Der staatlich anerkannte Erholungsort Neuhausen/Erzgeb. ist eine Gemeinde im Erzgebirge. Die rund 3100 Einwohner zählende Gemeinde liegt im Süden des Landkreises Mittelsachsen und ist für das Schloss Purschenstein, als Wintersportort und durch das Nussknackermuseum bekannt.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 40′ N, 13° 28′ O | |
Bundesland: | Sachsen | |
Landkreis: | Mittelsachsen | |
Höhe: | 661 m ü. NHN | |
Fläche: | 48,09 km2 | |
Einwohner: | 2477 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 52 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 09544 | |
Vorwahlen: | 037361, 037327 | |
Kfz-Kennzeichen: | FG, BED, DL, FLÖ, HC, MW, RL | |
Gemeindeschlüssel: | 14 5 22 400 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Bahnhofstr. 12 09544 Neuhausen/Erzgeb. | |
Website: | www.neuhausen.de | |
Bürgermeister: | Peter Haustein (parteilos) | |
Lage der Gemeinde Neuhausen/Erzgeb. im Landkreis Mittelsachsen | ||
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Geografie
Die Gemeinde Neuhausen/Erzgeb. befindet sich im Übergangsgebiet vom Osterzgebirge zum Mittleren Erzgebirge, eingebettet im oberen Flöhatal. Das Gebiet erstreckt sich zwischen der Talsperre Rauschenbach, dem 837 m hohen Kohlberg, dem 834 m hohen Klugehübel sowie dem 789 m hohen Schwartenberg und befindet sich im Naturpark Erzgebirge/Vogtland.
Geologie
Die Gemeinde befindet sich auf kristallinen Schiefern und Gneis. Sind im Ost-Erzgebirge meist Graugneise vorherrschend, so finden sich hier verstärkt grobkörnige Rotgneise. Im Bereich des Flöhatals liegt eine sehr alte, tektonisch mobile Zone, die Ost- und Mittelerzgebirge trennt. Erdgeschichtlich spielt die „Flöha-Zone“ wahrscheinlich bei der Erzgebirgshebung eine Rolle.[2]
Ortsgliederung
Die Ortsteile der Gemeinde Neuhausen/Erzgebirge sind:
Neuhausen/Erzgebirge, Cämmerswalde, Deutschgeorgenthal, Dittersbach, Frauenbach, Heidelbach, Neuwernsdorf und Rauschenbach.
Geschichte
Ab etwa der Mitte des 19. Jahrhunderts nahm Neuhausen die Entwicklung zu einem Zentrum der Möbelindustrie mit dem Schwerpunkt Stuhlbau im Erzgebirge. Aus dieser Entwicklung heraus entstanden Fabriken, Wohnungen, Geschäfte, das Rathaus und das Postamt. Am 1. Oktober 1895 erhielt die Gemeinde auch den Anschluss an das sächsische Eisenbahnnetz, als die Bahnstrecke zwischen Olbernhau und Neuhausen eröffnet wurde. Damit hatte Neuhausen erstmals eine direkte Verbindung zu den Industriegebieten von Chemnitz und Umgebung. Wahrzeichen des Ortes ist das Schloss Purschenstein. Im Jahr 1989 wurde das Schloss durch einen Dachgeschossbrand stark zerstört. Der Außenbau konnte wiederhergestellt werden. Einige Innenräume wurden komplett, einige teilweise wiederhergerichtet. Im Jahr 2005 wurde das Schloss an einen niederländischen Investor verkauft, der dieses zu einem Schlosshotel umbaute.
