Hafis Bertschinger

Schweizer Künstler
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Hafis Joachim Bertschinger (* 12. August 1933 in Bhamdoun (Libanon)) ist ein Schweizer Künstler mit libanesischen Wurzeln. Er arbeitet vornehmlich als Bildhauer und Maler, aber auch als Schriftsteller und Designer und ist Mitglied der Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten (GSMBA/ SPSAS). Neben seinem Schweizer Atelier hat er auch je eines in Japan und Marokko.

Hafis Bertschinger im Gutenberg-Museum Freiburg, Juli 2013

Leben und Werk

Bertschinger hat einen Schweizer Vater und eine Libanesin als Mutter und wuchs in seinem libanesischen Geburtsort bis zum Alter von 12 Jahren auf. Nach dem Krieg 1946 versprach sich Hafis' Vater eine bessere Zukunft in der Schweiz und siedelte nach 15 Jahren wieder zurück nach Zürich.

Seine durchmischte Herkunft und Mehrsprachigkeit machten ihn empfänglich für globale Zusammenhänge und zum „Globetrotter“ zwischen den Kulturen. Insbesondere rund um die „Badewanne der Abendländischen Kultur“[1], dem Mittelmeer, hat Bertschinger seine Anregungen und seine Energie aufgenommen, aber auch im südlichen Afrika, im mittleren und fernen Osten, in Nordamerika und in der Schweiz war er künstlerisch aktiv.

Nach seinem Abitur studierte Bertschinger in London Bildhauerei und arbeitete ab 1958 im Atelier des Skulpteurs François Stahly in Meudon. Zusätzlich studierte er Kunstgeschichte in Freiburg und schloss mit einem Lizentiat 1977 ab. 1963 unterrichtete er Zeichnen und Bildhauerei an der Arkansas Art School in Little Rock, drei Jahre später hält er sich über ein Jahr an der Cité des Arts in Paris auf. Ab 1970 zieht er nach Cormérod im Kanton Freiburg wo er auch sein Atelier einrichtet und bis heute unterhält.[1]

Ab 1977 beginnen für Hafis Bertschinger die Jahre der Reisen: Er unternimmt Studienreisen nach Ägypten und Saudi-Arabien, 1982 reitet er über 3000 km auf dem Oregon Trail, zwei Jahre später unternimmt er auf einem Eselsrücken eine Atlasüberquerung, im Jahr darauf reitet er über 1500 km entlang der Schweizer Grenze. Zusammen mit Walter Tschopp bereist Bertschinger 1985 die Flüsse Saane, Rhône, Madison River, Missouri und Mississippi River. Es folgen Reisen nach Japan auf dem Dragon Trail, von Kapstadt nach Nairobi, Neuseeland, Alaska, Dubai und nach Ras Al Khaimah, 2012 schliesslich reist er für das Projekt Totenfeier nach Mexiko. Hafis ist bestrebt, möglichst unter die Oberfläche zu schauen und sich «das Fremde anzueignen, als sei es ein Teil von ihm»[1]. All diese Reisen zur Suche nach dem «Ursprung der Dinge»[1], den Urgewalten der einstigen Pangaea, haben in der Folge stilbeeinflussende Kunstwerke hervorgebracht.

Hafis Bertschingers Arbeiten sind wenig gegenständlich. Besonders eindringlich sind seine Leporelli, eine Art Kalendarium, das mit einem Strich über das gesamte Werk durchgezeichnet ist aber auch seine grossformatigen, bis zu 200 Meter langen Fahnen, die oft Monate zur Entstehung benötigen, weil sie je nach den Tageseindrücken des Künstlers unterschiedlich fortgeführt werden, an manchen Tagen nur wenige Zentimeter.

Sein Stil ist geprägt von der Dynamik des Gestus, einer Einfachheit der Formen, der Vergänglichkeit der Materialien und einer unerschöpflichen, spielerisch wirkenden Fantasie.

Einzelausstellungen (Auswahl)

  • 1964: Little Rock Art Center, Little Rock, Arkansas
  • 1966: Joslyn Art Museum, Omaha, Nebraska
  • 1967: Galleria Citadella, Ascona
  • 1968: Drian Gallery, London
  • 1969: Galerie Solstice, Paris
  • 1970: Galerie Claire Brambach, Basel
  • 1973: Galerie des Amis des Arts, Neuenburg NE
  • 1978: Galerie Im Rathausdurchgang, Winterthur
  • 1983: Galerie Am Platz, Eglisau
  • 1986: Galerie Planque, Lausanne
  • 1988: Musée de l'Imprimerie, Lyon
  • 1990: Kean College Art Gallery, Newark, New Jersey
  • 1994: CERN, Meyrin, Genua
  • 1995: Dragon Installation, Hinoki Gallery, Tokio
  • 1995: Texas Christian University, Fort Worth, Texas
  • 1996: Hafis Bertschinger - Pre-Dragon - October Gallery, London
  • 2004: Hafis - l'artiste nomade, Musée dárt et d´historie de Neuchatel, Neuenburg NE
  • Mai – Oktober 2010: Macht-Ohnmacht: Skulpturen und Installationen, Schloss Greyerz
  • Juli – August 2013: Mit Hafis um die Welt, Gutenberg Museum, Freiburg

Preise und Auszeichnungen

  • 1964: Bildhauerpreis der Delta-Schow

Einzelnachweise

  1. a b c d Thomas Jenatsch, Kulturreferent des Kantons Freiburg, in seiner Laudation zur Ausstellungseröffnung im Gutenberg-Museum Freiburg am 10. Juli 2013