Polen

Staat in Mitteleuropa
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Die Republik Polen (polnisch Rzeczpospolita Polska) ist ein Staat in Mitteleuropa. Flächenmäßig ist Polen der neuntgrößte Staat in Europa.

Rzeczpospolita Polska
Republik Polen
Staatsflagge Staatswappen
Flagge Polens: Weiß-Rot Wappen Polens
(Details) (Details)
Amtssprache Polnisch
Hauptstadt Warschau (Warszawa)
Staatsform Republik
Staatspräsident Lech Kaczyński
Ministerpräsident Kazimierz Marcinkiewicz
Unabhängigkeit 11. November 1918
Fläche 312.685 km²
Einwohnerzahl 38.626.349 (Stand: Juli 2004)
Bevölkerungsdichte 123,5 Einwohner pro km²
Währung Złoty
BIP 199,6 Mrd. € (2002)
Zeitzone UTC+1
Nationalhymne Mazurek Dąbrowskiego
Kfz-Kennzeichen PL
Internet-TLD .pl
Vorwahl +48
Lage Polens
Lage Polens
Karte Polens
Karte Polens

Der Name Polen kommt von dem westslawischen Stamm der Polanen, deren Siedlungsgebiet sich im zentralpolnischen Großpolen um Poznań und Gniezno befand.


Geographie

 
Topographie Polens

Polens Grenzen sind 3582 km lang, wobei 467 km auf die Grenze zu Deutschland im Westen, 790 km auf die zu Tschechien und 539 km auf die zur Slowakei im Süden, 529 auf die zur Ukraine und 416 auf die zu Weißrussland im Osten, 103 km auf die zu Litauen und 210 auf die zur russischen Exklave Kaliningrad im Nordosten sowie 528 auf die Ostsee-Küste im Norden entfallen. Das Gebiet Polens besteht aus fünf geografischen Räumen. Im Nordwesten befindet sich die von der pommerschen bis zur Danziger Bucht reichende Ostseeküste, die durch zahlreiche Nehrungen, Binnengewässer und Dünen gekennzeichnet ist. Die weitgehend gerade verlaufende Küstenlinie wird durch das Stettiner- und Frische Haff sowie die Pucker Bucht gegliedert. Im Norden und der Mitte schließt sich das von der Eiszeit geformte Tiefland der mitteleuropäischen Ebene an, in dem vier große Seenplatten (Masurische Seenplatte, Kaschubische Seenplatte, Pommersche Seenplatte und Großpolnische Seenplatte) liegen, deren zahlreiche Gewässer in eine hügelige Moränenlandschaft eingebettet sind (vgl. Kaschubische Schweiz). Südlich des Tieflandes liegen die durch die Urstromtäler der großen Flüsse geprägten Landschaften Schlesiens und Masowiens. Insbesondere die Lubliner Region an der mittleren Weichsel mit ihren Lößböden ist stark durch Hohlwege gekennzeichnet. Südlich davon befinden sich die polnischen Mittelgebirge Krakauer-Tschenstochauer Jura, Heiligkreuzgebirge, Beskiden, Waldkarpaten und Sudeten. Die höchste Erhebung, die Tatra, ist ein geologisch sehr vielseitiges Hochgebirge.

Siehe auch: Großpolen, Masowien, Ermland-Masuren, Pommern, Schlesien, Kleinpolen, Podlasien.


Geologie

 
Granitfelsen in der Hohen Tatra

Die geologische Struktur Polens wird geprägt durch die Plattenkollision der Kontinente Afrika und Europa während der letzten Jahrmillionen einerseits sowie durch die Vergletscherung von Skandinavien her während der Eiszeiten andererseits. Beide Prozesse formten die Karpaten und die Sudeten. Die Moränenlandschaft Nordpolens weist zumeist Sand- und Lehmböden auf, während die südlicheren Urstromtäler oft Lößböden haben. Der Jura, die Pieninen und die Westliche Tatra bestehen aus Kalkstein, während die Hohe Tatra, die Beskiden und das Riesengebirge sich zum großen Teil aus Granit und Basalten zusammensetzen. Das Heiligkreuzgebirge ist eines der ältesten Gebirge der Erde.

Berge

 
Pieniny in den Karpaten

Polen hat 21 Zweitausender, die sich alle in der Tatra befinden. Die Tatra, auf polnischem Gebiet bestehend aus Hoher- und Westlicher Tatra, stellt die höchste Bergkette in Polen und den ganzen Karpaten dar. Der mit 2.499 m höchste Berg Rysy mit seinem hochgelegenen See Morskie Oko liegt in der Hohen Tatra. Der mit 2 m unter N.N. am tiefsten gelegene Punkt befindet sich bei Raczki Elbląskie in der Nähe von Elbląg im Weichseldelta. Die zweithöchste Gebirgskette in Polen sind die Saybuscher Beskiden mit der Babia Góra (1725 m) als höchstem Gipfel. Gefolgt werden sie vom Riesengebirge, dessen Schneekoppe mit 1602 m die höchste Erhebung der Sudeten darstellt. Zu den schönsten Bergen Polens gehören die Waldkarpaten im äußersten Südosten des Landes, deren höchste in der Polonina die Tarnica mit ca. 1300 m ist. Unter Touristen sind zudem die Niederen Beskiden (ca. 1000 m) , die Gorce (ca. 1300 m), und die Pieniny (ca. 1000 m) bekannt, die jeweils durch einen Nationalpark geschützt sind.

Kategorie:Gebirge in Polen

Seen

 
Ein Bergsee in der Hohen Tatra nahe der polnisch-slowakischen Grenze

Polen gehört mit fast 10.000 geschlossenen Gewässern, deren Fläche einen ha überschreitet, zu den seenreichsten Ländern der Welt. In Europa weist nur Finnland mehr Seen pro km² als Polen auf. Die größten Seen mit über 100 km² Fläche sind Sniardwy und Mamry in Masuren sowie Łebsko und Drawsko in Pommern. Neben den Seenplatten im Norden (Masuren, Pommern, Kaschubei, Großpolen) gibt es auch eine hohe Anzahl an Bergseen in der Tatra, von denen das Meeresauge der flächenmäßig größte ist. Der mit über 100 m tiefste See ist der Hancza in der Seenplatte von Wigry östlich von Masuren in der Wojewodschaft Podlachien. Gefolgt wird er von dem Tatra-Bergsee "Großer Polnischer See" im "Tal der fünf polnischen Seen". Zu den ersten Seen, deren Ufer besiedelt wurden, gehört die Großpolnische Seenplatte. Die Pfahlbausiedlung von Biskupin, die von mehr als 1000 Menschen bewohnt wurde, gründeten bereits vor dem 7. Jahrhundert v. Chr. Angehörige der Lausitzer Kultur. Die Vorfahren der heutigen Polen, die Polanen, bauten ihre ersten Burgen auf den Seeinseln (pl. "Ostrów"). Der legendäre Fürst Popiel soll im 8. Jahrhundert von Kruszwica am Gopło-See regiert haben. Der erste historisch belegte Herrscher Polens, Herzog Mieszko I., hatte seinen Palast auf der Wartheinsel "Tobias Marczinske" in Posen.

Kategorie:See in Polen

Flüsse

 
Die Weichsel bei Graudenz

Die längsten Flüsse sind die Weichsel mit 1047 km, der Grenzfluss Oder mit 854 km, die Warta mit 808 km und der Bug mit 772 km. Die Weichsel und die Oder münden genauso wie zahlreiche kleinere Flüsse in Pommern in die Ostsee. Die Liebe und die Wegorapa fließen über die Pregel und die Czarna Hancza über die Memel in die Ostsee. Daneben entwässern einige kleinere Flüsse, wie die Izer in den Sudeten, über die Elbe in die Nordsee. Die Orawa aus den Beskiden fließt über die Waag und die Donau genauso wie einige kleinere Flüsse aus den Waldkarpaten über den Dnister ins Schwarze Meer. Die polnischen Flüsse wurden schon sehr früh zur Schifffahrt genutzt. Bereits die Wikinger befuhren mit ihren Drachenbooten während ihrer Raubzüge durch Europa die Weichsel und die Oder. Im Mittelalter und der Neuzeit als Polen-Litauen die Kornkammer Europas war, gewann die Verschiffung von Agrarprodukten auf der Weichsel Richtung Danzig und weiter nach Westeuropa eine sehr große Bedeutung, wovon noch viele Renaissance- und Barockspeicher in den Städten entlang des Flusses zeugen.

Kategorie:Fluss in Polen

Küste

 
Dünen im Slowinzischen Nationalpark

Die polnische Ostseeküste ist 528 km lang und erstreckt sich von Swinemünde auf den Inseln Usedom und Wollin im Westen bis zu Krynica Morska auf der Frischen Nehrung (auch Weichselnehrung genannt) im Osten. Die polnische Küste ist zum großen Teil eine sandige Ausgleichsküste die durch die stetige Bewegung des Sandes aufgrund der Strömung und des Windes von West nach Ost charakterisiert wird. Dadurch bilden sich viele Kliffe, Dünen und Nehrungen, die nach dem Auftreffen auf Land viele Binnengewässer schaffen, wie z.B das Jezioro Łebsko im Slowinzischen Nationalpark bei Łeba. Die bekanntesten Nehrungen sind die Hela und die Frische Nehrung. Die größte polnische Ostseeinsel ist Wollin. Die größten Hafenstädte sind Gdingen, Danzig, Stettin und Swinemünde. Die bekanntesten Ostseebäder sind Zoppot, Misdroy,Kolberg, Łeba, Habichtsberg und Jurata.

Polnische Inseln

Bodennutzung

 
Nationalpark im Riesengebirge

28% des Landes sind von Wald bedeckt. Über die Hälfte der Fläche wird landwirtschaftlich genutzt, wobei allerdings die Gesamtfläche der Äcker zurückgeht und gleichzeitig die verbliebenen intensiver bewirtschaftet werden. Die Viehzucht ist insbesondere in den Bergen weit verbreitet. Große industrielle Ballungszentren sind das GOP in Oberschlesien, der Ballungsraum um Warschau und Lodsch sowie das Weichseldelta um die Dreistadt Danzig-Zoppot-Gdingen. Über 1 % der Fläche Polens - 3.145 km² - werden in 23 Nationalparks geschützt. In dieser Hinsicht nimmt Polen den ersten Platz in Europa ein. Drei weitere sollen in Masuren, im Krakauer-Tschenstochauer Jura und in den Waldkarpaten neugeschaffen werden. Die meisten polnischen Nationalparks befinden sich in den Bergen im Süden. Zudem werden Sumpfgebiete um Flüsse und Seen in Zentralpolen geschützt, sowie Küstengebiete im Norden. Hinzu kommen zahlreiche Reservate und Schutzgebiete.

Flora und Fauna

 
Ein Wisent im Nationalpark von Białowieża

In Polen leben noch Tiere, die in weiten Teilen Europas bereits ausgestorben sind, wie z.B. der Wisent im Urwald von Bialowieza in Podlachien und der Braunbär in Bialowieza, in der Tatra und in den Waldkarpaten, der Wolf und der Luchs in den Waldgebieten, der Elch in Nordpolen, der Biber in Masuren, Pommern und Podlachien. In den Wäldern trifft man auch auf Nieder- und Hochwild (Rotwild, Rehwild und Schwarzwild). Zudem gibt es im Osten Polens auch Urwälder, die nie von Menschen gerodet wurden, wie der zuvor erwähnte Urwald von Bialowieza. Große Waldgebiete gibt es auch in den Bergen, Masuren, Pommern und Niederschlesien. Polen ist auch das wichtigste Brutgebiet der europäischen Zugvögel. Ein Viertel aller Zugvögel, die im Sommer nach Europa kommen, brütet in Polen, insbesondere in den Seenplatten und den Sumpfgebieten der Biebrza, Narew und Warthe, die jeweils durch einen Nationalpark geschützt werden. In Masuren gibt es Dörfer in denen mehr Störche als Menschen wohnen.

Liste der Nationalparks in Polen

Klima

Das Klima ist gemäßigt und wird nach Osten und Südosten immer kontinentaler.

Größte Städte

Datei:Polska2005 026.jpg
Warschau
 
Krakau
 
Breslau
 
Posen
 
Danzig
   Stadt Deutscher Name  Wojewodschaft  Einwohner
20.5.2002
Einwohner
31.12.2004
1 Warszawa Warschau Masowien 1.671.670 1.692.854
2 Łódź Lodsch Lodsch 789.318 774.004
3 Kraków Krakau Kleinpolen 758.544 757.430
4 Wrocław Breslau Niederschlesien 640.367 636.268
5 Poznań Posen Großpolen 578.886 570.778
6 Gdańsk Danzig Pommern 461.334 459.072
7 Szczecin Stettin Westpommern 415.399 411.900
8 Bydgoszcz Bromberg Kujawien-Pommern 373.804 368.235
9 Lublin Lublin Lublin 357.110 355.998
10 Katowice Kattowitz Schlesien 327.222 319.904
11 Białystok Białystok Podlachien 291.383 292.150
12 Gdynia Gdingen Pommern 253.458 253.324
13 Częstochowa Tschenstochau Schlesien 251.436 248.032
14 Sosnowiec Sosnowiec Schlesien 232.622 228.192
15 Radom Radom Masowien 229.699 227.613
16 Kielce Kielce Heiligkreuz 212.429 209.455
17 Toruń Thorn Kujawien-Pommern 211.243 208.278
18 Gliwice Gleiwitz Schlesien 203.814 200.361
19 Zabrze Hindenburg Schlesien 195.293 192.546
20 Bytom Beuthen Schlesien 193.546 189.535
21 Bielsko-Biała Bielitz-Biala Schlesien 178.028 176.987
22 Olsztyn Allenstein Ermland-Masuren 173.102 173.850
23 Rzeszów Rzeszów Karpatenvorland 160.376 159.020
24 Ruda Śląska Ruda Śląska Schlesien 150.595 147.403
25 Rybnik Rybnik Schlesien 142.731 141.755
26 Tychy Tichau Schlesien 132.816 131.547
27 Dąbrowa Górnicza Dąbrowa Górnicza Schlesien 132.236 130.789
28 Opole Oppeln Oppeln 129.946 128.864
29 Płock Plotzk Masowien 128.361 127.841
30 Elbląg Elbing Ermland-Masuren 128.134 127.655
31 Wałbrzych Waldenburg Niederschlesien 130.268 127.566
32 Gorzów Wielkopolski Landsberg an der Warthe Lebus 125.914 125.578
33 Włocławek Włocławek Kujawien-Pommern 121.229 120.369
34 Tarnów Tarnów Kleinpolen 119.913 118.267
35 Zielona Góra Grünberg Lebus 118.293 118.516
36 Chorzów Königshütte Schlesien 117.430 115.241
37 Kalisz Kalisch Großpolen 109.498 108.792
38 Koszalin Köslin Westpommern 108.709 107.773
39 Legnica Liegnitz Niederschlesien 107.100 106.143
40 Grudziądz Graudenz Kujawien-Pommern 100.376 99.827
41 Słupsk Stolp Pommern 99.943 98.757

Siehe auch: Liste der Städte in Polen, Liste deutscher Bezeichnungen polnischer Orte Kategorie:Ort in Polen

Bevölkerung

Polen hat mit knapp 40 Millionen Einwohnern die achtgrößte Bevölkerungszahl in Europa und die sechstgrößte in der Europäischen Union.

Polen ist ethnisch betrachtet ein äußerst homogener Staat, was ein Novum in der polnischen Geschichte darstellt: Die Polen stellen mit 99,3 % die Mehrheitsbevölkerung (inkl.Schlesier). Die verbleibende Minderheitsbevölkerung in Polen setzt sich nach der Volkszählung von 2002 aus Deutschen (ca. 150.000), Weißrussen (ca. 49.000) und Ukrainern (ca. 30.000) sowie Tataren, Litauern, Roma, Lemken, Russen, Karäern, Slowaken und Tschechen zusammen. Unter den ausländischen Staatsangehörigen stellen Vietnamesen die größte ethnische Gruppe, gefolgt von Griechen und Armeniern.

Religion

 
Tschenstochau ist eines der wichtigsten Wallfahrtsorte in Polen
 
Spätgotische Holzkirche in Karpatenvorland Haczów de. Hanschoff

Die polnischen Stämme waren ursprünglich Heiden und hatten - ähnlich wie die anderen Westslawen - ein polytheistisches Religionssystem, dessen Hauptgott Świętowit war, dessen vierköpfige Statuen zwischen Pommern (z.B. bei Kap Arkona auf Rügen) und der Ukraine (z.B. der "Antichrist aus dem Zburz") gefunden wurden. Diese Religion konnte sich teilweise bis ins 14. Jahrhundert behaupten. Insbesondere im Nordosten wurde auch ein Ahnenkult gepflegt, der teilweise bis ins 19. Jahrhundert überdauerte und in der Romantik u.a. von Adam Mickiewicz in seinem Drama Dziady wieder aufgegriffen wurde.

