Mohr

alte Bezeichnung für Menschen mit dunkler Hautfarbe
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Der Begriff Mohr ist eine heute nicht mehr gebräuchliche Bezeichnung für Menschen mit schwarzer Haut, sei es historisch in Bezug auf Kuschiter, Äthiopier oder Mauren oder später allgemeiner auf einen Schwarzafrikaner.

Wortherkunft

Ursprünglich bezeichnete das mittelhochdeutsche Wort mōr einen Mauren. Diese Herkunftsbezeichnung (Königreich Mauretanien) kommt allerdings aus dem Griechischen μαυρος ( lat.: maurus), was an sich soviel wie schwarz, dunkel, dunkelhaarig bedeutet. Im Mittelhochdeutschen wurde allerdings noch zwischen swarzer mōr (Maure mit dunkler Hautfarbe, engl. blackamoors) und mōr (Maure, engl. moor) differenziert. Auch im Deutschen findet sich daher die Bezeichnung schwarzer Mohr.

Umgekehrt wurde jedoch sowohl Mhd. mōr und hellemōr (Höllenmohr) als Synonyme für den Teufel verwendet, den man sich mit schwarzer Hautfarbe vorstellte.

In jedem Fall war aber von Anfang an eine ambivalente Bedeutung zwischen Herkunft und Hautfarbe gegeben. Da zugleich das griechische Wort μορος (töricht, dumm, gottlos) mitschwingt, wurde der Begriff schon sehr früh als mehrfaches Stereotyp verwendet.

Erst im 16. Jahrhundert erwarb das Wort Mohr die ausschließliche Bedeutung für Menschen mit schwarzer Hautfarbe, während der Maure nun als solcher bezeichnet wurde. Als im 18. Jahrhundert der Begriff Mohr dann zunehmend durch den Begriff Neger ersetzt wurde, kam es dabei auch zur Gegenüberstellung von edlem Mohr (vorkoloniale Vorstellung) und primitivem Neger' (koloniale Vorstellung). Nichts desto trotz wurden auch diese edlen Mohren letztlich als Vorzeige-Sklaven reicher Europäer ausgenutzt.

Die Bezeichnung „Mohr“ für einen Menschen dunkler Hautfarbe wird heute nur noch in historischen Zusammenhängen verwendet. Wie auch der Ausdruck „Neger“ kann „Mohr“ als ein diskriminierender Ausdruck verstanden werden, selbst wenn er nicht mit rassistischer Absicht gebraucht wird.

Im Spanischen ist "moro" nicht nur der Mohr, sondern kann darüber hinaus im Blick auf die zwischenzeitliche Eroberung von Teilen Spaniens durch die arabischen Mauren auch eine Bezeichnung für einen Moslem sein.

Der Mohr als Stereotyp

Begegnungen zwischen Europäern nördlich der Alpen und Afrikanern hatten bis ins 18. Jahrhundert Seltenheitswert. Zwar lebten und kämpften in der Römerzeit auch dunkelhäutige Afrikaner als Soldaten der römischen Armee in Mitteleuropa, doch endete dies mit der Zeit der Völkerwanderungen. Im Mittelalter und der Frühen Neuzeit sind bildliche Darstellungen von Menschen schwarzer Hautfarbe nördlich der Alpen daher eine bemerkenswerte Ausnahme, während in den italienischen Staaten wie der Republik Venedig der Kontakt zu Afrika nie abriss.

Selten beruhen mitteleuropäische Darstellungen von „Mohren“ auf tatsächlichen Begegnungen, weit eher auf Reisebeschreibungen und überlieferten Darstellungen. Historische Abbildungen von „Mohren“ folgen daher oft einem Stereotyp: dunkle bis schwarze Haut, dicke Lippen, krauses Haar, oft mit großen Ohrringen oder anderen Attributen „wilder Völker“. Seit der Kolonialzeit bis weit ins 20. Jahrhundert dienten Afrikaner auch als Ausstellungsattaktionen auf Jahrmärkten und speziellen Vorführungen (beispielsweise seitens der Firma Hagenbeck, die heute für ihren Tierpark bekannt ist). Zahlreiche Wortprägungen, historische Namen und Abbildungen haben dieses Bild des „Mohren“ bis heute erhalten, auch wenn der Begriff nicht mehr gebräuchlich ist.

1784 ist Samuel Thomas von Soemmerrings Buch "Über die körperliche Verschiedenheit des Mohren vom Europäer" erschienen. Offiziere aus Hessen-Darmstadt hatten dem Mediziner Körper von in Deutschland verstorbenen Sklaven zur Sezierung überlassen. Die "Mohren" waren aus Amerika mitgebracht worden, sind hier aber an der mangelnden klimatischen Anpassung, durch Infektionskrankheiten oder durch Selbstmord gestorben. Aufgrund seiner mangelhaften Methodik glaubte er, das bereits gängige Vorurteil, dass Mohren bzw. Neger intellektuell und körperlich näher beim Affen sei als europäische Männer, "bestätigen" zu können.

Mohrenland - zur geographische Herkunft der Mohren

Während man heute allgemein beim Begriff Mohr eher an Menschen aus Schwarzafrika denkt, zielt der historische Sprachgebrauch mehr auf Menschen aus nordafrikanischen Regionen, vor allem aus Nordostafrika (Äthiopien, Eritrea, Abessinien, Aksum, Nubien, Kusch) und Nordwestafrika (Mauretanien, Westsahara, Mali, Marokko, Algerien, siehe Bidhan).

Vermutlich wurden zunächst jedoch die Mohren aufgrund des altgriechischen Wortes ethiopos für verbranntes Gesicht nur auf schwarzhäutigen Äthiopier angewendet, während die Mauren zwar dunkelhäutig, aber nicht schwarzhäutig sind. Die Identifizierung von Mohren mit Mauren kommt von der zugrundeliegenden Lautähnlichkeit.

Wenn im Mittelalter, so zum Beispiel auch im Zusammenhang mit dem Freisinger Moor, latinisiert von caput aethiop(i)s bzw. caput ethiopicum die Rede ist, hat dies im damaligen Kontext allerdings schon nicht unmittelbar etwas mit Äthiopien zu tun, sondern wird bereits allgemein mit Mohrenkopf übersetzt.

