Wirtschaftsspionage

Ausforschung im Zielbereich Wirtschaft
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 17. Juli 2013 um 16:22 Uhr durch 91.0.24.119 (Diskussion) (Literatur: Link korrigiert ... https://www.sicher-im-netz.de/files/documents/unternehmen/wirtschaftsspionage.pdf). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Wirtschaftsspionage ist die staatlich gelenkte oder gestützte, von fremden Nachrichtendiensten ausgehende Ausforschung im Zielbereich Wirtschaft.[1]

In der öffentlichen Diskussion und Medienberichterstattung werden die Begriffe Wirtschaftsspionage und Konkurrenzspionage bzw. Industriespionage häufig nicht präzise voneinander abgegrenzt. So handelt es sich bei der Industrie- und Konkurrenzspionage um die illegale Beschaffung von Know-how und Waren durch konkurrierende Unternehmen.[1] Ziel ist es, durch früheren Erhalt der Informationen entweder sich selbst einen Vorteil zu verschaffen oder früh (genug) Gegenmaßnahmen einleiten zu können.

Manchmal wurden dabei befreundete und/oder oppositionelle Parteien in den Prozess einbezogen. Häufige Wirtschaftsspionagetechniken sind das unerlaubte Kopieren von Daten über offene und ungeschützte USB-Ports auf Wechselspeichermedien, wie z. B. USB-Stick oder externe Festplatte , das Fotografieren oder Filmen von Schriftstücken, Fertigungsanlagen, Fertigungstechniken oder Prototypen mittels Digitalkamera, Fotohandy oder Smartphone, das Abfangen von Briefen, das Mitlesen von E-Mails und Internetverbindungen, das Abhören von Telefonen und sowie das Einschleusen von Informanten oder das Aufkaufen von Informanten der Gegenpartei.

In Europa wird befürchtet, dass die USA mit ihrem Spionagesystem Echelon systematische Wirtschaftsspionage zugunsten vieler US-Unternehmen betreiben.[2] Nachgewiesen wurde dies für den Fall der GATT-Verhandlungen 1993. Die geheimen Verhandlungspositionen der Europäischen Union konnten ausspioniert werden. Die Arbeitsgemeinschaft für Sicherheit der Wirtschaft beziffert den Schaden durch Industriespionage 2009 auf 30 Mrd. Euro.[3]

Im Juni 2013 machte der Whistleblower Edward Snowden zwei große Abhörsysteme öffentlich bekannt, namentlich das US-System PRISM und das Anfang 2012 in Betrieb gegangene britische System Tempora. [4]

Wirtschaftsorganisationen und Unternehmen

Für viele Unternehmen fällt der Schutz gegen Wirtschafts- und Industriespionage unter das Oberthema Informationssicherheit und ist heute ein wichtiger Bestandteil von Anwenderschulungen. Viele Anwender kennen mögliche Gefahren und Konsequenzen solcher Attacken nicht. Da die technischen Schutzmaßnahmen wie etwa Verschlüsselung heute ebenfalls sehr ausgereift sind, könnte die Manipulation von Menschen mit den Mitteln des Social Engineering zu einer Angriffsmethode von Spionen werden.[5]

Situation Deutschland

In Deutschland wird Wirtschaftsspionage auf Bundesebene vom Bundesamt für Verfassungsschutz verfolgt. Auf Landesebene fällt die Verantwortung in den Bereich des jeweils zuständigen Landesamt für Verfassungsschutz, sofern es eine Abteilung Spionageabwehr betreibt. Allerdings gibt es in Deutschland auf Behördenebene keine wirkliche flächendeckende Abwehr, so dass ausländische Konzerne mit Hilfe ihrer Geheimdienste in Deutschland Firmen ausspionieren können. Lediglich das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik betreut mit der Abteilung 2 – Kryptologie und Abhörsicherheit ein Spionageabwehrteam. Dieses bietet seine Leistungen Bundes- und Landesbehörden an sowie Unternehmen, die durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) der Geheimschutzbetreuung unterliegen.

Deutschland betreibt selbst keinen Geheimdienst, der für die deutsche Wirtschaft im Ausland spioniert.

Siehe auch

Für den allgemeineren Zusammenhang:

Literatur

  • Christoph Ann, Michael Loschelder, Marcus Grosch (Hrsg,), Praxishandbuch Know-how-Schutz, Verlag Carl Heymanns Köln 2010, ISBN 978-3-452-26892-1 (753 S.)
  • Manfred Fink: Lauschziel Wirtschaft. ISBN 3-415-02194-7
  • Jan Meissinger: Gefahren und Bedrohungen durch Wirtschafts- und Industriespionage in Deutschland. ISBN 3-8300-2203-4
  • Matthias Pierson, Thomas Ahrens und Karsten Fischer: Recht des geistigen Eigentums. Verlag Vahlen, 2007, ISBN 978-3-8006-3428-6

Einzelnachweise

  1. a b Bundesamt für Verfassungsschutz für die Verfassungsschutzbehörden in Bund und Ländern, Definition Wirtschaftsspionage
  2. Gerhard SCHMID (SPE, D); Abhörsystem "Echelon" Dok.: A5-0264/2001 Verfahren: nicht-legislative Stellungnahme (Art. 47 GO); Aussprache und Annahme: 05.09.2001; abgerufen am 13. März 2012
  3. Computerwoche vom 7. April 2009
  4. zeit.de 24. Juni 2013: Massenhaftes Abhören soll der Wirtschaft dienen
  5. Bettina Weßelmann: Interne Spionageabwehr. kes 1/2011, S. 66–69; online abrufbar auf kes.info, abgerufen am 15. August 2011