Rabatt, den sogenannten Buchhändlerrabatt, welcher vom gebundenen Ladenpreis, den in Deutschland der Verlag festsetzt, abgezogen wird. Er kauft bei seinen Lieferanten in der Regel "fest" ein, also ohne Rückgaberecht, kann aber unter bestimmten Bedingungen auch "mit Rückgaberecht", das an bestimmte Termine gebunden ist, bestellen. Im wissenschaftlichen Sortiment (Juristische oder medizinische Fachbuchhandlungen zum Beispiel) wird Fachliteratur oft auch "in Kommission" oder "bedingt" geliefert, also nach strikten Vereinbarungen mit dem liefernden Verlag.
Versandbuchhandel
Der Versandbuchhandel stellt eine bedeutende Konkurrenz zum Sortimentsbuchhandel dar, da zu ihm auch der inzwischen häufig genutzte Internetbuchhandel gehört. Sortimenter mit Ladengeschäft haben auch oft eine Homepage und verschicken (manchmal Auslieferung in einem benachbarten Kiosk mit längeren Öffnungszeiten). Kennzeichnend für den Versandbuchhandel ist, dass er seine Kunden per Post beliefert und seine Angebote durch Kataloge oder online offeriert. Auch Buchgemeinschaften (Buchklubs) und internationale Zeitschriftenagenturen gehören zum Versandbuchhandel. Am Rande zu erwähnen sind auch auf die Belieferung von Bibliotheken spezialisierte Versandbuchhandlungen, die man als "Library suppliers" bezeichnet. Vor allem aber das moderne Antiquariat ist ein Versandgeschäft.
Antiquariat
Das Antiquariat kennzeichnet sich grundsätzlich durch die fehlende Preisbindung, d. h. es besteht kein von Beginn an festgesetzter Preis, sondern der Antiquar setzt den Preis je nach Marktlage, Zustand des Werkes oder Seltenheitswert fest. Antiquariate handeln generell mit gebrauchten Büchern, alten Büchern oder Restexemplaren von mittlerweile vergriffenen Titeln, bei denen der Verleger den Preis aufgehoben hat. Man unterscheidet drei Formen des Antiquariats:
- Das wissenschaftliche Antiquariat, das in erster Linie mit bereits vergriffenen, aber wichtigen wissenschaftlichen Büchern und Zeitschriften handelt und dessen Kunden insbesondere wissenschaftliche Bibliotheken, Wissenschaftler und Studenten sind.
- Das bibliophile Antiquariat, welches sich mit dem Verkauf von alten, besonders wertvollen Büchern und bibliophilen Ausgaben wie Handschriften oder Inkunabeln beschäftigt.
- Das moderne Antiquariat ist die häufigste Art von Antiquariaten und verkauft hauptsächlich die beim Verlag liegengebliebenen Restauflagen und Bücher mit kleineren Fehlern. Es ist in der Regel eine eigene Abteilung im Ladengeschäft des regulären Sortimentsbuchhandels, meistens im Eingangsbereich.
- Seitdem Bücher immer schneller vergriffen sind und einzelne, gebrauchte Titel online vernetzt, findet das Antiquariat überwiegend online und im Versand statt: ZVAB und ABE-books sind die grössten Plattformen. Einzelne Antiquare stellen ihre Vorräte dort ins Netz und liefern bis heute oft mit handschriftlicher Rechnung. Das Geschäft ist teils mühsam, hat seinen (Wachstums-) Markt.
Buchgroßhandel / Zwischenbuchhandel
Der Zwischenbuchhandel stellt das Bindeglied zwischen herstellendem und Bucheinzelhandel dar.
Barsortiment
Der eine Teil, die Grossisten, genannt Barsortimente, beliefert die jeweils vertraglich an sie gebundenen Buch(einzel)händler, genannt Kommittenten, auf eigene Rechnung und in eigenem Namen. Sie erhalten von den Verlagen einen Grosso-Rabatt, verkaufen an die Buchhändler zum üblichen Buchhandelsrabatt und erzielen somit ihre Handelsspanne aus der Differenz der beiden Preise. Die beiden größten der vier allgemeinen Barsortimente (Libri, KNV, Umbreit, Könemann) in Deutschland haben über 400.000 verschiedene Titel am Lager, die sie über Nacht an die bestellenden Einzelhändler (Sortimentsbuchhandlungen) liefern können; dabei bündeln sie in ihren Sendungen Titel aus mehreren Verlagen. Sie sind nicht verpflichtet, Verlagsprogramme vollständig zu führen; Lageraufnahmekriterium ist die tatsächliche oder mutmaßliche Verkäuflichkeit der einzelnen Titel aller Verlage. Der Barsortimenter führt als Hilfsmittel für den Buchhändler einen umfangreichen Lagerkatalog über die in seinem Lager vorhandenen Bücher. Einen weiteren, umfassenderen Katalog als die der Barsortimente, stellt das Verzeichnis lieferbarer Bücher (VLB) dar, welches einen Überblick über die zur Zeit in Deutschland lieferbaren Bücher gibt und zugleich ein wichtiges Nachweisinstrument ist, da es einige der Barsortimente bei den jeweiligen Titeln entsprechend sigelt. Neben den allgemeinen Barsortimenten gibt es noch mehrere Spezialbarsortimente - so für Esoterik, Gesundheitsliteratur und christliche Literatur.