Martin Luther übersetzt das Land "Kusch", das sich südlich an Ägypten anschloss (Ez 29,10) und im griechisch-römischen Sprachraum den Namen Äthiopien erhielt (so auch in der Septuaginta) mit "Mohrenland". Dabei gibt Jer 13,23 den Ausschlag, wo es heißt: "Kann etwa der Kuschite seine Haut wandeln oder der Panther seine Flecken?". Auch hier steht bei Luther "der Mohr". Der Prophet Jesaja hat dagegen bei seiner Beschreibung der Kuschiten (Jes 18) nicht auf die Hauptfarbe angespielt, sondern stattdessen auf ihre Körpergröße ("hochgewachsen") und Unbehaartheit ("blank"). Im Blick auf den äthiopischen Kämmerer scheint Luther außerdem die Begriffe Morgenland und Mohrenland miteinander zu identifizieren.

1670 beschreibt Jeronimo Lobo über die "wahre Beschaffenheit des Mohrenlandes, sonderlich des abbysinischen Kayserthums". Andererseits versteht Giovanni Antonio Cavazzi da Montecuccolo 1694 bei seiner historischen Beschreibung des "occidentalischen Mohrenlandes" darunter neben anderen Gebieten die drei Königreiche Congo, Matamba und Angola.

1728 erscheint erstmals in Deutsch der Bericht von Bartolomeo de Rogatis "von dem Verlust des Königreichs Spanien und dessen Wieder-Eroberung aus denen Händen der Mohren", womit wieder die Mauren gemeint sind.

1894 erschien das Buch "Dr. Adschai Samuel Crowther, der erste evangelische Neger-Bischof, oder Mohrenland wird seine Hände ausstrecken zu Gott". Anfang der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts erschienen noch Titel wie "Als Mohrenland noch christlich war ..." (G. von Massenbach, 1933), "Der Erstling aus Mohrenland" (Biographisches von Samuel Ali Hussein, 1932) oder "Altes und Neues aus dem Mohrenland" (Kirchen- und Missionsgeschichtliches von Christoph Schomerus, 1934)

Bekannte "Mohren" und "Mohrinnen"

Die Frau des Moses

Da Luther in seiner Bibelübersetzung die Kuschiter generell mit Mohren identifizierte, bekam auch Moses, der eine Kuschitin heiratete, eine "Mohrin" zur Frau (siehe Zippora). So heißt es in Buch Numeri 12,1 bei Luther: Und Mirjam und Aaron redeten wider Mose um seines Weibes willen, der Mohrin, die er genommen hatte, darum daß er eine Mohrin zum Weibe genommen hatte ...

Serah, der Mohr und Tirhaka, König der Mohren

Auch beim kuschitischen Heereszug gegen König Asa (2 Chr 14,7-8) ist bei Luther vom Sieg Asas über die Mohren die Rede und von deren Anführer Serah, der Mohr (Einheitsübersetzung: der Kuschiter Serach, King James Bible: Zerah the Ethiopian). Luther nennt im zweiten Buch der König (19,9) und in Jesaja (37,9) Thirhaka "König der Mohren" bzw. "der Mohren König" (Einheitsübersetzung: Tirhaka, König von Kusch, King James Bible: Tirhakah king of Ethiopia). Es handelt sich dabei mit großer Wahrscheinlichkeit um Taharqa, König von Kusch bzw. Nubien. [1]

Die Mohrin im Hohenlied Salomos

Im Hohenlied der Liebe, das allgemein dem König Salomo zugeschrieben wird, ist die Braut eine Mohrin. Es heißt dort (1,5-6): Ich bin schwarz, aber gar lieblich, ihr Töchter Jerusalems, wie die Hütten Kedars, wie die Teppiche Salomos. Sehet mich nicht an, daß ich so schwarz bin; denn die Sonne hat mich so verbrannt. Diese Figur wird der Tradition gemäß mit der Königin von Saba identifiziert.

Königin von Saba und Geliebte Salmomos

Aufgrund der Anspielung im Hohen Lied der Liebe des Alten Testaments, das König Salomo zugeschrieben ist, und in dem er seine Geliebte als dunkelhäutig beschreibt, haben mittelalterliche Künstler geschlossen, dass die Königin von Saba eine Mohrin gewesen sein muss. Eine frühe und recht eindrückliche Darstellung in diesem Sinne findet sich im romanischen "Verduner Altar" in Klosterneuburg aus dem Jahr 1181.[2]

Und ebenfalls am Ende des 12. Jahrhunderts findet sich eine Statuen-Darstellung der Königin als mittelalterliche Prinzessin durch Antelami Benedetto in Parma (um 1196-1216), dunkelhäutig mit blondem Haar. [3]

Aber auch Konrad Kyesers Darstellung in seinem "Bellifortis" (1405) zeigt die mittelalterliche Vorstellung der Königin von Saba als Mohrin deutlich. [4]

Schwarze Madonna

 
Schwarze Madonna von Loreto (Kopie)

Vermutlich in der allegorischen Übertragung des Hohenliedes auf Jesus (Gott) und Maria (Kirche) und in Anlehnung an die Darstellungen der Königin von Saba kam es zu Darstellungen von Maria, der Mutter Jesus von Nazareth, als Mohrin, siehe Schwarze Madonna. Die tatsächlich wohl älteste, der Legende nach wie viele Ikonen dem Evangelisten Lukas zugeschriebene und vom heiligen Eusebius von Vercelli († 381) im 4. Jahrhundert dorthin gebrachte Statue einer Schwarzen Madonna ist die von Oropa im Piemont.[5]

