Der Kreis Groß-Gerau ist ein Landkreis in Südhessen. Nachbarkreise sind im Norden die kreisfreie Stadt Wiesbaden, der Main-Taunus-Kreis und die kreisfreie Stadt Frankfurt am Main, im Osten die Kreise Offenbach und Darmstadt-Dieburg, im Süden der Kreis Bergstraße und im Westen bildet der Rhein die natürliche Grenze. Links des Rheins liegen die rheinland-pfälzischen Landkreise Alzey-Worms und Mainz-Bingen sowie die kreisfreie Stadt Mainz.
Wappen | Deutschlandkarte |
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Basisdaten | |
Koordinaten: | 49° 55′ N, 8° 29′ O |
Bundesland: | Hessen |
Regierungsbezirk: | Darmstadt |
Verwaltungssitz: | Groß-Gerau |
Fläche: | 453,03 km2 |
Einwohner: | 268.310 (31. Dez. 2024)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 592 Einwohner je km2 |
Kfz-Kennzeichen: | GG |
Kreisschlüssel: | 06 4 33 |
NUTS: | DE717 |
Kreisgliederung: | 14 Gemeinden |
Adresse der Kreisverwaltung: |
Wilhelm-Seipp-Straße 4 64521 Groß-Gerau |
Website: | www.kreisgg.de |
Landrat: | Thomas Will (SPD) |
Lage des Kreises Groß-Gerau in Hessen | |
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Geografie
Der Landkreis liegt im oberen Rheingraben. Der Main bildet die nördliche, der Rhein die westliche Grenze. Ein großer Teil des Kreises liegt im Hessischen Ried.
Die höchste Erhebung des Kreises ist mit 145 m der Oberwaldberg, eine stillgelegte Mülldeponie bei Mörfelden. Die niedrigste Stelle ist mit 82 m die Mündung des Mains in den Rhein.
Geschichte
Das heutige Kreisgebiet gehörte schon sehr früh zu Hessen-Darmstadt, dem späteren Großherzogtum Hessen. Es gliederte sich in die Ämter Dornberg, Rüsselsheim und Kelsterbach. 1821 entstand der Landratsbezirk Dornberg innerhalb der Provinz Starkenburg. Seit 1832 heißt dieser Verwaltungsbezirk Kreis Groß-Gerau, der im Laufe der Geschichte seine Grenzen kaum verändert hat und auch die Kreisreform der frühen 1970er Jahre nahezu unverändert überdauerte.
Großherzogtum Hessen
Zusammen mit den Kreisen Bensheim, Darmstadt, Dieburg, Erbach, Heppenheim und Offenbach, sowie zeitweise mit den Kreisen Lindenfels, Neustadt und Wimpfen, bildete der Kreis Groß-Gerau die Provinz Starkenburg, die wiederum zusammen mit den Provinzen Oberhessen und Rheinhessen das Großherzogtum Hessen darstellten.
Nach der Verkündigung der Verfassung des Großherzogtums Hessen am 17. Dezember 1820 folgte am 14. Juli 1821 eine umfassende Verwaltungsreform. Statt der Ämter wurden nun Landratsbezirke eingesetzt. Diese waren die Vorläufer der Kreise.
Nach einer weiteren, am 20. August 1832 bekanntgegebenen Neugliederung wurde der Kreis Groß-Gerau geschaffen. Am 31. Juli 1848 wurden die beiden Kreise Groß-Gerau und Darmstadt sowie Teile des Kreises Offenbach dann zum Regierungsbezirk Darmstadt zusammengeschlossen. Diese Verwaltungsreform dauerte jedoch nur knapp vier Jahre, denn am 12. Mai 1852 wurde die Zusammenlegung wieder aufgehoben.
Im Zuge der 1874 im Großherzogtum Hessen nach preußischem Vorbild vorgenommenen Reform der Kreisverfassung kam es auch zu einer neuen Kreiseinteilung. Die damals geschaffene Gliederung des Großherzogtum in sieben die Provinz Starkenburg bildende Kreise (Bensheim, Darmstadt, Dieburg, Erbach, Groß-Gerau, Heppenheim, Offenbach) hatte mehr als sechs Jahrzehnte Bestand.
