Warschau

Hauptstadt und bevölkerungsreichste Stadt Polens
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Warschau
Warschau
Wappen und Lage
Wappen Warschau Warschau
Basisdaten
Staat: Polen
Verwaltungsbezirk: Masowien
Landkreis: kreisfreie Stadt
Einwohner: 1.692.854 (1.1.2005)
Fläche: 516,90 km²
Höhe: 103 m ü. NN
Postleitzahl: 00-001 bis 04-999
Telefonvorwahl: (+48) 22
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
KFZ-Kennzeichen: WA bis WZ
Wirtschaft & Verkehr
Zweige:
Nächster int. Flughafen: Flughafen Warschau
Stadtverwaltung
Bürgermeister: Lech Kaczyński (seit 2002)
Adresse: ul. Koszykowa 6 a
00-564 Warszawa
Homepage: www.um.warszawa.pl

Warschau (polnisch Warszawa/? [varˈʃava]) ist die Hauptstadt und größte Stadt Polens. Sie liegt an der Weichsel (Wisła) in der Woiwodschaft Masowien, hat fast 1,7 Mio. Einwohner und ist Zentrum eines Agglomerationsraums mit rund 2,9 Mio. Einwohnern.

Warschau ist eines der wichtigsten Verkehrs-, Wirtschafts- und Handelszentren Mittel- und Osteuropas und auch von großer politischer und kultureller Bedeutung. In der Stadt befinden sich zahlreiche Universitäten, Theater, Museen und Baudenkmäler. Das Stadtgebiet Warschau gliedert sich in insgesamt 18 Stadtbezirke ("Dzielnice Warszawy"), unter denen Śródmieście die eigentliche Innenstadt ausmacht.


Geografie

Lage

 
Weichsel
 
Klimadiagramm

Warschau ist an der mittleren Weichsel, im Urstromtal der Weichsel sowie der Mittelmasowischen Senke auf durchschnittliche 100 Meter über dem Meeresspiegel gelegen. Die Stadt breitet sich beiderseits der Weichsel in etwa gleichgroßer Entfernung von den Karpaten und der Ostsee - jeweils ca. 350 km. Der alte Stadtkern liegt am linken (westlichen) Weichselufer auf einem langgezogenen Weichselkliff Skarpa Wiślana, das relativ steil ca. 15-30 m über die Weichsel emporragt. Eine erste Brücke verband die beiden Ufer bereits im 16. Jahrhundert, was die Ausdehnung der Stadtbebauung auf das rechte Weichselufer, das Praga genannt wird, begünstigte. Im Stadtgebiet gibt es mehrere eiszeitliche Moränenhügel sowie von Menschenhand geschaffene Anhöhen. Die Weichsel ist im Gebiet von Warschau schiffbar und die Stadt verfügt über einen Binnenhafen auf dem rechten Weichselufer.

Warschau vom All

Klima

Warschau liegt in der Zone des Übergangsklimas vom meridianen zum kontinentalen Klima. Die Durchschnittstemperatur liegt bei ca. 8 °C, wobei durchschnittlich im Januar etwa -3 °C und im Juli 19 °C gemessen werden. Die Sommer sind warm und können auch heiß sein, die Winter sind kühl und können auch sehr kalt werden. Das Warschauer Klima ist trocken, die Summe der jährlichen Niederschläge übersteigt nicht 550 mm. Eine dicke Schneeschicht ist in den Wintermonaten keine Seltenheit und die Gewässer in den Parkanlagen sowie die Weichsel können vollständig einfrieren .

Stadtgliederung

Seit der letzten Verwaltungsreform im Jahre 2002 ist Warschau wieder eine einheitliche Stadtgemeinde, die gleichzeitig den Status eines powiat (dt. Kreis) hat. Man kann diesen Status etwa mit dem einer Kreisfreien Stadt in Deutschland vergleichen. Vorher war Warschau ein aus mehreren unabhängigen Gemeinden (gminy) bestehender relativ loser Kommunalverband. Jetzt gliedert sich die Stadt in 18 dzielnice (dt. Stadtbezirke) die aber einer wesentlich gestärkten gesamtstädtischen Verwaltung recht stark untergeordent sind. Die meisten der neuen Bezirke sind aus den alten Gemeinden hervorgegangen. Es gibt hierbei jedoch zwei Ausnahmen:

Datei:Warszawa podzial 2002.png
Die Verwaltungsgliederung von Warschau seit 2002
  1. Die alte Gemeinde Centrum wurde aufgelöst und in sieben Bezirke aufgeteilt. Hier kehrte man zu der Einteilung und Benennung zurück, die bis Anfang der neunziger Jahre existiert hatte und die weitgehend aus Vorkiegszeiten stammte.
  2. Die ehemalige Umlandgemeinde Wesoła wurde zeitgleich mit dem Inkrafttreten der Verwaltungsreform eingemeindet und bildet jetzt den gleichnamigen Bezirk der Stadt Warschau.

Die (neuen) Bezirke Warschaus sind:

  • Bemowo
  • Białołęka
  • Bielany
  • Mokotów
  • Ochota
  • Praga Południe
  • Praga Północ
  • Rembertów
  • Śródmieście
  • Targówek
  • Ursus
  • Ursynów
  • Wawer
  • Wesoła
  • Wilanów
  • Włochy
  • Wola
  • Żoliborz

siehe auch: Liste der Bezirke Warschaus

Geschichte

Siehe auch: Geschichte Polens.

Frühe Piastenzeit

Datei:Ujazdowski castle.jpg
Am Ort des heutigen Ujazdowski Schlosses bestand im 12. Jh. eine Burg um die sich eine der ersten Warschauer Siedlungen Jazdów ausbreitete

Die ersten befestigten Siedlungen auf dem Gebiet Warschaus waren Bródno aus dem 9. Jahrhundert. Es wurde auf einer Dühne, die von Sümpfen umgeben war errichtet und besaß eine Ummauerung aus Holzpfahlen. Nachdem es Anfang des 11. Jahrhunderts beim Aufstand des Masław zerstört wurde, siedlten die Bewohner auf das Weichselkliff, wo sie eine neue Festung errichteten. Eine weitere Siedlung auf dem Gebiet Warschaus war Jazdów aus dem 12. Jahrhundert (einer der Sitze der masowischen Herzöge), das sich um das heutige Schloss Ujazdowski ausbreitete und 1262 von den Litauern unter Mendog zerstört wurde. Daneben bestanden kleinere Ansiedlungen in Kamion, Gocław und Solec. Sie alle lagen im von westslawischen Stämmen besiedleten Gebiet Masowien, das im 10. Jahrhundert von dem polnischen Herzog Mieszko I. aus der Dynastie der Piasten erobert wurde. Die wichtigste Stadt in Masowien war zu dieser Zeit das ca. 100 km weichselabwährts gelegene Plotzk, das auch kurzzeitig im 11. Jahrhundert die Hauptstadt Polens unter Wladyslaw I. Herman war. Nach dem Tod von Boleslaw III. Schiefmund wurde in Polen die Senioratverfassung eingeführt, wobei das Staatsgebiet unter den Söhnen Boleslaw III. Schiefmunds aufgeteilt wurde und der jeweils Älteste das Seniorat über die Juniorherzöge hatte. Masowien kam an dessen zweitältesten Sohn und seit 1146 Senior Boleslaw IV., der die Linie der masowischen Piasten begründete und das Land von Plotzk regierte.