Einer der heiligen drei Könige

 
Darstellung eines Königs als Mohr, um 1538

Einer der Heiligen Drei Könige wird seit etwa Anfang des 14. Jahrhundert[6] als Afrikaner dargestellt. Je nach Region und Tradition unterschiedlich wird Caspar (der jüngste König, der Weihrauch bringt, wird am frühsten und häufigsten als Mohr dargestellt), Melchior (unter anderem in der Geschichte König Melchior von Karl Heinrich Waggerl) oder Balthasar als Mohr dargestellt. Die dunkle Hautfarbe, die man ihm zuschrieb, entstammt wohl einer Fehldeutung eines überlieferten Textes. Dennoch hat sich die Darstellung eines Königs als „Mohr“ in der Bildenden Kunst bis heute erhalten und ist, wenn auch zunehmend weniger, an Kostümen beim Dreikönigsfest zu sehen. Besonders eindrückliche Darstellungen befinden sich bei den Wandmalereien der Rupertikirche zu Niederhofen (Ende 15. Jahrhundert)[7] und im Marienaltar des Elisabethchor in der Elisabethkirche von Marburg (1517).[8]

Schwarzer König beim Schach

In mittelalterlichen Schachbüchern wird der Schwarze König als Mohr charakterisiert, so zum Beispiel im Konstanzer Schachzabelbuch von 1479 (heute in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien).[9]

Äthiopischer Kämmerer

In der Apostelgeschichte (Apg 8,26) ist von einem äthiopischen Kämmerer der Königin Kandace aus dem Mohrenland (Luther; Einheitsübersetzung: Äthiopien) die Rede, der vom Diakon Philippus getauft wird. Dieser Mohr gilt als Gründer, Philippus als Vater der äthiopischen Kirche. Schon der Kuschite, bei Luther wieder "Mohr", Ebedmelech war zu Zeiten des Propheten Jeremia als Hofkämmerer beschäftigt (Jer 38-39). Immerhin rettet dieser den Propheten aus der Zisterne.

Hl. Mauritius und hl. Katharina

 
Darstellung des Heiligen Mauritius im Magdeburger Dom

Der hl. Mauritius († um 290), der aufgrund seines Namens in langer Tradition als Mohr gesehen wurde. Er war zunächst Schutzpatron Burgunds. Nach der Heirat Otto I. 951 mit Adelheid, der Tochter von König Rudolf II. von Burgund, schenkte dieser zum Weihnachtsfest 960 die Reliquien des hl. Mauritius für den Dom in Magdeburg, der der hl. Katharina von Alexandrien und dem hl. Mauritius geweiht ist. Dort befindet sich auch eine der ältesten figürlichen Statuen des hl. Mauritius, auf denen er ebenfalls als Mohr dargestellt ist. Er gilt als zugrundeliegende Figur für das Wappen von Coburg. Mauritius findet sich auf dem ältesten Siegel der Stadt Ingolstadt von 1291, aber wohl nicht als Mohr.[10]

  • Im Magdeburger Dom ist aber auch die hl. Katharina als Mohrin dargestellt.[11]
  • Matthias Grünewald (1475-1528) malt den heiligen Erasmus und Mauritius im ersten Viertel de 16. Jahrhunderts, letzteren als Mohren.[12]
  • Die Kombination von Mohrenkönig und dem hl. Mauritius als Mohr findet sich auf dem Dreikönigsaltar von Hans Baldung aus dem Jahr 1507, der sich heute in den Staatlichen Museen Berlins befindet. [13]

Moses, der Äthiopier

Moses der Äthiopier ist ein christlicher Einsiedlermönch in Ägypten, Glaubensbote bei den Sarazenen und späterer Bischof. Er wurde um 320 in Athiopien geboren und starb dort um 390/395. Als Äthiopier hatte er dunkle Hautfarbe und galt daher als "Mohr".

Belakane

Die schöne Sarazenenkönigin Belakane in Wolfram von Eschenbachs Parzival ist eine Mohrin.[14]. Ihr und Gahmurets Sohn Feirefiz wird als Elster-Mischling vorgestellt (schwarz-weiß-gescheckt). Der Sohn von Feirefiz und Repanse de Schoye wird dereinst der sagenumwobene Priesterkönig Johannes sein. Die Spekulationen über einen historischen Hintergrund dieser Figuren sind vielfältig und umstritten.

Ludwig, der Mohr

 
Ludovico il Moro

Herzog Ludovico Sforza (1452-1508) hat bei den Italienern den Beinamen "il Moro" („der Dunkle“), ebenso wie Herzog Alessandro de Medici (1510-1537), wobei bei ihm "il Moro" meist mit „der Maure“ wiedergegeben wird.

Der Mohr von Venedig

 
Othello und Desdemona in Venedig. Gemälde von Théodore Chassériau (1850)

Der Mohr von Venedig, der später durch Shakespeare und Rossini als Othello bekannt wurde, war ursprünglich nur dem Familiennamen, nicht der Hautfarbe nach ein Mohr. Er hieß Cristofalo Moro und zog 1505 als Gouverneur der Republik des heiligen Markus nach Zypern, um dort die Insel gegen den Sultan zu verteidigen. Als er nach drei Jahren zurückkehrte, starb auf der Rückfahrt seine Frau, was ihn in tiefe Trauer stürzte. Die Sage hat daraus einen wirklichen Mohren gemacht, der als Befehlshaber von Zypern seine Frau aus Eifersucht ermordet hat.

1692 wurde vom Kapuziner-Missionar Dionigi de Carli eine davon unabhängige Schrift mit dem Titel "Der nach Venedig überbrachte Mohr" in Deutsch veröffentlicht.

Benedikt, der Mohr

Benedikt, der Mohr (um 1526 in San Fratello bei Messina in Italien, † 4. April 1589 in Palemero auf Sizilien) war Ordensoberer in Palermo und wurde 1807 von der katholischen Kirche heiliggesprochen.

Der Mohr Peters des Großen

Der Mohr Peters des Großen mit Namen Abraham Petrovich Hannibal[15], ein abbessinischer Fürstensohn und Vorfahr von Alexander Sergejewitsch Puschkin, der dessen Lebensschicksal in einem Roman ausgestaltet hat. Ibrahim Hannibal wurde 1707 getauft, wurde vom Zaren wie ein Sohn geliebt, fiel aber in Ungnade, als er sich nicht verheiraten lassen wollte. Über diesen Mohren wurde 1976 im Stile eines Märchens der russische Film "Wie Zar Peter seinen Mohren verheiratete" gedreht.