Die polnischen Stämme kamen wahrscheinlich im 9. Jahrhundert über das Großmährische Reich mit dem christlichen Glauben zum ersten Mal in Kontakt. Die Wislanen in Kleinpolen wurde zur Zeit der byzantinischen Slawenapostel Kyrill und Method von den Herrschern des Großmährischen Reiches unterworfen. Mährischen Chronisten zufolge soll bereits zu dieser Zeit das Christentum nach slawischem Ritus in der Region um Krakau eingeführt worden sein. Im Jahre 965 heiratete der Herzog von Polen, Mieszko I., eine tschechische Prinzessin christlichen Glaubens und ließ sich im folgenden Jahr nach lateinischem Ritus taufen. Damit hatten auch seine Untertanen den neuen Glauben anzunehmen. Polen war jedoch im Mittelalter nie religiös homogen. Noch bevor sich der christliche Glaube endgültig durchsetzen konnte, wanderten in den nächsten Jahrhunderten, begünstigt durch das Toleranzedikt von Kalisch von 1265 Juden aus Westeuropa und Hussiten aus Böhmen nach Polen ein. Durch die Union mit Litauen 1386 und 1569 kamen viele weißrussisch- und ukrainischsprachige orthodoxe Christen unter die Herrschaft der polnischen Könige. Das Luthertum fand seit dem 16. Jahrhundert besonders bei der deutschen Bevölkerung in den nordpolnischen Städten viele Anhänger, während der Kalvinismus beim Kleinadel, der Szlachta, beliebt war. Es bildete sich auch eine polnische Sekte der arianischen Polnischen Brüder unter der Leitung von Fausto Sozzini, die in Rakow sogar eine eigene Universität gründete. Der Sejm von 1555 debattierte über die Einführung einer protestantischen Nationalkirche in Polen. Diese wurde zwar nicht eingeführt doch die Warschauer Konföderation und die Heinrichschen Artikel von 1573 sicherten die individuelle Glaubensfreiheit in der polnischen Verfassung, daher kam es in Polen nie zu Religionskriegen. 1596 wurde in der Kirchenunion von Brest die griechisch-katholische Kirche gegründet. Im 17. Jahrhundert vermochte die Gegenreformation jedoch die meisten "Andersgläubigen" auf die katholische Seite zu ziehen. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts siedelte der polnische König Jan Sobieski moslemische Tataren in Podlachien an. Eine relativ große moslemische Minderheit lebte auch um Kamieniec Podolski in Podolien, das zwischen 1672 und 1699 zum Osmanischen Reich gehörte. Im 18. Jahrhundert bildeten sich unter den polnischen Juden zwei dominierende Glaubensrichtungen, die aufgeklärte Haskala und die orthodoxen Chassiden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Westverschiebung Polens ist Polen fast einheitlich katholisch - über 90 % römisch-katholisch, davon etwa 70 % praktizierend; 0,5 % Polnisch-Orthodoxe; 1,4 % Protestanten, 0,1 % Altkatholiken und religiöse Minderheiten von Zeugen Jehovas, Juden und Moslems (unter anderem die Tataren bei Białystok ). Die heute polnischen Regionen Niederschlesien, Lebus (Ost-Brandenburg), Westpreußen, Hinterpommern und das südliche Ostpreußen waren vor der Vertreibung der ansässigen Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg mehrheitlich evangelisch-lutherisch. Die ab 1945 aus Oberschlesien und dem Ermland ausgesiedelten Bevölkerungsteile waren demgegenüber ebenso wie die dort neuangesiedelte polnische Bevölkerung mehrheitlich katholisch.

Ein besonders hohes Ansehen in Polen besitzt der verstorbene Papst Johannes Paul II., der vor seiner Papstwahl als Karol Wojtyła Erzbischof von Krakau war und eine bedeutende politische Rolle während des Zusammenbruchs des Ostblocks inne hatte.

Siehe auch: Konfessionen in Polen

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Polens

Vorhistorische Zeit und Gründung

 
Westslawische Stämme in Mitteleuropa im Frühmittelalter

Während der Eiszeiten lebten bereits Jäger und Sammler auf dem Gebiet des heutigen polnischen Staates, soweit die Vergletscherung ihnen Lebensraum zurückließ. Zentren dieser frühen Kulturen waren z.B Höhlen und Felsen in den südlichen Bergen. So wurde z.B. der Wawelhügel mitsamt Grotte in Krakau schon vor 20.000 Jahren bewohnt. In der Bronze- und Eisenzeit dominierte die Lausitzer Kultur und Przeworsker Kultur. Als bekanntestes Beispiel gilt die Pfahlbausiedlung in Biskupin, die um 700 v. Chr. gegründet wurde und um 400 v. Chr. von Skythen zerstört wurde. Während der Antike unterhielt die Bevölkerung im Gebiet des heutigen Polen über die Bernsteinstrassen Handelsbeziehungen mit Rom und Griechenland. Die Römer erwähnten bereits um Christi Geburt die Städte Kalisch und Truso. Germanische Stämme, die seit etwa 1000 v. Chr. in Nord- und Westpolen siedelten (Goten, Vandalen und Burgunder) zogen während der Spätantike ins heutige Italien, Deutschland, Frankreich, Spanien und Tunesien und vermischten sich mit den dortigen Bevölkerungen. Gleichzeitig kamen während der Völkerwanderung andere Völker, darunter die Hunnen, Slawen und Awaren in das heutige Polen. Dauerhaft siedelten seit dem 5. Jahrhundert die Westslawen. Vor der Staatsgründung veranstalteten die Wikinger, Ungarn und Mährer Raubzüge nach Polen. Mit dieser Zeit verbindet man auch die Sagen um die ersten Urfürsten Polens Popiel, Piast, Lech und Siemowit.

Polen, dessen Name sich vom westslawischen Stamm der Polanen ableitet, ist als Herzogtum im frühen 10. Jahrhundert von Posen und Gnesen aus gegründet worden. Es wurde von 960 bis 992 vom Herzog Mieszko I. aus der Dynastie der Piasten regiert, der nach und nach die anderen westslawischen Stämme zwischen Oder und Bug unterwarf.

966 ließ sich Mieszko I nach römisch-katholischem Ritus taufen. Das Territorium erreichte durch Eroberungen unter Mieszko I. und seinem Sohn Boleslaw dem Tapferen Grenzen, die den heutigen Staatsgrenzen sehr nahe kamen. Um 997 schloss Polen ein enges politisch-militärisches Bündnis mit dem Heiligen Römischen Reich, während des Staatsakts zu Gnesen im Jahr 1000 wurde die Übereinkunft vom polnischen Herrscher Boleslaw I. und Kaiser Otto III. bestätigt. Mit der Krönung Boleslaws im Jahr 1025 wurde Polen in den Stand eines Königreiches erhoben.

Mittelalter und Neuzeit

 
Die polnisch-litauische Adelsrepublik 1569 - 1795

Während der Regentschaft des Piasten Kasimir I., wurde die Hauptstadt 1040 von Gnesen nach Krakau verlegt. Nach dem Tod von Boleslaw Schiefmund 1138 wurde die Senioratsverfassung eingeführt, nach welcher die Söhne Boleslaw III. als Juniorherzöge unter dem Seniorat des jeweils Ältesten der Dynastie die ihnen unterstehenden einzelnen Landesteile regierten. Bis 1295 dauerte die feudale Zersplitterung, der sogenannte Partikularismus, in Polen an, der zu einer starken politischen Schwächung Polens im 13. Jahrhundert führte. Polen zerfiel 1138 in sechs unabhängige Herzogtümer: Kleinpolen, Großpolen, Pommern, Pommerellen, Schlesien und Masowien, das sogenannte "Seniorat Polen". Die Jahre bis zur Wiedervereinigung waren durch feudalistische Territorialzersplitterung geprägt. Das im Osten gelegene Gebiet Kleinpolens zerfiel in das Adelsterritorium Sandomir, das östliche Großpolen in die Herzogtümer Leczyca und Sieradz, das westliches Masowien in ein Herzogtum Kujawien. Zwei lehnsabhängige Fürstentümer trennten sich unter einheimischen Herrscherhäusern ganz vom Reichsverband und gingen ihre eigenen Wege, so Pommern 1181 unter den Greifen und Pommerellen 1227 unter den Samboriden. Schlesien wurde 1348 im Vertrag von Namslau endgültig ein Teil Böhmens und damit des Heiligen Römischen Reiches. Hinzu kamen in den folgenden Jahrhunderten Eroberungen verschiedener Staaten (Kgr. Böhmen, Mgf. Brandenburg, Deutscher Orden). Auch der Mongolensturm des Jahres 1241, und die nachfolgenden großen Plünderungszüge der Tartaren ließen die Bevölkerungszahl in den polnischen Teilfürstentümern schrumpfen.

Anfang des 14. Jahrhunderts wurde Polen unter der Regentschaft von Wladyslaw Ellenlang wiedervereinigt. Sein Sohn, Kasimir der Große, setzte den väterlichen Kampf um die Einheit fort und leitete erfolgreich soziale und wirtschaftliche Reformen ein, die Polen zu einer machtvollen Position in Mitteleuropa verhalfen. 1386 heiratete der litauische Großfürst Jagiello die polnische Königin Jadwiga von Anjou. Er, Wladyslaw II. Jagiello, nunmehr zugleich litauischer Großfürst und polnischer König, schuf den mächtigen Doppelstaat Polen-Litauen, der für die nächsten 300 Jahre die Geschicke Mittel- und Osteuropas entscheidend beeinflusste. Im 15. Jahrhundert, nach der politischen Ausschaltung des Deutschen Ordens, stieg das aus Polen und Litauen hervorgegangene Großreich zu einer der führenden Kontinentalmächte und war lange Zeit der größte Staat Europas mit Einflußsphären vom Baltischen- zum Schwarzen Meer und von der Adria bis an die Tore Moskaus. Auf Betreiben des letzten polnischen Königs aus der Jagiellonen-Dynastie, Sigismund August, wurde die Personalunion zwischen Polen und Litauen in Lublin im Jahr 1569 in eine Realunion umgewandelt. Polen und Litauen bildeten seit 1569 die sogenannte Adelsrepublik und damit den ersten modernen Staat Europas mit einem adelsrepublikanischen System.

Teilung, Unterdrückung und Kampf um die Unabhängigkeit

 
Polen in den Grenzen von 1772 und spätere Teilungen in den Jahren 1772, 1793, 1795

Durch zahlreiche Kriege mit Schweden, dem Osmanischen Reich, Russland, Brandenburg-Preußen, Siebenbürgen, fehlende politische Reformen, sowie innere Unruhen in der Adelsrepublik, die sich durch Bildung von Magnaten Konföderationen gegen die Interessen des Staates und des Königs, Kosakenaufstände und dauerhafte Konfrontation mit den Krim-Tataren in den südöstlichen Wojewodschaften kennzeichneten, stürzten Polen im 17. und 18. Jahrhundert in dauerhafte Krise. In den drei Teilungen Polens 1772, 1793 und 1795 wurde Polens innere Schwäche von seinen Nachbarn Preußen, Österreich und Russland ausgenutzt, welche Polen gleichzeitig überfielen und am Ende rechtswidrig unter sich aufteilten. Polen wurde damit seiner Freiheit beraubt und in drei unterschiedliche Staaten zerrissen.

Auf Drängen des französischen Kaisers Napoleon entstand im Rahmen des Friedens von Tilsit 1807 aus den preußischen Besatzungszonen der Zweiten- und Dritten Teilung (1809 kam das mit der Dritten Teilung seit 1795 österreichisch besetzte Westgalizien hinzu), ein relativ kleines Herzogtum Warschau, als Vasallenstaat des revolutionären Frankreichs. Durch die Niederlagen der polnisch-französischen Allianz im Russlandfeldzug von 1812 und in der Völkerschlacht bei Leipzig 1813, wurde das Herzogtum auf dem durch die Teilungsmächte dominierten Wiener Kongress größenteils 1815 dem zaristischen Russland zugesprochen, welches als Kongress-Polen in Personalunion mit Russland bis 1831 weitgehende Autonomie genoß. Im fehlgeschlagenen Novemberaufstand von 1830 versuchten die Polen die russische Fremdherrschaft und Dominanz abzuschütteln. Mit der Niederlage wurde die polnische Bevölkerung seit 1831 in den preußischen und russischen Besatzungszonen einer verstärkten Germanisierung - zufolge den preußischen Volkszählungen ohne größere Auswirkungen auf die Bevölkerungsverhältnisse - und Russifizierung unterzogen, die nach dem zweiten gescheiterten großen polnischen Aufstand, dem Januaraufstand von 1863, besonders forciert wurde. Die Bezeichnung Polen wurde verboten und das Land durch die russische Obrigkeit in "Weichselland" unbenannt. Ähnlich verfuhren auch die Hohenzollern mit ihrer Clique in Pommerellen und Großpolen, obgleich in preußischen Schulbüchern und Volkszählungen die Bezeichnung "Polen" weiterhin gebräuchlich blieb. Nur im von Österreich besetzten polnischen Galizien konnten die Polen mit den Liberalisierungsbestrebungen des Hauses Habsburg-Lothringen in der Donaumonarchie seit 1867 der geistig-nationalen Knechtschaft in den von Preußen und Russland dominierten Teilen Polens entkommen, das von da ab das Fundament der Wiedergeburt Polens nach dem Ersten Weltkrieg bildete.

Unabhängigkeit und die Zweite Republik 1918 - 1939

 
Polen nach dem Frieden von Riga mit Sowjetrussland am 18. März 1921, administrative Aufteilung in Wojewodschaften

Aufgrund der Niederlage der Teilungsmächte nach dem Ersten Weltkrieg, erlangte Polen 1918 seine Souveränität zurück. Im Versailler Friedensvertrag wurden die Unabhängigkeit Polens 1919 auch im internationalen Rahmen bestätigt, während die Teilungsverträge der Jahre 1772, 1793 und 1795 für illegal erklärt und anschließend annulliert wurden.

Aufgrund der unklaren politischen Verhältnisse nach dem Zusammenbruch der Hohenzollern- und Romanow-Monarchien, kam es zu Grenzkonflikten bei der Neuordnung Mittel- und Osteuropas. 1919 begannen kämpferische Auseinandersetzungen zwischen polnischen, ukrainischen und bolschewistisch-russischen Kräften. Im August 1920 eroberten die Bolschewiken während des Polnisch-Sowjetischen Krieges Ostpolen, darunter auch weite Teile Galiziens. Nach dem Sieg Marschall Piłsudskis gegen die Bolschewiken an der Weichsel, wurde im Friedensvertrag von Riga am 18. März 1921 Polens Ostgrenze im Vergleich zur Curzon-Linie um etwa 250 km nach Osten verschoben. Die Curzon-Linie markierte die östliche Grenze des geschlossenen polnischen Siedlungsgebietes, während die östlichen Gebiete eine gemischte Bevölkerungsstrukur aus Polen, Ukrainern, Weißrussen, Litauern, Juden, Tataren, Deutschen u.a. aufwiesen, wobei Polen in vielen Städten und die anderen Bevölkerungsgruppen, meist Weißrussen bzw. Ukrainer, auf dem Land dominierten. Während die Bevölkerungsmehrheit der Städte meist katholisch bzw. jüdisch war, war die Landbevölkerung überwiegend russisch- bzw. ukrainisch-orthodox. Gleichwohl verfehlte Piłsudski sein Ziel, die Ukraine als unabhängigen „Pufferstaat“ zwischen Polen und Russland zu etablieren, was eines der zentralen Ziele der polnischen Politik war. In Riga erkannte Polen die Ukraine als Teil der Sowjetunion unter Mykoła Skrypnyk an. Im annektierten Gebiet östlich des Westlichen Bugs, bildeten die Polen 1919 25% der Bevölkerung, 1939, nach der Amtszeit Piłsudskis waren es bereits etwa 38%. Polnische Sprachinseln im je nach Region mehrheitlich ukrainisch, weißrussischen oder litauischen Umland waren die Regionen Vilnius und Lemberg.

Die innere Konsolidierung des neu gegründeten polnischen Staates wurde erschwert durch die politische Zersplitterung der Parteien, die in der Teilungszeit entstandenen unterschiedlichen Wirtschafts-, Bildungs-, Justiz- und Verwaltungssysteme sowie durch die Existenz starker ethnischer Minderheiten (31 % der Gesamtbevölkerung). Außenpolitisch war Polen zunächst in das französische Allianzsystem einbezogen (Bündnis vom 19. Februar 1921). Eine restrikive Politik gegenüber der deutschen Minderheit, die zur Emigration etwa 1 Mio deutschsprachiger Staatsbürger führte, die Weigerung der Regierung Stresemann, die neue deutsche Ostgrenze anzuerkennen, ein "Zollkrieg" um die oberschlesische Kohle sowie der politisch-weltanschauliche Gegensatz zum Sowjetsystem schlossen eine Kooperation Polens mit seinen beiden größten Nachbarn aus.

Am 12. Mai 1926 gewann Marschall Piłsudski nach einem Staatsstreich die Macht (1926-28 und 1930 als Ministerpräsident, 1926-35 als Kriegsminister). Zur außenpolitischen Absicherung wurden Nichtangriffsverträge mit der Sowjetunion (1932) und Deutschland (1934) geschlossen. Außenminister Józef Beck strebte den Aufstieg Polens zur ostmitteleuropäischen Hegemonialmacht im Rahmen eines neuen Europa von der Ostsee bis zur Adria an.