Senioratsverfassung

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Der Schlossplatz mit dem Königsschloss und Blick auf die Johanneskathedrale in der Altstadt

Die Aufteilung Polens in Senioratsherzogtümer 1138 schwächte das Land und die Einfälle der Ruthenen und Litauer gingen bis nach Masowien. Daraufhin wurde der Handelsweg der vom Schwarzen Meer bis zur Ostsee führte vom Westlichen Bug auf das linke Weichselufer verlegt. Dies führte zu einer wirtschaftlichen Blüte der Warschauer Siedlung Jazdow, in der auch die masowischen Herzöge eine ihrer Burgen errichteten. Jazdow wurde 1262 von den Litauern zerstört und die Bewohner von Jazdow errichteten ihre Siedlung drei Kilometer nördlicher in der heutigen Warschauer Altstadt von neuem. Auch der Herzog von Masowien Bolesław II. Mazowiecki gab die Burg in Jazdow (heute befindet sich dort das Schloss Ujazdowski) auf und errichtete ein Schloss innerhalb der Altstadt (das heutige Warschauer Königsschloss). Sein Hauptsitz blieb aber Plotzk. Zwischen 1281 und 1321 wurde Warschau dann die ersten Male urkundlich erwähnt, obwohl die Lokationsurkunde nicht mehr erhalten ist. Seit 1334 hatte es Kulmer Stadtrecht und viele Kaufleute aus Thorn siedelten sich in Warschau an. Wahrscheinlich nannten sie die im heutigen Stadtteil Mariensztat gelegene Siedlung Solec, die sich gleich südöstlich unterhalb des Weichselkliffs an die Altstadt anschloss, "Warszowa" oder "Warszewa", wovon sich der heutige polnische Name Warschaus "Warszawa" herleitet. Zu dieser Zeit entstanden die meisten Gebäude in der Altstadt, allen voran die gotische Johanneskathedrale und das Schloss der masowischen Herzöge, das spätere Königsschloss.

Herzogtum Masowien und Polnisches Lehen

 
Reste des Mauerringes von 1350

Mit der Wiedervereinigung Polens durch König Wladislaw III. 1320 wurde die Senioratverfassung endgültig aufgehoben. Gleichwohl gehörte Masowien zu diesem Zeitpunkt nicht zu Polen, wurde jedoch um die Mitte des 14. Jahrhunderts polnisches Lehen. Es zerviel weiter in drei Einzelherzogtümer Plotzk, Rawa und Czersk. Warschau gehörte zu letzterem. Die Warschauer Altstadt wurde 1350 mit einem ersten und 1380 mit einem weiteren Mauerring umgeben. Um1380 entstand auch nördlich der Altstadt ebenfalls auf dem Weichselkliff die Warschauer Neustadt, die 1408 das Kulmer Stadtrecht erhielt. Janusz I. velegte 1413 die Hauptstadt des masowischen Herzogtums Czersk von Czersk nach Warschau. Nach der polnisch-litauischen Union von 1386 entwickelte sich Warschau dank der zentralen Lage zwischen den beiden Hauptstädten Krakau und Vilnius sehr schnell. Mit dem Aussterben der jeweiligen Piastenherzöge kam Rawa 1462, Plotzk 1496 und Czersk-Warschau 1526 direkt an Polen.

Polnisch-Litauische Adelsrepublik

 
Königswahl in Kamion 1573
 
Königsschloss
 
Wilanowpalast von Jan Sobieski
 
August der Starke
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Stanislaus August Poniatowski
 
Verfassung vom 3. Mai 1791

Mit dem Anschluss an Polen erhielt das Warschauer Bürgertum von Sigismund I. (Polen) viele Handelsprivilegien, die die Entwicklung der Stadt beschleunigten. Mit der Wiedererlangung Danzigs und des Weichseldeltas 1466 durch Polen wurde die Weichsel der wichtigste polnische Handelsweg für den Export und Import nach und aus Westeuropa. Das an der Weichsel gelegene Warschau profitierte wirtschaftlich sehr davon. Nach dem Tod Sigismund I. (Polen) verlegte seine Witwe Bona Sforza 1546 ihren Hof vom Krakauer Wawel ins Schloss Ujazdowski in Warschau. Ihr Sohn Sigismund II. August regierte Polen-Litauen jedoch weiterhin von Krakau aus, obwohl er immer öffter in Warschau zu Gast war. 1569 und 1573 wurde in der Union von Lublin bzw. den Heinrichschen Artikeln festgelegt, dass das polnische Parlament Sejm in Warschau tagen und die Königswahl in Kamion bzw. Wola vor den Toren Warschaus stattfinden sollte. So wurden in Kamion Henryk Walezy 1573 und in Wola 1574 Stephan Báthory und 1587 Sigismund III. Wasa zu polnisch-litauischen Königen gewählt. Auch die Abnahme des Lehenseides der preußischen Herzöge wurde seit Stephan Báthory vor der Annakirche in Warschau statt auf dem Krakauer Marktplatz vollzogen. Nach dem Brand des Krakauer Wawel 1596 entschloss sich Sigismund III. Wasa aus dem schwedischen Hause Wasa die Residenz der polnischen Könige nach Warschau zu verlegen, weil er zugleich König von Schweden war und Ambitionen auf den Moskauer Zarenthron pflegte. Der Umzug wurde in Etappen vollbracht und das Schloss der masowischen Herzöge zum polnischen Königsschloss ausgebaut. Nach der Rückkehr vom erfolgreichen Feldzug nach Moskau 1611 blieb Sigismund III. Wasa endgültig in Warschau. Gleichwohl blieb Krakau rechtlich weiterhin Hauptstadt, da es keinen Rechtsakt gab, der den Umzug legalisieren würde. Warschau stand bis 1795 nur der Titel des Königssitzes zu.