Mohr oder Mohrin als Wappenfigur

Die gekrönte Mohrin im Wappen der Kirchberger

 
Wappen der Gemeinde Illerkirchberg
 
Wappen des Landkreises Neu-Ulm

Bereits ein altes Wappenschild der Grafen von Kirchberg zeigt eine gekrönte Frauengestalt mit vermutlich drei Rosen (oder Lilien) in der Hand.[16]. Dies legt die Vermutung nahe, dass auch der "Mohr mit den drei Rosen" (siehe auch Wolffskeeler Mohr) eigentlich eine schwarze Madonna mit drei Rosen sein könnte, so wie sie im alten schlesischen Marien-Volkslied besungen wird: Es blühen drei Rosen auf einem Zweig, sie blühten all drei ins Himmelreich

  • 1488: Illertissen wird von Kaiser Friedrich III. ein Wappen in Anlehnung an das der damaligen Ortsherren, der Grafen von Kirchberg, verliehen. Dieses zeigte eine wachsende schwarz gekleidete Mohrin mit einer schwarzen Bischofsmütze auf dem Kopf, in der Rechten einen grünen Zweig mit drei Blättern, hier allerdings mit drei Disteln.
  • 1555: Mohrin mit Mitra im Wappen von Oberkirchberg.[17]
  • Oberkirchberg: Wappen mit Mohrin von 1954.[18]
  • Unterkirchberg: Wappen mit Mohrin vor 1972. [19]
  • Oberkirchberg: Wappen mit Mohrin nach 1972.[20]
  • Illerkirchberg: Mohrin mit Mitra
  • Neu-Ulm: Mohrin im Wappen, ebenfalls in Erinnerung an die Grafen von Kirchberg.
  • Grafen von Fugger, Kirchberg und Weißenhorn: [21] - aktuelles Wappen mit Mohrin.[22]

Die Mitra erinnert wohl an die vielen Bischöfe, die aus dem Geschlecht der Kirchberger hervorgegangen sind bzw. in der oben vorgeschlagenen Deutung ihnen von der Jungfrau Maria geschenkt worden sind.

Der Mohr im Wappen von Wolffskeel, Grumbach, Uettingen

 
Wappen von Uettingen mit dem Wolffskeelschen Mohr

Wolffskeeler Mohr: Das Wappen der Adelsfamilie Wolffskeel zeigt einen nach rechts schreitender Mohr mit drei roten Rosen. Es erscheint erstmals beim Würzburger Fürstbischof Wolfram Wolfskeel von Grumbach (1322-1333). [23]

  • Grumbacher Mohr: Davon abgeleitet trägt die mit den Wolffskeel verwandte Adelsfamilie Grumbach ebenfalls einen Mohren mit drei roten Rosen, allerdings schreitet dieser nach links. Heute hat noch Unterpleichfeld mit seinen Gemeindeteilen einen solchen Mohren im Ortswappen [24]. Die Wappen finden sich auch auf den Riemenschneider-Grabmälern folgender Grumbacher Adeligen:
    • Eberhard von Grumbach († 1487) [25]
    • Konrad von Grumbach († 1526) [26]
    • Hans von Grumbach-Estenfeld († 1529)[27]
    • Wilhelm von Grumbach (1498-1567) [28]
  • Einige Ortswappen ehemaliger Besitzungen der Wolffskeels und Grumbachs zeigen daher auch einen derartigen Mohren. Davon abhängig ist zum Beispiel der Uettinger Mohr. Bis 1974 befand sich der Wolffskeeler Mohr auch im Wappen des Landkreis Würzburg.[29]

Der gekrönte Mohr von Freising

 
Der „Freisinger Mohr“ von 1316

Freisinger Mohr: Auch das Bistum Freising und der Landkreis Freising tragen einen „Mohren“ im Wappen. Der gekrönte Afrikaner („caput aethiopis“) erschien zum ersten Mal 1284 im Wappen des Bischofs Emicho, Wildgraf von Wittelsbach (1283–1311). Der Titel "Wildgraf von Wittelsbach" verdeckt, dass er väterlicherseits von den Kyrburgern und über seine Großmutter von den Kirchbergern abstammt. Bereits sein Onkel Konrad war Bischof von Freising († 1278) und der andere ist der unter Grumbach bereits erwähnte Gottfried von Dhaun und Grumbach. Von daher ist ein verwandschaftlicher Zusammenhang auch beim Wappen nicht unwahrscheinlich.

Nach einer verbreiteten Interpretation entstand der Mohr aber aus der Fehldeutung einer Darstellung, auf der eigentlich einfach ein gekröntes Haupt dargestellt war, mit dem Bischof Emicho die Reichsunmittelbarkeit seines Gebiets anzeigen wollte. Denkbar ist, dass es sich eigentlich um ein Porträt des Rudolf von Habsburg oder von Emicho selbst handelte. Eine weitere mögliche Herleitung ist der Bezug auf eine Stelle in der Apostelgeschichte, wo ein äthiopischer Kämmerer von dem Apostel Philippus getauft wird (Apg. 8,26). In kolorierter Fassung wurde er dann im Jahr 1316 – eindeutig als „Mohr“ – auf dem Deckblatt des Haus- und Notizbuches von Bischof Konrad III. (1314–1322) abgebildet. Bis zur Auflösung des Hochstifts Freising im Jahr 1803 stand er dauerhaft im Wappen der Bischöfe von Freising. Ab 1846 durfte das neue Erzbistum München-Freising den Mohren wieder im Wappen tragen.

  • Wappen mit dem „Freisinger Mohr“ haben einige Städte und Orte, die früher dem Hochstift Freising angehörten:

Bildergalerie

 
Wappen von Papst Benedikt XVI. mit dem „Freisinger Mohr“

Alle Freisinger Bischöfe haben den Mohren in ihr Wappen übernommen, zum Beispiel:

Der gekrönte Mohr von Lauingen

 
Wappen der Stadt Lauingen

Lauinger Mohr: In Lauingen (Schwaben) findet sich bereits ein altes Siegel von 1270 im Stadtarchiv, das einen Männerkopf mit langem Haupthaar, Bart und Bügelkrone zeigt, wobei es sich vermutlich um Friedrich Barbarossa handelt. 1451 wendet sich der seither mehrmals veränderte Kopf nach rechts ins Profil. Dabei ist erstmals deutlich ein Mohrenkopf mit Halskette, Ohrring und Mauerkrone zu erkennen. Lauingen ist neben Eisenberg auch die Stadt, die gerne als Mohrenstadt bezeichnet wird.

