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Flugzeugenteisung

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Die Flugzeugenteisung ist ein Vorgang, bei dem ein Flugzeug von Eis und Schnee befreit wird. Die Enteisung („De-Icing“) ist erforderlich aus Sicherheitsgründen, denn Eis und Schnee erhöhen erstens das Flugzeuggewicht und beeinflussen zweitens die Aerodynamik ungünstig.

Ein Flugzeug der American Airlines bei der Enteisung am Flughafen Syracuse Hancock

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Enteisung am Boden

Vor dem Start werden bei Passagiermaschinen vorhandene Eisansätze durch Heißluft oder Enteisungsflüssigkeit entfernt. Der Start der Maschine muss dann innerhalb weniger Minuten erfolgen.

Außerdem kann eine präventive Schutzschicht („Anti-Icing“) aufgebracht werden, die eine erneute Eisbildung auch bei Niederschlag verhindert. Das verwendete Enteisungsmittel ist ein Gemisch aus Wasser, Alkohol (Glykol) und Zusatzstoffen. Neuerdings wird darauf geachtet, dass das Mittel aufgefangen wird und biologisch abbaubar ist. Wiederverwendung ist meistens nicht mehr möglich. Die Mischungsverhältnis Enteisungsflüssigkeit zu Wasser ist abhängig von der Außentemperatur, und teilweise von der Art des Niederschlags und der benötigten Zeit der Schutzwirkung.

Es gibt vier Flüssigkeitstypen. Drei davon bestehen aus etwa 50% Glykol und 49% Wasser und können bei Temperaturen bis mindestens 25°C eingesetzt werden. Sie sind mit Verdickern versetzt, so dass sie besser und länger an den Oberflächen des Flugzeugs anhaften. Dadurch bleibt der Alkohol länger auf den Oberflächen und kann sogar schwammähnlich ein gewisses Maß an winterlichen Niederschlägen in sich aufnehmen und verflüssigen - genau so lange, wie innerhalb der so genannten Vorhaltezeit (Holdover Time)das Flugzeug vor Wiedervereisung geschützt ist. Diese drei Flüssigkeiten werden entsprechend der benötigten Schutzwirkung mit Wasser in festen, in Laboren getesteten, Mischungsverhältnissen mit Wasser verdünnt oder bleiben unverdünnt: 100%, 75% oder 50% werden angewandt. Ein Enteisungsmittel ist ohne diese Verdicker (Typ I)und daher gut zum De-icing oder zum Anti-icing bei reinen Frostbedingungen ohne Niederschlag geeignet. Es besteht aus etwa 80% Glykol und 20% Wasser, wird allerdings immer mit Wasser entsprechend seines Gefrierpunktes für die jeweiligen Wetterbedingungen verdünnt. Daher kann es auch bei sehr niedrigen Temperaturen eingesetzt werden. Enteisungen finden normalerweise mit futuristisch anmutenden Spezialfahrzeugen mit einem großen Ausleger und einer ferngelenkten Düse an der Spitze auf dem Vorfeld, zum Teil nur auf speziellen Positionen (de-icing pads/ areas), statt. Seltener werden auch spezielle Enteisungsanlagen verwendet. Die Enteisung wird möglichst kurz vor dem Start durchgeführt, um die Zeit der Schutzwirkung nicht zu überschreiten.

Gantry

Die Gantry war eine stationäre Enteisungsanlage auf dem Flughafen München (MUC). Sie wurde Ende der 80 Jahre entwickelt und kam in acht Wintersaisons zum Einsatz. Die Flugzeuge wurden dabei in die Maschine hinein geschleppt und dort enteist.

2001 hätte sie aufgrund der fehlenden Eignung für Flugzeuge mit Winglets und größeren Flugzeugen wie der Boeing 777, Boeing 747 oder dem Airbus A380 modernisiert werden müssen. Jedoch brauchen mobile Enteisungsfahrzeuge heutzutage weniger Personal und sind kosteneffizienter - somit hätte sich die Modernisierung nicht gelohnt. Heute ist die Anlage außer Betrieb.

Infrarotenteisung

In Newark (USA) gibt es beispielsweise eine Infrarotenteisungsanlage, in Oslo ab Januar 2006. Hier werden Flugzeuge bis zu einer Größe eines Airbus 320er oder einer Boing 737 in einer Halle mit der Wärme von Infrarotlampen enteist und danach könne sie in der Halle durch das Aufbringen von einer Anti-Icing Flüssigkeit gegen Wiedervereisung geschützt werden. Dieses Verfahren gilt als umweltfreundlicher und ist je nach Kontamination des Flugzeugs mit winterlichen Anhaftungen auch recht schnell.

Enteisung in der Luft

Passagiermaschinen verfügen meist an den Flügelvorderkanten, Leitwerk, Triebwerken und sonstigen Flächen, an denen sich gefährlicher Eisansatz bilden kann, beheizbare Flächen. Die Beheizung geschieht hier entweder durch Zapfluft aus dem Triebwerk oder durch elektrischen Strom. Kleinere Maschinen verfügen auch heute noch an den gefährdeten Stellen Gummimatten (engl.: Boots) die im Fluge durch Pressluft zyklisch immer wieder aufgeblasen werden und so Eisansatz absprengen können.