Warschau wuchs im 16. Jahrhundert weit über die mittelalterlichen Stadtmauern der Alt- und Neustadt hinaus und hatte über 50.000 Einwohner. Es entstanden neue Stadtviertel beiderseits der Weichsel. Um 1568 bis 1573 entstand die erste über 500 m lange Weichselbrücke auf 18 Pfeilern. 1648 erhielt Praga, der Stadtteil auf dem rechten Weichselufer die Stadtrechte. Andere Stadtviertel (jurydyka) waren Privateigentum einzelner Magnaten, reicher Kleinadelige (Szlachta), Geistlicher und Klöster. In ihnen galt nicht das Stadtrecht und die sie waren von der städtischen Gerichtsbarkeit ausgenommen. Sie entstanden zahlreich um die neuen frühbarocken Paläste des Adels, der die Nähe zum Königshof suchend von Krakau herzog. Die Magnaten stifteten auch zahlreiche frühbarocke Kirchen un Klöster. Sigismund III. Wasa ließ das Königsschloss das Schloss Ujazdowski und den Kazmierzpalast im barocken Stil um- und ausbauen. Entlang der Krakauer Vorstadt entstanden am Königstrakt die prachtvollsten Paläste des Adels Koniecpolski Palast, Potocki Palast, Krasicki Palast etc. 1643 ließ Wladislaus IV. Wasa für seinen Vater Sigismund III. Wasa auf dem Schlossplatz die Sigismundsäule errichten, das erste profane Denkmal Warschaus.

In den Jahren 1655-56 (während des sog. Schwedischen Kriegs) wurde Warschau von den Schweden zerstört. Die reichen Paläste wurden ausgeraubt und niedergebrannt und die geplünderten Kunstschätze und Bücherbetände nach Schweden verschifft. Eine erneute Blütezeit begann für Warschau unter der Herrschaft Jan Sobieskis ab 1673, der vor allem die südlichen Stadtteile ausbauen ließ. Ab 1677 baute er das Schloss Wilanow an dem nach Süden verlängerten Königstrakt im versailler Stil mit einem großen französischen Garten. Seine Ehefrau Marysieńka baute den nach ihr benannten Stadtteil Marymont mit einem der damals weltweit größten Handelszentren Marywil, an dessen Stelle sich heute das Große Theater und der Theaterplatz befinden. In dieser Zeit entstanden auch der Krasiński Palast, die Sakramentek Kirche, die Kapucynów Kirche und die Karmelitów Kirche. Im Großen Nordischen Krieg ab 1702 und Polnischen Thronfolgekrieg ab 1734 wurde Warschau erneut von schwedischen bzw. russischen Truppen besetzt und zerstört. In der sächsischen Zeit unter August II. und August III. wurde die Sächsische Achse mit dem Sächsischen Schloss, Brühlschen Schloss und dem Sächsischen Park senkrecht zum Königstrakt geschaffen. 1740 entstand das Collegium Nobilium eine Arestokratenschule aus der die Warschauer Universität hervorgehen sollte. Zur erneuten Blühtezeit kam es während der polnischen Aufklärung unter Stanislaus August Poniatowski ab 1764, der viele Warschauer Gebäude im klassizistischen Stil umbauen bzw. errichten ließ. Er verlängerte den Königstrakt südlich der Krakauer Vorstadt um die Neue Welt und gründete dort neue "Jurydykas". Südlich des Schlosses Ujazdowski ließ er den Łazienki-Komplex mit vielen Gärten und Schlössern erbauen. Unter seiner Zeit überschritt die Einwohnerzahl die 150.000er Marke und war damit eine der größten Städte in Europa. 1765 gründete er das Große Nationale Theater in Warschau unter der Regie von Wojciech Bogusławski. Ab 1776 erschloss eine weiter Weichselbrüge den rechtsufrigen Stadtteil Praga. Ab 1773 hatte das erste Bildungsministerium der Welt, die Kommission für Volksbildung ihren Sitz in Warschau und zwischen 1788 bis 1792 tagte im Warschauer Königsschloss der Große Sejm, der am 3. Mai 1791 die erste moderene Verfassung Europas verabschiedete. Dem war 1789 die sogenannte Schwarze Prozession vorausgegangen, in der die Städte mehr politische Mitspracherechte verlangten. Sie führte schließlich zur Einbeziehung der Stadtverfassung vom 20 April 1791 in die Verfassung vom 3. Mai 1791. Für Warschau hatte dies u.a. zur Folge, dass die Jurydykas aufgehoben und das eine einheitliche Stadtverwaltung eingeführt wurde. Daher ist auch der 21. April (der Tag an dem Warschau die Städteverfassung ratifizierte) der Stadtfeiertag. Die Verfassung vom 3. Mai 1791 hatte zur Folge, dass russische und preußische Truppen 1792 besetzten und Polen 1793 zum zweiten Mal geteilt wurde. Ein zunächst erfolgreicher Aufstand in Warschau unter der Führung des Schustermeisters Jan Kilińskis innerhalb der ganzpolnischen Kościuszko Revolution, an dem die ganze Bevölkerung Warschaus regen Anteil nahm, wurde 1794 niedergeschlagen und Polen 1795 zum dritten Mal geteilt. Die russischen Truppen Alexander Suworows veranstalten 1794 ein Massaker unter der Bevölkerung des rechtsufrigen Stadtteils Praga. Dabei kamen mehrere Zehntausend Zivilisten ums Leben. Nach der Abdankung Stanislaus August Poniatowskis wurde Warschau von Preußen besetzt und für 12 Jahre Sitz der neuen preußischen Provinz "Südpreußen", die Warschau, Posen und Kalisch umfasste. Die Bevölkerungzahl sank rapide auf 115.000 Einwohner 1806 und die wirtschaftliche Lage verschlechterte sich. 1800 gründete Stanislaus Staszic die Polnische Wissenschaftsakademie "Polska Akademia Nauk" in Warschau, die bis heute ihren Sitz im Staszic-Palast an der Krakauer Vorstadt hat.

Herzogtum Warschau

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Warschau nach Canaletto
 
Józef Antoni Poniatowski Denkmal in Warschau

Nach dem Frieden von Tilsit wurde aus den beiden preußischen Teilungsgebieten von 1793 und 1795 das Großherzogtum Warschau 1807 mit der Hauptstadt in Warschau. Danzig wurde freie Stadt. 1807 erhielt es eine neue liberale Verfassung und der polnische Sejm wurde nach 12 Jahren Unterbrechnung wieder in Warschau einberufen. Im gleichen Jahr trat ein, der polnischen Rechtstradition angepasster, Code Napoleon (Code Civil) in Kraft, eines der ersten zusammengefassten Zivilrechtsbücher Europas. Der Code Civil prägt bis heute die polnische Zivilrechtsordnung, der heute geltende kodeks cywilny von 1964 baut auf dem code civil von 1807 auf. Damit reihte sich Polen in die Tradition der kontinentaleuropäischen Zivilrechtsordnungen, die alle - im Gegensatz zum anglo-amerikanischen case law - auf den Code Napoleon zurückgehen. Der Bruder des letzten polnischen Königs, der General Józef Antoni Poniatowski baute die polnische Armee in Warschau wieder auf, die bald bald schon 200.000 Mann zählte. Nach der Schlacht von Raszyn 1809 gegen die Habsburger wurde das österreichische Gebiet der Dritten Polnischen Teilung mit Krakau Bestandteil des Warschauer Großherzogtums. Die Truppen des Warschauer Herzogtums beteiligten sich an dem Russlandfeldzug Napoleons 1812 sowie an der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 in der Józef Poniatowski den Tod in der Elster fand. Er wurde danach in der Kathedrale des Waweler Schlosses in Krakau feierlich als Nationalheld bestattet. Poniatowski wurde zur Symbolfigur des Großherzogtum Warschaus, obwohl er nicht Großherzog war sondern nur der Oberbefehlshaber der Armee. Die Warschauer gaben ihm bereits Anfang des 19. Jahrhunderts ein Denkmal in Auftrag, das vom berühmten dänischen Bildhauer des Klassizismus Bertel Thorvaldsen angefertigt wurde. Nach dem Wiener Kongress und der Neuordnung Europas 1814/15 wurde das Großherzogtum Warschau aufgehoben.

Kongresspolen

 
Erstürmung des Arsenals 1830
 
Belveder, hier begann der Novemberaufstand
 
Chopin Denkmal
 
Mickiewicz Denkmal

Nach dem Wiener Kongress wurde Warschau die Hauptstadt des Königreiches Polen (Kongresspolen) das vom russischen Zaren in Personalunion mit Russland regiert wurde. Es erhielt 1817 eine relativ liberale Verfassung und der polnische Sejm in Warschau hatte weitgehende Befugnisse. Die Exekutivmacht lag bei dem Statthalter Großfürst Konstatin, dem Bruder des Zaren Alexander I. (Russland) 1817 wurde auf Grundlage des Collegium Nobilium von 1740 die Warschauer Universität. Im gleichen Jahr wurde die Warschauer Wertpapierbörse, als erste moderne polnische Wertpapierbörse (1818 wurde eine Wertpapierbörse in Krakau errichtet) gegründet. Bereits seit dem 17. Jahrhundert ist der börsenmäßige Handel mit Wertpapieren (v.a. Wechsel) in Warschau belegt. Auch in anderen polnischen Handelsstädten (Danzig, Krakau, Posen, Lemberg etc.) bestand unregelmäßiger Börsenhandel seit dem Mittelalter, der von niederländischen und italienischen Kaufleuten nach Polen gebracht wurde. Doch die erste Institution Börse mit einer öffentlich-rechtlichen Börsenordnung war die besagte Warschauer Wertpapierbörse von 1817. In dieser Zeit setzte auch die Industrialisierung in Warschau ein und die ersten großen Fabriken entstanden in der Stadt.Außerhalb der Tore wurde der Powazki Friedhof angelegt, eine der größten und schönsten Nekropolen des 19. Jahrhunderts. Doch bereits zu Anfang der 1820er Jahre wurde klar, dass der Zar sich nicht an die Verfassung halten wird und autokratisch über seinen Stadthalter zu regieren gedachte. Dies änderte sich auch nach dem Dekabristenaufstand in Russland 1825 nicht. 1830 wurde bekannt, dass der Zar polnische Truppen gegen die Revolutionäre in Belgien einsetzen wollte. So brach am 30. November 1830 mit der Erstürmung des Belveders in Warschau durch Aufständische der Novemberaufstand los. Der Großfürst Konstantin musste nach wenigen Tagen aus der Stadt fliehen und der polnische Sejm setzte den ZAren als polnischen König ab. Der Aufstand hatte in den ersten Monaten Erfolg und die russischen Truppen mussten Warschau und das Umland räumen. Nach über einem Jahr Krieg mussten jedoch die Aufständischen kappitulieren. Mit der großen Emigration flohen ca. 30.000 Warschauer und andere Kongresspolen nach Westeuropa und in die USA. Zu ihnen gehörten u.a. Fryderyk Chopin und Adam Mickiewicz. 1832 wurde die Verfassung und der Sejm aufgehoben und es begann eine Zeit der politischen Repressalien. In der romantischen Epoche wurde Warschau ausgebaut. Seit 1840 erreichte die Eisenbahn Warschau und bald war eine erste Verbindung nach Wien fertig gestellt. Während des Völkerfrühlings 1848 blieb es in Warschau anders als in den preußischen und österreichischen Teilungsgebieten relativ ruhig, denn die Verschwörer, die einen gesamtpolnischen Aufstand planten wurden zuvor verhaftet. In dieser Zeit wurde auch die Textilindutriestadt Lodsch ca. 80 km südwestlich von Warschau in Kongresspolen an der Eisenbahnstrecke nach Wien aufgebaut und stieg bald zu einer der führenden Industriemetropolen Europas auf. Im Januar 1863 brach der Januaraufstand gegen das Zarenregime los. In einem Partisanenkrieg konnten die Warschauer zwei Jahre lang Widerstand leisten, bis sie Ende 1864 aufgeben mussten. Das Königreich Polen wurde entgültig aufgelöst und nach Russland inkorportiert. Somit wurde Warschau nach Moskau und St. Petersburg die drittgrösste Stadt im Zarenreich. Der Wegfall der Zollgrenze zu Russland brachte einen rassanten Wirtschaftsaufschwung der bis zum Ersten Weltkrieg andauerte. Der Zeit des Warschauer Positivismus hat vor allem der Schriftsteller Boleslaus Prus in seinen dem Realismus treuen Romanen ein Denkmal gesetzt. Allen voran ist hier der Roman "Lalka" zu nennen in dem Prus den Werdegang und den Fall eines Warschauer Unternehmers beschreibt. 1905 fand eine kurze sozialistische Erhebung statt, die von Rosa Luxemburg, die in Zamosc (südliches Kongresspolen) geboren und in Warschau aufgewachsen war, als Reaktion auf den verlorenen Krieg Russlands gegen Japan und den Blutsonntag in St. Petersburg mitorganisiert wurde. Ein Jahr nach Beginn des Ersten Weltkriegs wurde Warschau von deutschen Truppen besetzt und geplündert. Ein vorläufiger Regierungsrat eines von Deutschland und Österreich abhängigen Satelitenstaates wurde in Warschau eingesetzt. Nach der Oktoberrevolution in Russland musste dieses im Frieden von Brest Litowsk auf die Gebiete aus den polnischen Teilungen im 18. Jahrhundert verzichten.