Der Mohr von Coburg und Zwickau

 
Wappen von Coburg

Coburger Mohr (14. Jahrhundert): Einen „Mohren“ zeigt das Stadtwappen von Coburg. Es handelt sich dabei mit großer Wahrscheinlichkeit um eine Darstellung des Stadtpatrons Hl. Mauritius. Ab 1380 hat ein Coburger Münzmeister als Meisterzeichen einen Mohrenkopf. 1493 taucht in alten Akten das erste Mal das Wort "Mohrenkopf" auf, der von der Stadt verpflichtet wurde, neben seinem Meisterzeichen seine Ware auch mit dem Mohrenkopf zu versehen. Aus dem Jahr 1521 stammt schließlich der älteste Abdruck des Stadtsiegels mit dem Mohrenkopf. Nachdem der Mohr während des Nationalsozialismus aus dem Wappen verschwinden musste, wurde er 1953 in veränderter Form wieder aufgenommen [51]
Zwickauer Mohr: Auch von Zwickau ist der Stadtpatron der hl. Mauritius, nachdem er bereits 1212 als Patron der Stadtpfarrkirche erwähnt wird. Daher stellt der im aktuellen Großen Stadtwappen am Schildrand hinzugefügte Mohr auch ihn dar. [52]

Der Mohr und die gerkönte Mohrin von Pappenheim

Pappenheimer Mohr und Pappenheimer Mohrin: Das Stadtwappen von Pappenheim zeigt einen Mohrenkopf mit gekräuseltem Haar und einer Stirnbinde.[53] Die Pappenheimer Marschälle haben diese Figur in ihre Helmzier aufgenommen. Auf den ältesten Siegeln der Marschälle findet sich ein edler Kaiserkopf (1251), der wohl eher das Haupt des Hiero von Syrakus darstellt. Dieser Männerkopf trägt auf einem Stadtsiegel 1335 eine Stirnbinde. Aufgrund einer vergröbernden Darstellung sei aus dem ursprünglichen Kaiserkopf ein Mohrenkopf geworden, so auf einem Siegel 1378, wobei auf dem recht fratzenhaften Gesicht eine hohe dreizackige Krone sitzt. Interessant ist, dass diesem Kopf im 15. Jahrhundert ein weiblicher (!) Oberkörper beigefügt wird, er im 16. Jahrhundert einen Zopf oder zwei abstehende Zöpfe hat[54] und später eine Mohrin wird.[55], [56] und [57]

Der Mohr von Schauenstein

Schauensteiner Mohr: In der ersten erhaltenen farbigen Zeichnung des Wappens von Schauenstein (Oberfranken) aus dem Jahr 1581 ist der vorher schon traditionelle Mann schwarz und hält einen kleinen roten Stein empor. Es ist eindeutig ein Bergmann mit einem Erzbrocken in der Hand, um den Ortsnamen zu verbildlichen: ein zur Schau gestellter Stein. Seit 1692 wird der Bergmann nun als Mohr fehl gedeutet. Ab 1812 ist der Mann nackt dargestellt mit einem Stück Fleisch in der Hand, es gibt auch Abbildungen, die den Mohren mit einem Spiegel in der Hand zeigen. [58]

Der Mohr von Bad Sulza

Sulzener Mohr: Im Stadtwappen von Bad Sulza findet sich ein Mohr in Ritterrüstung. Er findet sich bereits im ältesten bekannten Siegel aus dem Jahre 1567 mit einer gefähnelten Lanze in der Hand. Dieser Mohr verweist auf den den heiligen Mauritius als Patron der Soldaten und Salzsieder.[59]

Der Mohr von Mehring

Mehringer Mohr: Das Adelsgeschlicht der Moringer scheint seit dem 8. Jahrhundert im Besitze von Mehring gewesen zu sein. Sie starben allerdings Mitte des 14. Jahrhunderts aus. Im Wappen trugen sie einen Mohren mit roter Kopfbedeckung. Dieser fand als beredtes Zeichen für den Ortsnamen auch Eingang in das heutige Gemeindewappen.[60]

Der gekrönte Mohr von Möhringen

Datei:Wappen s moehringen.png
Wappen von Möhringen bis 1942

Möhringer Mohr: Sowohl das Gemeindewappen von Möhringen bis 1942, als auch das Stadtteilwappen ab 1957 zeigt einen gekrönten Mohr.[61]. Es war von Kaiser Friedrich III. aus Wien 1470 an Möhringen verliehen worden.

Der Mohr von Eisenberg

Eisenberger Mohr: Der Eisenberger Mohr geht auf eine Sage über einen Mohren als Diener des Grafen von Eisenberg zurück, die sich sowohl in einer Standfigur am Marktplatz[62] als auch im Wappen niederschlug. Die Mohrensage. Mitunter wird Eisenberg neben Lauingen daher auch Mohrenstadt genannt.

Der Mohren von Mörlau

 
Mohr von Mörlau 2004

Mörlauer Mohren: Die Herkunft der Mohren im Wappen von Ober-Mörlen ist nicht geklärt.[63] An das Wappen angelehnt tritt der Mohr von Mörlau auch seit 1948 als Figur der Ober-Mörler Fassenacht auf; sein „orientalisches“ Fantasie-Kostüm erscheint jedoch eher an den Sarotti-Mohr (siehe unten) angelehnt als an reale Vorbilder.

