Die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (kurz UdSSR oder Sowjetunion, russisch Союз Советских Социалистических Республик СССР/Sojus Sowjetskich Sozialistitscheskich Respublik SSSR ) war eine kommunistisch-zentralistisch regierte Staatenunion in Osteuropa und Nordasien, welche als Folge der russischen Oktoberrevolution am 30. Dezember 1922 gegründet wurde, und bis zur offiziellen Auflösung am 8. Dezember 1991 bestand hatte. Das Kerngebiet (mit 78% der Fläche) bestand aus der damaligen Russischen Sowjetrepublik, welche nach der Auflösung der Union als unabhängige Russische Föderation die juristische Nachfolge antrat.
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Amtssprache | Auf dem gesamten Gebiet Russisch; in jeder Sowjetrepublik sowie in den autonomen Republiken zusätzlich die jeweilige Nationalsprache: Estnisch, Lettisch, Litauisch, Weißrussisch, Ukrainisch, Moldawisch, Georgisch, Armenisch, Aserbaidschanisch, Turkmenisch, Kasachisch, Usbekisch, Tadschikisch, Kirgisisch und andere Nationalsprachen in den autonomen Republiken | ||||
Hauptstadt | Moskau (seit 12. März 1918 Hauptstadt von Sowjetrussland, später RSFSR, seit 30. Dezember 1922 Hauptstadt der UdSSR) | ||||
Staatsoberhaupt | Staatsoberhäupter der UdSSR | ||||
Gliederung | 15 Sozialistische Sowjetrepubliken (SSR auch Unionsrepubliken) sowie 20 Autonome Sozialistische Sowjetrepubliken (ASSR), 8 Autonome Gebiete, 10 Autonome Bezirke, 6 Regionen und 121 Gebiete | ||||
Fläche | 22.402.200 km² | ||||
Einwohnerzahl | 290.100.000 (1991) | ||||
Bevölkerungsdichte | 13 Einwohner pro km² | ||||
Existenzzeitraum | 30. Dezember 1922 - 25. Dezember 1991 | ||||
Währung | 1 Rubel = 100 Kopeken | ||||
Zeitzone | UTC +03:00 bis +12:00 | ||||
Nationalhymne | Die Internationale (1922-1944) Gimn Sowjetskowo Sojusa (1944-1991) | ||||
Nationalfeiertage |
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Kfz-Kennzeichen | SU | ||||
Internet-TLD | .su
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Vorwahl | +7
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Geografie
Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs dehnte sich die Fläche der Union auf eroberte Gebiete der Nachbarstaaten Finnland, Estland, Lettland, Litauen, Deutschland, Rumänien und Polen aus. Die Sowjetunion war damit der geographisch größte Staat in der neueren Geschichte der Menschheit. Völkerrechtlich und moralisch gesehen war und ist jene Gebietserweiterung äußerst kritisch zu sehen.
Die Sowjetunion grenzte nach 1945 im Westen an Rumänien, Ungarn, die Tschechoslowakei, Polen, die Ostsee, Finnland und Norwegen; im Norden an die Barentssee, die Karasee, die Laptewsee sowie an die Ostsibirische See; im Osten an das Ochotskische Meer, das Beringmeer sowie an den Pazifischen Ozean; im Süden an Nordkorea, die Volksrepublik China, die Mongolei, Afghanistan, den Iran und die Türkei.
Das Territorium der UdSSR umfasste mit 22,4 Millionen Quadratkilometern fast ein Sechstel des Festlandes der Erde. In West-Ost-Richtung erstreckte es sich vom Schwarzen Meer und der Ostsee bis zum Pazifischen Ozean über fast 10.000 Kilometer. Von Norden nach Süden hatte es eine Ausdehnung von fast 5.000 Kilometern. Die Sowjetunion berührte 11 der 24 Zeitzonen der Erde.
Bevölkerung
Nach dem Stand der Volkszählung von 1988 hatte die Sowjetunion in ihren 15 Unionsrepubliken 286,717 Mio. Einwohner. Die Russische SFSR (Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik) war sowohl flächen-, als auch bevölkerungsmäßig die bei weitem Größte und auch in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht die dominierendste Unionsrepublik.