Zweite Republik

 
Warschau der 1920er Jahre
Datei:Sejm hall.jpg
Sejmgebäude im Stil der 1920er

Im Ersten Weltkrieg besetzten deutsche Truppen seit 1915 Warschau. Die russischen Soldaten brannten beim Verlassen der Stadt strategische Gebäude und Brücken nieder. 1916 hatte Warschau bereits über eine Million Einwohner. Die Achsenmächte errichteten eine provisorisches Königreich Polen mit der Hauptstadt in Warschau und stellten der polnischen Bevölkerung ein unabhängiges Polen in Aussicht. Hans Beseler wurde als Generalgouverneur eingesetzt. Nach der Niederlage der Achsenmächte 1918 wurde diese Vision realistisch. Der Tag an dem Marschall Pilsudski in Warschau eintraf, der 11.11.1918, gilt als der Unabhängigkeitstag Polens. 1920 drohte die Rote Armee Warschau im polnisch-sowjetischen Krieg einzunehmen. Sie konnte jedoch durch Marschall Pilsudski durch das "Wunder an der Weichsel" zurückgedrängt werden. Seit dieser Zeit war Warschau wieder die Hauptstadt des erneut unabhängigen Polens. An den Ujazdowski Allen (seitdem Regierungs- und Botschaftenviertel) wurde in den 1920er Jahren ein neues Sejmgebäude sowie verschiedene Ministerienpaläste und Botschaften errichtet. In der Zwischenkriegszeit erlebte Warschau erneut einen Bauboom. 1926 kam es im Zuge des Pilsudski Putsches zu Straßenkämpfen in Warschau, die auf der Pilsudski Brücke anfingen. Nachdem jedoch ziemlich früh klar wurde, das die amtierende Regierung unter Stanisław Wojciechowski weder in der Armee noch in der Stadtbevölkerung einen Rückhalt hatte, gab sie nach zwei Tagen auf. Unter Stadtpräsident Stefan Starzyński (seit 1934 im Amt) erlebte Warschau eine kulturelle Blütezeit. Warschaus Flughafen Okecie erhielt nationale und internationale dauerhafte Flugverbindungen. Das Straßenbahn und Busnetz wurde ausgebaut und neue Straßenzüge in den Außenbezirken entstanden. 1939 hatte Warschau bereits über 1.350.000 Einwohner. Im September 1939 kam zum erneuten Überfall deutscher Truppen auf Polen (Beginn des Zweiten Weltkriegs). Warschau war die erste Millionenstadt die von der Luft bombardiert wurde, wobei zehntausende Zivilisten den Tod fanden und wertvolle Bausubstanz, wie das Königsschloss, vernichtet wurde. Am 28.09.1939 musste Warschau kapitulieren und wurde von deutschen Truppen besetzt. Der Stadtpräsident Stefan Starzyński wurde von der Gestapo verhaftet und 1943 im KZ Dachau ermordet.

Zweiter Weltkrieg

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Warschauer Ghetto
 
Denkmal für den Warschauer Aufstand

Bei schweren deutschen Luftangriffen wurden anfangs ca. 10 % des Wohnraums zerstört. Am 28.09.1939 maschierten deutsche Truppen in Warschau ein und eine verherrende fünfjährige Besatzungszeit brach an. Der Terror der Besatzer traf von Anfang an auf einen entschiedenen Widerstand weiter Teile der Bevölkerung. Der organisierte Widerstand nahm verschiedene Formen an, von geheimen Bildungseinrichtungen sowie kleinen und großen Sabotagen bis zu Attentaten. Warschau war von Beginn der Besatzung an das Zentrum des "Unterirdischen Polnischen Staates" mit der Geheimverwaltung der Londoner Exilregierung und der Heimatarmee. Nach der Besetzung Warschaus durch die Deutsche Wehrmacht wurden die Juden der Stadt und der Umgebung seit 1940 im Warschauer Ghetto - dem größten jüdischen Ghetto im besetzten Europa - eingesperrt, von wo mindestens 300.000 jüdische Bürger Warschaus deportiert und ermordet (man geht aber von weit mehr aus) wurden. 1941 wurde für Juden die Ghettopflicht eingeführt und das Verlassen des Ghettos sowie jegliche Hilfe für die jüdischen Warschauer unter Todesstrafe gesetzt. Gleichwohl konnte die Organisation Zegota sowie viele Privatleute hunderte Juden vor dem Tod retten. Am 18 April 1943 kam es zum Aufstand im Warschauer Ghetto unter der Führung von Mordechaj Anielewicz und Marek Edelman, als Reaktion auf die Liquidierung des Ghettos durch die SS. Am 8. Mai 1943 nahmen sich die meisten jüdischen Anführer im Versteck in der Ulica Miła 18 das Leben. Einigen jüdische Einheiten (u.a. Marek Edelman) gelang die Flucht zum polnischen Untergrund. Folge des Ghettoaufstandes war, dass ein ganzes Stadtviertel liquidiert und niedergebrannt und die überlebenden Juden zumeist im KZ Treblinka ermordet wurden. Der Warschauer Aufstand, getragen von der polnischen Heimatarmee, begann am 1.08.1944. unter der Führung von Tadeusz Bór-Komorowski. Er war die größte Erhebung gegen die Okkupanten im besetzten Europa während des Zweiten Weltkrieges. Fast die gesamte überlebende Stadtbevölkerung beteiligte sich an den Kriegshandlungen, deren Ziel ein von Hitlerdeutschland und er Sowjetunion unabhänigiges Polen sein sollte. In den ersten Augusttagen wurden die polnischen Medien und eine Pfandfinderpost wiederhergestellt und die Erhebung hatte zunächst Erfolg, als sich die deutschen Truppen aus weiten Teilen der Innenstadt zurückziehen mussten. Da jedoch unerwartet die Hilfe von außen ausblieb, die Rote Armee blie am rechten Weichselufer stehen und die Westalliierten bekamen keine Landeerlaubnis von der Sowjetunion. Am 2.Oktober 1944 musste die Heimatarmee kapitulieren. Im Warschauer Aufstand wurden fast 200.000 polnische Soldaten und Zivilisten ermordet. Als Repressalie wurde die Mehrzahl der noch vorhandenen Warschauer Gebäude auf dem linken Weichselufer von den deutschen Truppen mit Sprengungen planmäßig zerstört. Die überlebende Bevölkerung wurde in Konzentrationslager oder zur Zwansarbeit deportiert.