Kurz bevor Polen selbst vom nationalsozialistischen Deutschland überfallen wurde, stellte es im Zuge des Münchener Abkommens territoriale Forderungen an die Tschechoslowakei. Im Oktober 1938 annektierte Polen gegen den Willen der tschechischen Regierung das Olsagebiet, welches 1919 von der Tschechoslowakei besetzt wurde und mehrheitlich von Polen bewohnt wurde. Im September 1939 wurde Polen gemeinsam vom Dritten Deutschen Reich, dem deutschen Vasallenstaat Slowakei unter Jozef Tiso und der Sowjetunion überfallen. Zuerst besetzten Truppen des Deutschen Reichs und der Slowakei das Land und am 17. September, unter dem Vorwand des „Schutzes“ der weißrussisch-ukrainischen Bevölkerung, die Truppen der Sowjetunion. Die Annexion und Aufteilung des polnischen Staatsgebietes war zuvor in einem geheimen Zusatzprotokoll zum Hitler-Stalin-Pakt von den Diktatoren beschlossen worden. Damit nahm der Zweite Weltkrieg seinen Anfang, in dem sechs Millionen polnische Staatsbürger, darunter fast die Hälfte jüdischen Glaubens, ihr Leben verlieren sollten.

Zweiter Weltkrieg 1939 - 1945

 
Die nach dem Zweiten Weltkrieg von der UdSSR erzwungene Rückabtretung des 1921 von Piłsudski im polnisch-russischen Grenzkrieg eroberten Ostens

Mit dem Überfall Deutschlands am 1. September und der Sowjetunion am 17. September 1939 auf Polen, begann der Zweite Weltkrieg. Noch vor dem Zusammenbruch der polnischen Front, floh die polnische Regierung über das neutrale Rumänien nach Paris, später nach London und organisierte von dort aus die Streitkräfte und den Widerstand neu.

Der Krieg gegen Polen sollte nach dem Willen der NS-Führung Züge eines rassistischen Verdrängungs- und Vernichtungsfeldzugs annehmen. Anders als im Westen machte Hitler schon vorher klar, dass er die "Liquidierung des führenden Polentums" (Reinhard Heydrich) ins Auge fasste. Allein in den ersten vier Monaten der deutschen Besatzungsherrschaft wurden mehrere 10.000 Personen erschossen. Dabei ist noch einmal zu betonen, dass es sich hier nicht um einzelne Exzesse handelte, die aus dem Klima des Hasses und den Zufälligkeiten des Krieges heraus entstanden, sondern um durchorganisierten Massenmord. Bereits Anfang der 1940er Jahre errichteten die Nationalsozialisten mehrere Konzentrationslager auf dem Gebiet Polens, u.a. Auschwitz, Majdanek, Treblinka. Die Besatzungszeit hatte für große Teile der polnischen Zivilbevölkerung katastrophale Folgen. Großpolen, die 1919 an Polen abgetretenen Teile Westpreußens sowie Ostoberschlesien wurden direkt von Deutschland annektiert. Kleinpolen, Masowien und Galizien mit etwa 10 Millionen Menschen wurden als so genanntes "Generalgouvernement" dem Reichsminister Hans Frank unterstellt, der vom Königssitz der polnischen Könige, dem Wawel in Krakau, die Vernichtungspolitik leitete. Zu den übergreifenden Zielen der Besatzungspolitik im gesamten Gebiet gehörte 1.) die Ausschaltung und Vernichtung der polnischen Juden und polnischen Intelligenz, 2.) die Vorverlegung der deutschen Ostgrenze und die Erweiterung des "Lebensraums im Osten" und 3.) die Stärkung der deutschen Kriegswirtschaft durch rücksichtslose Ausbeutung des Arbeitskräftepotenzials der Zwangsarbeiter und der materiellen Ressourcen Polens. Auch die Polen, die unter sowjetische Herrschaft geraten waren, waren von Gewaltmaßnahmen betroffen. Man schätzt, dass ungefähr 1,5 Millionen ehemalige polnische Bürger deportiert wurden. 300.000 polnische Soldaten gerieten in sowjetische Kriegsgefangenschaft, nur 82.000 von ihnen überlebten. Ein Großteil der Offiziere - ca. 40.000 Personen - wurde durch sowjetische Truppen 1940 bei Katyn und in den Lagern von Starobielsk, Kozielsk und Ostaszków ermordet.

Polnische Soldaten kämpften auf den Seiten der Alliierten an allen Fronten des Weltkiegs von der Luftschlacht um England, in Afrika, der Sowjetunion, bis zu den Invasionen in der Normandie und Italien. Die polnischen Soldaten stellten damit noch vor den Franzosen die viertgrößte Armee der Alliierten. Polnische Partisanengruppen, die die größte Widerstandbewegung im besetzten Europa darstellten, leisteten auch in Polen selbst Widerstand. Nachdem die Rote Armee im Januar 1944 die polnische Grenze von 1939 überschritten hatte, wurden die Truppen der Heimatarmee vom NKWD entwaffnet, ihre Offiziere erschossen oder in den Gulag geschickt. Der Kampf einzelner Untergrundeinheiten gegen die sowjetische Besatzungsmacht dauerte jedoch bis Ende 1949 an.

Am 1. August 1944 begann der Warschauer Aufstand. Die Sowjetunion, deren Truppen bereits am Ostufer der Weichsel standen, ließ die Einheiten der Heimatarmee ausbluten und machte eine Hilfe der Westalliierten unmöglich. So konnten deutsche Truppen die größte europäische Erhebung gegen die Okkupanten brutal niederschlagen. Die Zahl der Toten wird auf 180.000 bis 250.000 geschätzt. Dabei wurde die Innenstadt Warschaus unter großem Einsatz an Sprengmaterial akribisch Haus für Haus dem Erdboden gleichgemacht.

Volksrepublik, Sozialismus und die Gewerkschaftsbewegung Solidarność 1945 - 1989

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Der Kulturpalast in Warschau ist das Symbol des Sozialrealismus in Polen

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 wurden die Grenzen des ehemaligen polnischen Staatsgebietes gemäß dem Potsdamer Abkommen nach Westen verschoben: Polen verlor das gemischt, mehrheitlich von Ukrainern und Weißrussen bevölkerte Drittel seines bisherigen Staatsgebietes an die Sowjetunion und die dort ansässige polnische Bevölkerung, ca. 2 - 2,5 Millionen Menschen, wurde vertrieben. Aus dem heutigen Ostpolen wurden etwa 1 Millionen Ukrainer in die Sowjetunion vertrieben. Bereits in den Jahren 1943 - 1944 wurden Zehntausende Polen in den Massakern in Wolhynien ermordet und viele mussten flüchten. Im Westen und Norden wurden Polen die zuvor deutschen Gebiete östlich der Oder-Neiße-Linie als "Wiedergewonnene Gebiete", die ein Drittel des deutschen Reichgebiets darstellten, zugesprochen. Etwa 5 Millionen waren gegen Kriegsende von dort geflohen und wurden durch Einreiseverbot an einer Rückkehr gehindert (Schließung der Oder-Neiße-Übergänge für Rückkehrende am 30. Juni 1945). Aus den Ostgebieten wurden nach dem Krieg weitere 5 Millionen Menschen vertrieben. Die Gebiete wurden später überwiegend mit Bürgern aus Zentralpolen 3 Millionen, darunter etwa 0,5 Millionen zwangsumgesiedelte Ukrainer, und mit Vertriebenen aus den ehemaligen polnischen Ostgebieten (etwa 2 Millionen) besiedelt. Einige Oberschlesier, Masuren und Deutsche blieben als Minderheit zurück. Die neuen Grenzen wurden mit dem Potsdamer Abkommen vom August 1945 geregelt. Im Widerspruch zu den Regelungen in diesem Abkommen, die bis zum Abschluss eines Friedensvertrages die Grenzziehung westlich von Swinemünde und dann entlang von Oder und Neiße festschrieben, besetzte Polen mit Unterstützung Stalins auch die westlich der Oder gelegene Stadt Stettin und westlich angrenzende Gebiete, um sich diesen wichtigen Ostseehafen zu sichern. Mit dem Görlitzer Abkommen zwischen der neu entstandenen DDR und Polen vom 6. Juli 1950 wurde diese Grenzziehung dann auch vertraglich zumindest von der DDR akzeptiert.

Auf die deutsche Besatzung während des Zweiten Weltkrieges folgte nun die kommunistische Diktatur. Das Land kam in den Einflussbereich der Sowjetunion und wurde als Volksrepublik dessen Satellitenstaat. Durch mehrere Aufstände äußerte die polnische Bevölkerung immer wieder ihren Unmut gegenüber der kommunistischen Führung (z. B. im Posener Aufstand). Die Gründung der Gewerkschaft Solidarność führte schließlich zu einem gesellschaftlich-politischen Umschwung im Land und zu den revolutionären Ereignissen von 1980 bis 1989, die in den ersten freien Wahlen im Ostblock im Frühjahr 1989 mündeten und an deren Ende mit der Auflösung des sogenannten Ostblocks und der Sowjetunion das kommunistische Regime durch eine demokratische Regierungsform ersetzt wurde. Polen war bis 1989 in den RGW und den Warschauer Pakt eingebunden.

Das freie Polen und die Dritte Republik seit 1989

 
Wolkenkratzer als Wahrzeichen der Dritten Republik

Seit 1989 wurde die polnische Wirtschaft nach dem Balcerowicz-Plan mit schnellen Schritten in eine funktionierende Marktwirtschaft umgewandelt. Nach nur einer Amtszeit wurde der ehemalige Solidarność-Vorsitzende Lech Wałęsa von dem postkommunistischen Aleksander Kwaśniewski als Präsident abgelöst, dessen doppelte Amtszeit am 23. Dezember 2005 zu Ende geht. Unter ihm trat Polen am 12. März 1999 der Nato bei.

Unter Leszek Miller entwickelte sich Polen während des Dritten Golfkrieges und in der Nachkriegszeit neben Großbritannien, Italien und Spanien zum wichtigsten Verbündeten der USA in Europa. Es ist Verbündeter der USA im Irak-Krieg und unterstützt mit eigenen Soldaten die multinationale Koalition von 35 Staaten. Aufgrund der unterschiedlichen Haltungen der polnischen sowie der deutschen Regierung während des Irak-Konflikts kam es zu schweren Misstönen zwischen den beiden Staaten. Zu weiteren Verstimmungen führten Äußerungen der Verbände Heimatvertriebener, die ein Zentrum gegen Vertreibungen in Berlin errichten bzw. Eigentumsansprüche an Polen stellen wollen.

Am 1. Mai 2004 wurde Polen, zusammen mit neun weiteren Staaten, Mitglied der Europäischen Union. Polen ist unter den neuen Mitgliedstaaten das bevölkerungsreichste und flächenmäßig größte Land. Am folgenden Tag ist der von 2001 an amtierende Ministerpräsident Leszek Miller nach einer Serie von Korruptionsskandalen und Kritik im Bereich Innenpolitik zurückgetreten. Als Nachfolger für das Amt des Regierungschefs wurde Marek Belka ernannt und am 26. Juni 2004 vereidigt.

Während des Konfliktes um die Präsidentschaftswahlen im Nachbarstaat Ukraine im November/Dezember 2004 engagierte sich der polnische Präsident Aleksander Kwaśniewski als Vermittler zwischen den Konfliktparteien, während die polnische Öffentlichkeit und die Medien in besonders hohem Ausmaß Solidarität mit der Ukraine und ihrem neuen Präsidenten Wiktor Juschtschenko übten.

Im Herbst 2005 konnte die nationalkonservative Partei "Recht und Gerechtigkeit" die Sejm- und ihr Kandidat Lech Kaczyński die Präsidentschaftswahlen gewinnen. Einer Minderheitsregierung unter Ministerpräsident Kazimierz Marcinkiewicz wurde am 10. November 2005 das Vertraunen des Sejm ausgesprochen.

Politik

Verfassungssystem

Die polnische Verfassungsgeschichte hat eine lange Tradition. Als Staat mit einer kontinentaleuropäischen Rechtsordnung hat sich in Polen im Gegensatz zu den auf dem Common Law basierenden Rechtssystemen die geschriebene Verfassung durchgesetzt. Die ersten schriftlich niedergeschriebenen Verfassungsgesetze, die die Macht des Monarchen einschränkten, wurden bereits nach der Wiedervereinigung im 14. Jahrhundert erlassen. In einem dynamischen Prozess entwickelte sich das Königreich Polen zu einer Adelsrepublik mit demokratischer Willensbekundung.

Königreich Polen und die Adelsrepublik (Erste Republik)

 
Hugo Kołłątaj wird nach der Verabschiedung der Verfassung vom 3. Mai 1791 durch die Straßen von Warschau getragen (Gemälde von Jan Matejko 19. Jh.)

Das erste polnische Gesetz, das man als Verfassung, Konstitution, bezeichnen kann, ist das Statut von Koszyce im Jahr 1374, in dem der polnisch-ungarische König Ludwig von Anjou für die Wahl seiner Tochter Jadwiga der Heiligen zum König von Polen dem wahlberechtigten Adel Privilegien zugestandt. Insbesondere wurde den Königen verboten weitere Steuern ohne die Zustimmung der Regionalparlamente (Sejmiki), in denen der lokale Adel vertreten war, zu erheben oder die Adeligen zu irgendwelchen Diensten zu bestellen. Diese Rechte des Adels wurden von den nachfolgenden Königen, um die Wahl ihrer Nachkommen zu begünstigen oder die Adeligen für einen Kriegszug zu gewinnen, bestätigt und erweitert. Wladyslaw Jagiello gestand in den Statuten von Petrikau 1388, Czerwińsk 1422, Warta 1423 und Krakau 1433 die Unantastbarkeit der Freiheit "neminem captivabimus nisi iure victum" und des Eigentums ohne Gerichtsurteile, Mitspracherechte bei der Fiskalpolitik, Preisbindungen für Agrarprodukte u.a. Rechte zu. Kasimir der Jagiellone weitete diese Privilegien im Statut von Vilnius 1447 auf den litauischen Adel aus und stellte ihn der polnischen Schlachta gleich. Im Statut von Nieszawa 1454 bekam der Adel de facto das Recht über Krieg und Frieden zu entscheiden und die Regionalparlamente konnten die Verleihung von Rechten an andere Stände verhindern. Deswegen nehmen einige Verfassungsrechtshistoriker an, dass dieses Datum bereits den Beginn der Adelsrepublik darstellt. Die herrschende Meinung geht jedoch davon aus, dass als Geburtsstunde der Adelsrepublik das Statut von Petrikau vom 27. Februar 1493 anzunehmen ist, in dem sich König Jan Olbracht verpflichtete ein ganzpolnisches Zweikammerparlament Sejm und Senat in Petrikau einzurichten und der Kirche verboten wurde, sich in die weltliche Judikative einzumischen. Damit war praktisch der Adelsstand (Schlachta), der ca. 10 - 15 % der polnischen Bevölkerung ausmachte, der Souverän im Staat, der seit 1497 auch keine Zölle zu bezahlen hatte. Gleichzeitg wurde es den Leibeigenen verboten die Dorfgemeinschaft zu verlassen, bevor sie nicht alle Schulden an den Gutsbesitzer abgezahlt hatten, und den Stadtbürgern Grundstücke zu erwerben. Der König wurde faktisch zum vom Sejm (ab)berufenen "Repräsentant" der Republik. 1501 wurde im Statut von Mielnik die Exekutive auf den Senat übertragen, dessen Vorsitzender zwar der König (damals Alexander) war, der jedoch abgesetzt werden konnte, wenn er sich der Mehrheitsentscheidnung nicht beugen sollte. In dem Statut von Petrikau von 1504 wurde die Kontolle über die Vergabe von Grundbesitz und Ämtern auf den Sejm übertragen, wobei die Ämterhäufung in einer Person verboten wurde. Die wichtigste Konstitution der Adelsrepublik gab sich der Sejm 1505 in Radom dann schon selbst, namentlich die Nihil Novi nisi commune consensu, die allgemein als "Nichts über uns ohne uns" übersetzt wurde und dem König auch die Legislative entzog. Untereinander sollte der Adel ohne Rücksicht auf Vermögen rechtlich gleichgestellt sein. Gleichzeitig wurde vereinbart, dass die Staatsbeamten in freien Wahlen gewählt werden sollten. Auch die Judikative wurde dem König schrittweise entzogen. 1518 verzichtete Sigismund der Alte auf die Entscheidung von Streitigkeiten zwischen Adeligen und Nichtadeligen. 1520 wurde den Stadtgerichten verboten über Adelige zu urteilen und 1523 wurde eine zweite Gerichtsinstanz eingeführt. Ab 1563 gab es zeitlich begrenzte höchste Gerichte, die jedoch nur für einzelne Rechtsstreitigkeiten Ad hoc gebildet wurden. Nach der Unionsakte von Lublin von 1569, die auf den größten polnischen Juristen der Renaissance Jan Zamoyski zurückgeht, wurde 1578 ein ständiges höchstes vom König unabhängiges Gericht, das Krontribunal, eingerichtet. Damit war die moderne Gewaltenteilung in der polnisch-litauischen Adelsrepublik des 16. Jahrhunderts verwirklicht. Die Legislative lag beim Sejm, die Exekutive beim Senat und die Judikative bei dem Krontribunal. In der Konföderation von Warschau von 1573 wurde es dem König und anderen staatlichen Organen verboten in die Religionsfreiheit der Adeligen einzugreifen. All diese Bestimmungen wurden ab 1573 in der sogenannten pacta conventa zusammengefasst und mussten von jedem Anwärter auf den polnischen Königsthron vor seiner Wahl unterschrieben werden. Das erste Staatsbudget Polens verabschiedete die Sejm 1768. Der Rechtszustand der pacta conventa dauerte bis zur Verfassung vom 3. Mai 1791 mit kleineren Änderungen fort. Insbesondere ist erwähnenswert, dass sich Mitte des 17. Jahrhunderts das liberum veto einsetzte, dass es jedem Abgeordneten ermöglichte einen Gesetztesentwurf zu Fall zu bringen. Dies förderte die Stellung der mächtigen Magnaten innerhalb des Adels, die regelmäßig Änderungen ihrer Goldenen Freiheit verhindern konnten. In der Aufklärung wurde jedoch erkannt, dass die priviligierte Stellung des Adels nicht mehr zeitgemäß war. Der Vierjährige-Sejm (1788 - 1792) arbeitete eine Verfassung aus, die am 3. Mai 1791 verabschiedet wurde und als die Verfassung vom 3. Mai in die Historie einging und als erste moderne Verfassung Europas gilt. Einer der wichtigsten Autoren dieser Verfassung war Hogo Kołłątaj, eine der größten Persönlichkeiten der europäischen Aufklärung. Mit ihr wurden auch den anderen Ständen weitgehende Privilegien zugesichert.

