Amt Borna
Das Amt Borna war eine im Leipziger Kreis gelegene territoriale Verwaltungseinheit des Kurfürstentums Sachsen. Bis zum Ende der sächsischen Ämterverfassung im Jahr 1856 bildete es den räumlichen Bezugspunkt für die Einforderung landesherrlicher Abgaben und Frondienste, für Polizei, Rechtsprechung und Heeresfolge.
Geographische Lage
Das Amt lag im Südwesten des Leipziger Kreises südlich der Stadt Leipzig. Es wurde von der Pleiße im Westen und der Eula im Osten begrenzt. Das Amt hatte mehrere weit entfernte Exklaven südöstlich von Zeitz, südöstlich von Gera (Ziegenhierdsches Ländchen) und an der Zwickauer Mulde südwestlich von Penig.
Angrenzende Herrschaften
Die Angabe angrenzender Herrschaften erfolgt unter Vernachlässigung der Exklaven der Ämter.
| Kreisamt Leipzig | Erbamt Grimma | |
| Amt Pegau | Amt Colditz und Amt Rochlitz | |
| Amt Zeitz (Exklaven) | Herzogtum Sachsen-Altenburg | Schönburgische Landesherrschaften (Ämter Rochsburg und Penig) |
Geschichte
Das Amt Borna lag zum größten Teil im Pleißenland und war seit 1210 in markgräflichem Besitz. Nach der Leipziger Teilung 1485 gehörte das Amt zur ernestinischen Linie der Wettiner. Seit der Niederlage der Ernestiner im Schmalkaldischen Krieg im Jahr 1547 war es in Besitz der Albertiner. Von 1698 bis 1722 war es an das benachbarte Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg verpfändet. Die Justizverwaltung war eng mit dem Amt Pegau verbunden.
Im Jahr 1815 kamen die Orte Regis, Breitingen und Blumroda des ehemals zum Hochstift Zeitz gehörigen Amts Breitingen zum Amt Borna. Das Amt Borna bestand bis zur Verstaatlichung der Stadt- und Patrimonialgerichtsbarkeit im Jahr 1856. Die Aufgaben des aufgelösten Amts übernahmen die Königlichen Landgerichte Borna und Frohburg. Die Exklave um Wolkenburg und Kaufungen kam an das Amtsgericht Penig.
Exklave Ziegenhierdsches Ländchen
Durch den Naumburger Vertrag wurden im Jahre 1554 die Adeligen von Ende mit dem Rittergut Liebschwitz (südöstlich von Gera, auch „Ziegenhierdsches Ländchen“ genannt) und den dazugehörigen Dörfern Liebschwitz, Grobsdorf, Lietzsch, Loitzsch, Niebra, Pösneck und Taubenpreskeln, sowie den sächsischen Anteilen der Dörfer Hilbersdorf, Lengefeld und Rückersdorf belehnt. Die Orte wurden somit durch eine Verbriefung des Bistums Naumburg kursächsische Enklaven, welche bis 1832 unter der Verwaltung des Amts Borna standen. Sie blieben bis 1928 als Exklaven bei Sachsen und kamen erst durch einen Gebietsaustausch an Thüringen.
Bestandteile
1827 umfasste das Amtsgebiet fünf Städte, einen Marktflecken und 171 Dörfer mit 36.625 Einwohnern.
- Städte
- Amtsdörfer
u.a.
- Deutzen
- Heuersdorf
- Kieritzsch
- Kitzscher
- Sahlis
- Langenleuba-Oberhain
- Breitingen
- Schleenhain
- Blumroda
- Wyhra
- Amtsdörfer (anteilig)
- Trebishain (anderer Teil zum Erbamt Grimma)
- Bruchheim (Exklave; anderer Teil zum Amt Rochlitz)
- Hermsdorf (anderer Teil zum Amt Rochlitz)
- Niederfrankenhain (anderer Teil zum Amt Rochlitz)
- Niederpickenhain (anderer Teil zum Amt Rochlitz)
- Oberfrankenhain (anderer Teil zum Amt Rochlitz)
- Oberpickenhain (anderer Teil zum Amt Rochlitz)
- Rathendorf (anderer Teil zum Amt Rochlitz)
- Amtsdörfer (Exklaven)
- Exklave „Hohenkirchen“ (zwischen Amt Zeitz und Herzogtum Sachsen-Altenburg) mit
- Hohenkirchen
- Naundorf
- Tanna
- Wernsdorf
- Exklave der Rittergüter Wolkenburg und Kaufungen (an der Zwickauer Mulde) mit
- Wolkenburg
- Kaufungen
- Dürrengerbisdorf
- Herrnsdorf
- Uhlsdorf
- Franken (anteilig)
- Jahnshorn
- Schlagwitz (anteilig)
- Exklave Ziegenhierdsches Ländchen (südöstlich von Gera) mit
- Liebschwitz mit dem Rittergut Liebschiwtz (heute Stadtteil von Gera)
- Lietzsch (heute Stadtteil von Gera)
- Taubenpreskeln (heute Stadtteil von Gera)
- Lengefeld (heute Stadtteil von Gera)
- Niebra (heute Stadtteil von Gera)
- Pösneck (heute Ortsteil von Wünschendorf/Elster)
- Loitzsch (bestehender Gemeinderest ist heute Ortsteil der Gemeinde Kauern)
- Hilbersdorf (anteilig)
- Rückersdorf (anteilig)
- Grobsdorf (anteilig) (heute Stadtteil von Ronneburg)
Literatur
- Karlheinz Blaschke, Uwe Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas 1790, Klaus Gumnior, Chemnitz 2009, ISBN 978-3-937-386-14-0
- Johann Christian Crell: Die in Chursachsen jeztlebende Amtleute und Amtsverweser. Leipzig, 1722.
- August Schumann: Vollständiges Staats- Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 1. Bd. Zwickau 1814
- Leo Bönhoff: Die ältesten Ämter der Mark Meißen. In: Neues Archiv für Sächsische Geschichte
Weblinks
- Amt Borna. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 1. Band. Schumann, Zwickau 1814, S. 424–429.
- Amt Borna. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 14. Band. Schumann, Zwickau 1827, S. 582–587.
- Amt Borna im Repertorium Saxonicum
- Bestand 20006 – Amt Borna im Sächsischen Hauptstaatsarchiv
- [1] – Das Amt Breitingen im Staatsarchiv Leipzig
- [2] - Das Amt Borna im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen