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Trudering-Riem

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Trudering und Riem sind Stadtteile von München, zusammen bilden sie den Stadtbezirk 15 Trudering-Riem.

Lage des Stadtbezirkes 15 in München

Lage

Der Stadtbezirk umfasst den östlichen Bereich Münchens. Der alte Ortskern von Riem liegt um die Kirche St. Martin in der Martin-Empl-Straße. Der alte Ortskern von Kirchtrudering liegt um die Pfarrkirche St. Peter und Paul in der Kirchtruderinger Straße, der von Straßtrudering an der Kreuzung der Wasserburger Landstraße mit der Bajuwarenstraße.

Geschichte von Riem

Die urkundliche Erstnennung von Riem war 788, doch wurde Riem vermutlich schon um 700 von einen fränkischen Ritter mit seinen Leibeigenen gegründet. Die Bedeutung des Namens Riema der wohl im 9 Jahrhundert entstand bedeutet Gürtel da der ursprüngliche Ort, mit seinen Höfen wie ein Gürtel um die Kirche herumgebaut wurde. Es kann aber auch als Niederlassung am Kanal oder Traufe (was vielleicht auf den Hüllgraben hindeutet, jener Grundwasserstrom der in Höhe von Riem an die Oberfläche tritt) bedeuten. Riem war Jahrhunderte lang wichtige Poststation und Rastort für Fuhrwerke Strecke München - Mühldorf.

Auch in Riem wurden reichlich archäologische Funde gemacht, die ältesten bereits um 700 v. Chr.

Das Dorf hat die älteste Kirche des gesamten heutigen Stadtteils Trudering-Riem. 1183 , etwa 200 Jahre nach seiner ersten Erwähnung als Kirchdorf wird der Bau einer St.Martins Kirche in Stein beurkundet.

Ab 1818 eine selbstständige Gemeinde und gehörte später zur Gemeinde Dornach (heute Ortsteil von Aschheim). 1895 bis 1897 wurde die Galopprennbahn in Riem erbaut. Die Eingemeindung nach München erfolgte am 1. Januar 1937.

Riem war bis 1992 Standort des Internationalen Flughafens München-Riem. Ab 1994 erfolgte die Bebauung des alten Flughafengeländes mit dem neuen Messegelände und mit Wohnbebauung. Der neu entstandene Ortsteil „Messestadt Riem“ ist durch die Autobahn vom Ortsteil Riem getrennt. Dort eröffnete 2004 Münchens neues Einkaufscenter "Riem Arcaden" mit Geschäften, Boutiquen, Restaurants und einem Hotel.

Geschichte von Trudering

Archäologische Funde in Trudering und Umgebung

Schon während der Steinzeit war Trudering bewohnt. Der nötige, gut nutzbare Wasserreichtum dürfte auch der Grund früherer Ansiedlung gewesen sein. Ein Steinbeil, das man an der Truderinger Bahnstrecke gefunden hat, wurde auf über 5000 Jahre geschätzt. Beim Bau des Riemer Flughafens wurde 600 Meter nördlich der Kronsdorfer Kirche zwei hallstadtzeitliche Grabhügel (800-480 v. Chr.) gefunden. Eines der größten frühgeschichtlichen Gräberfelder in der Umgebung Münchens wurde im August südlichder Empelstr 1955 (nähe Rappenweg/ Neues Messegebiet) gefunden und vom Amt für Denkmalpflege systematisch freigelegt. Es handelte sich um 100 bescheiden ausgestattete Gräber aus dem 7. Jahrhundert. Die Sachen die erhalten waren wie z.B. Schmuck, Ohrringe, Gürtelschliessen, Messer und andere Kleinigkeiten deuten auf bäuerliche Siedler hin. Ein Skelett hatte noch das rostzerfressene Sax (Waffe) ein 75 cm langes, einschneidiges Schwert in der Armbeuge liegen. Auch Helme und Lanzen waren in einigen Gräbern zu finden. Im Juni 1980 ist nördlich des alten Riemer Flughafens durch die Luftbildarchäologie ein grösserer Holzbau entdeckt worden.Vermutlich handelt es sich um einen römischen Gutshof handeln, der um 25 Meter lang und 10 Meter breit war und von einem Säulenumgang eingefasst war. Am Truchtari Anger (nähe Empelstr.) sind im Sommer 1999 bei Versuchsgrabungen ein Urnenfeld aus Hallstattzeit (800-480v.Chr.), die Reste einer Siedlung aus der La-Tene-Zeit (5-1. Jhd.v. Chr.), ein Brennofen aus der Römerzeit entdeckt worden. Von den über 1000 entdeckten Fundstücken ist das keltische Grab mit Skelett und Bronzeschwert u. Geschirrbeigaben sicher am wertvollsten.