Herzogtum Warschau

Mit der Wiederherrstellung eines Rumpfpolens durch Napoleon nach den drei Polnischen Teilungen entstand 1807 das Herzogtum Warschau. Am 22. Juli 1807 erhielt es eine eigene Verfassung und den Code Napoleon. Mit der Einführung dieser beiden Gesetzte wurde die Ständegesellschaft aufgehoben und alle Bewohner waren rechtliche gleichgestellt und eine einheitliche Gerichtsordnung wurde eingeführt. Mit der Niederlage der polnisch-französischen Truppen bei dem Russlandfeldzug 1812 wurde das Herzogtum Warschau und seine Rechtsordnung auf dem Wiener Kongress aufgehoben.

Kongresspolen, Großherzogtum Posen, Galizien und Lodomerien

In der Teilungszeit unterlagen die verschiedenen polnischen Gebiete unterschiedlichen politischen Systemen. Das Großherzogtum Posen, die Republik Krakau und Kongresspolen hatten seit 1815 eigenen Verfassungen. Die bedeutendste unter ihnen war die von Adam Czartoryski entworfene Verfassung des Königreichs Polen, die am 27. November 1815 vom Zaren Aleksander I. unterzeichnet wurde. Sie galt als eine der liberalsten in dem damaligen Europa. Der Sejm in Warschau hatte weitgehende Befugnisse gegenüber dem Zaren. Gleichwohl wurden diese Rechte vom Zaren nicht respektiert. Nach dem Novemberaufstand 1830 wurde die Verfassung durch ein reaktionäres Grundgesetz ersetzt. Auch der Krakauer Aufstand von 1846 führte zur Annexion dieser Republik durch Österreich und der Aufhebung der Verfassung. Nach dem Aufstand im Großherzogtum Polen im Rahmen des Völkerfrühlings 1848 wurde auch dieses aufgelöst. Dafür erhielt Galizien und Lodomerien 1867, nach der Schwächung der Habsburger im Deutschen Bund und Italien, die volle Autonomie mit eigener Verfassung und einem Parlament in Lemberg.

Zweite Republik

Nach der Erlangung der Unabhängigkeit im Herbst 1918 wurde am 20. Februar 1919 die provisorische Kleine Verfassung verabschiedet, die den zusammenwachsenden vorläufig regeln sollte. Bereits im März 1921 wurde eine Verfassung im parlamentarischen Stil erlassen, d.h. der Souverän war der Sejm und Senat, der gegenüber dem Präsidenten eine herausgehobene Stellung in der Legislative und Exekutive (Ministerrat) inne hatte. Der Präsident dagegen hatte eine eher repräsentative Funktion ohne faktische politische Macht. Nach dem Pilsudski Staatsstreich 1926 wurde im August diesen Jahres eine Novelierung aufgenommen, die dem Präsidenten eine stärkere Stellung gegenüber dem Ministerrat verschaffte. Schließlich beschloss der Sejm im April 1935 eine neue Verfassung im präsidialen Stil, d.h. der Souverän war der Präsident, er hatte die Aufsicht über den Sejm, Senat und den Ministerrat. Die beiden ersten Organe konnte er auflösen und Neuwahlen ausschreiben, die Mitglieder des Ministerrat konnte er ernennen und absetzen.

Volksrepublik

Im Jahre 1947 wurde eine provisorische Verfassung erlassen, die noch zum großen Teil demokratische Elemente der der Märzverfassung von 1921 beinhaltete. Doch bereits 1952 trat eine von der UdSSR aufoktroyierte auf die sozialistische Diktatur zugeschnittene Verfassung in Kraft, in der die Unterwerfung gegenüber der Sowjetunion und die Führung der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei festgeschrieben. Das wichtigste Amt war das der Parteivorsitzenden, gegenüber dem der Präsident und das Parlament nur symbolische Rechte hatten. De facto wurden die relevanten Entscheidungen in Moskau getroffen und von der Parteiführung durchgeführt. Diese Verfassung überdauerte mit kleinen Änderungen bis 1989.

Dritte Republik

Nach den ersten freien Wahlen im Ostblock (Frühjahr 1989) wurde eine Änderung der Verfassung von 1952 überfällig. Zwar wurde diese vorerst nicht vollständig aufgehoben, sondern durch die kleine Verfassung von 1992 ergänzt. Darin wurde die Gewaltenteilung zwischen Legislative, Exekutive und Judikative wieder eingeführt. Gleichwohl wurde das Bedürftnis nach einer neuen Verfassung immer deutlicher. Die Arbeiten wurden bereits 1989 aufgenommen. Die Verabschiedung einer neuen Verfassung für die Dritte Republik erfolgte im Frühjahr 1997 durch die Approbation durch den Sejm und Senat, sowie in einem Referendum durch die Bevölkerung. Sie trat am 17. Oktober 1997 in Kraft. In der Präambel wird in einer Kompromisslösung zwischen einem Gottesbezug und den Bevölkerungsteilen, die die demokratischen Werte aus anderen Quellen herleiten, geschlossen. In den 13 folgenen Büchern werden die Republik, die Grundrechte und -pflichten, die Rechtsquellen, die Staatsorgane (Sejm und Senat, Präsident, der Ministerrat), die territoriale Selbstverwaltung, die Judikative, die übrigen Verfassungsorgane (Ombudsman etc.), die Finanzverfassung, der außerordentliche Zustand und die Verfassungsänderungen sowie Referenden definiert werden. Diese Verfassung folgt der parlamentarischen Tradition der Märzverfassung von 1921, in der der Sejm und Senat der Souverän sind.

Vierte Republik

Nach dem Sieg in der Sejm und Senat sowie der Präsidentschaftswahlen im Herbst 2005 hat die PiS angekündigt durch eine Verfassungreform die Vierte Republik auszurufen. Darin soll dem Präsidenten wieder eine mächtigere Stellung zukommen. Zudem wird im Rahmen des Bürokratieabbaus überlegt, die Zahl der Sejmmitglieder zu reduzieren, von der Verhältniswahl zur Mehrheitswahl zu wechseln und den Senat abzuschaffen. Einige Verfassungsorgane, wie die KRRiT sollen ebenfalls abgeschafft werden.

Politisches System

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Der Vier-Jahres-Sejm 1788-1792, bei der Verabschiedung der ersten freiheitlichen Verfassung Europas, der Verfassung vom 3. Mai

Die Republik Polen ist eine parlamentarische Demokratie. Zwei Kammern, Sejm (460 Abgeordnete) und Senat (100 Abgeordnete), bilden mit Unterbrechungen seit 1493 das Parlament. Der polnische Sejm gehört zu den ältesten Parlamenten der Welt. Er hat die Legislative inne. Die im Parlament vertretenen polnischen Parteien gruppieren sich als Fraktionen in eine Regierung und die Opposition. Die Exekutive wird von einem Ministerpräsidenten und einem Ministerrat ausgeführt, die vom Sejm gewählt und vom Staatspräsidenten ernannt werden und mit diesem gewisse Kompetenzen (Landesverteidigung, Außenpolitik) teilen, aber dem Parlament verantwortlich sind. Polen ist Mitglied der westlichen Staatengemeinschaft. Die Innenpolitik war in den 1990er Jahren von einem sich dynamisch verändernden Parteienwesen geprägt. Mittlerweile haben sich feste Parteistrukturen aus den zerfallenden politischen Kräften der Solidarnosc-Bewegung und der kommunistischen Partei herausgebildet. Das Augenmerk der Innenpolitik fokusiert auf den Reformen, die notwendig sind, um das Land im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig zu machen und zu erhalten. Enttäuscht von einer dramatisch angestiegenen Arbeitslosigkeit und Verarmung eines großen Teils der Bevölkerung, sowie eine übermäßige Vetternwirtschaft der alten kommunistischen Eliten in Politik und Wirtschaft, demonstrierten viele polnische Bürger ihren Unmut mit einer Wahlenthaltung bei Europaparlament-, Sejm- und Präsidentschaftswahlen. Zu den im Sejm vertretenen Parteien gehören auf der rechten Seite die katholisch-konservative LPR (Liga Polskich Rodzin - Liga polnischer Familien), die Regierungspartei PiS Prawo i Sprawiedliwość (Recht und Gerechtigkeit) und die liberal-konservative Platforma Obywatelska (bürgerliche Plattform). Auf der linken politischen Seite haben sich postkommunistische SLD Sojusz Lewicy Demokratycznej (Bündnis der demokratischen Linken) und die links-populistische Samoobrona (Selbstverteidigung) herausgebildet. Daneben gibt es noch die älteste durchgängig existierende Partei Polens, die bereits im 19 Jh. und in der Zweiten Republik eine wichtige Rolle spielte, die PSL Polskie Stronnictwo Ludowe (Polnische Bauernpartei). Alle anderen Parteien sind bei der Parlamentswahl im September 2005 an der 5 % Hürde gescheitert.

Siehe auch: Parteien in Polen, Außenpolitik Polens

Feiertage

 
Am 11. November wird an die Erlangung der Unabhängigkeit Polens nach dem Ersten Weltkrieg durch Jozef Pilsudski gedacht
1. Januar Neujahr
Tag nach Ostern Ostermontag
1. Mai Tag der Arbeit/Maifeiertag
2. Mai Tag der Auslandspolen Polonia (nicht arbeitsfrei)
3. Mai Tag der Verfassung vom 3. Mai 1791
8. Mai Tag des Friedens (nicht arbeitsfrei)
7 Wochen nach Ostern Pfingstmontag
10 Tage vor Pfingsten Christi Himmelfahrt
15. August Maria Himmelfahrt
1. November Allerheiligen
11. November Tag der Unabhängigkeit im Jahr 1918
25. Dezember Weihnachtsfeiertag

22. Juli In der Volksrepublik ein nationaler Feiertag, zur Erinnerung an das am 22. Juli 1944 publizierte Manifest des Polnischen Komittees der nationalen Befreiung (PKWN).

Bildungswesen

Schulbildung

Das Bildungswesen wurde 1999 reformiert. Das neue Schulsytem hat statt zwei nun drei Stufen. Es besteht Schulpflicht bis zum 18. Lebensjahr, wobei die ersten beiden Stufen für alle SchülerInnen obligatorisch sind.

Szkoła podstawowa Grundschule sechs Jahre vergleichbar mit Volksschule
Gimnazjum Gymnasium drei Jahre vergleichbar mit Mittelstufe

Danach werden die Schüler in vier verschiedene Schultypen getrennt. Es stehen folgende Möglichkeiten zur Wahl:

Szkoła zawodowa Berufsschule zwei-drei Jahre Berufsausbildung
Liceum ogólnokształcące Allgemeinbildendes Lyceum drei Jahre Abitur
Technikum Berufliches Lyceum vier Jahre Abitur und Berufsausbildung
Liceum profilowane Profil Lyceum drei Jahre Abitur und beruflich orientierte Grundbildung

Weit verbreitet ist auch die berufsbegleitende Ausbildung am Wochenende. In Polen gibt es ein Notensystem mit Noten von 6 bis 1. Die 5 ist dabei die beste Note, die 1 die schlechteste. Eine 6 wird äußerst selten an SchülerInnen vergeben, die sich Kenntnisse über den Unterrichtsstoff hinaus aneignen und reproduzieren. Dies soll sie dazu anregen, selbständig das erlernte Wissen durch Eigenstudium zu vertiefen um sie so auf die universitäre Ausbildung vorzubereiten. Die polnischen SchülerInnen schnitten beim PISA-Test mittelmäßig ab, wobei allerdings eine deutliche Steigerung nach der Reform 1999 zu verzeichnen war. Dies vermag allerdings nicht über den qualitativen Einbruch der polnischen Schulbildung in den 1990er hinwegzutäuschen, wenn man bedenkt, dass Polen bei dem PISA-Test für Erwachsene weltweit Platz eins belegt hat.

Hochschulbildung

 
Aula Leopoldina der Breslauer Universität

Nach dem Ablegen des Abiturs kann man studieren. In Polen studieren fast zwei Millionen Studentinnen und Studenten. Die staatlichen Hochschulen haben in den letzten 10 Jahren vemehrt Konkurrenz durch private Universitäten bekommen. Der Zugang zu den Universitäten wird fast überall durch eine Eingangsprüfung geregelt. Bachelor und Magisterstudiengänge gibt es in letzter Zeit immer mehr. Neben dem kostenlosen Tagesstudium gibt es auch das kostenpflichtige Abend- und Fernstudium. Ausländern steht die universitäre Ausbildung und Forschung in Polen offen. Die polnischen Universitäten sind Mitglieder in den Programmen Erasmus-Sokrates und Go East. Polnische Jurastudenten haben die Elsa mitbegründet und an der Jagiellonen Universität in Krakau gibt es eine deutschsprachige Polnische Rechtsschule, die von den Universitäten in Heidelberg und Mainz mitgetragen wird. Stipendien werden von polnischen und ausländischen Stiftungen vergeben, z.B. Sniadecki Stiftung, DAAD oder Boschstiftung.

Universität Stadt Gründung Internetadresse
Jagiellonen Universität Krakau 1364 UJ
Stefan Batory Universität Vilnius 1579 heute Litauen
Jan II Kasimir Universität Lemberg 1608/1758 heute Ukraine
Arianische Universität Rakow um 1600 existiert nicht mehr
Leopoldina Universität Breslau 1505/1702/1811 UWr
Adam Mickiewicz Universität Posen 1611/1919 UAM
Universität Warschau Warschau 1740/1816 UW
Katholische Universität Lublin Lublin 1918 KUL
Marie Curie-Skłodowska Universität Lublin 1944 UMCS
Universität Łódź Łódź 1945
Universität Thorn Thorn 1945 UMK
Schlesische Universität Katowice 1968
Universität Danzig Danzig 1970 UG
Universität Stettin Stettin 1984 USz
Universität Oppeln Oppeln 1994 UO
Universität Białystok Białystok 1997 UwB
Ermland-Masuren Universität Allenstein 1999 UWM
Kardinal-Stefan-Wyszyński-Universität Warschau 1999 UKSW
Grünberg Universität Grünberg 2001 UZ
Universität Rzeszów Rzeszów 2001 URz
Medizinische Universität Łódź Łódź 2002 UM
Universität Kasimir der Große Bydgoszcz 2005 UKW

Landesverteidigung

 
Grabmal des unbekannten Soldaten in Warschau

Der Präsident ist oberster Befehlshaber über die Streitkräfte (Wojsko Polskie). Unmittelbar unterleigen sie jedoch dem Verteidigungsministerium und bestehen aus den Landstreitkräften (Wojsko Lądowe), der Marine (Marynarka Wojenna) und der Lufftwaffe (Siły Powietrzne). In der Adelsrepublik bestand die Wehrpflicht nur für die Schlachta zum Verteidigungskrieg (Pospolite Ruszenie). Der bekannteste Sieg dieser war das größte Gemetzel des Mittelalter 1410 gegen díe Kreuzritter (Deutscher Orden) in der Schlacht bei Tannenberg. Bekannt waren auch die Husaren und Ulanen die sich in den Schweden- und Türkenkriegen auszeichneten. Die erteren entschieden in Unterzahl z.B. die Schlacht bei Kircholm gegen die Schweden 1605 und die Schlacht am Kahlenberg bei Wien gegen die Osmanen 1673. In der zweiten Republik entstand das moderne polnische Militär mit anfangs über 800.000 Soldaten. Die Heeresstärke wurde jedoch kontinuierlich reduziert und wurde erst während des Zweiten Weltkriegs wieder durch die vielen Partisanenverbände der Polnischen Heimatarmee erhöht. In der Volksrepublik unterstanden die polnischen Streitkräfte im Rahmen des Warschauer Paktes der sowjetischen Führung. Nach 1989 wurde das Militär reformiert, die Zahl der Soldaten von über 500.000 auf 150.000 Soldaten (plus 450.000 Reservesoldaten) reduziert und das Equipment modernisiert. Die polnischen Streitkräfte verfügen über neustes Waffenmaterial, wie z.B. die amerikanischen F-16, die israelischen ATGM und die finnischen Patria AMV 8x8. Daneben wurden die polnischen Waffenproduzenten durch Off-set Investitionen der Amerikaner auf den neusten Stand des know how gebracht und exportieren erfolgreich schweres Kriegsgerät weltweit. Eine neue Eliteeinheit GROM wurde in den 1990er Jahren eingeführt. In Polen besteht Wehrpflicht für Männer. Seit 1999 ist Polen Mitglied der NATO. Polnische Friedenseinheiten im Ausland sind derzeit im Irak (2.500-1.700 Soldaten), Kosovo (800), Libanon (632), Golanhöhen in Syrien (355), Balkan (300) und Albanien (140).

