Joaquim Barbosa

brasilianischer Jurist und Richter
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Joaquim Benedito Barbosa Gomes (*7. Oktober 1954 in Paracatu, Bundesstaat Minas Gerais, Brasilien) ist ein afrobrasilianischer Jurist und Richter. Seit 2013 ist er der erste afrobrasilianische Richter am Höchsten Gerichtshof Brasiliens (Supremo Tribunal Federal) seit der Gründung vor 180 Jahren. Daneben ist er auch eines der bekanntesten Mitglieder der afrobrasilianischen Gemeinde in Brasilien.

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Joaquim Barbosa, Präsident des Obersten Gerichtshofes der Föderalen Republik Brasilien

Leben

Joaquim Barbosa entstammt ärmlichsten Verhältnissen. Er wurde als eines von acht Kindern eines armen Maurers und einer Hausfrau geboren, die sich später scheiden liesen. Mit sechzehn Jahren kam er nach Brasilia, wo er sich seinen Lebensunterhalt zunächst in einer Wäscherei als Reiniger sowie als Drucker für eine Zeitung verdiente und an einer öffentlichen Schule sein Abitur ablegte. Es folgte daraufhin ein Studium des Öffentlichen Rechtes bzw. der Rechtswissenschaften an der Universität Brasilia, abgeschlossen durch eine Promotion 1993 an der Pariser Sorbonne. Von 1976 bis 1979 war er als Assessor im Außenministerium von Brasilien beschäftigt, was ihm auch in dieser Zeit einen Auslandsaufenthalt an der brasilianischen Botschaft in Helsinki einbrachte. Von 1984 bis 2003 arbeitete er als Jurist bzw. Staatsanwalt zunächst in Brasilia, später in Rio de Janeiro bei der Generalstaatsanwaltschaft.

2003 wurde er vom damaligen Präsidenten Lula da Silva zum Richter am Obersten Gerichtshof Brasiliens ernannt, da Lula wollte, dass nun endlich die Anwesenheit afrobrasilianischer Juristen Normalität würde. Er war allerdings nicht der erste schwarze Richter, sondern der bereits dritte, nach zwei Vorgängern um die Jahrhundertwende. 2013 wurde er dann durch Lulas Nachfolgerin im Präsidentenamt, Dilma Rousseff, zum ersten schwarzen Präsidenten des Obersten Gerichtshofes ernannt.

Eine Zeitung schrieb nach seiner Ernennung vom "armen Jungen, der Brasilien verändern werde". Barbosa steht auch für das Selbstverständnis eines neuen, sich selbst findenden Brasilien. Tatsächlich hat Barbosa einen auch für Brasilien unglaublichen Sozialen Aufstieg aus den Favelas an die Spitze eines Verfassungsorganes geschafft. Barbosa gilt als eine der integersten und glaubwürdigsten, gleichzeitig beliebtesten Persönlichkeiten der brasilianischen Öffentlichkeit. Er ist bei allen Schichten und Ethnien sehr beliebt.

Der Jurist spricht nach einigen Auslandsaufenthalten in den USA, Großbritannien, Österreich und Deutschland fließend Französisch, Englisch, Spanisch und sogar Deutsch. Seit seinem sechzehnten Lebensjahr spielt er Geige und Klavier. Er war Gastdozent an der Ucla (2002 -2003) sowie an der Columbia University (1999-2000).

Quellen

  • www.biografia.inf.br/biografias-ministro-supremo-tribunal
  • www. joaquimbarbosapresidente.com/br/biografia
  • www.princeton.edu/event_rep/BarbosaBrasilSupremeCourt
  • www.time100.time.com/2013/18/time-100/slide/joaquim-barbosa