Leben in der Sowjetunion
Formen des Eigentums
In der Sowjetunion gab es zwei grundlegende Formen des Eigentums; Individuelles Eigentum und Kollektives Eigentum. Diese unterscheiden sich stark in ihrem Inhalt und dem rechtlichem Status. Gemäss den kommunistischen Theorien, kann Kapital (Produktionsmittel), neben einigen unwesentlichen Ausnahmen, nicht individuell besessen werden. Nach dem Ende der kurzzeitigen Lockerung mit der Neuen Ökonomischen Politik durch Lenin, wurde jegliches industrielle Eigentum, sowie Bauland gemeines Eigentum des Volkes, respektive Eigentum des Staates. Beim Individuellen Eigentum unterscheidet man in zwei unterschiedlichen Arten; Privates Eigentum und Persönliches Eigentum. Ersteres beinhalted nach den sozialistischen Gesetzen auch Kapital (Produktionsmittel) und war somit Staatliches Eigentum. Folglich konnte in der Sowjetunion lediglich das Persönliche Eigentum individuell besessen werden.
Siehe: Kollektivierung
Zertifikate
Hochgestellte Eliten und Parteifunktionäre erhielten häufig einen Teil ihres Lohns in sogenannten Zertifikaten.
Religion in der Sowjetunion
In der Zeit der Sowjetunion wurde die Religionsausübung verboten. Waren um 1920 noch etwa 90 % der Russen in der Orthodoxen Kirche organisiert, so sank die Zahl bis 1940 auf unter 30 %.
Tausende der Priester wurden hingerichtet oder in Arbeitslager deportiert. Ebenso in Zentralasiatischen Republiken wo mehrheitlich Muslime lebten, wurden die meisten Moscheen geschlossen und die Religionsausübung ebenfalls verboten. Viele Gläubige waren Repressalien ausgesetzt oder wurden in schwach besiedelte Gebiete Sibiriens gebracht. Zu den vielen Einschränkungen gehörten auch Gesetze gegen das Singen religiöser Lieder.
Politik
Formal war die Sowjetunion ein föderalistischer Staatenbund von Teilstaaten (Unionsrepubliken); faktisch war sie ein zentralistisch regierter und von der Russischen Sowjetrepublik dominierter Staat. Nominell wurde sie demokratisch durch Räte (Sowjets) beziehungsweise einem Parlament regiert. Die tatsächliche Macht lag aber stets bei der Führung der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, die das Land besonders unter Stalin totalitär, später eher diktatorisch regierte. Gegen Ende der UdSSR unternahm Michail Gorbatschow unter dem Stichwort Perestroika Anstrengungen, tatsächliche, demokratische Institutionen einzuführen.
Die Regierung der Sowjetunion war nicht nur für die Gesetzgebung, Verwaltung und Gerichtsbarkeit des Landes zuständig, sondern verwaltete auch die Wirtschaft. Die grundlegenden politischen Entscheidungen wurden von der wichtigsten politischen Institution des Landes, der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) getroffen.
In den späten 1980ern war der Aufbau des Staates in der Theorie ähnlich wie bei westlichen politischen Systemen organisiert. So setzte eine Verfassung alle Staatsorgane ein und garantierte den Bürgern eine Reihe von politischen Rechten und Bürgerrechten. Eine legislative Gewalt, der Kongress der Volksbeauftragten und ein ständiger legislativer Rat, der Oberste Sowjet, als Volksvertretung repräsentierten die Souveränität des Volkes. Der Oberste Sowjet wählte das Präsidium, dessen Vorsitzender auch als Staatsoberhaupt fungierte und überwachte den Rat der Volkskommissare, später der Ministerrat, der als die exekutive Gewalt agierte. Der Vorsitzende des Rates der Volkskommissare, dessen Wahl von der Legislative bestätigt werden musste, war der Regierungschef. Eine verfassungsbasierte Judikative wurde durch ein System von Gerichtshöfen, dessen oberster der Oberste Gerichtshof war, repräsentiert. Der Oberste Gerichtshof war verantwortlich für die Überwachung der Gesetzmäßigkeit der Regierungsinstitutionen. Nach der Verfassung von 1977 hatte das Land eine föderale Struktur, die den einzelnen Teilrepubliken bestimmte souveräne Rechte (z. B. die Entscheidung über Minderheitenpolitik) zusprach.