Verwaltungsgliederung

Seit dem 1. Januar 1999 ist Polen in 16 Woiwodschaften, eingeteilt. Sie haben alle ein eigenes Parlament, ein von der Zentralregierung ernanntes Oberhaupt (Wojewoda), der die von der Zentralregierung in Warschau den Woiwodschaften zugeteilten Finanzen verwaltet, und einen vom Parlament gewählten Woiwodschaftsmarschall (Marszałek), der einer Regierung vorsteht.

Polnische Wojewodschaften
Polnische Wojewodschaften
Nr. Deutscher Name Polnischer Name Nr. Deutscher Name Polnischer Name
01. Ermland-Masuren Warmińsko-Mazurskie 09 Lublin Lubelskie
02 Großpolen Wielkopolskie 10 Masowien Mazowieckie
03 Heiligkreuz Świętokrzyskie 11 Niederschlesien Dolnośląskie
04 Karpatenvorland Podkarpackie 12 Oppeln Opolskie
05 Kleinpolen Małopolskie 13 Podlachien Podlaskie
06 Kujawien-Pommern Kujawsko-Pomorskie 14 Pommern Pomorskie
07 Lebus Lubuskie 15 Schlesien Śląskie
08 Łódź Łódzkie 16 Westpommern Zachodniopomorskie

Infrastruktur

 
Die polnische Fluggesellschaft Lot ist Mitglied der Star Alliance
 
PAZIM-Gebäude im Hafen von Stettin

Siehe auch den Artikel Verkehr in Polen

Polen ist ein wichtiges Transitland von Nordeuropa Nach Südeuropa und von Westeuropa nach Osteuropa. Bereits in der Antike und im Mittelalter führten wichtige Handelsstrassen durch das heutige Polen, wie z.B. die Bernsteinstraße, der europäische Abschnitt der Seidenstraße, die Handelsrute von Westeuropa nach Euroasien.

Bahn

Die polnische Eisenbahngesellschaft Polskie Koleje Panstwowe (PKP) gehört zu den größten europäischen Eisenbahngesellschaften mit über 23.420 km Schienennetz. In Polen trifft das schmale (europäische) und das weite (russische) Gleissystem aufeinander, was Polen zum Drehkreuz des ost-westlichen Schienenverkehrs macht. Auch verbindungen mit Deustchland sind durch die PKP ermöglich , mit den Wawel-Express können wir von Haburg nach Krakau( Krakow) fahren .

Straße

Dem in Polen trotz wachsendem Individualverkehr immer noch sehr bedeutsamen öffentlichen Verkehr dient ferner ein ausgedehntes Überlandbusnetz. Das Straßennetz ist zwar mittlerweile sehr gut ausgebaut, es fehlen aber noch einige Autobahnverbindungen. Bis 2013 soll das Autobahnnetz vollständig abgeschlossen sein und über 2000 km lang sein. In Polen sind über 10 Mill. PKW und fast 2 Mill. LKW bzw. Busse registriert.

Flugverkehr

Polen hat acht internationale Flughäfen in Frédéric-Chopin-Flughafen Warschau, Internationaler Flughafen Johannes Paul II. Krakau-Balice, Flughafen Katowice, Lech-Wałęsa-Flughafen Danzig,Flughafen Posen-Ławica, Flughafen Breslau, Flughafen Stettin-Goleniów und Rzeszów, 123 nationale Flugplätze und drei Helikopterbasen. Die Anzahl der Fluggäste steigt seit der Öffnung des polnischen Himmels für die Niedrigpreisfluglinien rasant.

Seeverkehr

Polen beitzt fast 4000 km schiffbarer Flüsse und Kanäle. Die Überseehandelsflotte besteht aus über 100 Schiffen. Wichtigste Seehäfen sind Stettin (Szczecin), Gdingen (Gdynia), Danzig (Gdańsk), Swinemünde (Swinoujscie), Ustka, Kolberg (Kolobrzeg) sowie im Innland Warschau (Warszawa), Gleiwitz (Gliwice), und Breslau (Wroclaw).

Wirtschaft

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Polnische Währung ist der Złoty, eine 100 Zloty Banknote mit dem Potrait von Großfürst und König Władysław Jagiełło

Das polnische Bruttosozialprodukt betrug 2004 laut der Weltbank 491.549 Mill. USD, was Polen den 22. Platz unter den größten Volkswirtschaften der Welt beschert. Für 2005 wird ein Wert von 512,9 Mrd. USD prognostiziert. Umgerechnet auf den BSP-Wert pro Einwohner wuchs dieser von 12.000 USD im Jahr 2004 auf 13.275 USD im Jahr 2005 (Prognose), womit sich Polen relativ im Vergleich zu anderen Staaten um sechs Plätze verbessern wird. Das Wirtschaftswachstum war in letzter Zeit im ersten Quartal 2004 (also unmittelbar vor dem EU-Beitritt) mit 6,9 % am höchsten. Nach der Akzession fiel es zunächst beständig, so dass für das Jahr 2004 ein Gesamtwert von "nur" 5,3 % zu verzeichnen war. Mittlerweile ist die vorläufige Talsohle wieder durchschritten, und die polnische Wirtschaft wuchs im dritten Quartal 2005 mit 3,5 %, was voraussichtlich zu einem Gesamtwachstum von 3,3 im Jahr 2005 führen wird. Für das nächste Jahr wird mit einem Gesamtwachstum von 4 bis 5 % gerechnet. Die Inflation wird 2005 wahrscheinlich 1,8 % betragen, womit sie wahrscheinlich niedriger wäre als die in der Eurozone. Der polnisch Zloty ist im Jahresvergleich zum Euro und USD um ca. 20 % stärker geworden. Die offizielle Arbeitslosenquote liegt bei 17,3 % (Oktober 2005), was ca. 2,7 Mill. Menschen im erwerbsfähigen Alter ausmacht, und ist im Vergleich zum Vorjahr um etwa 3 Prozentpunkte gefallen. Gleichwohl hat Polen offiziell die höchste Arbeitslosenquote in der EU. Andererseits dürfte aufgrund der nicht unerheblichen Schattenwirtschaft die faktische Arbeitslosenquote weit niedriger und die Reallöhne höher liegen, da viele Arbeitnehmer und Selbständige ihre faktischen Einnahmen entweder überhaupt nicht oder zu einem geringeren Betrag dem Fiskus angeben. Eine Studie des Magazins Wprost hat ergeben, dass die Gesamtausgaben der polnischen Bevölkerung die Gesamteinnahmen beträchtlich übersteigen, gleichzeitig aber ihre Kapitalersparnisse stetig wachsen. Dies ist nur damit zu erklären, dass viele Bürger ihre Einnahmen nicht den Finanzämtern melden. 2004 waren etwa 0,5 Mio polnische Staatsbürger in der westlichen EU beschäftigt. 324.000 davon als Saisonarbeiter in der deutschen Landwirtschaft und verarbeitenden Industrie, 73.000 in Großbritannien, 14.500 in Irland und 9.800 jeweils in Spanien und Frankreich Der Export 2004 umfasste 73,78 Mrd. USD und der Import 88,16 Mrd. USD. Das hohe Außenhandelsdefizit ist jedoch im Fallen begriffen. Mit 30,1 und 24,4 % stellte Deutschland den größten Handelspartner dar, obwohl auch dieser Anteil zurückgeht und der Handel mit der Ukraine und Russland überdurchschnittlich zunimmt. Weitere wichtige Handelspartner sind die anderen EU Staaten Italien, Frankreich, Großbritannien und die Tschechische Republik sowie sie USA und China. Bei den Direktinvestitionen sind Frankreich und Großbitanien führend. Der Anteil der Bundesrepublik ist erstaunlicherweise kleiner. Polen exportiert landwirtschaftliche und industrielle Produkte und zunehmend auch Diensleistungen, z.B. im Rahmen des outsorcings von Geschäftsbereichen (Buchführung, Marketing, Kundenbetreuung) ausländischer Unternehmen. Ausländische Investoren investeren vor allem in den Finanzsektor, der in den letzten Jahren jeweils ein zweistelliges Wachstum verzeichnen konnte. Ende 2004 wurde die größte polnische Bank PKO BP privatisiert. Ein möglicher Zusammenschluss von Pekao SA und BPH PBK im Rahmen der Übernahme der HVB durch Unicredito würde jedoch eine noch größere Bank entstehen lassen. Andererseit versuchen immer mehr ausländische Unternehmer sich polnisches Kapital auf der Warschauer Börse (GPW) zu verschaffen. Seit dem 01.05.2004 haben bereits 13 auslädnische Emittenten den Antrag auf zu bei der GPW gestellt und sieben sind dort bereits notiert. 2004 sank die Zahl der registrierten Unternehmen um 4.600, wobei hauptsächlich Ein-Mann-Unternehmen schlossen, insgesamt waren Ende 2004 3,5 Mio. Unternehmen registriert.

Primärer Sektor (Landwirtschaft)

 
Lemken-Kleinbauernhof (uk.Chyza)in Przysłup (Karpatenvorland)

Der primäre Sektor war bis ins 19. Jh. der Hauptwirtschaftszweig polnisch-litauischen Adelsrepublik, die bis zu den polnischen Teilungen als Kornkammer Europas galt. Die Agrarerzeugnisse aus den riesigen Magnatengüter Kleinpolens und der Ukraine mit ihren Schwarzerde- und Lößböden wurden über die Weichsel und Danzig nach Westeuropa verschifft. Die Bedeutung des Agrarsektor ist heute im Schrumpfen begriffen. Er macht 2004 nur noch 4 % des Bruttosozialproduktes aus. Gleichwohl sind noch ca. 15 % der Erwerbstätigen in diesem Sektor beschäftigt. Dies liegt vor allem daran, dass es in Polen noch viele Kleinhöfe gibt. In keinem anderen Staat Europas ist der Anteil der Bevölkerung, die ein eigenes Grundstück besitzen, so hoch, wie in Polen. Die polnischen Landwirte haben den Beitritt zu EU genutzt und profitieren von der Öffnung des europäischen Marktes und den EU-Subventionen, die jedoch pro qm nur 25 % dessen betragen, was ihre Kollegen in der alten EU-15 bekommen. Die Getreideproduktion stieg 2004 um 26,7% auf 29,6 Mio. Tonnen (2000 betrugen sie 22,3 Mio t.) was vor allem an guten Witterungbedingungen lag. Die gesamte planzliche Produktion stiegt um 17% und die landwirtschaftlichen und Lebensmittelexporte stiegen 2004 im Vergleich zu 2003 um 30% auf 4,9 Mrd. €. 3,5 Mrd. gingen davon in die EU. Der Konkurrenz der großen industrialisierten Agrarbetriebe aus Westeuropa (vor allem Frankreich) begegnen viele polnische Kleinlandwirte weiterhin mit der Spezialisieung auf Bioprodukte, bei deren Erzeugnung Polen in der EU führend ist. Führende börsennotierte polnische Agrarverarbeitungsunternehmen sind Wedel, Wawel, Jutrzenka, Zywiec und Indykpol.

Sekundärer Sektor (Industrie)

 
Orlen-Tankstelle in Deutschland

Der indusitrielle Sektor spielte seit dem Ende des 19. Jh. die führende Rolle. Nach 1989 musste er jedoch diese an den Dienstleistungssektor abgeben. Die Industrieproduktion ist aufgrund der Schließung von vielen großen Indutriebetrieben in den 1990er Jahren beachtlich geschrumpft. Die bestehenden Betriebe wurden modernisiert und konkurrieren mittlerweile erfolgreich mit den Produzenten aus aller Welt. Die Investitionen in den sekundären Sektor waren besonders in den 1990er Jahren sehr hoch, vor allem in der Automobil- und Elektroindustrie. Viele ausländische Unternehmen haben in Polen, wegen der relativ niedrigen Kosten (Löhne, Lohnnebenkosten und Steuern) sowie des hohen Angebots an hochqualifizierten Arbeitskräften (in Polen studieren ca. 2 Mill. Menschen) und nicht zuletzt wegen des großen Absatzmarktes mit fast 40 Mill. immer mehr konsumfähigen Verbrauchern, Produktionsstätten eröffnet. Die führenden börsennotierten Industrieunternebmen sind Orlen und Lotos (beide Erdölverarbeitung und Tankstellenbetreiber) sowie KGHM (Kupferabbau und -verarbeitung), Kety (Aluminiumabbau und -verarbeitung) und Budimex (Bauunternehmen). Daneben gibt es eine Reihe von großen industriellen Staatsunternehmen, die demnächst über ein going-public privatisiert werden sollen, wie z.B. das Gasunternehmen PGNiG. Einige polnische Industrieunternehmen haben auch in Deutschland investiert und dort Arbeitsplätze geschaffen, allen voran PKN Orlen mit über 500 Tankstellen.

Tertiärer Sektor (Dienstleistung)

 
Messegelände in Posen

Der Dienstleistungssektor dominiert seit 1989 die Wirtschaft in Polen und macht weit über die Hälfte des Bundessozialproduktes aus. Er ist der sich am schnellsten entwickelte Bereich der polnischen Wirtschaft. Das größte Dienstleistungszentrum ist die Finanzmetropole Warschau, wo die allermeisten Unternehmen aus dem tertiären Sektor ihren Sitz haben. Aber auch die Messestadt Posen und die südpolnischen Metropolen Krakau und Breslau sind wichtige Dienstleistungsstandorte. Im letzten Jahr konnte die ehemalige Textilindustriedtadt Lodsch aufgrund zahlreicher Investitotionen in Dienstleistungen an diese Städte aufschließen. Dies hat sie vor allem der zentralen Lage und dem Anschluss an das auszubauende Autobahnnetz (A1 von Teschen nach Danzig und A2 von Kostrzyn nach Bialystok) zu verdanken. Dreizehn der WIG20 Unternehmen sind aus dem tertiären Sektor, namentlich die Banken PKO BP, Pekao, BPH PBK, BRE und BZ WBK, die Telekommunikationsunternehmen Telekomunikacja Polska SA und Netia sowie die IT-Gesellschaften Computerland, Prokom und Softbank als auch die Medienkonzerne Agora und TVN sowie die Hotelkette Orbis. Zu den großen noch zu privatsierenden Dienstleistungsunternehmen gehört das Versicherungsunternehmen PZU, die Eisenbahngesellschaft PKP, die Fluglinie Lot die Post Poczta Polska sowie die Trägergesellschaft der Warschauer Börse GPW SA.

Kapitalmarkt

 
Im Danziger Artushof befand sich eine der ersten polnischen Börsen

Die Entwicklung des polnischen Kapitalmarktes begann im Mittelalter aufgrund der Einwanderung von Kaufleuten aus Norditalien und den Niederlanden in den Gilden der großen Handelsstädte. So stammt das polnische Wort für Börse ´´giełda´´ von ´´´gilda´´, was im Mittelhochpolnisch dem Mittelhochdeutschen ´´Gilde´´ entsprach. Der börsenmäßige Handel mit Wechseln und anderen Schuldpapieren entstand um ca. 1300. In der polnisch-litauischen Adelsrepublik erhielten die Kaufleute bestimmte Handelsprivilegien für den Börsenhandel, die man als erste Börsenordnungen ansehen kann. Börsenplätze bestanden in Danzig (Artushof), Krakau, Posen, Zamosc und Warschau. Seit dem 18. Jh. haben z.B. die Warschauer Kaufleute ihre zwei mal pro Woche stattfindenden Börsentreffen protokolliert. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten polnischen Aktiengesellschaften, wobei die älteste erhaltene polnische Aktie die der "Kompania Manufaktur Wełnianych w Warszawie" aus dem Jahr 1768 ist. Die ersten modernen polnischen Wertpapierbörsen wurden 1817 und 1818 in Warschau und Krakau gegründet. Handelsgegenstand waren Schuldverschreibungen und Aktien. In der Zweiten Republik bestanden bereits sieben Wertpapierbörsen in Warschau, Krakau, Posen, Lodsch, Kattowitz, Lemberg und Vilnius. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden alle von den deutschen Nazis und den sowjetischen Kommunisten geschlossen. Erst nach 50 Jahren entstand der polnische Kapitalmarkt 1989 erneut. 1991 wurde die Warschauer Wertpapierbörse [1] (pl. Giełda Papierów Wartoścowych w Warszawie - GPW, en. Warsaw Stock Exchange - WSE) neuerrichtet. 1996 kam die Handelsplatform CeTO (Centralna Tabela Ofert) als regulierter nichtbörslicher Markt hinzu, die ihren Sitz ebenfalls in Warschau hat. Die WWB ist die größte Börse in Mittelosteuropa und eine der schnellstwachsenden auf der Welt. Im Jahre 2005 hat die WWB die Wiener Börse in Bezug auf die Börsenkapitalisierung überholt. Die Kapitaliesierung der WWB beträgt fast 300 Mrd. USD. 2004 fanden an der WWB fast 40 IPOs (Initial Public Offer - Börseneinführung einer AG) statt, was ihr nach der LSE den zweiten Platz in Europa brachte, wobei die IPO der PKO BP mit fast 2 Mrd. USD zu den fünf größten in Europa im Jahr 2004 zählte. In diesem Jahr wird die Anzahl der IPOs noch höher sein und der WWB voraussichtlich den dritten Platz im europäischen Vergleich nach der LSE und der Euronext einbringen. Auch sechs ausländische Emittenten und mehrere ausländische Maklerhäuser sind seit 2004 Mitglieder der WBB, wie z.B. die MOL, Credit Austria, Skyeurope, Reiffeisenbank, etc. Die Gesamtzahl der notieren Gesellschaften beträft fast 300. Die Entwicklung des Finanzplatzes Warschau wurde 2000 in der Agenda ´´Warsaw City 2010´´ geplant. Neben dem going-public der WWB und einer strategischen Partnerschaft mit (wahrscheinlich) der Euronext, wurde festgesetzt, dass bis 2010 die Börsenkapitalisierung 50 % des Bruttosozialproduktes betragen soll. Mittlerweile ist die WWB ihren dort gefassten Prognosen voraus, und wird das Ziel wahrscheinlich früher erreichen. Das Anlegerpublikum teilt sich in drei ca. gleichgroße Teile: polnische Privatanleger, polnische institutionelle Anleger und ausländische instutionelle Anleger (von diesen kommen 76 % aus Großbritannien, 5 % aus den USA, 3 % aus Italien, 2 % aus der BRD, 1 % aus Frankreich, etc.) Am schnellsten im Wachstum begriffen ist der Anteil der polnischen institutionellen Anlager, da ein Drittel der Rentenbeiträge der polnischen Arbeitnehmer über Rentenfonds auf den Kapitalmarkt treffen. Nach der weltweiten Baisse in den Jahren 2000-02 befindet sich die WWB seit 2003 in einer Haussephase. In den letzten Monaten wurden stets neue Allzeithochs des WIG (Warszawski Indeks Giełdowy - Hauptindex) und des WIG20 (Index der 20 großen "Golden Shares") erreicht. Der erste befindet sich derzeit bei ca. 33.000 und der zweite bei 2.500 Punkten. Weitere Indizes der WWB sind der MIDWIG (mittelgroße AGs), WIRR (kleine AGs), TechWIG (technische AGs), WIG-PL (große und mittlere AGs mit Sitz in Polen), NIF (Investmentfonds) sowie die Branchenindizes WIG-Banken, WIG-Bau, WIG-IT, WIG-Medien, WIG-Lebensmittel und WIG-Telekommunikation.

