Mildred Gillars

US-amerikanische Radiomoderatorin (1900–1988)
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Mildred Elizabeth Sisk Gillars (* 29. November 1900 in Portland, Maine, USA; † 25. Juni 1988 in Columbus, Ohio, USA) Pseudonym Midge at the mike (dt.: Stechmücke am Mikrofon), von den Alliierten auch Axis Sally genannt, war eine Radiomoderatorin während des zweiten Weltkrieges, die im Auftrag von Radio Berlin in Propagandasendungen mitwirkte.

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2 FBI-Fotos von Mildred Elizabeth Sisk Gillars

Sie wurde als Mildred Elizabeth Sisk geboren, nahm aber den Namen Mildred Gillars bereits als Kind aufgrund der erneuten Heirat der Mutter an. An der Ohio Wesleyan University studierte sie Theaterwissenschaften, ohne jedoch einen Abschluss zu erreichen. Zusammen mit ihrer Mutter zog sie im Jahr 1929 nach Europa. Dort studierte sie ein halbes Jahr in Frankreich und kehrte dann wieder in die USA zurück.

Nach einigen unterschiedlichen Arbeitsstellen bei Börsenmaklern, Musicals und Comedygruppen zog es sie 1933 wieder nach Frankreich, wo sie einige Zeit als Verkäuferin und Kindermädchen arbeitete. 1935 reiste Mildred Elizabeth Sisk Gillars nach Deutschland und arbeitete als Englischlehrerin an der Berlitz-Sprachschule in Berlin. Die Stelle war nicht besonders gut bezahlt, so dass sie später eine Position als Ansagerin und Schauspielerin bei Radio Berlin annahm, wo sie bis zum Fall des nationalsozialistischen Regimes arbeitete.

Bei den alliierten Truppen kam ihre heißblütige Stimme gut an und sie wurde als Propagandistin unter dem Pseudonym Axis Sally bekannt. Ihre infamste Reportage unter dem Titel Vision of Invasion bestand daraus, dass sie am 11. Mai 1944, kurz vor der geplanten Invasion in der Normandie eine amerikanische Mutter spielte, die ihren Sohn im Ärmelkanal verloren hatte. Eine Ansagerstimme brachte es auf den Punkt, mit den Worten: The D of D-Day stands for doom... disaster... death... defeat... Dunkerque or Dieppe.

Um an Originalmaterial zu kommen, schreckte Mildred Elizabeth Sisk Gillars auch nicht davor zurück, gefangene und verletzte GIs in deutschen Lazaretten in Frankreich zu besuchen. Dazu verkleidete sie sich als Krankenschwester des Roten Kreuzes und versprach, die aufgenommenen Grüße in die amerikanische Heimat zu senden. Meist ließ sie sich dabei von zwei deutschen Offizieren begleiten. Diese Interviews wurden von ihr nachträglich mit zynischen Kommentaren versehen und dann in ihrer Propagandasendung Home Sweet Home ausgestrahlt.

Die Sendung war europaweit zu hören, bis in den Mittelmeerraum, in Nordafrika und sogar bis in die USA. Meist wurde das Programm von Berlin gesendet, aber auch Sender in Chartres, Paris und Hilversum strahlten die Sendung aus.

Nach dem Krieg wurde Mildred Elizabeth Sisk Gillars nicht sofort interniert, sondern verlor sich zuerst einmal in der Masse der Nichtdeutschen, die von den Alliierten mit Lebensmitteln, Medikamenten und anderem versorgt wurden. Nach einem dreiwöchigem Krankenhausaufenthalt kam sie kurzzeitig in ein Internierungslager, wurde aber an Weihnachten 1946 mit einem Ausweis für die französische Zone in Berlin entlassen. Als sie später nach Frankfurt fuhr, um den Ausweis verlängern zu lassen, wurde sie gefangen genommen und 1948 in die USA zurückgeflogen.

Sie wurde ursprünglich in zehn Punkten des Hochverrats beschuldigt, obwohl sie letztendlich in nur acht Punkten angeklagt wurde. Der Prozess begann am 25. Januar 1949 in Washington D. C.

Trotz der erdrückenden Zeugenaussagen benötigten die Geschworenen am Ende der Verhandlung einige Zeit, bis sie zu einer Entscheidung gelangten. Mildred Elizabeth Sisk Gillars wurde in sieben von acht Anklagepunkten für schuldig befunden und am 26. März 1949 zu 10 bis 30 Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe von 10.000 $ verurteilt. Die erste Anhörung zur Haftaussetzung wurde auf 1959 festgesetzt.

Mildred Elizabeth Sisk Gillars verbüßte ihre Strafe im Frauengefängnis von Alderson in West Virginia. Eine berühmte andere Insassin dieses Gefängnisses war Iva Ikuko Toguri D'Aquino, die unter dem GI-Pseudonym Tokyo Rose bekannt geworden war und ebenfalls wegen Landesverrats einsaß.

Als Mildred Elizabeth Sisk Gillars 1959 die erste Chance auf eine Haftaussetzung erhielt, schlug sie diese aus, da sie befürchtete, in Freiheit dem ungezügelten Zorn der Amerikaner ausgeliefert zu sein. Doch beim zweiten Termin 1961 wurde sie auf eigenen Antrag hin begnadigt.

Gillars unterrichtete danach an einer katholischen Schule in Columbus, Ohio, und kehrte zur Ohio Wesleyan University zurück, um ihren Abschluss 1973 nachzuholen.

Mildred Elizabeth Sisk Gillars starb am 25. Juni 1988 in Columbus, Franklin County, Ohio und wurde auf dem Saint Joseph Cemetery begraben.

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