Volksrepublik

 
Wiedererrichtete Altstadt
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Nicht mehr existierender Sächsischer Palast
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Kulturpalast

Die Rote Armee maschierte am 17 Januar 1945 in eine Ruinenstadt ohne Einwohner ein. Die befreite Bevölkerung kam zum großen Teil nach Warschau zurück, wobei jedoch den Soldaten der heimatarmee eine Rückkehr verwert blieb und viele emigrieren mussten. Die Stadtverwaltung wurde von der sich bildenden kommunistischen Partei eingesetzt. Bald wurde der Beschluss gefasst Warschau detailgetreu wieder aufzubauen. 1945 wurde ein Fonds für den Wiederaufbau Warschaus gegründet. Bereits im Februar 1945 nahm eine Kommission unter der Leitung von Roman Piotrowski die ersten Rekonstruktionsarbeiten auf. Die Altstadt, die Neustadt und die Krakauer Vorstadt wurden ab 1946 bis 1953 in einer als Meisterleistung gewürdigten historischen Rekonstruktion wieder aufgebaut und dafür als Weltkulturerbe der UNESCO ausgezeichnet. Die Aufbauarbeiten stellen bis heute weltweit die größte geplante Rekonstruktion einer Bebauung dar. Gleichzeitig wurde auch die Bebauung der Straßenzüge Ulica Miodowa, Ulica Długa und Ulica Senatorska sowie der Plätze Plac Teatralny i Plac Bankowy rekonstruiert. Die Arbeiten orientierten sich dabei zu einem großen Teil an Gemälden des italienischen Malers Bernardo Bellotto (Canaletto), der im 18. Jahrhundert viele Stadtpanoramen Warschaus geschaffen hatte. 1947-1949 wurde unter Teilen der Altstadt der Tunnel der Ost-West Arterie gebaut. 1971 entstand ein Kommittee zum Wiederaufbau des Warschauer Königsschlosses unter der Leitung von Stanisław Lorentz. Der Wiederaufbau des Schlosses wurde in den 1970er und 1980er Jahren durchgeführt. Der Wiederaufbau Warschaus dauert ach heute noch an. In den nächsten Jahrzenten sollen die Königsgärten rekonstruiert werden und der Brühlsche und Sächsische Palast wiedererrichtet werden. Gleichwohl werden die allermeisten Gebäude des alten Warschaus nicht mehr neu entstehen können. Die heutigen Staßenzüge verlaufen weitgehend anders als vor 1939. Die reiche Sezessionsarchitektur der Ulica Marschałkowska und der Jerusalemer Allen ist unwiderbringlich verloren. Mehrere Stadtteile entstanden im realsozialistischen Stil. Von 1952-1955 wurde der Warschauer Kulturpalast errichtet, das damals zweithöchste Gebäude Europas. Daneben wurden die Stadtviertel Marienstadt und MDM im realsozislistischen Stil (wieder)errichtet. 1955 wurde in Warschau der Warschauer Pakt unter dem Diktat der Sowjetunion geschlossen. Al Reaktion auf den Polnischen Oktober 1956 wurde Władysław Gomułka zum Ersten Parteisekräter ernannt und die Zeit des Stalinismus ging zu ende. Im März 1968 kam es zu einer Studentenrevolte, die von dem Verbot der Aufführung des Theaterstücks Ahnenfeier von Adam Mickiewicz in Warschau ausgelöst wurde. Dies war der Beginn des Endes der Ära Gomułkas der 1970 von Edward Gierek ersetzt wurde. Neben dem Brief der polnischen Bischöfe an ihre deutschen Amtskolegen 1965 war der Brandtsche Kniefall von Warschau am 07.12.1970 vor dem Mahnmal für den Ghettoaufstand 1943 einer der wichtigsten Eckpfeiler für die deutsch-polnische Aussöhnung. Entscheidende Bedeutung für den Untergang des Kommunismus hatte der Papstbesuch Johannes Paul II am 02.06.1979 in Warschau, der mitursächlich für die Gründung der ersten unabhängigen Gewerkschaft im Ostblock führte. Nach der Solidarnosc-Bewegung in den 1980er Jahren kam es 1988 zu den berühmten Gesprächen am Runden Tisch in Warschau, die im April 1989 zu den ersten freien Wahlen in einem Warschauer Pakt Staat führen. Die Sejm- und Präsidentenwahlen wurden von der Solidarnosc und Lech Walesa gewonnen.

Dritte Republik

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Der Runde Tisch 1988/89

Mit dem Gesetz über den Warschauer Verwaltungsaufbau vom 18.05.1990 wurde die Warschauer Welbstverwaltung wiedereingeführt und am 27.05.1990 wurde nach über 50 Jahren wieder ein Stadtparlament gewählt. Zum Präsidenten von Warschau wurde Stanisław Wyganowski gewählt, der bereits seit Januar 1990 diese Funktion vorläufig inne hatte. Am 7.04.1991 wurde nach einem halben Jahrhundert die Warschauer Wertpapierbörse als zweite Kapitalmarktinstitution dieser Art in einem ehemaligen Ostblockstaat wiedereröffnet, die sich in den folgenden Jahren zu der führenden Börse in Ostmitteleuropa entwickelte. Sie bekam - was durchaus auch Symbolcharakter hatte - ihren Sitz in dem Gebäude der ehemaligen Vereinigten Polnischen Arbeiterparei PZPR und zog später in ein neuerrichtetes Gebäude an den Ujazdowski Alleen. 1994 wurden 11 Statteile aus dem Stadtgebiet gebildet und 1995 wurde der U-Bahnbau vollendet. 2002 wurde das Gesetz über den Warschauer Verwaltungsaufbau modernisiert, so dass Warschau wieder eine einheitliche Gemeinde der Wojewodschaft Masowien mit 18 Untereinheiten wurde. In den 1990er Jahren entstanden viele moderne Wolkenkartzer und Bürogebäude im Zentrum und Stadtteil Wola und Warschau wurde zum führenden Finanzzentrum in Ostmitteleuropa.

Gegenwart

 
Intercontinental und WFC

Wie andere Zentren Mitteleuropas auch profitiert Warschau von der Wende 1989. Die Stadt beansprucht den Titel größte Baustelle Europas, denn in der Innenstadt sind in den letzten Jahren viele Läden, Einkaufszentren, Bürohochhäuser und Freizeitmöglichkeiten geschaffen worden. Warschau hat sein Blockbauten-Image abgelegt und ist nun neben Frankfurt, London und Paris die "höchste" Stadt Europas.

Warschau ist der größte Investitionsschwerpunkt in Polen. Die Arbeitslosigkeit liegt mit ca. 8% Prozent weit unter dem polnischen Durchschnitt von 17%. In der Stadt entstehen neue Bürohochhäuser, beispielsweise der 1999 fertiggestellte 208 m hohe "Warsaw Trade Tower", die dem 234 m hohen "Kulturpalast" (erbaut 1955) in der Skyline den Platz streitig machen.

