Deutschordensschloss Neckarsulm

Schloss in Deutschland
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Das Deutschordensschloss Neckarsulm gehört zu den ältesten Gebäuden der Stadt Neckarsulm. Ein Vorgängerbau existierte wahrscheinlich bereits im 12. Jahrhundert. Das Deutschordensschloss Neckarsulm wurde maßgeblich durch den Deutschen Orden geprägt, unter dessen Herrschaft Neckarsulm von 1484 bis 1805 stand. Im 2. Weltkrieg wurde es stark beschädigt und bis Mitte der 1950er Jahre wieder aufgebaut. Seit 1956 befindet sich im Deutschordensschloss Neckarsulm das Deutsche Zweirad- und NSU-Museum.

Deutschordens-Schloss (von rechts): Bandhaus, Amtshaus und Bergfried


Geschichte

 
Reste des Vorwerks

Das Deutschordensschloss Neckarsulm liegt in der südwestlichen Ecke der ehemaligen Stadtbefestigung. Die Ursprünge des Stadtschlosses gehen vermutlich bis ins 12. Jahrhundert zurück. Über diese Zeit ist allerdings wenig bekannt. Bereits damals gab es einen Vorgängerbau von dem heute nach mehrmaligen Umbauten noch der Saalbau (Palas), der Bergfried und Teile der Wallmauer erhalten sind. Das Erdgeschoss des Bergfrieds wird von Historikern als das älteste erhaltene Mauerwerk von ganz Neckarsulm angesehen. Diese Stadtburg kam 1484 zum Deutschen Orden, als dieser die Herrschaft über Neckarsulm übernahm. Nach der Zerstörung der Burg auf dem Scheuerberg im Bauernkrieg 1525, die bis dahin Amtssitz des Deutschen Ordens war, wurde die Stadtburg dessen Amtssitz. In diesem Schloss fanden von 1538 bis 1590 wichtige Ordensversammlungen statt, in denen Deutschmeister gewählt oder andere wichtige Entscheidungen getroffen wurden. Der Deutsche Orden hat die Burganlage maßgeblich umgebaut und erweitert. So wurde 1487 eine Schloss-Kapelle errichtet und 1539/1540 das sogenannte Bandhaus erbaut. Der Bergfried wurde mehrfach umgebaut, wovon zum Beispiel das Wappen-Relief des Hoch- und Deutschmeisters Wolfgang Schutzbar (genannt Milchling) aus dem Jahre 1551 zeugt. Das Deutschordensschloss bildete mit seinen Mauern eine Verstärkung der Stadtbefestigung.

Gebäude

 
ehem. Schloss-Kapelle, links der Bergfried
 
ehem. Schloss-Kelter, heute Weingärtnergenossenschaft
 
Blick in den Innenhof des Deutschordens-Schlosses

Das Stadtschloss ist in wesentlichen Teilen erhalten bzw. wurde es nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg am 1. März 1945 bis in die Mitte der 1950er Jahre wieder aufgebaut. Der Komplex des Stadtschlosses besteht heute aus folgenden Gebäuden:

  • der Bergfried bildet die südwestliche Ecke der Stadtbefestigung und ist über Eck gestellt,
  • östlich davon steht das sogenannte Amtshaus, der bereits erwähnte Saalbau (Palas),
  • daneben steht das Bandhaus (an der Urbanstaße), welches ursprüngliche ein Speicher war,
  • zwischen Amtshaus und Bergfried stand ein Gästehaus, welches nicht mehr vorhanden ist,
  • südlich dieser Gebäude lag ein Vorwerk, von dem Reste erhalten sind,
  • an der westlichen Stadtmauer nördlich des Bergfrieds folgen die ehemalige Schlosskapelle,
  • weiter nördlich folgen die ehemalige Schlosskelter mit weiträumigem Keller
  • und weitere Wirtschaftsgebäude, unter anderem die ehemalige Zehentscheuer.

Nicht erhalten sind im Verlauf der Urbanstraße (der früheren Schloss-Straße) das Waschhaus, die Schloss-Scheune, Stallungen und ein Torhaus. Diese Gebäude sind etwa zwischen 1843 und 1870 abgerissen worden.

Nutzung

Nach dem Übergang Neckarsulms an das Königreich Württemberg im Jahre 1805 wurde das Amtsgebäude Sitz des Oberamtes Neckarsulm, welches bis 1938 bestand. Das Bandhaus war von 1912 bis 1945 Latein- und Realschule. Die Schlosskapelle, die nach der Säkularisierung 1805 profanisiert war, nahm von 1851 bis zum Bau der evangelischen Stadtkirche 1888 die evangelische Kirchgemeinde auf. In dieser Schlosskapelle befindet sich heute das Trauzimmer der Stadt Neckarsulm und der linke Teil des Gebäudes wird durch die Gaststätte „Museums-Stuben“ genutzt. Im Bandhaus und Amtshaus befindet sich seit 1956 das Deutsche Zweirad- und NSU-Museum. Beim Umbau im Jahre 1991 wurden die beiden historischen Gebäude durch ein modernes Stahlglas-Rampentreppenhaus verbunden. Die ehemalige Schlosskelter und weitere Wirtschaftsgebäude werden heute durch die Weingärtnergenossenschaft Neckarsulm-Gundelsheim eG bewirtschaftet.

Literatur

  • Rudolf Stich: Das Stadt-Schloß von Neckarsulm, in Heimatgeschichtliche Beilage der „Heilbronner Stimme“ vom 24. Februar 1962
  • Rudolf Stich: Der Schloßturm von Neckarsulm, in Heimatgeschichtliche Beilage der „Heilbronner Stimme“ vom 31. März 1962
  • Rudolf Stich: Das Stadtschloß von Neckarsulm, in Heimatgeschichtliche Beilage der „Heilbronner Stimme“ vom 26. Mai 1962
  • August Vogt: Neckarsulm - Historischer Stadtführer, Hrsg. Heimatverein Neckarsulm e.V. und die Stadt Neckarsulm, 2. Auflage, Otto Welker GmbH, Neckarsulm 1990
  • Autorenteam (Redaktion: Barbara Griesinger): Neckarsulm. Die Geschichte einer Stadt, Hrsg. Stadt Neckarsulm, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1992, ISBN 3-8062-0883-2
  • August Vogt: Villa Sulmana Neckarsulm - Bilder einer Stadtentwicklung, Hrsg. Heimatverein Neckarsulm e.V., Otto Welker GmbH, Neckarsulm 1999