Ein Gartenzwerg ist eine ursprünglich aus gebranntem Ton, heutzutage aber auch aus Kunststoff gefertigte Figur eines Zwerges, die vor allem in Deutschland häufig als Verzierung in Gärten und zur Wohnraumdekoration zu finden ist. Die ersten Gartenzwerge wurden vermutlich um das Jahr 1870 in Thüringen hergestellt. Mit der Serienproduktion begann vermutlich August Heissner 1872 im thüringischen Gräfenroda. Andere Quellen besagen, dass Philipp Griebel ebenfalls um 1872 in Gräfenroda den ersten Gartenzwerg aus Ton hergestellt haben soll. Aber auch diese Information ist nicht belegbar. Sicher fest steht nur, dass sowohl Heissner als auch Griebel damals ihre Firmen gegründet haben, aber seit wann sie auch Gartenzwerge oder Gnome produziert haben, ist nicht bekannt. Als Vorläufer des Gartenzwerges produzierten die Terrakotta-Manufakturen in Thüringen meist Tierköpfe, z. B. um Jagdschlösser zu dekorieren.




Nachdem sich in der Folgezeit immer mehr Manufakturen mit der Herstellung von Gartenzwergen befassten, stockte zwischen 1914 und 1945 der Absatz. Erst danach begann ihre größere Verbreitung. Nach Schätzungen stehen heute in deutschen Gärten etwa 25 Millionen Gartenzwerge.
Gartenzwerge gibt es in den unterschiedlichsten Materialien. Während der ursprüngliche Gartenzwerg noch aus gebranntem Ton hergestellt und mit Hand bemalt wurde (und wird), sorgte vor allem die Plastikindustrie mit preisgünstigen Varianten für eine weitere Verbreitung.
Ironisch-kritisch werden Gartenzwerge auch als Inbegriff (deutschen) Spießbürgertums angesehen.
Bei vielen Zwergenliebhabern sind 'Zwerge' neuerer Bauart in ungewohnten Posen (z.B. mit heruntergelassener Hose) verpönt. Ebenso kritisiert wird der Einzug des weiblichen Geschlechts in die Zwergenwelt in Gestalt der Zwergenfrau. In der Mythologie kommen ursprünglich keine Zwergenfrauen vor. Allerdings gibt es einige (nicht immer ganz ernst zu nehmende) Theorien, wie sich Gartenzwerge vermehren. Weitere Informationen können Sie auf Gartenzwerge-Infoseiten nachlesen. Dort können auch weitergehende Fragen zum geschichtlichen Bereich (Entstehung, Verbreitung usw.) der Gartenzwerge gestellt werden.
Anfang der 90-er Jahre erlebte der echte deutsche Gartenzwerg eine "Wiedergeburt" durch die Schaffung neuer, ausgefallener und kreativer Modelle. Unter dem Motto "typisch Deutsch" wurden z. B. Zwerge mit Messer im Rücken, als Exhibitionisten, die den "Vogel" zeigen, mit Kettensäge, mit erhobenem "Effenberg"-Finger, als Politiker (Schröder, Kohl, Gysi, Blüm, Lafontaine usw.) modelliert.
Das daraus resultierende Medieninteresse, welches weit über die deutschen Grenzen hinaus ging, sorgte dafür, dass der Gartenzwerg ganz neue Liebhaber fand, welche mit dem klassischen Zwerg an sich nichts anfangen konnten.
Dieser Kult hält bis heute an, da die verbliebene "Zwergenindustrie" in Deutschland immer wieder aktuelle Themen aus Politik und Tagesgeschehen aufgreift und durch neue Zwerge thematisiert. Dies natürlich immer unter dem wichtigen Gesichtspunkt: "Humor ist, wenn viele drüber lachen müssen".
Etwas getrübt wurde die "Wiedergeburt" der Zwerge durch Plagiate, die weniger aus dem asiatischen Raum kamen, als vielmehr aus Osteuropa. Dort wurden im großen Stil geschmacksmusterrechtlich geschützte Modelle mit billigen Materialien (Gips statt gebrannten Tons und Gießharz statt PVC-Kunststoffes) kopiert und auf den Markt geworfen.
Einzelne geführte Urheberrechtsprozesse wurden zwar ausnahmslos gewonnen, konnten aber die Plagiate nicht aufhalten, da diese durch den Materialpreis und durch die entfallenen Entwicklungskosten und geringen Löhne in den Ländern deutlich preiswerter im Verkauf waren. Hier ist allerdings eine "Anpassung" feststellbar, so dass sich das Gefüge in wenigen Jahren selbst regulieren wird.
Wohl gegen Ende der 1990er Jahre entwickelte sich die Aktion: "Rettet die Gartenzwerge" (in Frankreich: "Front de Liberation des Nains de Jardins" und Italien "MALAG"), deren Anhänger die Figuren aus Vorgärten "befreiten" und oft in Wäldern, ihrem "natürlichen Lebensraum" aussetzten. Einige dieser gekidnappten Zwerge wurden auch von Person zu Person veschickt, um den Zwerg an berühmten Orten zu fotografieren und die Fotos an den ursprünglichen Besitzer zu leiten.
Strafrechtlich bewegen sich die "Rettet die Gartenzwerge"-Aktivisten im Grenzbereich zwischen Diebstahl und (straffreier) Sachentziehung.
Nach aktuellen Umfragen wird als typisch deutsches Produkt (als Souvenir) zuerst die Kuckucksuhr genannt, gefolgt von einem Gartenzwerg aus gebranntem Ton.