Volksstaat Hessen
Nach der Novemberrevolution 1918 wurde das Großherzogtum in eine demokratische Republik umgewandelt, den Volksstaat Hessen. Diese Bezeichnung wurde auch nach der Abschaffung der Demokratie durch die nationalsozialistische Machtübernahme 1933 beibehalten.
Nach der 1936 erfolgten Auflösung der Provinzial- und Kreistage im nunmehrigen Volksstaat Hessen und der 1937 durchgeführten Aufhebung der drei Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen brachte das Jahr 1938 eine Überprüfung der Kreisgrenzen. Am 1. November 1938 wurde in Hessen eine einschneidende Gebietsreform durchgeführt. In jeder der drei hessischen Provinzen Starkenburg, Rheinhessen und Oberhessen wurde jeweils ein Kreis aufgelöst. In Starkenburg war davon der Kreis Bensheim betroffen. Dieser wurde zum größten Teil dem Kreis Heppenheim zugeschlagen, der auch zum Rechtsnachfolger des Kreises Bensheim wurde. Die neue Verwaltungseinheit wurde in Landkreis Bergstraße umbenannt. Der Kreis Groß-Gerau wurde in Landkreis Gerau umbenannt.[2] Einige Monate später wurden jedoch die Städte Darmstadt, Gießen, Mainz, Offenbach und Worms als Stadtkreise verselbständigt.
Land Hessen
Bei der Gründung des heutigen Landes Hessen Ende 1945 in der amerikanischen Besatzungszone blieben die Kreiszuschnitte der Vorgängerstaaten (der Volksstaat und die preußische Provinz Hessen-Nassau) unverändert. Allerdings wurde die Großstadt Mainz und das Gemeindegebiet von Guntersblum durch die in der Fahrrinne des Rheins verlaufende Zonengrenze geteilt. Während die linksrheinischen Kerngebiete beider Kommunen in der französischen Zone aus dem hessischen Staatsverband ausschieden, waren die rechtsrheinischen Stadtteile von Mainz und der rechtsrheinische Kühkopf, die bei Hessen verblieben, auf Kreisebene neu zuzuordnen. Auf diese Weise wurden die bisherigen Mainzer Stadtteile Ginsheim mit Gustavsburg und Bischofsheim (wieder) eigenständige Gemeinden im Landkreis Groß-Gerau, und der Kühkopf wurde zum größten Teil in die Gemarkung von Stockstadt am Rhein eingegliedert. Ein kleinerer Teil, der im Norden der Gemarkung von Erfelden gegenüber lag, wurde in diese integriert.
Bei der Gebietsreform in Hessen wurden in den 1970er Jahren die meisten hessischen Landkreise mit Nachbarkreisen zu größeren Einheiten zusammengefasst. Als einer der wenigen Ausnahmen blieb der Kreis Groß-Gerau hiervon unberührt, im Gegensatz zu seinem nördlichen Nachbarn, dem Main-Taunus-Kreis, kam es im Landkreis Groß-Gerau noch nicht einmal zu größeren Veränderungen der Außengrenzen. An der nordöstlichen Grenze gab der Kreis eine wichtige Fläche an die Stadt Frankfurt ab, nämlich das Gelände des Flughafens Frankfurt am Main. Dessen südliche Hälfte (auf dem sich die Start- und Landebahnen befinden, das Terminalgebäude stand auch zuvor schon auf Frankfurter Gebiet) gehörte zuvor zur Gemeinde Walldorf.
Die Gebietsreform beschränkte sich im Kreisgebiet auf die Gemeindeebene. Hierbei wurde durch Zusammenschlüsse die Anzahl der Gemeinden auf 14 reduziert, die entsprechend ihrer Größenordnung einige bisher von der Kreisverwaltung wahrgenommene Aufgaben selbst übernehmen konnten.
1975 wurde die Stadt Kelsterbach Mitglied des neuen Umlandverband Frankfurt, dem einige regionale und kommunale Zuständigkeiten innerhalb der Stadtregion Frankfurt übertragen wurden. Der Umlandverband wurde 2001 durch den Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main ersetzt, dem der gesamte suburban geprägte nördliche Teil des Landkreises angehört.