Teile dieser Ausgrabungen stehen jetzt in der Archäologische Staatssammlung - Museum für Vor- und Frühgeschichte München


Um 500 - Truchtaro siedelt sich an

Um das Jahr 500 siedelt sich der Bauer Truchtaro samt Sippe, Knechten u. Mägden an. Zu dieser Zeit lebten hier noch Bären und Wölfe in waldiger Umgebung (Sträucher/Birken und Eichenhaine). Truchtaro war Gefolgsmann Feudalherrn, und zwar (wahrscheinlich) des adligen Grundherrn Fagana. Die Adelsfamilie Fagana war mit die wichtigste in Herrscher Familie in Bayern (so wird z.B. das Geschlecht der Fagana im Lex Baiuvariorum dem bairischem Stammesrecht ausdrücklich erwähnt. Wo Truchtaros Hof stand ist nicht exakt festzustellen. Nach umfangreichen Untersuchungen kommt als erste Siedlungsstätten Zehentbauerhof in Kirchtrudering in Frage. Die Leute des Truchtaro haben sich vermehrt und vielleicht mit der 'Urbevölkerung' Kontakt aufgenommen. So entstand aus der Ansiedlung des Truchtaro ein Dorf das die Leute nach dem ersten Siedler Truchteringa nannten.

Truchteringa befand sich nicht allzu weit südlich zweier wichtiger Herzogshöfe, nämlich Oberföhring mit dem Isarübergang und nahe Aschheim (wo Herzog Tassilo III. 756/57 die erste bayrische Landessynode und den ersten bayrischen Landtag abhält).

Die Schenkungsurkunde des Hiliprant

Im Jahre 772 wurde Truchteringa das erste Mal wegen der Schenkung des Hiliprant urkundlich erwähnt. Es geschah das der gottesfürchtige Hiliprant, der die Ländereinen Truderinga für seinen grossen Verdienste lehsweise von dem Agiolfingerherzog Tassillo III. bekam, diese an die Kirche zu Freising (Bistum Freising) verschenkte.

Die Übersetzung der erhaltenen Schenkungsurkunde des Hiltiprant ins Deutsche schreibt wie folgt:

Im Namen Christi ! Ich, Hiltiprant, stürtzte meiner Sünden wegen, als ich unvorsichtig ritt, vom Pferde. Dabei zog ich mir einen Schädelbruch zu, sodass mich die Ärzte aufgaben. Von Schmerzen gepeinigt lag ich darnieder. Diese Leiden trieben mich dazu, meinen Herren, den durchlauchtigsten Herzog Herrn Tasillo, zu bitten, mir zu erlauben, etwas von dem mir lehensweise überlassenen Gütern an die Kirche zu schenken. Herzog Tasillo stimmte eingedenk unserer Blutsverwandschaft und in Abwägung meiner großen Verdienste in hochherziger Güte meiner Bitte zu. Ich hatte bisher die Länderein, die ich als Belohnung für meine Verdienste erhielt, rechtmäßig genutzt. Sie liegen im Gebiet Truchteringa... Die Schenkung verfasst sich wie folgt: Die oben erwähnten Länderein mit Leibeigenen, Höfen, Gebäuden, Wiesen, Weiden, Wäldern, Wasserläufen und allem, was zum Lehen gehört und dessen Gerechtsname unterliegt, habe ich der Kirche der reinen und unbefleckten Jungfrau Maria und Grabesstätte des Bekenners Christi, Korbinian, zu Freising übertragen und übereignet. Dieses Schenkung war im Sinne meines durchlauchtigsten Herzogs. Sie soll Buße für meine Sünden sein. Dies ist in Anwesenheit des Bischofs Arbeo ... geschehen, damit ich durch meine Gabe bei dem gütigen Herrn, unsrem gnädigen Gott, in großer Maße verdiene, Verzeihung zu erlangen ... Dies geschah zu Freising im 25.Jahr der Regierung des Herrn Tasillo, unsreres erlauchtigsten Herzogs, am Gerichtstag in den Iden des Septembers. Ich, Sundarheri, habe auf Befehl des Bischofs Arbeo diese diese Schenkungsurkunde geschrieben und Zeugen haben sie bestätigt.