Externe Barsortiment-Links:
Kommissionsbuchhandel
Der andere Teil ist der Kommissionsbuchhandel, also die Verlagsauslieferungen. Sie beliefern den Buch(einzel)handel auf eigene Rechnung und in eigenem Namen oder im Namen und auf Rechnung der Verlage, mit denen sie Dienstleistungsverträge abgeschlossen haben für Lagerhaltung, Bestellbearbeitung, Rechnungsstellung und Lieferung, etc. In der Regel haben sie im Unterschied zu den Grossisten das komplette Programm der Verlage am Lager, mit denen sie ihre Dienstleistungsverträge geschlossen haben. Für ihre Dienstleistung erhalten sie Vergütungen und Gebühren von den Verlagen.
Verlagsvertreter
Ein weiterer Teil des Zwischenbuchhandels sind die Verlagsvertreter. Sie repräsentieren die von ihnen vertretenen Verlage gegenüber den Buchhandlungen. So bearbeiten sie Anfragen bezüglich Rücksendungen und weisen die Buchhandlungen auf Neuheiten und aktuelle Titel aus dem Verlagsprogramm hin, indem sie sie mindestens zweimal im Jahr besuchen. Vor ihrem Erscheinen vorgestellt werden dabei vor allem die Frühjahrsneuheiten (Vertreterreise Januar bis Ostern), die bis Ostern erscheinen werden, und die Herbstneuheiten (Reise Juni bis Oktober/November), die bis zur Buchmesse im Oktober erscheinen sollen. Verlagsvertreter können fest angestellte Reisende eines Verlags sein, oder sie agieren als selbständige Handelsvertreter eines oder mehrerer, nicht konkurrierender Verlage. Da sich nur wenige Buch-Konzerne systematische Marktforschung leisten können, sind die Vertreter wichtig wegen ihrer Informationen, die sie aus ihrem direkten Kontakt mit dem Handel und damit mit dem Markt beziehen. Aus wirtschaftlichen Gründen haben Sortimenter weitaus weniger Zeit für sie als früher. Vertreter ziehen ungängige Bücher seltener aus der im Branchenjargon sogenannten Omakarre mit den Mustern.
Herstellender Buchhandel / Verlagsbuchhandel
Die Firmen des herstellenden Buchhandels werden auch als Verlagsbuchhandel oder Buchverlage bezeichnet und besteht im wesentlichen aus den Verlagen. Es gibt Verlage mit einem breitgefächerten inhaltlichen Angebot und so genannte Fachverlage, die ihr Angebot fachlich spezialisieren und einschränken. Der Verlagsbuchhandel besitzt die Rechte zur Produktion und zum Vertrieb der von ihm verlegten Buchtitel. Dies geschieht entweder dadurch, dass der Verlag bestimmte Werke in Auftrag gibt oder aber durch das Einsenden von Manuskripten seitens der Autoren beim Verlag. Diese werden von Lektoren geprüft. Bei der Annahme eines Manuskriptes durch den Verlag kommt es zum Vertrag mit dem Autor des Manuskriptes, bei dem er als Urheber das Recht zur Vervielfältigung, Verbreitung und Nutzung gegen ein vereinbartes Honorar an den Verlag überträgt, während dieser sich im Gegenzug zu Druck, Verbreitung und Werbung verpflichtet. Bei der Herstellung des Buches legt der Verlag nicht nur den Buchtitel fest, sondern er bestimmt auch die äußere Gestaltung wie Typografie, Einband und Schutzumschlag und setzt darüberhinaus den gebundenen Ladenpreis im Rahmen der gesetzlichen Buchpreisbindung fest, zu dessen Einhaltung in Deutschland alle Buchhändler verpflichtet sind. Einen kleinen Teil des Verlagsbuchhandels stellen auch der Selbstverlag und der Kommissionsverlag dar. Ersterer bezeichnet die Herstellung eines Werkes durch den Verfasser selbst, bei dem dieser auch allein die Kosten und das Absatzrisiko trägt. Letzterer bezeichnet ein Verfahren, bei dem der Verlag zwar den Vertrieb und zum Teil auch die Herstellung eines Werkes übernimmt, dies allerdings im Auftrag und auf Rechnung eines Dritten, der auch das Absatzrisiko trägt. Statistisch gesehen haben wenige grosse Verlage den mit Abstand meisten Umsatz. Die zahlenmässig meisten Verlage sind Kleinverlage, definiert oft auch nach der Zahl der Neuerscheinungen pro Jahr.