Kultur

Hauptartikel: Kultur in Polen

 
Adam Mickiewicz einer der größten unter den polnischen „Dichterfürsten“

Die polnische Kultur ist sehr vielfältig und resultiert aus der wechselvollen Geschichte Polens. Im Mittelalter und der Neuzeit war die multikulturelle Adelsrepublik, ein Schmelztigel verschiedener Kulturen und Religionen, die alle ihren Einfluss auf das polnische Kulturerbe hatten und noch immer haben. Nach den Polnischen Teilungen versuchten polnische Künstler immer wieder den Kampf um die Unabhängigkeit Polens unter dem Schlagwort "Zur Hebung der Herzen" zu unterstützen.

Als Beispiele hierfür können die Gedichte und Epen von Adam Mickiewicz, die Prose eines der ersten Literaturnobelpreisträgers Henryk Sienkiewicz, die Historienmalerei von Jan Matejko oder die Mazurkas, Polkas, Krakowiaks und Polonaisen von Fryderyk Chopin genannt werden.

Heute ist die breit gefächerte Kultur Polens, ähnlich wie aller westlicher Staaten, von Globalisierungstendenzen und der "Amerikanisierung" betroffen, andererseits kann sie, gerade in der Kulturszene größerer Städte und auf dem Land eine eigene Identität erhalten. Besonders bedeutend ist der polnische Symbolismus und die polnische Plakatmalerei. Plakate polnischer Künstler mit ihren sehr spezifischen Eigenschaften sind auf der ganzen Welt bekannt. Auch der polnische Film mit hervorragenden Regisseuren, wie Roman Polanski, Andrzej Wajda, Krzysztof Kieslowski, Krzysztof Zanussi, Agnieszka Holland und Jerzy Hoffmann findet weltweit Anerkennung.

Literatur zur über 1000-jährigen Kunstgeschichte von Polen: Stefan Muthesius: Kunst in Polen / Polnische Kunst 966 - 1990. Eine Einführung, Königstein i. Ts. 1994 ISBN 3-7845-7610-9 (deutsch) und ISBN 3-7845-7611-7 (englisch: Art, Architecture and Design in Poland 966 - 1990)

Siehe auch: Polnische Literatur - Comic in Polen - Polnische Küche

Bräuche

 
Ikone des Hl. Nikolaus aus dem 15. Jh.

Nationale und regionale Bräuche werden vor allem auf dem Lande aufrecht erhalten. Sie sind vor allem mit den verschieden Religionen, v.a. der römisch-katholischen, verbunden und umfassen die Ikonenmalerei v.a. in Podlachien, Lublin und Karpatenvorland, Feste (z.B. weihnachtliche Sternsinger, Friedhofsfeiern an Allerheiligen, Frohnleichnahmsfest in Lowicz, Palmensonntag , Mysterienspiele in Kalwaria Zebrzydowska, kaschubische Bootsfest, Danziger Dominikanerjahrmarkt orthodoxes Jordanfest, in Drohiczyn, muslimisch-tatarisches Kurban Bajram in Bohoniki), Pilgerfahrten (u.a. jüdische Grabbesuche der chassidischen Mystiker Elimelech aus Lezajsk und Moses Remuh aus Krakau, orthodoxe Wallfahrt nach Garbarka, katholische Wallfahrten nach Tschenstochau, Heilige Linde, Stary Lichen, Kalwaria Zebrzydowska, Lagiewniki, Sankt Annaberg), Trachten (u.a. Krakauer, und Goralentrachten), Musik (jüdische Klezmer, Kammermusik, Mazurkas, Polonaisen, Krakowiaks, Polkas), Tanz (u.a. die Tanzensembles Mazowsze, Slask, Slowniki), Theater, Mundartdichtung der Goralen, Kaschuben, Schlesier, Schnitzerei mit religiösen (Jezus Frasobliwy) und weltlichen Motiven, Wegkappelen v.a. in den Beskiden und Masowien sowie religiöse Koronki und erotische Stickereien. Eine große Anzahl von lokalen Bräuchen und Riten steht in Zusammenhang mit den Jahreszeiten (z. B. die zu Wasserlassung der Wianki, die Versenkung der Mazenna, der Lajkonik etc.). Daneben gibt es viele traditionelle Bräuche der Lebensmittelherstellung, wie z.B. der Schafskäse Oscypek, die Krakauer Brezel Obwarzynek und Wurst

Architektur

 
Gotische Marienkirche in Danzig
 
Renaissance-Arkadenhof des Wawel in Krakau
 
Bürgerhäuser mit Polnischer Attika in Kazimierz Dolny
 
Barocker Wilanowpalast in Warschau
 
Klassizistisches Lazienki Schloss

Die ersten erhaltenen Architekturdenkmäler Polens sind Hügelgräber (pl. Kopiec) und kultische Steinzirkel. Die christliche Architektur kam als Vorromanik im 9. Jh. nach Polen. In diesem Stil wurden die Burgen und Kirchen der Polanen gebaut. In der Romanik wurden die ersten Kathedralen in Gnesen, Krakau, Breslau, Kolberg und Posen, Rotunden (z.B. Teschen, Krakau), Wehrkirchen (z.B.Strzelno) und Zisterienser-Klöster errichtet (z.B. Tyniec). Im Zeitalter der Gotik dominierte in Polen die Backsteingotik im Norden und eine gemischte Backstein-Kalksteingotik im Süden, insb. in Krakau. Der größte gotische Backsteinbau der Welt ist die Marienburg an der Nogat und die größte Backsteinkirche der Welt ist die Marienkirche in Danzig. Das goldene Zeitalter Polens war in begann in der Spätgotik und reichte über die Renaissance und den Manierismus bis in den Frühbarock. Aus dieser Zeit (ca. 1350-1650) stammen die bedeutendsten Bauwerke Polens, allen voran das königliche Wawelschloss in Krakau. Dieses wurde von den adeligen in ganz Polen hundertfach mehr oder weniger treu nachgebaut. Zu den bedeutendsten Renaissance Schlössern zähl(t)en Baranow Sandomierski, Krasiczyn, Lancut, Janowiec, Krzyszopor, Pieskowa Skala Sucha Beskidzka, Brzeg, Nowy Wisnicz, Ogrodzieniec. Das Zentrum der Renaissance war Südpolen, insbesondere Kleinpolen und die Gegenden um Lemberg. Gleichzeitig entwickelte sich am Übergang zwischen Spätgotik und Renaissance auch die bürgerliche Architektur in den Städten, die viele schöne Kirchen und Rathäuser sowie Gebäude anderer öffentlichen Einrichtungen, wie z.B. das Collegium Maius der Krakauer Universität, hervorbrachte. Vor allem in Krakau kann man die typisch polnische Renaissancearchitektur an der polnischen Attika erkennen. In dieser Zeit kamen bedeutende italienische Architekten und Künstler aus Italien (insbesondere Florenz) nach Polen, z.B. Bartolomeo Berrecci, Santi Gucci, Francesco Florentino, Bernardo Monti, Govanni Quadro, Mateo Gucci, die die italienische Renaissance den klimatischen Bedingungen Mitteleuropas anpassten und so einen eigenen polnischen Renaissancestil schufen, der jedoch mit seinen beliebten Arkaden der florentinischen Renaisscne am nähersten kam. Viele dieser Bauwerke haben die Zeit der schwedischen Kriege im 17. Jh. nur als Ruinen überdauert. In der Zeit des reifen Barocks trat die neue Hauptstadt Warschau als Mittelpunkt hervor. Der bedeutendste Architekt dieser Zeit war der aus den Niederlanden stammende Tylman van Gameren, der hunderte von Schlössern in ganz Polen projektierte. Große Paläste im Versailler Stil entstanden in Warschau (z.B. Königsschloss, Wilanów, Radziwill-Palast, Krasicki-Palast) sowie in und um Masowien (z.B. Bialystok, Pulawy, Rogalin, Kozlowka, Nieborow) sowie in Ostpolen. Der Spätbarok und der Rokoko sind von der sächsischen und stanislauschen Zeit geprägt. Damals entstanden in Warschau zahlreiche Kirchen (Wizytek Kirche, St. Anna Kirche, Heilig Kreuz Kirche) Gärten (Lazienki Park, Sächsischer Park, Kraskinski Park, Ujazdowski Park) und Paläste (z.B. Sächsischer Palast, Brühlscher Palast, Palast auf dem Wasser). In den letzten Jahren der Regentschaft des letzten polnischen Königs Stanislaus August Poniatowski begann die Epoche des Klassizismus. In diesem Stil wurde das damals größte Theatergebäude der Welt von Antoni Carozzi in Warschau errichtet. Dazu kamen die Gebäude der Warschauer Börse und der Polnischen Nationalbank. Im Lazienki Park entstanden viele Schlösser und Villen in diesem Stil. Die Zentren der polnischen Architektur des 19. Jh. waren Warschau und Lodsch, wo viele Bürgerhäuser und Schlösser im Stil des Historismus und später der Sezession errichtet wurden. Auch in Südpolen gibt es viele Baudenkmäler aus dieser Zeit, wie z.B. das neogotische Collegium Novum der Jagiellonen. Eine eigene Spielart der Sezession Junges Polen entwickelte sich in Krakau. Der Erste Weltkrieg brachte viele Zerstörungen in Südpolen. Viele öffentliche Gebäude wurden im Art Deco Stil wieder- bzw. Neugebaut. Hierzu zählt z.B. das neue Sejmgebäude oder die Nationalmuseen in Warschau und Krakau. Die bisher größte Zerstörung der polnischen Bausubstanz brachte der Zweite Weltkrieg. Warschau wurde systematisch zerstört, die Baudenkmäler in Ostpolen kamen an die Sowjetunion und alle größteren Städte Polens bis auf Krakau wurden durch Kriegshandlungen erheblich beschädigt. Der Wiederaufbau wurde mustergültig in der Nachkriegszeit wurde mustergültig aufgenommen - die polnischen Restauratoren gnießen Weltruhm - und ist aber auf absehbare zeit nicht abzuschließen. Die Altstadt, Neustadt von Warschau sowie das Weichselviertel Marienstadt wurde in den 70er Jahren und das Königsschloss in den 80er Jahren wiederaufgebaut. Einige Paläste sind in den 90er Jahren wiedererstanden. Demnächst soll mit dem Wiederaufbau der Sächsischen und Brühlschen Paläste und der Wiedererrichtung der Gärten des Königsschlosses begonnen werden. Die Bausubstanz des 19. Jh im Zentrum um die Marszalkowsa Straße, die Jerosolimer Alleen und die Heilig Kreuz Allen scheinen aber für immer verloren. An ihrer Stelle entstanden monumentale Gebäude im Stil des Socrealismus, allen voran der Kulturpalast, der Verfassung Platz und das Vorzeigeviertel MDM. In den 90er Jahren begann ein Bauboom von Wolkenkratzern, die von namhaften Architekten wie z.B. Forster, Libeskind projektiert wurden. Insbesondere die Johannes Paul II.-Alleen sind von moderner Architektur umgeben. Zur Zeit werden die Goldenen Terrasen fertigestellt, die die größte gewölbte Glaskuppel der Welt tragen.

Bildkunst

 
Veit Stoß, "Krakauer Hochaltar" (1488) Marienkriche in Krakau
 
Bernardo Bellotto genannt Canaletto, Warschau, von der Terrase des Königsschlosses aus betrachtet (Ausschnitt) (1773), Warschau, Muzeum Narodowe
 
Jan Matejko, Schlacht bei Tannenberg (1410), 1878, Warschau Muzeum Narodowe

Zur heidnischen Zeit schufen die westslawischen Künstler Steinfiguren von Światowit und anderen Gottheiten. Mit dem Übergang zum Christentum behielt die Kunst ihren rituellen Charakter. Zu den ersten bedeutenden und erhaltenen Kunstwerken gehören die monumentalen Bronzentüren der Kathedralen von Gnesen und Plotzk im Stil der Romanik. Die erst stellt die Lebensgeschichte des Heiligen Adalbert dar. Die zweite wurde später an die Stadt Nowogorod in Russland geschenkt. Daneben waren in den romanischen Kirchen Steinfiguren und Reliefs sehr beliebt. In der Gotik entwickelte sich die Holzschnitzerei, die Bronzegiesserei, die Bildhauerei und die Malerei. Bedeutende Künstler aus dem deutschen Raum, wie Veit Stoß, Hans Dürer, die Vischers kamen an den Hof der polnischen Könige auf dem Wawel in Krakau. Der Krakauer Hochaltar von Veit Stoß ist das größte gotische Schnitzwerk der Gotik. In Krakau selbst entwickelte sich in der Malerei und Schnitzrei um 1400 eine eigene Schule, die von einheimischen Künstlern vertreten wurde, wie z.B. dem Meiser der Dominikanerpassion. Zudem kamen orhtodoxe Künsler aus Ostpolen und brachten ihre Freskenmalerei mit, die noch heute in der Wawelkathedrale und in der Kappelle auf dem Lubliner Schloss bewundert werden kann. In der Renaissance kamen auch viele Künsler aus Florenz, Padua und Mailand (mit Bona Sforza) nach Polen. Sie gründeten ihre eigenen Schulen in Krakau. Auch polnische Renaissancekünsler wie Stanisław Samostrzelnik waren in Krakau aktiv. Hervorzuheben gilt es die Sigismund Kappelle an der Wawelkathedrale mit den Grabmälern der letzten Jagiellonen, die als formtreustes Beispiel der italienischen Renaissance außerhalb Italiens gilt. In der Zeit des Manierismus waren ebenfalls die italienischen Künstler in Polen führend, allen voran Paulo Romano der in Lemberg tätig war. Aber auch Danzig war ein Zentrum des wiederum niederländisch geprägten Manierismus. Auch der Barock kam aus Italien nach Polen. Hier ist insbesondere Giovanni Trevano hervorzuheben, der am Wawel und dem Königsschloss in Warschau wirkte. Als bedeutendster Maler des Barock in Polen gilt Karol Dankwart. In der sächsischen Zeit kamen viele Künstler aus Sachsen nach Polen, wie z.B. der Italiener Canaletto. In Ostpolen entwickelte sich zu dieser Zeit eine eingene Form des ukrainischen Barock und der Ikonenmalerei. Der wichtigste Vertreter des Klassizismus in Polen war Däne Bertel Thorwaldsen, der viele Denkmäler in Warschau und Krakau schuf. Die romantische Malerei entwickelte sich in Polen nach den Teilungen und behandlete meist politische oder mystische Themen. Im Zeitalter des Possitivismus dominierte die Historienmalerei, deren bekannteste Vertreter Juliusz Kossak, die Brüder Gierymski und Jan Matejko sein dürften. Seine Schüler Jozef Mehoffer und Stanisław Wyspiański entwickelten die sezessionistische Richtung Junges Polen. In der Zwischenkriegszeit entwickelten sich verschiedene Kunstrichtungen. Bekannte Vertreter dieser Epoche sind Bruno Schulz und Wojciech Weiß. Während des Zweiten Weltkriegs wurden von Hitlerdeutschland und der Sowjetunion sehr viele Kunstschätze aus den polnischen Museen geraubt. Viele von ihnen, wie z.B. der Jüngling von Rafaelo sind bis heute nicht wieder aufgetaucht. In der Volksrepublik war der Socrealismus vorherrschend. Gleichwohl entwickelten Künstler wie Tadeusz Kantor, Hasior oder Nikifor Krynicki eine Kunstrichtungen. Mittlerweile ist die Kunst wieder entpolitisiert.