In der Praxis jedoch wurden viele der Aufgaben der einzelnen Regierungsinstitutionen von der einzigen erlaubten Partei, der KPdSU, wahrgenommen. Die eigentlichen Grundlagen- und Richtlinienentscheidungen wurden von der Partei getroffen und von der Regierung übernommen, die eher die Entscheidungen der Partei ratifizierte als selbst Gesetze zu beschließen. Eine Reihe verschiedener Mechanismen sorgte dafür, dass die Regierung die Entscheidungen der Partei mittrug. Zwar konnten die Bürger der Sowjetunion sich bei allen Wahlen entscheiden, welchen Kandidaten sie wählten, aber da alle Kandidaten der KPdSU angehören mussten und von der Partei aufgestellt wurden, konnte die Kommunistische Partei alle wichtigen Positionen in der Regierung mit Personen setzen, die der Parteiführung gegenüber loyal waren. Die Personen in Regierungsämtern wurden strikt von der KPdSU überwacht, um zu verhindern, dass sie von der offiziellen Linie abwichen.
Die Hauptaufgabe der Exekutive, des Ministerrats, war die Verwaltung der Wirtschaft. Der Ministerrat war über die gesamte Zeit seines Bestehens mit der Kommunistischen Partei gegenüber loyalen Politikern besetzt, der Vorsitzende des Ministerrats war immer auch ein Mitglied des Politbüros, der zentralen Entscheidungsinstanz der KPdSU. Oft war es auch der Generalsekretär der Partei selbst. Der Vorsitzende hatte eine dominante Stellung gegenüber den anderen Ministern.
Nach der Verfassung von 1988 war das höchste legislative Gremium der Sowjetunion der Kongress der Volksbeauftragten. Die wichtigste Aufgabe des Kongresses war die Wahl einer kleineren, ständigen legislativen Versammlung, dem Obersten Sowjet mit seinem Vorsitzenden, der gleichzeitig Staatsoberhaupt war. Obwohl der Kongress der Volksbeauftragten theoretisch allein das Recht hatte, Gesetze zu beschließen, trat er nur selten zusammen, um Gesetzesentwürfen der Partei, des Ministerrats und des Obersten Sowjets zuzustimmen. Der Oberste Sowjet hatte das Recht, das geltende Recht der Sowjetunion zu interpretieren und zusammen mit dem Ministerrat Dekrete zu beschließen, falls es in den bestehenden Gesetzen Unklarheiten gab.
Das Rechtssystem unterschied sich von dem in westlichen Staaten gepflegten. Statt dass ein Verteidiger und ein Staatsanwalt für bzw. gegen den Angeklagten argumentierten, arbeitete der Richter mit dem Staatsanwalt und dem Verteidiger zusammen, um sicherzustellen, dass die Prozesse die Wahrheit zu Tage förderten, was auch zu Missbrauch führte.
Die Sowjetunion war offiziell ein föderaler Staat, der aus 15 Republiken gebildet wurde, die theoretisch auch das Recht hatten, wieder aus der Union auszutreten. Die Republiken hatten ihre eigenen Verfassungen, die, wie die Verfassung der gesamten Union, theoretisch die Gewaltenteilung in der Sowjetunion garantieren sollten. In der Praxis hatte die zentrale Regierung jedoch alle wichtigen Befugnisse an sich gezogen und traf Entscheidungen, die von den regionalen Behörden nur ausgeführt wurden.
Wirtschaft und Verkehr
Siehe: Gosplan - Gosbank - Gossnab - Fünfjahrplan
Währung
Landwirtschaft
Kultur und Gesellschaft
Architektur
In der Ära von Josef Stalin setzte man in der Sowjetunion auf sehr prunkvolle Bauten im Paläste im Sozialistischen Klassizismus (Zuckerbäckerstil). Nach dem Ende des Zweiten Weltkiregs zeichnete sich jedoch ein starkes Bevölkerungswachstum ab und bei den Arbeiterklassen kam es bald zu einer grossen Wohnungsnot. Mit dem Beginn der Nikita Chruschtschow-Ära im September 1953 wurde in der ganzen Sowjetunion zu Sparmassnamen aufgerufen. Chruschtschow versammelte im Dezember 1954 die leitenden Architekten und Baufunktionäre der Sowjetunion zur "Allunionskonferenz der Bauschaffenden" und ließ öffentlich die Entstalinisierung der Baukultur und die Abschaffung des "Konservatismus in der Architektur" bekanntgegeben - unter dem Motto "Besser, billiger und schneller bauen" folgten drastische Änderungen im Wohnkonzept. Mit dem neuen Baustil jener Zeit entstanden die allgemein als "Chruschtschowki" (хрущёвки; Wohnblocks) bezeichneten Wohngebäude, angeordnet im Stil von "Chruschtschoby" (хрущобы; Plattenbau-Siedlungen).
