Haffboot

Schiffstypen
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Haffboote sind Arbeitssegler, die an der Ostseeküste und in den flacheren Gewässern des Bodden, im Oderhaff und den Nebengewässern bis ins 20. Jahrhundert zum Einsatz kamen.

Bei den Haffbooten unterscheidet man zwischen Fischereifahrzeugen und Frachtenseglern. Eine andere Unterscheidung ist der "trockene" oder "durchflutete" (nasse) Laderaum - bei ähnlicher oder gleicher Konstruktion des Rumpfes.

Um 1900 segelten auf dem Oderhaff, Warper See und im unterem Oderdelta Haffboote, die in kleinen Werften in Neuwarp (heute: Nowe Warpno), Anklam und Ueckermünde gebaut wurden. Diese Kähne wurden oft als stabile Klinkerfahrzeuge - flach gehend und breit - gebaut. Man unterscheidet dabei in: Zeeskahn, Tuckerkahn, Zollen, Polt und Quatz[1].


Zeesen

Die "Zeesen" (Zeeskahn oder Zeesboot) waren die größten Haffboote. Sie kamen mit Ausleger auf 22m, breit gebaut mit geringem Tiefgang, wuchtigem geraden Steven, Eichegeplankt. Eine starke Scheuerleiste führte an der Aussenkante von Steven zu Steven. Bis 1890 -1900 mit einem Seitschwert, danach kam durch den Einfluß von Ostseeseglern das Mittelschwert zum Einsatz.

Bei einer Zeese teilten 7 Schotten den Schiffsraum ab: Vörunna, Kabelgatt, Denn, Dörrink, Dekem , Stuerplicht, Acht`Derrink (vom Bug bis Heck) Bis zur 1. Hälfte des 19. JH wurden die Zeesboote mittschiffs offen gebaut, erst ab ca 1860 gab es kleine Kajütaufbauten und der wasserdurchspülte Fischraum wurde üblich. Zeesen besaßen in der Regel 2 durchgehende Pfahlmasten,die am Kielschwein verankert wurden. Der vordere Mast (Vörmast) stand im ersten Drittel des Bootes, der etwas kürzere 2. Mast (Hinnamast) im 2. Drittel des Bootes. Abgestützt wurden die Masten durch ein Vorstag und je drei seitliche Drahtwanten.Am Mast wurden die Wanten am Topp befestigt und mittels Jungfern an den Püttingeisen an der Bordwand steif gesetzt., Die Beseglung bestand aus einem mit Tauwerk eingefaßten festem Luggersegel an einer 6-7 m langen Rah und dem Vorsegel (Fock). Das Achterliek des Hauptsegels wurde mit einer Kette eingefaßt um bei niedrigen Temperaturen das steife Tuch besser wegfieren zu können. Für das Auf-und Abgleiten der Rah am Mast sorgte ein Rack - ein bogenförmiges Krumholz oder holzkugelbesetztes Tau. Zum verkleinern der Segelfläche bei Starkwind dienten mehrere Reihen ins Segel eingenähte Reffbändsel. Ab 1900 setzte sich beim Hauptmast das Gaffelsegel durch, während der 2. Mast mit Luggersegel gefahren wurde. Gefischt wurde mit einem sackartigen Treibnetz, welches durch die Drift des Boote über Grund gezogen wurde. Das Netz hatte keine Scherkörper, sondern wurde nur zwischen den Driftbäumen an Bug und Heck der Zeese gespannt. Eine Drift dauerte zwischen 1-3 Stunden, die Maschengröße des Netzes bestimmte den Fisch (Hecht, Zander, Aal oder Stint) Die Besatzung bestand in der Regel aus 3 Mann: dem Schipper (meistens der Bootseigner) dem Grotmatros und dem Jung. Wenn das Boot im Auftrag einer Schifferwitwe geführt wurde, wurde der Bootsführer Stuermann genannt.

Zeesen waren in der Regel 48 Stunden unterwegs, gezeest wurde Nachts. Der Fang wurde entweder gleich eingesalzen oder Händlern mit durchfluteten Fischkästen übergeben. [1]

Tuckerkähne (Tucker)

Tuckerkähne waren etwas kleiner wie Zeesen, mit einem Mast mit Luggersegel an einer 6-7m langen Rah. Zum heißen des Segels waren 2 Mann notwendig. Es wurden auch sehr große Vorsegel (Fock) am Vorstag gefahren. Diese ermöglichten ein gutes Kreuzen gegen den Wind. Tuckerkähne besaßen mittschiffs einen durchflutetem Fischraum. Tucken bezeichnet eine Technik der Schleppnetzfischerei, in der der Netzsack zwischen zwei Fahrzeugen unter Segel geschleppt wird. Die Netzsäcke waren etwas größer als bei den Zeesen, die verwendeten Schleppleinen wiesen eine Länge von ca 150-170 m auf und wurden am Mast jeden Kahns belegt. Der Abstand zwischen den Booten betrug beim Tucken ca 150m. Auf dem Schiff gab es eine strikte Rangordnung mit Kommandostruktur, zwischen den Tucken eine gleichgestellte Partnerschaft (Maschop oder Partie genannt). Getuckt wurde am Tag, die Boote waren bis zu einer Woche unterwegs. Durch den nassen Fischraum blieb der Fang am Leben und konnte so frisch zu den Märkten gebracht werden Gewohnt wurde gemeinsam in der Vorderkajüte, ein kleiner Raum unterhalb des Vordecks. (Erst nach dem 1. Weltkrieg wurden Kajütaufbauten mit Bullys und Schiebeluk über dem Niedergang gebaut) In der Kajüte stand Backbords ein gußeiserner Ofen samt Spind für den Proviant, ausserdem die Koje für den Jung, der Schiffer und Großmatrose schliefen Steuerbords. Die Kohlenkiste diente gleichzeitig als Trittstufe hinaus.


Zollen und Polten

  • Polt (auch "Pult" genannt - dies waren Fischereifahrzeuge für den Schleppnetzbetrieb)

kleinere Fischerboote mit trockenem Laderaum [2]

Quatz

(auch nasser Kahn, Quatzner Kahn oder Hannelspolt) ein 12 - 17 m langes Händlerboot für den Transport von lebendem Fisch zu den Märkten in den Städten ""Das Wort quatzen bedeutet im Mittelniederdeutschen und Mittelniederländischen ,fressen, schlingen,, sich Essen einzwängen .Die Quatzen steuerten regelmäßig die fischenden Zeesen und Tuckerkähne an um den Fang zu übernehmen und zu den Märkten zu bringen.Gleichzeitig versorgten Sie die Fischer mit Proviant , Nachrichten und Schnapps. Es waren schnelle gaffelgetakelte Schiffe mit einem Pfahlmast, zusätzlich zur Fock wurde am 8m langen Klüverbaum noch ein loser Klüver gesetzt und über dem Großsegel ein Toppsegel. Im Frühjahr holten Quatzen in Ihrem mit großen Löchern versehenen Laderaum frischen Hecht und Aal aus Estland und Riga, auch Südnorwegen wurde angesteuert. Ab August ging es nach Südschweden und ins Kurische Haff zum Aufkauf von Blankaal. [3]

Einzelnachweise

  1. a b Segelboote der deutschen Ostseeküste, Akademieverlag Berlin 1969; Band 53,Autor Wolfgang Rudolph
  2. Segelboote der deutschen Ostseeküste, Akademieverlag Berlin 1969; Band 53,Autor Wolfgang Rudolph
  3. Segelboote der deutschen Ostseeküste, Akademieverlag Berlin 1969; Band 53,Autor Wolfgang Rudolph

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