Der Mohr von Riedlingen

Auch die Fasnacht in Riedlingen kennt einen Mohren, die Riedlinger selbst sind die dazugehörigen "Mohrenwäscher". Für diesen Umstand wird folgende Geschichte als Begründung angeführt: In Riedlingen gastierte einmal ein Zirkus, bei denen unter anderem ein Schwarzer, ein "Mohr" war. Da die Einwohner Riedlingens bislang noch nie einen Schwarzen gesehen hatten, glaubten sie, es handle sich dabei um einen Weißen, der sich nicht gewaschen habe. Sie packten ihn, brachten ihn zum Marktbrunnen und versuchten, den Mohr weiß zu schrubben, was jedoch nicht gelingen wollte.[64]

Der Mohr der Tucher und von Simmelsdorf

Die Nürnberger Patrizierfamilie Tucher hatte sehr bald einen Mohren im Familienwappen, der auch zum Markenzeichen der mit ihr verbundenen Brauerei wurde.[65] Aber auch die Nürnberger Landgemeinde Simmelsdorf hat aufgrund der historischen Verbundenheit mit dieser Familie einen Mohren ins Wappen aufgenommen.[66]

Die Mohren in der Schweiz

Zunächst ist darauf hinzuweisen, dass in der zwischen 1335 und 1345 entstandenen Züricher Wappenrolle auf dem Schild selbst oder im Wappenzier insgesamt neun Mohren vorkommen. In heutigen Wappen findet sich der Mohr in folgenden Gemeinden:

Mohrener Mohr: Das Wappen von Mohren in der Schweiz trägt ein besonders aufschlußreiches Kopfbild eines Mohren.[67]

Mandacher Mohr: Das Wappen von Mandach geht auf ein ein Helmschild der Herren von Mandach (13. Jahrhundert) zurück, das der volkstümlichen Deutung nach den hl. Mauritius darstellt, der auch der Schutzpatron der Kirche von Mandach ist.

Flumenthaler Mohr: Das heutige Gemeindewappen von Flumenthal in der Schweiz zeigt ein Mohrenhaupt mit weissem Stirnband und Kragen sowie roten Lippen. Dieser ist so ähnlich schon im Vogteiwappen zu finden, bei dem man einen Zusammenhang dem heiligen Mauritius vermutet, der allem Anschein nach früher der Patron der Kirche war. Zudem ist der Weihetag der Kirche der Mauritzentag (22. September) 1514.

Oberweninger Mohr: Das heutige Gemeindewappen von Oberweningen zeigt ebenfalls einen Mohr.

Möriken-Wildegger Mohr: Und ebenso das Gemeindewappen von Möriken-Wildegg trägt einen Mohrenkopf.

Die Mohren von Aragon, Sardinien und Korsika

Aragonische Mohren: Bereits alte spanische Chroniken berichten davon, dass Pedro I. in der Schlacht von Acoraz vier schwarze Könige enthaupten ließ. Entweder er selbst oder sein Nachfolger hätten diese Köpfe in ihr Wappenschild aufgenommen, als Symbol für die Rückeroberung von vier ehemals maurischer Gebiete.[68] Spätestens 1281 führte Pedro III., König von Aragon (Spanien) endgültig als Hoheitszeichen ein, das dann lange Zeit als Siegel verwendet wurde. Es handelt sich jeweils um ein weißes Schild mit dem roten St. Georgs-Kreuz und den Köpfen von vier Mohren mit weißem Stirnband. [69] und [70]

Datei:Sardinia flag.png
Flagge Sardiniens
  • Sardische Mohren: Das Landeswappen der italienischen Insel Sardinien zeigt wie das Aragonische Wappen vier maurische Köpfe. Erst im 17. Jahrhundert wurde das ursprünglich aragonische Wappen durch Philipp IV. von Spanien offiziell für Sardinien eingeführt, indem er es auf Münzen prägen ließ.
 
Flagge Korsikas
  • Korsische Mohr: Das Landeswappen der französischen Insel Korsika zeigt ebenfalls einen Kopf eines „Mohren“ oder Mauren (Testa Maura). Er wird in Verbindung gebracht mit dem Kampf gegen die sarazenischen Mauren im 9. und 10. Jahrhundert. Eine sagenhafte Gestalt des damaligen korsischen Widerstandes war Ugo Colonna. Dieser soll auch den Mohrenkönig Nugalon bezwungen haben und danach alle heidnischen Korsen taufen lassen (Zwangstaufe). Diese maurische Besatzung spiegelt sich in korsischen Ortsnamen wie Campomoro, Morosaglia, Morsiglia usw. wider. Schon bald darauf tauchte der Mohrenkopf in diversen Siegeln und Wappen auf. Doch erst 1762 wurde der Mohrenkopf mit Stirnband von Pascal Paoli und der von ihm geleiteten Consulta zum offiziellen Wappen und Symbol für den Freiheitskmapf der Korsen bestimmt. Der Legende nach geht dieses Symbol auf einen Kampf zwischen einem arabischen Herrscher, ein Maure, und einem korischen Verlobten um dessen Verlobte zurück, die der Maure entführt hat. Im Kampf blieb der Korse siegreich und er schlug dem Mauren den Kopf ab, spießte ihn auf eine Lanze und reckte ihn hoch in den Himmel. Das Stirnband geht dagegen auf eine andere Legende zurück. Nach dem Sieg der Pisaner und Genueser über die Mauren sollte ein maurischer Gefangener hingerichtet werden, dem dazu die Augen mit einem weißen Tuch verbunden wurden. Der Maure wollte aber sehenden Auges sterben und schob daher das Tuch hoch zur Stirn. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass es sich bei der Flagge um eine Einführung durch den König von Aragon handelt.

Vincentellu d’Istria, der für Aragon und gegen die pisanischen und genuesischen Besatzer kämpfte, brachte es bis zum Vize-König. Er wurde dann aber von den Besatzern geschlagen und in Genua hingerichtet wurde, dennoch wird dieser Kampf heute als Beginn der korsischen Monarchiebewegung angesehen.