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Buchhandelsgeschichte
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Standesorganisationen im deutschsprachigen Raum
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels ist die Standesorganisation der Verleger und Buchhändler in Deutschland, der Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband (SBVV) nimmt dieselben Interessen in der Schweiz wahr, in Österreich der Hauptverband des österreichischen Buchhandels.
Buchmarkt-Forschung
Die Verlagsindustrie kann sich im allgemeinen kaum Marktforschung leisten. Bekanntester Buch- und Leseforscher war Ludwig Muth, vor seiner Pensionierung im Freiburger Herder-Verlag tätig und im Börsenverein des Deutschen Buchhandels engagiert, mit langfristiger Zusammenarbeit mit dem Institut für Demoskopie Allensbach. Mit die wichtigste Frage für verlagsinterne kleine Forschung: wie teuer darf ein Buch sein, um auf dem Markt zu bestehen? Stets geht es unter anderem um die anderen Waren, gegen die sich Buchgeschenke durchsetzen müssen. Allgemein lässt sich etwa fragen: Bringen Jubiläen den Theatern oder Verlagen zusätzliche Zuschauer und Leser oder fehlen die dann anderswo? Das hat die für die Marktforschung charakteristischen wirtschaftlichen, letztlich existenziellen Seiten. Während auf das Fernsehen bezogen: Rundfunkgebühren zahlt man meist ohnehin. Hier erkundigt sich äusserst langfristig die der Buchmarktforschung ganz nah verwandte Leseforschung, ob andere Medien das Lesen fördern oder eher kürzen. Neben dem Zeitbudget kann es sein, dass beispielsweise ein Kinofilm dazu verleitet, auch das verfilmte Buch zu kaufen. (Das Beispiel Jubiläumsautor und die entsprechende Werbung bringt den jeweiligen Verlagen ein Plus, im Theater kaum.)
Systematische Markt- und Trendforschung sind in der Buchbranche eher die Ausnahme als die Regel. Das Buch Markt-Forum als Veranstalter des Trendtags Buch will diese Lücke mit konkreten Ergebnissen und Anregungen schließen: Geboten wird ein 360°-Radar zu Marktveränderungen, Konsumentenverhalten sowie ein Überblick über neue Anforderungen in den Bereichen Produktqualität und Kundenkommunikation.
Das Buch Markt-Forum schließt eine Lücke im Informationsangebot der Buchbranche. http://www.BuchMarktForum.de
Literatur
- Severin Corsten/Stephan Füssel/Günther Pflug: Lexikon des Gesamten Buchwesens, Hiersemann Verlag, Stuttgart 1985ff, ISBN 3-7772-8527-7
- Friedrich Uhlig, Wolfgang Peitz: Der Sortimentsbuchhändler, Hauswedell Stuttgart 1992 (19. Aufl.), ISBN 3-7762-0326-9
- Reinhard Wittmann: Geschichte des deutschen Buchhandels, Beck, München (TB) 1999, ISBN 3-406-42104-0
- Rupert Hacker: Bibliothekarisches Grundwissen. 7., neu bearbeitete Auflage. Saur, München 2000, ISBN 3-598-11394-3
- Wilhelm Stöckle und Herbert Paulerberg (Hrsg.): ABC des Buchhandels, 10. erw. und akt. Ausg., Lexika Verlag, Eibelstadt 2001, ISBN 3-89694-274-3
- Klaus-Wilhelm Bramann, C. D. Hoffmann: Wirtschaftsunternehmen Sortiment, Bramann Verlag, Frankfurt/Main 2004, ISBN 3-934054-20-X
Verwandte Themen
Weblinks
- Börsenverein des Deutschen Buchhandels
- Bundesverband der Versandbuchhändler
- Börsenblatt - Wochenmagazin für den Deutschen Buchhandel
- BuchMarkt online
- Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels
- Recherche und Links zum Thema Buchhandel
- Diplomarbeit zum Online-Buchhandel
- Hauptverband des Österreichischen Buchhandels
- Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband SBVV