Einwohnerzahlen
Die Entwicklung der Einwohnerzahlen im Kreis Groß-Gerau, ab 1998 jeweils zum 31. Dezember:[3]
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Politik
Kreistag
Die Kommunalwahl am 27. März 2011 lieferte folgendes Ergebnis:[4]
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2011 |
Sitze 2011 |
% 2006 |
Sitze 2006 |
% 2001 |
Sitze 2001 | |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 36,9 | 26 | 42,6 | 30 | 45,9 | 33 |
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 30,1 | 21 | 32,0 | 23 | 30,0 | 21 |
GRÜNE | Bündnis 90/Die Grünen | 21,5 | 15 | 11,3 | 8 | 11,9 | 8 |
Die Linke.OL | Die Linke.Offene Liste | 4,1 | 3 | 4,6 | 3 | – | – |
FDP | Freie Demokratische Partei | 2,7 | 2 | 4,6 | 3 | 4,4 | 3 |
FW | Freie Wählergemeinschaft Kreis Groß-Gerau | 2,2 | 2 | – | – | – | – |
FBG | Freie Bürgerliste Kreis Groß-Gerau | 1,3 | 1 | – | – | – | – |
Tierschutzpartei | Partei Mensch Umwelt Tierschutz | 1,2 | 1 | – | – | – | – |
FWG | Freie Wählergemeinschaft | – | – | 4,9 | 4 | 2,0 | 2 |
REP | Die Republikaner | – | – | – | – | 4,0 | 3 |
PDS/OL | Partei des Demokratischen Sozialismus / Offene Liste | – | – | – | – | 1,8 | 1 |
Gesamt | 100 | 71 | 100 | 71 | 100 | 71 | |
Wahlbeteiligung in % | 43,6 | 43,7 | 52,3 |
Im Kreistag bildeten SPD, FWG und FDP eine Koalition und stellten damit eine Mehrheit von 37 Mandaten. Diese Koalition zerbrach jedoch und es kam zu einer rot-grünen Koalition.
Kreisausschuss
Der Kreisausschuss hat (derzeit) 10 Mitglieder und ist die Verwaltungsbehörde des Landkreises. Vorsitzender ist der hauptamtliche Landrat Thomas Will (SPD), sein Stellvertreter ist der hauptamtliche Erste Kreisbeigeordnete Walter Astheimer (Grüne), sowie ein weiterer Kreisbeigeordneter, der noch vor der anstehenden Kommunalwahl gewählt werden soll; die weiteren acht Kreisbeigeordneten (3 SPD, 2 CDU, je ein GRÜ, FWG, FDP) sind ehrenamtlich tätig.
Landrat
Landräte des Kreises Groß-Gerau seit 1821[5] | |||||
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Nr. | Name | Lebensdaten | Partei | Beginn der Amtszeit | Ende der Amtszeit |
1 | Anselm Elwert | 1821 | 1832 | ||
2 | Ernst Wilhelm Heim | 1832 | 1852 | ||
3 | Johann Baptist Werle | 1852 | 1861 | ||
4 | Eduard Ernst App | –1862 | 1861 | 1862 | |
5 | Karl Boekmann | 1862 | 1877 | ||
6 | Freiherr Wilhelm von Schenk zu Schweinsberg | 1877 | 1885 | ||
7 | Erwin Freiherr von Löw zu Steinfurth | 1885 | 1900 | ||
8 | Karl Bichmann | 1900 | 1905 | ||
9 | Eduard Wallau | 1905 | 1924 | ||
10 | W. Koch | 1924 | 1924 | ||
11 | Ernst Werner | 1924 | 1924 | ||
12 | Ernst Merck | 1925 | 1931 | ||
13 | Hermann Usinger | SPD | 1932 | 1933 | |
14 | Straub | 1934 | 1934 | ||
15 | Schmal und Gutermuth | 1934 | 1935 | ||
16 | Alfred Klostermann | 1900–1945 | NSDAP | 1935 | 1939 |
17 | Hans Denser | NSDAP | 1940 | 1945 | |
18 | W. L. Grebner | 1945 | 1945 | ||
19 | Wilhelm Hammann | 1897–1955 | KPD | 1945 | 1946 |
20 | Jean Christoph Harth | 1882–1956 | SPD | 1946 | 1954 |
21 | Wilhelm Seipp | 1906–1963 | SPD | 1954 | 1963 |
22 | Alfred Schmidt | SPD | 1964 | 1970 | |
23 | Willi Blodt | * 1929 | SPD | 1970 | 1992 |
24 | Enno Siehr | * 1947 | SPD | 1992 | 2010 |
25 | Thomas Will | * 1959 | SPD | 2010 | im Amt |
Der von 1992 bis 2010 amtierende Landrat Enno Siehr wurde am 8. Februar 1998 mit 59,2 % und am 8. Februar 2004 mit 56,0 % jeweils im ersten Wahlgang wiedergewählt.