Als dann der deutsche Baron Theodor von Neuhoff sich am 12. März 1736 selbst zum ersten und einzigen König Korsikas machte, führte er bei seinem Triumphzug durch Korsika ein Porträt von sich mit, auf dem unten ein Wappen abgebildet war, das auf dem Schild den nach rechts gerichteten Kopf eines Mohren mit verbundenen Augen und einer Kette um den Hals zeigte.[71], [72],

Erst Paoli hat dann das Tuch als Zeichen der Freiheit zum Stirnband umfunktioniert und etwas später auch die Halskette weggenommen.[73]

Der Mohr der Schwarzhäuptergilde

In Riga gab es die sogenannte "Compagnie der Schwarzen Häupter" (kurz auch Schwarzhäuptergilde), eine frühe Abspaltung der Ledigen von der sog. "Großen Gilde" (14. Jahrhundert). Der Patron der Schwarzhäuptergilde ist der hl. Mauritius. Daher hat man auch einen Mohren im Wappen. Der Name leitet sich aber mehr vom Kopfschutz der gewappneten Kriegsknechte her: der schwarzen Sturmhaube. Das Schwarzhäupterhaus (Gildenhaus) ist durch die Rekonstruktion in den 90er Jahren bekannt geworden, nachdem das ursprünglich 1341 erbaute Gebäude 600 Jahre später 1941 bei einem deutschen Angriff zerstört wurde. An der Pforte des Hauses rechts steht im Blick auf Patron und Wappen ein Mohr.[74] Im Zuge des Hitler-Stalin-Paktes von 1939 mussten die deutschstämmigen Schwarzhäupter Riga verlassen. Sie haben ihren neuen Sitz in die Stadt Bremen gelegt.

Literatur und Kunst

Literatur und Theater

 
Der „Mohr“ im Kinderbuch Struwwelpeter von 1845

Bekanntester „Mohr“ der Weltliteratur ist wohl William Shakespeares tragischer Held Othello, auch als "Mohr von Venedig" bekannt. Nach heutigen Interpretationen soll Othello ein Maure sein, dessen Hautfarbe im Stück jedoch als black (schwarz) beschrieben wird.

Das geflügelte Wort „Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen“ lautet im Original: „Der Mohr hat seine Arbeit gethan, der Mohr kann gehen.“ Friedrich Schiller legte diesen Satz in den Mund von Muley Hassan, dem Mohren von Tunis (Die Verschwörung des Fiesco zu Genua).

Bekannt ist auch die Moritat aus dem Kinderbuch Struwwelpeter von Heinrich Hoffmann: „Es ging spazieren vor dem Tor / ein kohlpechrabenschwarzer Mohr (...)“, in der sich Kinder über einen Mohren wegen seiner Hautfarbe lustig machen, dann jedoch zur Strafe vom „großen Nikolas“ in ein Tintenfass getunkt werden. Die Geschichte dient der antirassistischen Erziehung, auch wenn der schwarze Knabe als stereotyper Schwarzafrikaner (barfuß, dicke Lippen, krauses Haar, nackt bis auf eine kurze Hose) dargestellt wird.

Heinrich Heine veröffentlichte 1844 das Gedicht Der Mohrenkönig in seiner Gedichtsammlung Romanzero. Und in seinem Wintermärchen Caput 14 stehen die heiligen drei Könige stellvertretend in der Kritik, darunter auch Herr Gaspar, der König der Mohren.

Die Mohrin spielt außerdem in folgenden Werken eine bedeutende Rolle:

Musik

Nicht vergessen werden sollte auch der Mohr Monostatos aus der Zauberflöte von Mozart und Antonio Salieris Musikkomödie Il Moro. Und der König der Nubier Amonasro in Verdis Aida ist ebenfalls ein Mohr.

Malerei und Skulptur

Im Bereich der bildenden Kunst ist "Die Mohrin Katherina" von Albrecht Dürer (1521)[75] und Erasmus Grassers Mohr im Ensemble von 16 Moriskentänzern (1480) [76] besonders hervorzuheben.

Um 1720 schuf Johann Melchior Dinglinger einen "Mohr mit Perlenschale", der heute in der Kurfürstlich-Königlichen Sächsischen Schatzkammer zu bewundern ist.[77]

Und Balthasar Permoser hat 1724 seinen "Mohr" mit der Smaragdstufe gestaltet, der heute in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ausgestellt ist. [78]

Werbung

 
Der Sarotti-Mohr, ausgestellt im Imhoff-Stollwerck-Museum

Der Sarotti-Mohr findet sich im Firmenlogo des Schokoladenherstellers Sarotti. Die Figur wurde 1920 von Julius Gipkens als Werbefigur erfunden, wohl in Anlehnung an die erste Adresse der Firma Sarotti in der Mohrenstraße 10, Berlin und wurde 1922 zum eingetragenen Marke. Der erste Sarotti-Mohr trat dabei noch als Dreiergrüppchen auf. Die Werbefiguren trugen einen Turban und ein Tablett und sollte wohl ursprünglich auf die traditionelle Funktion von Mohren als Bedienstete des Hochadels anspielen. Möglicherweise sollen sie auch auf den Anbau von Kakao in Afrika verweisen (der meiste Kakao kam zu der Zeit allerdings aus Südamerika). Denkbar ist auch, dass damit Sinnlichkeit und gesteigerte Genussfähigkeit assoziert werden sollen, wie sie in stereotypen Vorstellungen den Bewohnern südlicher Länder zugeschrieben werden. (Wichtig ist in diesem Kontext der Kolonialismus, der in Europa Fantasien vom „sinnlichen Süden“ anregte; siehe Exotismus). Der Mohr trat von Anfang an auf Produktverpackungen, in der Print-Werbung wie auch ab 1964 in der Fernsehwerbung auf und wurde seither in zahlreichen Formen als Souvenir vermarktet. Seit 2004 wird der Sarotti-Mohr von der Firma Stollwerck offiziell als „Sarotti-Magier aus 1001 Nacht“ bezeichnet. Die Figur wurde niedlicher gestaltet und jongliert nun mit Sternen, statt ein Tablett zu tragen.

