Pumpennachbarschaft
Die am Niederrhein traditionellen Pumpennachbarschaften gehen auf die Zeit vor der Erschliessung der Wohngebiete mit fliessendem Wasser zurück. Damals gab es pro Strassenzug oder Häusergemeinschaft eine Wasserpumpe, an der die Anwohner ihr tägliches Trinkwasser aus dem Grundwasser hochpumpen konnten. Für das tadellose Funktionieren dieser für alle so wichtigen Pumpe war ein sogenannter Pumpenmeister zuständig. Je nach Region wurde diese Aufgabe im Jahreswechsel von Haus zu Haus weitergegeben.
Neben der primären Aufgabe zur Sicherstellung der Trinkwasserversorgung, stellte die Pumpe - wie in anderen Kulturen auch heute noch - ein soziales Zentrum dar. An der Pumpe wurden Neuigkeiten ausgetauscht und Probleme erörtert. Somit stellte die Pumpennachbarschaft natürlich auch eine soziale Gemeinschaft für die Anwohner dar.
Mit der Erschliessung der Wohngebiete hat sich die Bedeutung der Pumpennachbarschaften auf den letzteren Aspekt reduziert. Zwar findet sich in heutigen Pumpennachbarschaften auf einem eigens reserviertem Grundstücksstreifen in der Regel noch eine liebevoll betreute Pumpe, die manchmal sogar richtiges Grundwasser zieht. Doch wird diese höchstens noch zu den regelmäßigen Nachbarschaftsfesten in Betrieb genommen. Auch das Aufgabengebiet des Pumpenmeisters hat sich auf den Teilaspekt der Organisation von Festen reduziert.
Geblieben ist in vielen Pumpennachbarschaften der nachbarschaftliche Gemeinschaftssinn in Rat und Tat, den man in anderen Regionen Deutschlands vergeblich sucht.