Siehe: Sozialistischer Klassizismus - Sozialistischer Städtebau
Wissenschaft
Hauptartikel: Wissenschaft in der Sowjetunion
Siehe: Sowjetische Raumfahrt
Literatur
Siehe: Liste sowjetischer Schriftsteller - Liste russischsprachiger Dichter
Malerei
Siehe: Sozialistischer Realismus - Kubofuturismus - Peredwischniki
Film und Theater
Siehe: Kategorie:Sowjetischer Film
Medien
Siehe: Prawda - Sowjetisches Fernsehen
Sport
Siehe: Sowjetische Schachschule - Sowjetische Eishockeynationalmannschaft
Geschichte
Hauptartikel: Geschichte der Sowjetunion
Das damalige Zarenreich Russland wurde mit der Oktoberrevolution, benannt nach den - allerdings schnell entmachteten - Räten (russ. Sowjets), zur Sowjetunion. Die frühe Sowjetregierung, in der die Revolutionsführer Wladimir Iljitsch Lenin und Leo Trotzki als Regierungs- bzw. Armeechefs, als Vorsitzender des Rates der Volkskommissare fungierten, versuchten eine zentralwirtschaftliche nachholende Industrialisierung des Landes durchzuführen. Ein vorher in sämtlichen Bereichen rückständiges Bauernland, in dem zum Teil mittelalterliche, präziser ausgedrückt feudal-asiatische Produktionsverhältnisse herrschten, sollte innerhalb von 20 Jahren zur Industriemacht und zum militärischen Ausgangspunkt der Weltrevolution umgestaltet werden. Dies geschah durch den forcierten, in seiner Ausführung berserkerartigen Aufbau der Schwerindustrie von 1928 an. Die ideologische Macht der Partei sollte durch umfassende Alphabetisierungskampagnen unter der unwissenden Bevölkerung gefestigt werden.
Da durch den während der Revolution, der Bekämpfung ihrer vorgeblichen Gegner ("Konterrevolutionäre") und während des nachfolgenden Bürgerkrieges (1917-1921) praktizierten Kriegskommunismus eine katastrophale wirtschaftliche Lage entstanden war, wurde 1921 die so genannte Neue Ökonomische Politik (NEP) eingeführt, die eine Reihe marktwirtschaftlicher Zugeständnisse enthielt. Die herrschende Kaste der Bürokratie, die ihren Führer in Josef Stalin gefunden hatte, ging nach jahrelangem Zögern und einer den Kleinbürgern und russischen Großbauern (Kulaken) entgegenkommenden Politik zu einer willkürlichen und fehlerhaften Planwirtschaft über. Die Landwirtschaft wurde in Sowchosen und Kolchosen in einer Weise zwangskollektiviert, dass es die Union wirtschaftlich wiederum in einen bürgerkriegsähnlichen Zustand versetzte.
Außenpolitik
Ein wichtiger Schritt aus der selbst gewählten Isolierung bildete der Ausgleich mit Deutschland im Vertrag von Rapallo von 1922, das die UdSSR als erster ausländischer Staat diplomatisch anerkannte. Am 18. September 1934 trat die Sowjetunion dem Völkerbund bei.
Das Verhältnis zum nationalsozialistischen Regime in Deutschland war von Anfang an sehr gespannt. Hitlers aggressive Außenpolitik und seine Herabwürdigung der slawischen Völker als "Untermenschen", ebenso wie seine extreme Feindschaft zum Kommunismus, beeinträchtigten die deutsch-sowjetischen Beziehungen sehr stark. Dennoch schlossen die Sowjetunion und Deutschland am 23. August 1939 einen Nichtangriffspakt, den so genannten Hitler-Stalin-Pakt. In einem geheimen Zusatzprotokoll legten die Sowjetunion und Deutschland ihre Interessensphären in Osteuropa fest.