Einwohnerentwicklung
Einwohnerzahlen beziehen sich ab 1982 auf den 31. Dezember des voranstehenden Jahres mit Gebietsstand Januar 2007:
bis 1899 | 1900 bis 1945 | 1946 bis 1989 | 1990 bis 1999 | seit 2000 |
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1551/52 – ca. 170 (25 besessene Mann, 66 Inwohner) |
1910 – 2875 | 1946 – 3243 | 1990 − 3676 | 2000 − 3447 |
1925 – 2863 | 1971 – 3184 | 1991 − 3635 | 2001 − 3392 | |
1764 – ca. 220 (24 besessene Mann, 18 Häusler) |
1939 – 3039 | 1982 − 4100 | 1992 − 3598 | 2002 − 3366 |
1983 − 4055 | 1993 − 3712 | 2003 − 3346 | ||
1834 – 1072 | 1984 − 3983 | 1994 − 3674 | 2004 − 3310 | |
1871 – 1492 | 1985 − 3919 | 1995 − 3615 | 2005 − 3266 | |
1890 – 1701 | 1986 − 3874 | 1996 − 3581 | 2006 − 3204 | |
1987 − 3836 | 1997 − 3565 | 2007 − 3130 | ||
1988 − 3846 | 1998 − 3545 | 2009 − 3054 | ||
1989 − 3773 | 1999 − 3487 | 2010 − 3003 |
(Quellen: Akademie der Wissenschaften der DDR 1985, Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen)
Politik
Partnerschaft
- Affalterbach, eine Gemeinde im Landkreis Ludwigsburg in Baden-Württemberg.
Bürgermeister
Die Bürgermeister seit 1994 | |||
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01.01.1994–31.07.1994 | Siegfried Morgenstern | ||
01.08.1994–31.07.2001 | Wolfgang Wagner | ||
seit 01.08.2001 | Peter Haustein |
Kultur & Sehenswürdigkeiten
Museen
Europas erstes Nussknackermuseum
Weltbekannt ist das erste und größte Nussknackermuseum Europas mit rund 5000 Exemplaren aus 30 Ländern (Stand April 2009). Besondere Attraktion ist der größte funktionsfähige Nussknacker der Welt mit 10,10 m Höhe, der am 9. August 2008 den bisherigen 5,87 Meter großen im Eingangsbereich stehenden Rekordhalter (Guinness-Buch der Rekorde) ablöste. Außerdem steht vor dem Museum die weltgrößte Spieldose.
Glashüttenmuseum des Erzgebirges
Das Glashüttenmuseum des Erzgebirges befindet sich in der ehemaligen Fronfeste von Schloss Purschenstein und zeigt u.a. eine Glashütte aus der Zeit von Georgius Agricola, eine Werkstattstube und weitere Schrift- und Sachzeugen der erzgebirgischen Glasmacherei sowie der Geschichte Neuhausens bzw. Purschensteins.
Das im Mai 1996 eröffnete Museum beherbergt Zeugnisse vom einstigen Glasmachen im Erzgebirge, die bis in die Besiedlungszeit um 1200 zurückreichen und bereits für das Mittelalter den Begriff "Glasland" für die Region des sächsischen und böhmischen Erzgebirges rechtfertigen.
Technisches Museum „Alte Stuhlfabrik“
Das Technische Museum „Alte Stuhlfabrik“ gibt die Geschichte des Stuhlbaus in Neuhausen wieder.
Schauflugzeuge Cämmerswalde
In Cämmerswalde stehen zwei ausrangierte Flugzeuge, eine Interflug IL-14 und das Jagdflugzeug MiG-21, zur Besichtigung. Die IL-14 wurde auf Antrag der damaligen Gemeinde Cämmerswalde 1973 dort aufgestellt, die MiG-21 aus Beständen der Nationalen Volksarmee der DDR folgte 2001 und im August 2006 ein Hubschrauber Mil MI-2 der UdSSR-Fluggesellschaft Aeroflot.
Motorradausstellung
In der ehemaligen Berufsschule befindet sich eine Motorradausstellung mit der kompletten Sammlung aller in der DDR produzierten und importierten Motorradmodelle der Jahre 1945 bis 1989.
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Über 5000 Nussknacker in einem Museum, Januar 2006
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Nussknackermuseum als Attraktion
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Das Erzgebirgische Glashüttenmuseum, Juni 2009
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Die Geschichte der Stuhlherstellung in der Region
Gedenkstätten
- Grabstätte und Gedenkstein für 23 KZ-Häftlinge aus Frankreich, Ungarn, Polen und der Sowjetunion, die in einer Kolonne aus dem Außenlager Neu-Stassfurt des KZ Buchenwald kommend, durch den Ort getrieben und von SS-Männern ermordet wurden.
