Oktave
Vorlage:MusikalischeIntervalle Als Oktave (seltener: „Oktav“, v. lat. octavus: „der achte“) bezeichnet man in der Musik ein Intervall bei dem die Frequenzen zweier Töne im Verhältnis 1:2 stehen. In der Musiktheorie ist die Oktave außerdem ein Intervall, welches acht Tonstufen einer „normalen“ (heptatonischen) Tonleiter umspannt (z. B. c–c’). Im engeren Sinne versteht man unter der Oktave auch den achten Ton einer Tonleiter.
Um eine (reine) Oktave zu erhalten, geht man von einem festen Ton aus und verdoppelt (oder halbiert) dessen Frequenz. Das Ergebnis sind zwei sehr ähnlich klingende, fast einem Einklang gleichkommende Töne. Die Oktave ist damit das konsonanteste Intervall nach der Prime.
Die Oktave ist in fast allen Musikarten der Welt ein Grundintervall, da sie in der Regel das Grundgerüst für Tonleitern bildet. Üblicherweise erstrecken sich Tonleitern über einen Oktavraum und wiederholen sich dann im Oktavabstand (so etwa im abendländischen Musiksystem).
Varianten
Die Oktave kann in drei Varianten auftreten:
- die reine Oktave (a) umfasst in gleichstufig-temperierter Stimmung zwölf Halbtonschritte.
Als Sonderfälle kommen
- die verminderte Oktave (b) und
- die übermäßige Oktave (c)
mit elf bzw. dreizehn Halbtonschritten hinzu, deren Frequenzverhältnis allerdings nicht mehr der eigentlichen Oktave entspricht und deren Behandlung als Oktave nicht unter akustischen, sondern unter funktionsharmonischen Gesichtspunkten zu verstehen ist.
Untergliederung des Tonraumes in Oktavräume
Das abendländische Tonsystem ist in Oktavräume (Oktavstreifen) eingeteilt, die jeweils vom Ton c bis zum nächsthöheren Ton h reichen. Zur eindeutigen Benennung von Tönen aus unterschiedlichen Oktavräumen besitzt jeder Oktavraum eine eigene Bezeichnung und eine eigene Notation. So werden in der Kurzform die Töne der tieferen Oktaven mit Großbuchstaben, die der höheren mit Kleinbuchstaben notiert (siehe Abb.); für jede höhere oder tiefere Oktave wird außerdem ein Strich hinzugesetzt. Alternativ können die Tonbuchstaben beziffert (c′ = c1) oder, in den tiefen Oktaven, auch verdoppelt werden (‚C = C1 = CC). In der gesprochenen Form wird dem Tonnamen die Bezeichnung der Oktave vorangestellt (z.B. „großes d“ für D, „eingestrichenes g“ für g′). Die einzelnen Oktavräume, einschließlich der üblichen Frequenzräume, lauten wie folgt:
- Subkontra-Oktave: von ‚‚C (16,4 Hz) bis ‚‚H (Töne unter 16 Hz werden vom menschlichen Ohr nicht mehr wahrgenommen)
- Kontra-Oktave: von ‚C (32,7 Hz) bis ‚H
- Große Oktave: von C (65,4 Hz) bis H
- Kleine Oktave: von c (130,8 Hz) bis h
- Eingestrichene Oktave: von c’ (261,5 Hz) bis h’ (das eingestrichene a (a’ = 440 Hz) ist der normierte Kammerton)
- Zweigestrichene Oktave: von c’’ (523,2 Hz) bis h’’
- Dreigestrichene Oktave: von c’’’ (1046 Hz) bis h’’’
- Viergestrichene Oktave: von c’’’’ (2093 Hz) bis h’’’’
- Fünfgestrichene Oktave: von c’’’’’ (4186 Hz) bis h’’’’’
- usw. (theoretisch gibt es nach oben keine Begrenzung, tatsächlich ist aber spätestens in der achtgestrichenen Oktave selbst die Hörgrenze von Säuglingen überschritten)
In der musikalischen Notation wird zur Vermeidung von Hilfslinien eine besondere Kennzeichnung von Noten in sehr hohen bzw. sehr tiefen Lagen verwendet (s. auch Transponierendes Musikinstrument). So zeigen die Klammern mit den Bezeichnungen 8vb (ital. ottava bassa: „tiefe Oktave“) und 8va (ital. ottava alta: „hohe Oktave“) eine Verschiebung von einer Oktave nach unten bzw. nach oben an (Oktavierung). Eher selten anzutreffen sind Verschiebungen von zwei Oktaven.
Alternative Bezeichnungssysteme
Neben dem oben vorgestellten, in der klassischen Musiklehre weit verbreiteten System gibt es weitere Tonnamensysteme zur eindeutigen Benennung der Töne.
So wurde z. B. eine Kurznotation entwickelt, die, ausgehend von der 88-Tasten-Standardklaviatur, die Oktaven von unten bis oben durchzählt, angefangen jeweils beim C. Das Subcontra-C (C'') ist das erste C auf der Klaviatur, es heißt deswegen C1. Das fünfgestrichene c (c'''''), die höchste Taste, ist das achte C auf der Klaviatur und heißt demnach C8. Die Halbtöne werden unabhängig ihres Harmoniezusammenhangs mit # als erhöht dargestellt (enharmonische Verwechslung), ges'' würde so zum Beispiel als F#5 geschrieben werden.
Besonders in der digitalen Notation hat sich diese einfache Schreibweise etabliert, in Tracker-Musikprogrammen ist sie zumeist die einzige Darstellungsart. Oft ist über die Standardklaviatur (A0-C8) hinausgehend ein Spektrum von C0-B9 verfügbar, obwohl C0 mit 16,35 Hz unterhalb des normalen menschlichen Hörbereichs liegt und B9 mit 15,80 kHz an der oberen Grenze (und tonal nicht mehr eindeutig bestimmbar). Theoretisch ist die Notation, wie auch die klassische, in beide Richtungen beliebig erweiterbar.