Nachdem Deutschland am 1. September 1939 Polen überfallen und dessen westlichen Teil bis zur vereinbarten Interessengrenze besetzt hatte, marschierte die Rote Armee am 17. September 1939 im östlichen Teil Polens ein. Stalin begründete diesen Schritt offiziell damit, dass er die verwandten Völker der Weißrussen und Ukrainer gegen die deutsche Bedrohung schützen wolle. Am 28. September, einen Tag nach der Kapitulation der Stadt Warschau, schloss die Sowjetunion mit Deutschland einen Grenz- und Freundschaftsvertrag ab. Am 10. Februar 1940 folgte ein Wirtschaftabkommen zwischen den beiden Staaten. Die Gründe für den Hitler-Stalin-Pakt sind in der modernen Geschichtsforschung umstritten. Eine gewisse Rolle spielte sicherlich, dass beide Staaten ihren Einfluss in Osteuropa vergrößern wollten und Stalin hoffte, mit einem Nichtangriffspakt dies ohne einen Krieg bewerkstelligen zu können. Das Handeln der Sowjetunion wird von einigen auch unter Hinweis auf die z. T. antisowjetische Stoßrichtung der britischen Appeasement-Politik als eine notwendige Absicherung der Sowjetunion gegen einen Angriff aus dem Westen (sei es nun von Deutschland oder von den westeuropäischen Staaten und den USA) verteidigt.
Am 30. November 1939 begann die Sowjetunion den so genannten Winterkrieg mit Finnland. Wegen dieses Angriffs wurde die Sowjetunion aus dem Völkerbund ausgeschlossen. Infolge des Krieges musste Finnland Teile seines Staatsgebietes in Karelien an die Sowjetunion abtreten, die dort die Karelo-Finnische Sozialistische Sowjetrepublik errichtete.
Im Juni 1940 annektierte und okkupierte die Sowjetunion die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen sowie im Juli 1940 Bessarabien (das spätere Moldawien) sowie die Bukowina.
Am 22. Juni 1941 wurde die Sowjetunion von Deutschland angegriffen. Im sowjetischen bzw. russischen Geschichtsbewusstsein beginnt hier (nicht 1939) der Zweite Weltkrieg als der Große Vaterländische Krieg. Die Sowjetunion versuchte nach dem deutschen Angriff eine Allianz mit Großbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika zu schließen. Hauptanliegen der Sowjetunion war dabei die Errichtung einer Zweiten Front.
Zwar war vor allem das Verhältnis zu Großbritannien von wechselseitigem Misstrauen geprägt, jedoch unterstützten die von der Sowjetunion zuvor als Imperialisten angesehenen Alliierten sie nach Kräften. In den großen Konferenzen von Teheran und Jalta gelang es schließlich, eine Antihitlerkoalition zu schmieden und den Kampf gegen Deutschland abzustimmen. Die Sowjetunion trug in dem Kampf gegen Deutschland, nach Ansicht der meisten Historiker, die Hauptlast. Davon zeugt auch, dass über 80% der deutschen Verluste an der Ostfront zustande kamen.
Die kriegsverwüstete Sowjetunion ging 1945 aus dem Zweiten Weltkrieg innerlich geschwächt, jedoch auch als Siegermacht in Europa hervor. Mehrere Staaten in Mittel- und Osteuropa gerieten unter sowjetische Kontrolle. Die Sowjetunion war Besatzungsmacht im mittleren Teil Deutschlands (u. a. in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ)) und darüber hinaus auch in ganz Osteuropa.
In der Konferenz von Potsdam versuchten sich die drei Siegermächte des Krieges in Europa auf eine Nachkriegsordnung zu einigen, was jedoch nur zum Teil gelang. Die Antihitlerkoalition, die gegen den gemeinsamen Feind Deutschland mühsam zustande gekommen war, zerbrach nach dem Sieg über Hitler am gegenseitigen Misstrauen. Aus den unterschiedlichen Vorstellungen über die europäische Nachkriegsordnung entwickelte sich schließlich der Ost-West-Konflikt.