Nach 18 Jahren im Amt ging Siehr 2010 in Ruhestand. Bei der Landratswahl am 7. Februar 2010 traten Thomas Will (SPD), Ursula Kraft (CDU) und Gerd Schulmeyer (Die Linke) gegeneinander an. Thomas Will konnte die Wahl mit rund 59 % der Stimmen im ersten Wahlgang für sich entscheiden.[6]
Wappen
Gespalten: vorne neunfach von Rot und Silber geteilt, hinten zwei schwarze Balken in Silber; in der Schildmitte aufgelegt ein blauer Herzschild mit drei (2:1 gestellten) silbernen Rauten. (Wappen-Genehmigung: 25. Januar 1967)[7]
- Bedeutung
Die rot-silbernen Streifen wurden dem hessischen Wappen entnommen, die schwarzen Balken stehen für die Grafschaft Isenburg, zu der das Amt Kelsterbach bis 1600 gehörte, und der Herzschild symbolisiert die Dynastie von Dornberg und ihrer Katzenelnboger Nachfolger, die das Gebiet beherrschten, bevor es 1479 hessisch wurde.
Die einzelnen Wappen im Landkreisgebiet sind in der Liste der Wappen im Kreis Groß-Gerau zu finden.
Verkehr
Durch das Kreisgebiet führen die Bundesautobahnen 67 (Mannheim – Darmstadt – Mönchhof-Dreieck) und 60 (Rüsselsheim – Bingen), sowie einige Kilometer der A 3 (Frankfurter Kreuz – Wiesbadener Kreuz), der A 5 (Anschlussstelle Langen/Mörfelden) und der A 671 (Mainspitz-Dreieck – Wiesbaden). Ferner erschließen mehrere Bundes-, Landes- und Kreisstraßen das Kreisgebiet, darunter die B 42 (und deren alte Trasse, heute L 3482), B 44 und die B 486. Ferner trägt der unmittelbar an das Kreisgebiet angrenzende Flughafen Frankfurt am Main zur internationalen Anbindung des Kreises bei.
Städte und Gemeinden
Die jüngste Stadt des Kreises ist Ginsheim-Gustavsburg, die am 29. April 2013 zur Stadt erhoben wurde.
(Einwohner am 31. Dezember 2024)[8]
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Weblinks
- Webpräsenz des Kreises Groß-Gerau
- Linkkatalog zum Thema Landkreis Groß-Gerau bei curlie.org (ehemals DMOZ)
- Literatur von und über Landkreis Groß-Gerau im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2024 (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2022) (Hilfe dazu).
- ↑ Land Hessen Verwaltungsstruktur
- ↑ Land Hessen Kreis Groß-Gerau
- ↑ Hessisches Statistisches Landesamt: Endgültiges Ergebnis der Kreiswahl
- ↑ Die Landräte des Kreises Groß-Gerau – eine stattliche Ahnengalerie - auf der Jubiläums-Seite des Kreises ( vom 18. Januar 2008 im Internet Archive)
- ↑ Hessisches Statistisches Landesamt: Landratswahl im Landkreis Groß-Gerau
- ↑ Genehmigung eines Wappens durch den Hessischen Minister des Innern vom 25. Januar 1967 (StAnz. S. 224) Seite 8 der tif-Datei 2,96 MB
- ↑ Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2024 (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2022) (Hilfe dazu).