Warschau ist Sitz verschiedener Universitäten, darunter der Warschauer Universität und der Kardinal-Stefan-Wyszyński-Universität

Politik

Stadtverwaltung

Auf gesamtstädtischer Ebene gibt es einen Oberbürgermeister (Prezydent). Dieser wird vom Volk direkt, zeitgleich mit den Landesweit statfindenen Kommunalwahlen alle vier Jahre, gewählt. Gleichzeitig wird auch ein Stadtrat (Rada) gewählt. Der OB ist der höchste Repräsentant Warschaus nach innen und außen. Er ist außerdem Chef der städtischen Verwaltung und verwaltet im Namen der Stadt und unter der Aufsicht des Rates das Eigentum der Stadt. Er beruft die wichtigsten Amtsträger der Stadt, darunter seine eigenen Stellvertreter, die, jeweils für bestimmte Sachbereiche zuständig, mit ihm zusammen den Magistrat (Zarząd) bilden, und wirkt bei der Berufung der Bezirksbürgermeister (Burmistrz) mit. Der Rat hat die Kompetenz, das vom OB vorgeschlagene Budget der Stadt zu billigen bzw. abzulehnen, sowie innerhalb des Rahmens der allgemeinen Gesetze normative Akte für Warschau zu erlassen.

Partnerstädte

Sehenswürdigkeiten

Altstadt

Die Altstadt wurde als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet. In ihr finden sich vor allem reich verzierte Bürgerhäuser, die nach dem Krieg äußerlich originalgetreu auf gotischen Grundmauern wiederaufgebaut wurden, v.a. auf dem Prächtigen Rynek (Markt). Sehenswert sind: Katedra Św. Jana (St. Johanneskathedrale; 2. Hälfte des 14. Jh.), Zamek Królewski (Königsschloss; 1680-92), Kolumna Zygmunta (Sigismundssäule; 1643/44, Wahrzeichen der Stadt).

Neustadt

 
Neustädter Marktplatz nach Canaletto 1770

Die Neustadt (pl. Nowe Miasto) schließt sich im Norden an die Altstadt an und liegt ebenfalls auf einer Uferdüne an der Weichsel. Sie wurde im 14. Jahrhundert auserhalb der Stadtmauern angelegt. Die Neustadt wurde, nachdem sie im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört wurde, zusammen mit der Altstadt in den frühen 1950er Jahren wiederaufgebaut. Das Zentrum ist der Neustätter Marktplatz. An ihm befindet sich die im 17. Jahrhundert von Tillmann van Gameren zu Ehren des Siegers der Schlacht vom Kahlenberg bei Wien (1683) König Jan Sobieski errichtete barocke Sakramentekkirche. Sie diente während des Warschauer Aufstandes als Lazarett. Während eines Bombenangriffs der deutschen Luftwaffe fanden hunderte Verwundete, Ärzte und Krankenschwester den Tod, als ihre Kuppel einstürzte. Die älteste neustätter Kirche ist die im 14. Jahrhundert erbaute gotische Marienkriche, deren charakteristischer Turm über das Weichselpanorame thront. Sie gibt als eine der ältesten Kirchen Warschaus. Daneben gibt es drei weitere ursprünglich gotische Kirchen, die in der Barockzeit umgebaut wurden - die Franziskaner, die Paulaner und die Dominikaner Kirche. Der barocke Adelsplast der Magnatendynastie Sapieha überragt den nördlichen Teil der Neustadt. Als besonders schön gelten die Straßenzüge der Ulica Freta und der Ulica Mostowa. In einem Haus an der erteren wurde im 19. Jahrhundert die zweifache Nobelpreisträgerin Marie Curie geboren. An der letzteren steht das Brückentor aus der Renaissance, das zur ersten Warschauer Weichselbrücke aus dem 16. Jahrhundert führte.

Königstrakt

Der Königstrakt beginnt am Warschauer Königsschloss und führt in südlicher Richtung ca. 10 km lang bis zum "polnischen Versailles" Wilanów und ist mithi eine der längsten Repräsentationsstraßen der Welt. Er setzt sich aus mehreren repräsentativen Straßenzügen zusammen, der Krakauer Vorstadt, der Neuen Welt und der Ujazdowski Alleen (von Norden nach Süden). Der Königstrakt verläuft entlang der Weichsel und bildete zusammen mit der senkrecht zu ihm verlaufenden Sächsischen Achse die Hauptachse der urbanen Entwicklung Warschaus. Am Königstrakt befinden sich auch viele Regierungs- und Verwaltungsgebäude. Weite Teile sollen in den nächsten Jahren für den Straßenverkehr gesperrt und zur Flaniermeile ausgebaut werden.

Krakauer Vorstadt

Die Krakauer Vorstadt beginnt am Königsschloss und führt neben dem Namiestnikowski Palast (Amtssitz des Präsidenten) bis zum Staszic Palast.

Neue Welt

Die Neue Welt beginnt am Staszic Palast und führt bis zum Rondo de Gaulle´a.

Ujazdowski Alleen

Der Łazienkipark, mit seiner Hauptattraktion dem Pałac na Wodzie (Palast auf dem Wasser) und dem Chopin-Denkmal, sowie die Paläste Belweder liegt an den Ujazdowski Alleen. In der nahen Umgebung gibt es den 1896 geöffneten Ujazdowskipark mit dem großartigen Schloss Ujazdowski, wo sich heute das Zentrum für zeitgenössischer Kunst befindet.

Parkanlagen und Friedhöfe

Der älteste Warschauer Park sind die 600 Jahre alten Königsgärten am Warschauer Königsschloss aus der Renaissance. Sie liegen unterhalb der klassizistischen Ostfassade und der Kubicki Arkaden des Schlosses auf der Weichselseite und nehmen eine Fläche von 6 ha ein. Nach den Kriegszerstörungen werden sie derzeit rekonstruiert. Mit dem Bau der Magnatenpaläste im Barock entstanden viele private Parkanlagen, die seit dem 18. Jahrhundert schrittweise für die Öffentlichkeit freigegen wurden.

Der größte Warschauer Parkt ist der Lazienki Park an den Ujazdowski Alleen aus dem 18. Jahrhundert, der im englischen Stil um den Palast auf dem Wasser im ehemaligen Tiergehege auf einer Fläche von fast 80 ha entstand. Er gehört zu den schönsten Parkanlagen Europas und umfasst auf hügeöigem Terrain mehrere Palais, künstliche Seen, Kanäle und Kasskaden, Brücken, Altanen, Pavilions, Skulpturen sowie ein antikes Theater auf der Insel. Der Parkt wurde von König Stanislaus August Poniastowski errichtet, der in teilweise selbst entworfen hat. Seit 1818 wird ein Teil des Parks von der Universität Warschau als Botanischer Garten genutzt. Zu den wichtigsten Geäuden im Parkt gehört der Palast auf dem Wasser, das Theater auf der Insel, die Pomeranczarnia, der Jägerpalast und das Weiße Haus. Im Sommer fnden am Chopin Denkmal Klavierkonzerte statt.