Innere Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte die Sowjetunion, den gewonnenen territorialen Machtbereich abzusichern. Das im Hitler-Stalin-Pakt vereinbarte sowjetische Interessengebiet in Ostpolen sowie das gesamte Baltikum schloss die UdSSR dauerhaft ihrem Staatsgebiet an; darüber hinaus bildete sie zahlreiche Satellitenstaaten, in denen sie, vor allem in Osteuropa, so genannte Volksdemokratien errichtete.
Der XX. Parteitag der KPdSU 1956 proklamierte die Abkehr vom Stalinismus, Nikita Chruschtschow rief eine grundlegende Wende in der sowjetischen Politik aus. Trotz der vorsichtigen Liberalisierung im Inneren ("Tauwetter") kann von einer grundlegenden Wende in der sowjet. Politik nicht gesprochen werden. Die Reformbewegung in Ungarn 1956 wurde durch die rote Armee blutig niedergeschlagen. Trotz nun intensiverer diplomatischer Kontakte zu den USA, ging der Kalte Krieg weiter und brachte die Welt 1962 in der Kubakrise an den Rand eines Atomkrieges. Auf Druck der USA zog Chrutschschow im letzten Moment die geplanten Raketen ab und verhinderte die drohende Eskalation. Erfolge verbuchte der Staat bei der prestigeträchtigen "Eroberung" des Weltalls. Mit dem Hund Leica entsandte man das erste Lebewesen und mit Juri Gagarin den ersten Menschen ins All.(1961) 1964 wurde Chruschtschow durch den konservativen Leonid Breschnew als Generalsekretär ersetzt (bis 1983. Reformversuchen in anderen sich selbst als kommunistisch bezeichnenden Staaten widersetzte sich das Regime vehement. Die Freiheitsbewegung des "Prager Frühling" in der Tschechoslowakei (1968) wurde mit Panzern des Warschauer Pakts niedergeschlagen. Auch die Verhängung des Kriegsrechts in Polen 1980 (Niederschlagung der Reformbewegung der Gewerkschaft) Solidarität, geschah unter dem Druck Moskaus. 1979 marschierten sowjetische Truppen in Afghanistan ein. Nach hohen Verlusten musste man die Truppen jedoch 1985 wieder abziehen.
Die von Michail Gorbatschow ab 1985 eingeleiteten Programme von Perestrojka (Umbau) und Glasnost (Offenheit) sollten den Realsozialismus reformieren, führten aber letztendlich zum Untergang des Staates.
In Jahren 1990 - 1991 erklärten die baltischen Republiken Litauen, Lettland und Estland als erste ihre Unabhängigkeit. Die zentralasiatischen und kaukasischen Republiken sowie Moldawien folgten ihrem Beispiel. Am 8. Dezember 1991 beschlossen die Staatsoberhäupter der drei letzten in der Union verbliebenen Republiken – der russischen, ukrainischen und weißrussischen – die offizielle Auflösung der Sowjetunion und gründeten gleichzeitig die Gemeinschaft unabhängiger Staaten GUS.
Führungsspitzen der Sowjetunion
Parteichefs der Bolschewiki (1903–1918), der Kommunistischen Partei Russlands (1918–1925) bzw. der Kommunistischen Partei der Sowjetunion/ KPdSU (1925–1991), und somit eigentliche Machthaber, waren:
- 1903–1924: Wladimir Lenin (eigentlich: Uljanow)
- 1922–1953: Josef Stalin (eigentlich: Dschugaschwili) (Generalsekretär)
- 1953–1964: Nikita Chruschtschow (Erster Sekretär)
- 1964–1982: Leonid Breschnew (ab 1966 Generalsekretär)
- 1982–1984: Juri Andropow (Generalsekretär)
- 1984–1985: Konstantin Tschernenko
- 1985–1991: Michail Gorbatschow
Regierungschefs der Sowjetunion: (1917–1946: Vorsitzende des Rates der Volkskommissare, 1946–1991: Vorsitzende des Ministerrates, 28. August 1991–25. Dezember 1991: Ministerpräsident der UdSSR und Vorsitzender des Interrepublikanischen Wirtschaftskomitees)
- 1917–1924: Wladimir Lenin (eigentlich: Uljanow) Begründer der Bolschewistischen Partei
- 1924–1930: Alexei Rykow
- 1930–1941: Wjatscheslaw Molotow
- 1941–1953: Josef Stalin (eigentlich: Dschugaschwili)
- 1953–1955: Georgi Malenkow
- 1955–1958: Nikolai Bulganin
- 1958–1964: Nikita Chruschtschow
- 1964–1980: Alexei Kossygin
- 1980–1985: Nikolai Tichonow
- 1985–1991: Nikolai Ryschkow
- 1991: Walentin Pawlow (Januar bis August)
- 1991: Iwan Silajew (August bis September)
- 1991: Oleg Lobow (September bis November)
Staatsoberhäupter der Sowjetunion (1922–1938: Vorsitzender des Zentralen Exekutivkomitees, 1938–1989: Vorsitzender des Präsidiums des Obersten Sowjets, 1989–1990: Vorsitzender des Obersten Sowjets, 1990–1991: Staatspräsident)
- 1919–1946: Michail Kalinin
- 1946–1953: Nikolai Schwernik
- 1953–1960: Kliment Woroschilow
- 1960–1964: Leonid Breschnew
- 1964–1965: Anastas Mikojan
- 1965–1977: Nikolai Podgorny
- 1977–1982: Leonid Breschnew
- 1983–1984: Juri Andropow
- 1984–1985: Konstantin Tschernenko
- 1985–1988: Andrei Gromyko
- 1988–1991: Michail Gorbatschow (ab 1990 Präsident der Sowjetunion)
Unabhängigkeit der ehemaligen Unionsrepubliken
- Unionsrepublik: Name der SSR
- UdSSR: Mitgliedschaft in der Sowjetunion
- Nachfolgestaat: Staat, der nach Auflösung der Sowjetunion aus der Unionsrepublik entstand
- GUS: Mitgliedschaft in der Gemeinschaft unabhängiger Staaten
- NATO: Mitgliedschaft in der NATO
- EU: Mitgliedschaft in der Europäischen Union
- EURASEC Mitgliedschaft in der Eurasischen Wirtschaftsgemeinschaft
- GUUAM Mitgliedschaft in der GUAM (Sicherheitsallianz von Georgien, Ukraine, Aserbaidschan und Moldawien)
- Rat für kollektive Sicherheit: Mitgliedschaft im Rat für kollektive Sicherheit
- SCO: Mitgliedschaft in der Shanghai Cooperation Organization
Nationalhymne
Hauptartikel: Hymne der Sowjetunion
Bis 1944 war "die Internationale" die Nationalhymne der Sowjetunion. 1943 komponierte Alexander Wassiljewitsch Alexandrow eine eigens für die Sowjetunion bestimmte Hymne mit dem Text von Sergei Wladimirowitsch Michalkow. Diese wurde erstmals am 1. Januar 1944 der Öffentlichkeit präsentiert. Dreieinhalb Monate später, am 15. März 1944, wurde dieses Lied zur offiziellen Nationalhymne der Sowjetunion erklärt.
Die Hymne erfuhr 1977, als Folge der Entstalinisierung, ihre einzige Änderung, bei der unter Anderem Stalins Name aus dem Text entfernt wurde. Zwischen 1955 (nach Stalins Tod) und 1977 wurde die Hymne stets ohne Text interpretiert.
Nach dem Zusammenbruch der UdSSR warf das neue Russland das Sowjeterbe ab und gab sich eine komplett neue Hymne. Da sich diese nie großer Beliebtheit erfreute, wurde im Jahr 2000 die alte Sowjethymne mit neuem Text wieder zur Nationalhymne Russlands.
Literatur
- Leonid Luks: Geschichte Russlands und der Sowjetunion: von Lenin bis Jelzin. Pustet, Regensburg 2000, ISBN 3-7917-1687-5
- Manfred Hildermeier: Die Sowjetunion 1917 – 1991. Oldenbourg, München 2001, ISBN 3-486-56497-8
- Thomas M. Bohn (Hrsg.): Geschichte des russischen Reiches und der Sowjetunion. Böhlau, Köln 2002, ISBN 3-412-14098-8
- Karl Held (Hrsg.): Das Lebenswerk des Michail Gorbatschow: Von der Reform des realen Sozialismus zur Zerstörung der Sowjetunion. Gegenstandpunkt Verlag, München 1992. ISBN 3-929211-00-9
- Mark R. Beissinger: Nationalist Mobilization and the Collapse of the Soviet State. Cambridge University Press, Cambridge 2002, ISBN 052100148X