Musik

Datei:ChopinDelacroix.jpg
Fryderyk Chopin
 
Arthur Rubinstein-Denkmal in Łódź
 
Krzysztof Penderecki

Der erste namentlich bekannte Musiker Polens ist der Dominikaner Wincenty aus Kielce, der in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts lebte und u.a. die Hymne "Gaude mater Polonia" schrieb. Dagegen ist der Autor des ältesten polnischen Liedes Bogurodzica unbekannt. Neben Hymnen zeichnete sich die mittelalerliche polnische Musik durch Tänze aus. Mikolaj aus Radom schrieb diese am Anfang des 15. Jahrhunderts auf. In der Renaissance kamen viele italienische Musiker an den polnischen Königshof. Gleichwohl ist Mikołaj Gomółka der bekanntest polnische Komponist des 16. Jahrhunderts. Er schrieb Kompositionen unter anderem zu den Gedichten von Jan Kochanowski "Melodie na Psałterz polski". Andere wichtige Renaissancekomponisten am polnischen Königshof waren Wacław z Szamotuł und Mikołaj Zieleński. 1628 wurde in Warschau die erste Oper außerhalb Italiens aufgeführt - Galatea. Die italienischen Opernkomponisten Luca Marenzio, Giovanni Francesco Anerio, and Marco Scacchi waren zur Barockzeit in Warschau tätig. Während der relativ kurzen Regentschaft von Ladislaus IV. Von 1634 bis 1648 wurden in Warschau mehr als zehn Opern aufgeführt, womit Warschau zu dieser Zeit zum wichtigsten Opernzentrum außerhalb Italiens wurde. Die erste Opernkomponistin der Welt Francesca Caccini schrieb ihre erste Oper La liberazione di Ruggiero dall'isola d’Alcina für den polnischen König, als dieser noch ein Prinz war. Die polnischen Barockkomponisten komponierten vor allem Kirchenmusik, allen voran ihr bekanntester Schöpfer Adam Jarzębski. Zu dieser zeit entstand auch die Polonaise als Tanz an polnischen Höfen, während die bäuerliche Gesellschaft regional unterschiedliche Tänze entwickelte Mazurkas, Krakowiaks Chodzony und Polkas (Polkas entwickelten sich auch in Tschechien). Die wichtigsten Polonaiskomponisten im 18. Jahrhundert waren Michał Kleofas Ogiński, Karol Kurpiński, Juliusz Zarębski, Henryk Wieniawski, Mieczysław Karłowicz und Józef Elsner. Gleichwohl sollte erst Fryderyk Chopin in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert diese Musikart zur Vollendung bringen. Er gilt als einer der größten polnischen Komponisten. Im 19. Jahrhundert entwickelte Stanisław Moniuszko die moderne polnische Oper, deren berühmtestes Werk Halka ist. Oskar Kolberg begann zu dieser Zeit die polnische Folkloremusik zu sammeln und niederzuschreiben. Seinen Werken verdanken die Folkloreensambles Mazowsze, Słowianki und Śląsk ihr Entstehen. Karol Szymanowski, der sich in Zakopane niederließ, entdeckte die traditionelle Musik der Goralen in Podhale, die er im 19 Jh. weiter entwickelte. Berühmte Komponisten der Zwischenkriegszeit waren Arthur Rubinstein, Jan Paderewski, Grażyna Bacewicz, Zygmunt Mycielski, Michał Spisak and Tadeusz Szeligowski. Die zeitgenössische polnische Musik wird von Stanislaw Skrowaczewski,Roman Palester, Andrzej Panufnik, Tadeusz Baird, Boguslaw Schaeffer, Włodzimierz Kotoński, Witold Szalonek, Krzysztof Penderecki, Witold Lutosławski, Wojciech Kilar, Kazimierz Serocki, Henryk Mikołaj Górecki, Krzysztof Meyer, Paweł Szymański, Krzesimir Dębski, Hanna Kulenty, Eugeniusz Knapik und Jan A. P. Kaczmarek repräsentiert.

Literatur

 
Jan Długosz
 
Jan Sobieski
 
Ignacy Krasicki
 
Adam Mickiewicz Denkmal in Warschau
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Henryk Sienkiewicz Nobelpreis für Literatur 1905
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Krzysztof Kamil Baczyński

Das erste polnische Schriftstück ist das Dagome Iudex aus dem Jahr 991. Wie fast alle polnischen Werke des Mittelalters ist es in Latein geschrieben. Zu diesen gehören vor allem die Chroniken von Gallus Anonymus, Wincenty Kadłubek, Janko z Czarnkowa, Jan Długosz und Jan Łaski sowie die Heilig Kreuz Jahrbücher als auch die Adelsprivilegien (siehe oben Verfassungsgeschichte) und religiöse Texte der Heilig Kreuz Predigten (die ältesten Schriftstücke auf Polnisch), die Königin Zofias Bibel (erste Bibelübersetzung ins Polnische), der Puławy Psalter, der Davids Psalter, die erste polnische "Nationalhymne" Bogurodzica sowie diverse Gebete und Heiligengeschichten. 1488 wurde die welterste Dichterbruderschaft Nadwiślańskie Bractwo Literackie von dem Deutschen Conrad Celtis und dem Italiener Kallimachus an der Universität in Krakau gegründet, wo sich bereits die erste polnische Druckerei befand. Die polnische Sprache setzte sich in der Renaissance durch, obwohl viele Authoren auch noch in Latein oder beiden Sprachen veröffentlichten. Der erste nur polnischschreibende Dichter war Mikołaj Rej, der als Vater der polnischen Sprache gilt. Der größte polnische Renaissancedichter war jedoch Jan Kochanowski, der mit dem ersten polnischen Drama "Die Abfertigung der griechischen Gesandten" und zahlreichen Gedichten Weltruhm erlangte. Gleichzeitig galt Klemens Janicki als talentiertester lateinischschreibender Poet der Renaissance in Europa. Andere wichtige Renaissanceschriftsteller waren Andrzej Frycz Modrzewski, Szymon Szymonowic, Łukasz Górnicki, Piotr Skarga, Andrzej Krzycki, Mikołaj Hussowski Hussowczyk, Biernat aus Lublin, Mikołaj Sęp-Szarzyński und Jan Dantyszek. Der polnische Barock ist aufgrund der vielen vernichtenden Kriege dem Moto memento mori treu und bringt im Gegensatz zum Harmoniebestreben der polnischen Renaissance die Unruhe der damaligen Zeit zum Ausdruck. Hervorzuheben sind hier die Liebesbriefe des Dichterkönigs Jan Sobieski sowie die Kriegsmemoiren von Jan Chryzostom Pasek. Weitere wichtige Vertreter dieser Epoche waren Wacław Potocki, Jan Andrzej Morsztyn, Daniel Naborowski, Krzysztof Zawisza und Benedikt Chmielowski. Die Aufklärung brachte vor allem die politischen Literaten die mit den Reformen Stanislaus August Poniatowskis verbunden waren. Viele engagierten sich für die Verfassung vom 3. Mai 1791. Insbesondere Ignacy Krasicki, Adam Naruszewicz, Wojciech Bogusławski, Franciszek Bohomolec, Franciszek Salezy Jezierski, Franciszek Karpiński, Franciszek Dionizy Kniaźnin, Hugo Kołłątaj, Stanisław Konarski, Julian Ursyn Niemcewicz, Stanisław Staszic, Stanisław Trembecki und Franciszek Zabłocki sind hier zu nennen. Nach der letzten Teilung Polens entstanden zwei gegensätzlich poetische Richtungen, die Klassik und der Romantismus. Das Jahr 1822, als Adam Mickiewicz seinen ersten Gedichtband herausbrachte gilt als endgültiger Sieg der zweiteren. Die polnische Romanitik, die in der Zeit zwischen dem Novemberaufstand 1830 und Januaraufstand 1863 ihren Zenit erreichte, hat sehr viele hervorragende Poeten hervorgebracht. Neben Mickiewicz allen voran Juliusz Słowacki, Zygmunt Krasiński undCyprian Kamil Norwid. Nicht unerwähnt bleiben dürfen aber auch Stanisław Bogusławski, Adam Jerzy Czartoryski, Aleksander Fredro, Klementyna Hoffmanowa, Józef Ignacy Kraszewski, Wincenty Pol, Henryk Rzewuski und Kornel Ujejski. Viele Literaturkritiker sehen in der polnischen Romantik die Epoche, die den polnischen Nationalgeist am meisten beeinflusst hat und am meisten auf die anderen Richtungen einwirkte. Nach der Ernüchterung der Niederlage von 1864 kam die Zeit des Positivismus, die sich von der Dichtung zur Prosa wandte, insbesondere dem realistischen Roman. Ihre wichtigsten Vertreter waren Eliza Orzeszkowa, Bolesław Prus, Maria Konopnicka, Adolf Dygasiński, Wiktor Gomulicki, Maria Rodziewiczówna, Henryk Sienkiewicz, Gabriela Zapolska, Stefan Żeromski und Adam Asnyk. Als neoromantische Reaktion entwickelte sich ab 1890 das Junge Polen, deren wichtigste Dichter Tadeusz Boy-Żeleński, Jan Kasprowicz, Kazimierz Przerwa-Tetmajer, Mieczysława Przybylska-Łuczyńska, Stanisław Przybyszewski, Władysław Stanisław Reymont, Leopold Staff und das Allroundgenie Stanisław Wyspiański. Das Junge Polen zeichnete sich durch eine dem Symbolismus folgende Mystifizierung der Wirklichkeit aus. Das wichtigste Werk ist Wispianskis "Hochzeit". In der Zwischenkriegszeit hatte Polen eine Reihe von hervorragenden Literaten, die in verschiedenen Richtungen experimentierten und verscheidene Dichtervereinigungen (Salamander, Grüner Balon, etc.) bildeten. Zu diesen gehörten Jan Brzechwa, Zofia Charszewska, Józef Czechowicz, Bruno Jasieński, Jarosław Iwaszkiewicz, Maria Kuncewiczowa, Bolesław Leśmian, Kornel Makuszyński, Czesław Miłosz, Stanisław Młodożeniec,Zofia Nałkowska, Maria Pawlikowska-Jasnorzewska,Bruno Schulz, Andrzej Strug,Julian Tuwim, Stanisław Ignacy Witkiewicz und Aleksander Wat. Während des Zweiten Weltkriegs schuff die junge Generation der sogenannten Kolumbuse Krzysztof Kamil Baczyński, Tadeusz Borowski und Tadeusz Gajcy, die alle sehr jung starben und diese Vorahnung in ihren Gedichten thematisierten. Die polnische Nachkriegsliteratur ist sehr mannigfalltig. Sie reicht vom Socrealismus (Jerzy Andrzejewski) bis zur Sience Fiction (Stanislaus Lem). Zunächst war Hauptthema die Verarbeitung des Zweiten Weltkriegs, später wandten sich die Kulturschaffenden der neuen Wirklichkeit zu. Viermal erhielten bis jetzt polnische Schriftsteller den Literaturnobelpreis: 1905, 1924, 1980 und 1996. Wichtige Vertreter der Nachkriegsliteratur sind Karol Wojtyła (Johannes Paul II.), Witold Gombrowicz, Sławomir Mrożek, Józef Baran, Miron Białoszewski, Kazimierz Brandys, Ernest Bryll, Zbigniew Herbert, Marek Hłasko, Paweł Huelle, Ewa Lipska, Jan Parandowski, Janusz Pasierb, Jerzy Pilch, Julian Przyboś, Tadeusz Różewicz, Andrzej Szczypiorski, Wisława Szymborska, Władysław Terlecki, Jan Twardowski, Ryszard Kapuściński, Stefan Chwin, Leszek Kołakowski, Andrzej Stasiuk, Olga Tokarczuk und Dorota Masłowska. Daneben schufen polnische Literaten auch in anderen Sprachen. So wurde z.B. Jurek Becker in Deutschland, Joseph Conrad in Großbritannien und Guillaume Appolinaire in Frankreich berühmt.

Wissenschaft

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Jagiellonen Universität
 
Nikolaus Kopernikus
 
Johannes Hevelius
 
Marie Curie-Sklodowska

Bereits mit der Gründung der Bistümer im Jahre 1000 wurden nach und nach Kirchenschulen an den Bischofssitzen eröffnet. Mit den Zisterienser Orden kam auch die abendländische Wissenschaft nach Polen. Bereits 1364 gründete Kasimir der Große die Krakauer Universität, die die zweitälteste alma mater in Mitteleuropa war. Sie war die erste Universität die eine eigenständige Professur für Mathematik und Astronomie hatte. Ihr Rektor Paweł Włodkowic - einer der wichtigsten Völkerrechter jehner Zeit - stellte auf dem Konzil von Konstanz 1415 die These auf, dass heidnische Völker ein Recht auf einen eigenen Staat hätten und nicht mit dem Schwert christinisiert werden dürften. Dass er nicht das Schicksal von seinem Prager Amtskollegen Jan Hus teilen musste, verdankte er der zahlreichen polnischen Ritterschaft, die beim Konzil anwesend war. Die polnische Wissenschaft erreichte in der Zeit des Humanismus ihre Blütezeit. Einer der Krakauer Absolventen war der größte polnische Astronom, Ökonom, Theologe, Jurist und Mediziner Nikolaus Kopernikus, der das heliozentrische Weltbild erschuf. Wichtige Astronome und Mathematiker jehner Zeit waren auch Marcin Król, Marcin Bylica, Marcin Biem, Jan z Głogowa und Wojciech z Brudzewa. In der (Al)Chemie und Medizin waren damals Adam aus Bochenia und Maciej Miechowita führend. Der Astronom Jan Hevelius studierte ebenfalls in Krakau. Neue Universitäten wurden in Zamosc, Rakow, Vilnius, Posen und Lemberg gegründet, zudem kamen die zahlreichen Schulen der Jesuiten. Nach den Kriegen des 17. Jh. verfiel die polnische Wissenschaft jedoch zusehends und erreichter in der sächsischen Zeit ihren Tiefpunkt. Eine Ausnahme bildete das 1740 von den Piaristen in Warschau gegründete Collegium Nobilium. Mit dem Amtsantritt Stanislaus August Poniatowskis begann in der Aufklärung die Neuorganisation der polnischen Universitäten durch Hugo Kollataj im Rahmen der Kommission für nationale Bildung, dem ersten "Bildungsministerium" der Welt. Als einer der wichtigsten Wissenschaftler und Industrieller dieser Zeit gilt Stanislaus Staszic, der um die Jahrhundertwende 1800 in Warschau die Polnische Akademie der Wissenschaft (PAN) gründete. 1817 wurde die Warschauer Universität gegründet. Auf dieser Grundlage konnte sich die polnische Wissenschaft im 19. Jh. entwickeln. Um 1850 entdeckte Ignacy Łukasiewicz eine Methode zur Destilation von Erdöl und schuf damit die Ölindustrie, die ihren Ausgangspunkt in Galizien nahm, wo heute noch die ältesten Ölfördertürme der Welt stehen. Napoleon Cybulski und Władysław Szymonowicz schufen die moderne Endinokronologie. Zygmunt Wróblewski und Karol Olszewski gelang es Sauerstoff und Nitrogen zu verflüssigen. Stefan Banach und Hugo Steinhaus begründeten die Funktionalanalyse in der Mathematik. Der Arzt Kazimierz Funk entdeckte die Vitamine. Marie Curie-Sklodowska entwicklte die Radiologie und entdeckte u.a. das Polonium und das Radium und war die erste Frau die einen Nobelpreis erhielt und gleichzeitig der erste Mensch dem zwei zuerkannt wurden (Physik) und (Chemie). Eugeniusz Kwiatkowski entwickelte die polnischen Wirtschaftswissenschaften, die er nach der Unabhängigkeit Polens als Wirtschaftsminister in die Praxis umsetzten konnte. In der Zweiten Republik wurde die polnische Sprache an den polnischen Universitäten wiedereingeführt und die Lehre und Wissenschaft florierten. Einer der größten polnischen Juristen Roman Berrier de Langechamps vereinheitlichte das polnische Zivilrechtssystem, dass 1918 noch aus fünf Rechtsordnungen besstand. Sein Schuldrechtgesetzbuch gilt als eines der besten. Der Zweite Weltkrieg war ein Desaster für die polnischen Wissenschaftler, denn die Nationalsozialsiten wollten die polnischen Kulturschaffenden vernichten. Bereits in den ersten Kriegswochen wurden hunderte polnischer Professoren ermordet oder in Konzentrationslager deportiert. Insoweit erlagte die Sonderaktion Krakau traurige Berühmtheit. Im Weltkrieg wurden auch die polnischen Universiätsbibliotheken ausgeraubt und ihre Bestände zielgerichtet vernichtet, so dass 1945 ein völliger Neuanfang bevorstand. Zudem flohen viele der überlebenden Wissenschafler vor den Kommunisten ins westliche Ausland und die überlebenden polnischen Juden emigrierten nach Israel. Die polnische Wissenschaft erholte sich nur langsam. Doch konnten die polnischen Restaurateure schon bald wieder Weltruhm genießen. Den anderen Wissenschaften fehlte jedoch der Austausch mit den bereits führenden amerikanischen Universitäten. Dies änderte sich erst nach 1989. Mittlerweile verzeichnet die polnische Wissenschaft wieder Erfolge, wie z.B. die Entdeckung des "Blauen Lasers" in der praktischen Medizin.