Paläste

Plätze

Kirchen und Synagogen

Gedenkstätten

Forts

Moderne Architektur

Ein weiterer dominanter Bau in der Innenstadt ist der aus kommunistischer Zeit stammende Pałac Kultury i Nauki oder kurz Pałac Kultury (Palast der Kultur und Wissenschaft bzw. Kulturpalast) im stalinistischen Zuckerbäckerbaustil. Europas größter Basar im Stadion 10-lecia wirkt wie eine Reminiszenz an die frühe Nachwende-Zeit.

Das nicht wieder aufgebaute Warschau

Kultur

Theater

 
Teatr Wielki (die Staatsoper)

In Warschau gibt es ca. 30 fest arbeitende Theater. Die beiden wichtigsten sind das Nationaltheater (Teatr Narodowy) (gegründet 1765) und die Staatsoper Teatr Wielki (gegründet 1778). Darüberhinaus sind die heute wichtigsten Schauspielhäuser: Teatr Studio, Teatr Polski, Teatr Rozmaitości und Teatr Ateneum. Populäre Musicals wie Miss Saigon werden im Teatr Roma gespielt.

Berühmte Warschauer Theaterregisseure: Jerzy Grzegorzewski, Grzegorz Jarzyna, Adam Hanuszkiewicz.

Berühmte Warschauer Theaterschauspieler: Gustaw Holoubek, Daniel Olbrychski, Zbigniew Zapasiewicz, Krystyna Janda, Andrzej Seweryn.

Museen und Galerien

In Warschau gibt es zahlreiche Museen und Galerien, private wie auch staatliche. Die meisten wurden zerstört - teilweise mit Kunstwerken - während des Krieges und erbaut danach. Viele Kunstwerke wurden während des Krieges beraubt. Heute stammen viele Kunstwerke aus Schlesien und Pommern. Die wichtigsten sind die Galerie Zachęta, das Zentrum für zeitgenössischer Kunst (Centrum Sztuki Współczesnej) und das Museum der polnischen Armee (Muzeum Wojska Polskiego). Das größte Museum ist das Nationalmuseum (Muzeum Narodowe) mit seinen Filialen im Königsschloß und im Palast von Wilanów. Aus Anlass des 60. Jahrestages des Warschauer Aufstandes wurde am 31. Juli 2004 das Museum des Warschauer Aufstandes (Muzeum Powstania Warszawskiego) eröffnet. Das Museum der Geschichte der polnischen Juden wird 2008 eröffnet.

Seit 1927 wird in Warschau der Chopin-Wettbewerb veranstaltet.

Wirtschaft

Allgemein

Seit April 1991 gibt es wieder die Warschauer Aktienbörse.

Verkehr

Warschau ist wichtiger Verkehrsknotenpunkte als Schnittpunkt der Verkehrswege Paris/London-Berlin-Warschau-Minsk/Kiew/Moskau und Nordeuropa-Balkan.

Im Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) verfügt Warschau über ein Bus- und Straßenbahnnetz, das allerdings, vor allem außerhalb des Zentrums, überlastet ist. Auch ist es technisch teilweise veraltet und wird nur langsam modernisiert.

Seit April 1995 verkehrt in Warschau auch eine U-Bahn. Es gibt derzeit nur eine Linie, die außerdem noch nicht ganz fertiggestellt ist und deren Weiterbau sich immer wieder verzögert. Sie verkehrt zur Zeit in Nord-Süd-Richtung vom südlichen Stadtrand ins Zentrum und etwas darüber hinaus. Für den Regional- bzw. Vorortverkehr gibt es, neben einigen Vorort- und Überlandbussen, die WKD (Warszawska Kolej Dojazdowa; etwa: Warschauer Vorortbahn).

Für den Fernverkehr gibt es einen unterirdischen Zentralbahnhof (Warszawa Centralna), mehrere kleinere Bahnhöfe, einen großen Busbahnhof, einen internationalen Flughafen, der der polnischen Fluglinie LOT als Basis dient und über den man eine große Zahl von Zielen weltweit direkt erreichen kann (v.a. in Europa und Nordamerika), sowie eine Anbindung an das landesweite polnische Fernstraßennetz, allerdings keine Autobahnen.

Dienstleistung

Zur Zeit wird auf einem drei Hektar großen Areal in der Nähe des Zentralbahnhofes (Dworzec Centralny) das Einkaufszentrum Złote Tarasy, Goldene Terrasse, gebaut. Es soll bis Ende 2005 nach einer Bauzeit von 37 Monaten fertiggestellt sein und eine Nutzfläche von 200.000 m² umfassen. Mit 57.000 m² Verkaufsfläche wird es eines der größten Einkaufszentren in Europa sein. Eine Besonderheit wird das 10.000 m² große Atrium, welches von einem Glasdach überspannt werden wird, darstellen. In dem Komplex wird sich zudem ein Kinokomplex und ein Parkhaus mit 1.700 Stellplätzen befinden. Weitere sehenswerte Einkaufszentren beeindruckender Größe sind unter anderem "Galeria Mokotów", "Blue City", und "Arkadia".

Bildung

Im Stadtteil Natolin befindet sich der polnische Campus des Europakollegs.

Verzeichnis der Wolkenkratzer in Warschau

 
Skyline
Höhe
Platz Gebäude Stadtteil Höhe Dachgeschoss Stockwerke Fertigstellung
1 Kulturpalast Stadtmitte 231 m 188 m 42 1955
2 Warsaw Trade Tower Wola 208 m 184 m 42 1999
3 Hotel Marriott Stadtmitte 170 m* 140 m 40 1989
4 Rondo 1 Stadtmitte 194 m 164 m 40 2005**
5 Warsaw Financial Center Stadtmitte 165 m 144 m 32 1998
6 Hotel Inter-Continental Stadtmitte 164 m 154 m 48 2004
7 Intraco Building II Stadtmitte 150 m* 140 m 42 1979
8 Intraco Building I Stadtmitte 138 m* 107 m 39 1975
9 TPSA Tower Stadtmitte - 126 m 30 2001
10 Lucka City Stadtmitte 120 m 106 m 29 2004**
11 Hotel Westin Stadtmitte - 120 m 25 2003
12 Blue Tower Stadtmitte 120 m 100 m 25 1991
13 Fim Tower Stadtmitte - 115 m 26 1996
14 Millennium Plaza Stadtmitte 116 m* 112 m 28 1999
15 Novotel Warsaw Stadtmitte 111 m* 106 m 33 1974
16 Golden Terraces Stadtmitte - 105 m - 2005**
17 Babka Tower Stadtmitte - 105 m 28 2002
18 Ilmet Building Stadtmitte 103 m 95 m 22 1997
19 PZU Tower Stadtmitte - 97 m 24 2000

Söhne und Töchter der Stadt

Weitere Persönlichkeiten, die mit der Stadt in Verbindung stehen

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