Diese Schenkung und Beurkundung bezeugen mehrere Prominente Namen, wie etwa Ratolt, Popo, und Situli die der unmittelbar nachfolgenden Herrschersippe der Huosi zugeordnet werden können. Diese Adeligen stehen an der Gründung bestimmter Ortschaften (Poponen v. Bogenhausen, Situli begründen Freimann und die Ratolte gehören der Gründersippe von Freimann an.) Trotz der großzogen Schenkung Hiltiprants blieben noch weite Teile Truderings in adeliger Grundherrschaft.

Die edle Frau Uta und die Uta Sage

Eine andere wichtige Gründungsperson ist die edle Fau Uta

Zwischen 1080 und 1090 übereignet die edle Frau Uta an die Kirche grosse Teile Truderings. Diese Urkunde ist nur in Drittschrift vorhanden. Dieses Ereignis hat schon bald mehere Geschichten und Sagen nach sich gezogen.

Von Uta, welche ihr Land (550 Tagwerk Ackerland) an die Kirche in Trudering vergibt ist kaum etwas bekannt. Noch bis ins letzte Jahrhundert sollen, eingedenk der großherzigen Stiftung die Truderinger all sonntäglich der hohen Frau gedenken und am Jahrestag für das Heil ihrer Seele beten. Damit die Leute um so freudiger am Gedächtnisgottesdienst teilnehmen, soll ihnen eine Brotspende gereicht werden.

Eine Sage ist die, in mehreren Abwandlungen bekannte Uta Sage, in welcher Utas Mann eine gemeiner Ritter ist (oft Cuno mit Namen) der seine Leibeigenen schindet, wo er kann. Seine Frau Wiederrum hat Mitleid und versucht heimlich das Unrecht das ihr Gatte begeht ein wenig zu mildern, indem sie Brot, Eier und Schinken aus dem Schloss an die Kranken und Hungernden vergibt. Eines Tages jedoch als sie zum Schloss zurückkam sieht sie wie das Schloss urplötzlich in lauten grollen von der Erde verschluckt wird, samt dem herzlosen Ritter Cuno. Dieses Loch nannte man seitdem die Uta Höhle. Die Senke gibt/gab es tatsächlich, das Eigentümliche an der Senke (ca. 5 m) war, das die oberen Erdschichten die gleichen wie die in der Umgebung waren. Es sah also so aus, dass tief unten der Boden eingesunken war und die oberen Erdschichten mit nach unten genommen hat. Die Bauern aus der Umgebung erzählten sich von einem Schloss und einem schlimmen Ritter dessen Schreckensherrschaft ein entsetzliches Ende erfuhr.

Der Grund der utaischen Schenkung wird von der Kirche an die Bauer als Lehen verliehen - die Bauern mussten dafür viele Abgaben leisten. Die Kirche in Trudering ist erstmals in der Utaischen Schenkung (um1085) erwähnt.

Ursprüngliche wurde die Kirche im gotischen Stil gebaut. Der erste namentlich bekannte Ortsgeistliche dessen Grabstein noch erhalten ist hiess Haring (1474). Keine 20 Meter neben der Kirche fliesst der Hüllgraben, ein Grundwasserstrom welcher hier an die Erdoberfläche tritt - heute wird dieser Graben künstlich verlängert und wurde mit dem Hachinger Bach verbunden.

Trudering von Mittelalter bis Neuzeit

Im 12. und 13. Jahrhundert wachsen die beiden frühmittelalterlichen Siedlungskerne Kirch und Strasstrudering als Doppeldorf zusammen. Immer mehr gerät Trudering auch in das Interssenfeld des Münchner Bürgertums. Mit der Münchner Geschichte ist Trudering von Anbeginn stark verbunden, da durch Münchens Gründung 1158 die wichtige Salzstraße vonWasserburg am Inn bzw. Reichenhall/Salzburg über Truderinger Gebiet führte. Viele privilegierte Patrizier kauften nicht nur, sonder erhielten Lehn in Trudering, so z.B. Ulrich Ragausch, im Jahre 1352.

Mit einer Ausnahme, einem grossen Grund in Kirchtrudering welcher wohl mit zum Kern der bajuwarischen Erstbesiedlung des 6. Jahrhunderts gehört, wurden die Gebiete der Hiltiprant-Schenkung häufig verschenkt, vertauscht oder verkauft.

In den nächsten Jahrhunderten erlebten die Truderinger Bürger ein ständiges auf und ab. Katastrophen, Pestepedemien und der 30jährige Krieg bringen Trudering im 16. und 17.Jahrhundert mehrmals an den Rand des gänzlichen Zusammenbruchs.

Die Gemeindebildung erfolgte 1818 (aus Kirch- und Straßtrudering bestehend). Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden diverse Siedlungen auf dem Gemeindegebiet, so die Gartenstadt Trudering, Waldtrudering und Neu-Trudering. Die Eingemeindung nach München erfolgte am 1. April 1932; der letzte Bürgermeister Truderings war Gustav Lindner.

Trudering gilt als ein gehobenes Wohnviertel Münchens, Waldtrudering gar als eines der teuersten. Im Unterschied zu den angrenzenden Bereichen Messestadt Riem und Neuperlach sind für Trudering Einfamilienhäuser typisch. Dadurch hat sich Trudering, allen voran Kirch- und Waldtrudering, einen sehr kleinstädtischen Charakter erhalten. Ein Bürgermeister von Trudering hieß Josef Schatz, gestorben 1968. Er kümmerte sich um den Wald und um seine Erhaltung. Dafür wurde der Schatzbogen, eine wichtige Verbindungsstrasse in Trudering, nach ihm benannt.

Michaeliburg

Zum Stadtbezirk gehört heute auch die Siedlung Michaeliburg. Benannt ist sie nach dem ersten Siedler, Michael Obermeyer, dessen 1898 errichtetes Wirtshaus aufgrund seines Turmes einen burgähnlichen Charakter hatte. Die zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstandene Siedlung lag zum Teil auf Perlacher, zum Teil auf Truderinger Gemeindegebiet und wurde am 1. Januar 1930 bzw. am 1. April 1932 nach München eingemeindet.

Seit 2000 sind Trudering und Riem über die U-Bahn-Linie 2 an das MVG-Nahverkehrsnetz angebunden.

Vom 28. April 2005 bis zum 9. Oktober 2005 fand in der Messestadt die Bundesgartenschau statt.

Statistik

(Stand jeweils am 31. Dezember, Einwohner mit Hauptwohnsitz)

Jahr Einw. davon Ausländer Fläche ha EW/ha Quelle mit weiteren Daten
2000 42.996 5.828 (13,6%) 2.245,39 19 Statistisches Taschenbuch München 2001. pdf-Download
2001 45.403 6.687 (14,7%) 2.245,39 20 Statistisches Taschenbuch München 2002. pdf-Download
2002 47.186 7.456 (15,8%) 2.245,39 21 Statistisches Taschenbuch München 2003. pdf-Download
2003 47.919 7.493 (15,6%) 2.245,49 21 Statistisches Taschenbuch München 2004. pdf-Download
2004 48.914 7.546 (15,4%) 2.245,49 22 Statistisches Taschenbuch München 2005. pdf-Download

Siehe auch