Freizeit und Sport

 
Dunajec-Durchbruch in Südpolen

Aufgrund der vielen Seen und der langen sandigen Meeresküste sind Wassersportarten, wie Segeln (v.a. Große Masurische Seen), Surfen (v.a. Hela), Tauchen (v.a. Danziger Bucht), Kajak (v.a. auf den Flüssen Krutynia, Czarna Hancza, Drawa), Schwimmen und Angeln in Polen sehr beliebt. Die Polen nutzen die vielen Wälder auch gerne zum Pilzesammeln. In den Bergen wird viel gewandert und alpin Ski und Snowboard gefahren (v.a. Hohe Tatra Beskiden, Riesengebirge). Rafting ist auf dem Gebirgsflüßen, vor allem dem Dunajec im Pieniny-Durchbruch, sehr beliebt. Auch Segel- und Balonfliegen ist in den Beskiden populär. Skispringen (v.a. Zakopane, Wisla) erfreut sich in Polen einer großen Beliebtheit. Langlauf und Hundeschlittenfahren bzw. Eissegeln wird in den Waldkarpaten und Masuren praktiziert. Gleichwohl stehen beim polnischen Sportfan Fußball, Vollyball und Schwimmen am höchsten im Kurs. Das Schachspiel hat in Polen eine lange Tradition. Polen bemüht sich zusammen mit der Ukraine um die Ausrichtung der Fußball-Europameisterschaft 2012.

Medien

Neben den drei öffentlich-rechtlichen Fernsehprogrammen von Telewizja Polska (TVP) gibt es TVN und Polsat. Die öffentlich-rechtliche polnische Hörfunkanstalt Polskie Radio hat durch die Programme Radiozet und RMF Konkurrenz bekommen. Ein katholischer Sender ist Trwam, der zu Radio Maryja gehört. Überregionale Tageszeitungen sind die Gazeta Wyborcza und die Rzeczpospolita. Wöchentliche Magazine sind Wprost und Polityka. Die wichtigsten Internetportale sind Onet, Interia und Wirtualna Polska. Eine Polnische Presseagentur ist die PAP. Für englischsprachige Ausländer errscheinen die Warsawvoice und das Warsaw Business Journal. Dagegen ist die deutschsprachige Polenrundschau noch nicht sehr weit verbreitet.

Deutsch-Polnische Beziehungen

 
Hambacher Fest von 1832, Polen und Deutsche vereint im Kampf für Frieden, Freiheit und nationale Einigkeit

Die deutsch-polnischen Beziehungen reichen bis ins 10. Jh. zurück und waren in der Geschichte sehr wechselhaft. Im Mittelalter - insbesondere nach der Entvölkerung weiter Teile Polens im Tatarensturm 1241 - waren sie insbesondere durch die Einladung polnischer Herrscher an deutsche Bauern, Handwerker, Kaufleute, Künstler und Ordensleute in Polen zu siedeln, gekennzeichnet. Neben der friedlichen Ostsiedlung spielte sich aber auch eine auf Eroberung polnischer Gebiete gerichtete Politik einzelner "deutscher" Staaten ab. Am bekanntesten ist der Konflikt zwischen dem Deutschen Orden und Polen um Pommerellen, der allerdings in erster Linie ein Konflikt zwischen den jeweiligen "Machthabern" war. In den Armeen des Deutschen Ordens kämpften auch polnische und litauische Söldner. Die Magistrate vieler damals mehrheitlich deutschsprachiger Städte - u. a. Graudenz und Thorn - unterstützten den polnischen König im Kampf gegen den "Deutschen Orden". Unbeachtet dynastischer Territorialkonflikte waren "deutsch-polnische Beziehungen" (Nationalstaaten im heutigen Sinne kannte das Mittelalter nicht) "nicht schlecht". Polen und Deutsche lebten in Städten und Dörfern friedlich miteinander. Polen-Litauen war die einzige europäische Großmacht, die nicht in die deutschen Religionskriege - insbesondere den Dreißigjährigen Krieg - eingriff. Das polnische Lehen Preußen erhielt sogar von König Sigismund I. (Polen) die Erlaubnis als erster Staat auf der Welt 1526 zum Protestantismus überzutreten. Die Hohenzollern, Habsburger und Wittelsbacher waren mit den polnischen Jagiellonen durch Eheschlüsse verbunden. Mit der polnisch-sächsischen Personalnion 1696-1764 unter den Wettinern kamen viele Sachsen nach Warschau und Bamberger nach Posen. Mit den von Friedrich II von Preußen innitierten Polnischen Teilungen und den napoleonischen Kriegen verschlechterte sich das Verhältnis zwischen Brandenburg-Preußen und Polen. Gleichwohl verband viele deutsche und polnische Intellektuelle eine innige Freundschaft, z.B. die zwischen Johann Wolfgang von Goethe und Adam Mickiewicz, sowie zwischen letzterem und Heinrich Heine. Auch viele, vor allem süddeutsche, Liberale unterstützten im Vormärz den Freiheitskampf der Polen. Der Höhepunkt dieser Freundschaft war das Hambacher Fest 1832. Im Völkerfrühling 1848 kämpften polnische und deutsche Liberale gegen die metternichsche Restauration. Der Berliner Prozess gegen die "polnischen Verschwörer" war Mitauslöser der Märzereignisse in der preußischen hauptstadt. Der Hauptangeklagte, Ludwik Mieroslawski, befehligte 1848 den Posener Aufstand und leitete 1849 die Verteidigung der letzten Festung der Märzrevolution Rastatt in Baden. Mit der von Bismarck eingeleiteten und von dem deutschen Ostverein kontinuierte Politik des Kulturkampfes und der Germanisierung polnischer Gebiete wurde die deutsche Polenpolitik jedoch agressiver. Die polnische Sprache wurde verboten und Polen von ihrem Land verwiesen. Nach dem Ersten Weltkrieg kam es zwischen Deutschland und Polen zu mehreren Grenzstreitigkeiten in Oberschlesien, Ostpreußen, Westpreußen und Danzig. Die polnische Regierung verfolgte gegenüber den deutschen Bevölkerungsteilen in den an Polen abgetreteten Gebieten eine restriktive Politik: 1925 wurde ein Großteil des deutschen Grundbesitzes enteignet, Polen wurde bei Landverkäufen durch Deutsche ein Vorkaufsrecht gewährt. Deutschsprachigen Gewerbetreibenden wurde z. T. die Gewerbekonzession entzogen. Etwa 1 Million deutschsprachiger Staatsbürger emigrierten, vor allem aus den größeren Städten. Die deutsche Außenpolitik der Zwischenkriegszeit war in der Weimarer Republik auf Grenzänderungen gerichtet (Rapallo 1922). Hitler strebte die Zerschlagung Polens an (Hitler-Stalin-Pakt). Den Tiefpunkt der deutsch-polnischen Beziehungen machte der Zweite Weltkrieg und die Vernichtungspolitik der deutschen Nazionalsozialisten aus. Die mit der von den Allieerten beschlossenen Westverschiebung Polens einhergehende Vertreibung der meisten Deutschen aus Schlesien, Pommern, Danzig und dem südlichen Ostpreußen verhärtete die Fronten im Kalten Krieg. Mit der Annäherung der deutschen und polnischen Kirchen und dem deutsch-polnischen Vertrag von 1970 begann sich diese Verhärtung zumindest bei einigen Teilen der Gesellschaften in der BRD und Polen zu lösen. Nach 1989 entwickelten sich die deutsch-polnischen Beziehungen zunächst sehr positiv. Derzeit werden sie jedoch aufgrund des von Erika Steinbach geforderten Zentrums gegen Vertreibungen und der Entschädigungsansprüche der Preußischen Treuhand überschattet. Der neue polnische Staatspräsident Lech Kaczyński wurde in Teilen der deutschen Presse kritisiert, er habe im Wahlkampf 2005 deutschfeindliche Ressentiments geschürt.

Deutsch-Polnisches Jahr

Am 30. April 2005 haben Bundespräsident Horst Köhler und sein polnischer Kollege Aleksander Kwaśniewski offiziell das Deutsch-Polnische Jahr eröffnet. In dessen Rahmen sollen bis zum Frühjahr 2006 mehr als 1.000 Veranstaltungen in beiden Ländern stattfinden, darunter Ausstellungen, Konzerte, Theater- und Filmaufführungen sowie wissenschaftliche Tagungen. Einen besonderen Stellenwert sollen dabei Begegnungen von Jugendlichen aus beiden Ländern haben. Auch die Buchmesse Warschau, ein wichtiges Drehkreuz für Buchvermittlung aus westlichen in östliche Länder, hat 2006 Deutschland als Gastland auf 300 zusätzlichen Quadratmetern (18. - 21. Mai). Polen liegt als Abnehmer deutscher Lizenzen auf Platz drei.

Österreichisch-Polnische Beziehungen

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Jan Sobieski in der Schlacht am Kahlenberg

Die polnisch-österreichischen Kontakte haben ihren Ursprung in den guten Beziehungen der Dynastien der Jagiellonen und Habsburger, die durch mehrere Eheschlüsse im 15. und 16. Jh. untermauert wurden. Schießlich erbten die Habsburger von den Jagiellonen 1526 Böhmen und Ungarn. Seit dieser Zeit hatten die Habsburger Lande eine gemeinsame Grenze mit Polen in Schlesien sowie den Beskiden und Karpaten. Aus diesen dynstischen Verbindungen leitete Maximilian I. seinen Anspruch auf den polnischen Thron nach dem Tod des letzten polnischen Jagiellonen Sigismund II. August 1572. Diesen konnte er jedoch nicht durchsetzen, nachdem er vom Hetmanen Jan Zamoyski 1576 besiegt und in Gefangenschaft genommen wurde. Beide Staaten verband auch die jeweils relativ erfolgreiche Gegenreformation. Obwohl polnische Truppen auf der Seite der Habsburger in der Schlacht am Weißen Berg 1619 teilnahmen, blieben die polnischen Könige Sigismund III. Wasa und Wladislaus IV. Wasa im Dreißigjährigen Krieg neutral. 1683 rette der polnische König Jan Sobieski Wien in der Schlacht am Kahlenberg vor den osmanischen Truppen Kara Mustafas. Die Beziehungen verschlechterten sich 1772 mit der Ersten Polnischen Teilung, in der Maria Theresia Galizien und Lodomerien besetzen ließ. Gleichwohl hat sie bekundet, dass die Teilung als Unrecht ansehe, das noch großes Unheil bringen würde. Auch an der Dritten Polnischen Teilung beteiligten sich die Habsburger. Nach dem Wiener Kongress 1815 behielt Österreich Galizien und Lodomerien und erhielt 1846 die Republik Krakau. Nach 1867 bekam dieses Gebiet eine gewisse Autonomie mit einem eigenen Parlament in Lemberg. Auch die polnische Sprache wurde an den Universitäten und den Ämtern wieder eingeführt, nachdem sie 1850 dort verboten wurde. Polnische Politiker, Künstler und Gelehrte machten oft Karriere in Wien bis hin zum Parlamentspräsideten. Insgesamt stellten die Polen mit über 10 % die viergrößte Bevölkerungsgruppe Österreich-Ungarns. Die kulturellen Beziehungen zwischen Südpolen und Österreich sind bis auf den heutigen Tag von dieser Zeit gprägt. Während des Ersten Weltkriegs kämpften viele Polen auf seiten der K und K Monarchie und Russland gegeneinader in Galizien und den Karpaten. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Beziehungen der Volksrepublik Polens zu dem neutralen Österreich besser, als zu allen anderen Staaten des Westens. Auch heute sind die österreichisch-polnischen Beziehungen enger als zwischen Polen und anderen EU-Staaten, trotz Differenzen über die Freizügigkeit polnischer Arbeitnehmer im Rahmen der EU-Erweiterung 2004.

Schweizerisch-Polnische Beziehungen

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Zur Zeit Stanisław August Poniatowskis waren besonders viele Schweizer am Warschauer Hof

Im Mittelalter und der frühen Neuzeit bestanden die schweizerisch-polnischen Kontakte vor allem in dem Wissenschaftlichen Austausch, der durch das Studium von schweizer Oberschicht an der Krakauer Akademie (vor allem Mathematik und Astronomie) und polnischer Magnaten an der Baseler Universität (vor allem humanistische Fachbereiche) begann. Schweizer Künstler, Baumeister, Ärzte und Soldaten wurden von den polnischen Königen und Stadträten angeworben. So errichtete z.B. Bernardo Quadro aus Lugano das Rathaus von Posen. Die schweizer Reformatoren standen in regem Briefkontakt zu den polnischen Humanisten, vor allem Jan Laski und König Sigismund II. August, die offene Ohren für die Ideen der Reformation hatten. Der letzte polnische König Stanisław August Poniatowski beschäftigte besonders viel schweizer Ärzte und Architekten an seinem Hof. Nach den Polnischen Teilungen und insbesondere nach dem Novemberaufstand 1830 emigrierte ein großer Teil der polnischen Intelligenz in die Schweiz. Tadeusz Kościuszko verbrachte seinen Lebensabend in Solothurn und Graf Plater in Rapperswill, wo er auf dem Schloss das Schweizer Polenmuseum gründete, das bis heute besteht und das lange zeit von Stefan Zeromski geleitet wurde. Die großen Romantiker Adam Mickiewicz und Juliusz Slowacki preisten die Landschaft der Schweiz in ihren Gedichten, ersterer war auch Professor in Genf. Die bedeutendsten polnischen Politiker der Zweiten Republik kamen aus dem Schweizer Exil, wie z.B. Jozef Pilsudski (Zürich), Jan Paderewski (Morges), Gabriel Narutowicz (Zürich) etc.. Viele von ihnen gehörten der Front Morges an, die sich mit der Unterstützung vieler Schweizer für die polnische Unabhängigkeit einsetzte. Der Nobelpreisträger Henryk Sienkiewicz gründete in der Schweiz eine charitative Organisation, die sich polnischer Verwundeter im Ersten Weltkrieg annahm. Auch während des Zweiten Weltkrieg gelang vielen Polen die Flucht in die Schweiz. Eines ganzes Regiment ließ sich in der Schweiz internieren und half danach bei dem Ausbau vieler schweizer Großprojekte mit. Auch während des Kalten Krieges emigrierten viele Polen in die Schweiz, wo sie zumeist sehr freundlich aufgenommen wurden. In einem Referndeum im Jahre 2005 entschlossen sich die Schweizer ihren Arbeitsmarkt für Arbeitnehmer aus Polen zu öffnen.

Tourismus

 
Schwarzer See in der Hohen Tatra bei Zakopane

Hauptartikel: Tourismus in Polen

Der Tourimsus in Polen befindet sich im Aufschwung, was zum einen Teil an der Öffnung des polnischen Luftraums für Low-Cost-Airlines und dem allmählichen Ausbau des Autobahnnetzes sowie zum anderen an einer Wiederentdeckung Polens durch Touristen aus aller Welt liegt. Auch die im Europavergleich niedrigen Preise in Polen dürften eine wichtige Rolle spielen. Für Touristen sind einerseits die Städte, andererseits die unberührte Natur sehr attraktiv. Die schönste Stadt Polens dürfte die ehemalige Königsstadt Krakau sein, die 2005 von bisher ca. 12 Mio. Touristen besucht wurde. Das Kulturangebot in den polnischen Metropolen ist abwechslungsreich und auch für den weniger betuchten Besucher erschwinglich. Die Kneipenkultur und das Nachtleben sind insbesondere in den großen Studentenstädten Krakau, Warschau, Breslau und Posen sehr attraktiv für junge Gäste. Insgesamt gibt es 13 Weltkulturstätten der UNESCO in Polen. Viele Städte, die im Zweiten Weltkreig zerstört wurden, bauten die polnischen Restauratoren mustergültig wieder auf. Hierzu zählen neben zahlreichen anderen vor allem Warschau, Posen, Breslau und Danzig. Erholungsgebiete und Kurorte finden sich im Süden und Norden Polens, in Ermland-Masuren, Westpommern, Pommern, Kujawien-Pommern, Kleinpolen, dem Karpatenvorland und Niederschlesien. Wassersport kann man an der Ostsee, den Seenplatten und einigen Gebirgsflüssen, v.a. Dunajec, San, Poprad, Bobr und ihren Stauseen betreiben. Die Bergregionen Tatry, Beskiden, Krakau-Tschenstochauer Jura, Heiligkreuzgebirge, Sudeten mit dem Riesengebirge an erster Stelle laden zu Ski- und Wanderferien ein. Als Wintersporthauptstadt Polen gilt Zakopane. Viele attraktive Naturschätze werden in 23 Nationalparks geschützt.

 

Weitere Themen

Literatur


Bundeszentrale für politische Bildung

  Mehr Informationen zum Thema Polen finden sie auch im Portal:Polen

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