- Gedenkkreuz (geweiht 1957) für die Opfer beider Weltkriege auf dem Friedhof an der Kirche in Cämmerswalde. Am 22. Juli 2007, zum 800. Ortsjubiläum, wurden vom Heimatverein Cämmerswalde zwei Tafeln mit den Namen der Gefallenen angebracht und vom Pfarrer geweiht.
- Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, errichtet 1923 vor der Schule in Cämmerswalde. 1945 wurde der Adler als vermeintliches Nazi-Symbol entfernt, er ging verloren. 1973 wurde das Denkmal auf den Friedhof umgesetzt, weil vor der Schule ein Brunnen errichtet wurde.
- Grabstätte auf dem Friedhof in Cämmerswalde für einen namentlich bekannten sowjetischen Bürger, der während des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland verschleppt und ein Opfer von Zwangsarbeit wurde.
Sport
Als Erholungsort bietet die Gemeinde den Gästen neben dem Freibad und dem Schwartenbergstadion zahlreiche Anlagen des Wintersports, im Winter sind über 30 km Langlaufloipen gespurt. Traditioneller Wintersportort ist die Gemeinde spätestens mit den seit 1923 jährlich stattfindenden Langlaufwettkämpfen des Schwartenberglaufs. Im Sommer ist die Region auch ein für den Flugsport genutztes Gebiet.
SSV Blau-Weiß Neuhausen
Die Sächsische Sportvereinigung Blau-Weiß Neuhausen wurde am 15. August 1990 gegründet, ist Nachfolger der am 6. April 1970 gebildeten Industriesportgemeinschaft ISG Neuhausen. Unabhängig von der Fußballer-Fusion bestehen Abteilungen im Wintersport und Tischtennis im SSV Blau-Weiß Neuhausen.
FV Neuhausen-Cämmerswalde
Am 26. März 2007 fusionierte die Fußball-Abteilung mit der des SV Eintracht Cämmerswalde zum FV Neuhausen-Cämmerswalde. Dem Fußballverein gehören 100 Mitglieder aus beiden Orten an. Die Männer spielen im Neuhausener Schwartenbergstadion und auf dem Cämmerswalder Sportplatz neben dem "Haus des Gastes".
Persönlichkeiten
- Johann Ehrenfried Wagner (1724–1807), Konsistorialrat
- Friedrich Ferdinand Flemming (1778−1813), deutscher Arzt, Sänger und Komponist
- Wilhelm Walther (1826–1913), geboren im heutigen Ortsteil Cämmerswalde, Künstler und Schöpfer des Fürstenzuges am Dresdner Schloss
- Erich Matthes (1888–1970), völkischer Verleger und erzgebirgischer Heimatforscher
- Ehrhardt Heinold (* 1930 in Neuhausen/Erzgeb.), langjähriger Buchhändler, Verlagsberater, Autor und Herausgeber in Hamburg. Autor der Buchserie Erzgebirgisches Weihnachts-, Brauchtum- und Spielzeug-ABC
- Konrad Winkler (* 1955 in Neuhausen/Erzgeb.), Nordischer Kombinierer, Weltmeister 1978
Literatur
- Neuhausen bei Purschenstein. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 7. Band. Schumann, Zwickau 1820, S. 59–65.
- Um Olbernhau und Seiffen (= Werte unserer Heimat. Band 43). 1. Auflage. Akademie-Verlag, Berlin 1985.
- Richard Steche: Neuhausen. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 3. Heft: Amtshauptmannschaft Freiberg. C. C. Meinhold, Dresden 1884, S. 111.
Weblinks
- Offizielle Internetpräsenz der Gemeinde Neuhausen
- Offizielle Homepage des Tourismusvereins Neuhausen
- Neuhausen/Erzgeb. im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- Fotogalerie
- Landschaftsaufnahmen rund um den Schwartenberg
- Webseite des Nussknackermuseums
- [http://www.edle-krone-erzgebirge.de Webseite des Hotels "Edle Krone"
Einzelnachweise
- ↑ Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2023 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 15. Mai 2022 (Gebietsstand 01.01.2023). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 11. Februar 2025. (Hilfe dazu).
- ↑ Naturführer Grüne Liga Osterzgebirge – Band 3 - Naturkundliche Wanderziele im Osterzgebirge. S. 47, 56.