Auch im Logo der Wiener Kaffeerösterei Julius Meinl findet sich ein „Mohr“. Der Meinl-Mohr trinkt Kaffee, trägt einen hohen roten Fez und die Uniform eines Hotelpagen oder Dienstboten. Er wurde 1924 von dem Grafikdesigner Joseph Binder entworfen und 1965 zu einer abstrakteren Darstellung modernisiert. Auch mit ihm sollten Sinnlichkeit und eine „weltoffene“ und „exotische“ Atmosphäre von südländischen Hotels oder Kolonialherren-Anwesen assoziiert werden. Für die USA hat der Meinl-Konzern das schwarze Gesicht durch Gold ersetzt und begründet dies mit der dortigen Political correctness. In Europa präsentiert sich Meinl weiterhin mit dem traditionellen „Mohren“ mit rotem Fez. Allerdings gibt die Firma offiziell an, der Mohr ähnele einem „sympathischen Barockengel“ und stehe daher für „die europäische Komponente“ der Firma.

Die südwestdeutsche Bezeichnung „Mohrenkopf“ (auch „Negerkuss“) für einen Schokoladenkuss (Schaumwaffelgebäck mit Schokoladenüberzug) stammt vermutlich ebenfalls aus den 20-er Jahren. Sie leitet sich von der dunklen Farbe der Schokolade und der damals gängigen Assoziation von „Mohren“ mit Schokolade her. Die offiziellen Namensgebungen mit rassistischer Tendenz wurden mittlerweile abgeändert; der Alltagssprachgebrauch blieb erhalten.

Weitere Verwendungen

„Mohren“ finden sich auch vielfach in den Namen und Wappen von Apotheken, Gasthäusern und Brauereien sowie Straßen, vgl. z. B.:

Mohrenfalter

 
Waldteufel (Erebia aethiops)

Von den Mohrenfaltern (Erebia), so aufgrund ihrer schwarzen Flügel genannte Schmetterlinge gibt es mehrere Arten, unter anderem:

  • Grauband Mohrenfalter bzw. Graubindige Mohrenfalter (Erebia aethiops), meist Waldteufel genannt.
  • Weißband Mohrenfalter bzw. Weißbindiger Mohrenfalter (Erebia Ligea), meist auch Milchfleck-Mohrenfalter genannt.
  • Gelbband Mohrenfalter bzw. Gelbbindiger Mohrenfalter (Erebia meolans)
  • Rundaugen Mohrenfalter (Erebia medusa), auch Frühlings-Mohrenfalter genannt
  • Gelbäugiger Mohrenfalter (Erebia alberganus), auch Mandeläugiger Mohrenfalter genannt.
  • Grünschillernder Mohrenfalter (Erebia tyndarus)
  • Graubrauner Mohrenfalter (Erebia pandrose)
  • Kleiner Mohrenfalter (Erebia melampus)
  • Gelbgefleckter Mohrenfalter (Erebia manto)
  • Lorkovi’s Mohrenfalter (Erebia calcaria)
  • Lungauer Mohrenfalter (Erebia claudina)
  • Styx-Mohrenfalter (Erebia Styx)

Weitere "Mohren"-Tiere und -Pflanzen

 
Mohrenkaiman (Melanosuchus niger)
 
Mohrenkopfpapagei (P. senegalus)

Andere "aethiops"-Kennzeichnungen der Biologie

Interessanterweise ist die lateinische Namengebung mit "aethiop(i)s" bzw. "aethiopiacis" (griech. für "wachsend im Mohrenland" oder "durch die Sonne versengt") häufig ein Anzeichen für "mohrenhaftes" Aussehen, so bei:

 
Griveta (Chlorocebus aethiops)
  • Mohrengesichtige Affen, wie zum Beispiel die äthiopische Meerkatze (Cercopithecus aethiops) - mitunter auch Mohrenaffe genannt.[81] und die äthiopische Grüne Meerkatze (Chlorocebus aethiops)
  • Schwarzer Käfer, wie der äthiopische Hals- bzw. Schmalbock (Leptura aethiops = Strangalia aethiops))[82], der äthiopische Erdbock (Dorcadion aethiops)[83], der Carinatodorcadion aethiops [84] oder der äthiopische Laufkäfer (Pterostichus Steropus aethiops)[85]
  • Schwarze Ameisen, wie die äthiopische Holzameise (Camponotus aethiops)[86]
  • Schwarze Vögel, wie die äthiopische Kapuzenwollrücken (Thamnophilus aethiops) [87]
  • Schwarze Schnecken, wie die äthiopische Schnecke (Diloma aethiops)[88]
  • Schwarze Pflanzen, wie die äthiopische Säulenkaktus (Cereus aethiops)[89] oder der äthiopische Rötling (Entoloma aethiops) [90]
  • Die Zantedeschia aethiopiacis (äthiopische Zimmerkalla) ist zwar nicht mohrenhaft, aber wächst in Äthiopien.

Nachname

siehe Mohr (Name)

Literatur

  • Schlamp, M.F.: Der Mohrenkopf im Wappen der Bischöfe von Freising, 1930
  • Adolf Wilhelm Ziegler: Der Freisinger Mohr: Eine heimatgeschichtliche Untersuchung zum Freisinger Bischofswappen. München 1975; 1976
  • Dione Flühler: Die Darstellung des Mohren in Mittelalter, 1980
  • Peter Schütt: "Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan ..." Gibt es Rassismus in der Bundesrepublik?, 1981
  • Eckhard Henscheid, Immanuel Kant: Der Neger (Negerl). München 1982. ISBN 3-921499-58-5
  • Thomas Kleber: Der Sarotti-Mohr. Zum ikonographischen und literarischen Umfeld einer Werbefigur, 2001
  • Peter Martin: Schwarze Teufel, edle Mohren. Afrikaner in Geschichte und Bewußtsein der Deutschen, 2001
  • Sylvia Hahn (Red.): Der Mohr kann gehen. "Der Mohr von Freising". Ausstellungskatalog zur Ausstellung im Diözesanmuseum Freising, 23. November 2002 bis 2. März 2003, 2002
  • Mira Alexandra Schnoor: Der Mohr im Wappen. Afrikaner als Schildfiguren bayerischer Gemeinden, 2003
  • Susan Arndt und Antje Hornscheidt (Hg.): Afrika und die deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk. 2004, ISBN 3-89771-424-8
  • Das Wappen Coburgs. Der Coburger Mohr, 2004
  • Rita Gudermann: Der Sarotti-Mohr. Die bewegte Geschichte einer Werbefigur, 2004

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