Als Dschihad (arab. جهاد von dschahada جاهد, "sich bemühen", "sich anstrengen", "kämpfen"), auch Jihad oder Djihad, wird ein grundlegendes Glaubensprinzip des Islams bezeichnet. Sein Bedeutung im Islam ist so groß, dass er fast zu den "Säulen des Islam" gerechnet worden wäre. Man unterscheidet beim Dschihad zwei Bedeutungen:
- den kleinen bzw. äußeren Dschihad als Verteidigung gegen einen Angriff von außen, sowie als immerwährender offensiver Kampf gegen den Dar ul-Harb (nicht muslimisch beherrschte Gebiete). Dies ist der Dschihad im engeren Sinne, der auch juristisch exakt umrissen ist.
- den großen oder inneren Dschihad als Kampf gegen das eigene Innere, das "niedere Ego", der aus dem Sufismus stammt.
In Sure 22:39-40 des Korans heißt es:
- "39 Denjenigen, die (gegen die Ungläubigen) kämpfen (so nach einer abweichenden Lesart; im Text: die bekämpft werden), ist die Erlaubnis (zum Kämpfen) erteilt worden, weil ihnen (vorher) Unrecht geschehen ist. - Gott hat die Macht, ihnen zu helfen. - 40 (Ihnen) die unberechtigterweise aus ihren Wohnungen vertrieben worden sind, nur weil sie sagen: Unser Herr ist Gott." (Paret)
Der offensive Dschihad zur Ausbreitung des islamischen Herrschaftsbereichs wird mit den beiden späten Koranversen 9:5 und 9:29 legitimiert:
- "5 Und wenn nun die heiligen Monate abgelaufen sind, dann tötet die Heiden, wo (immer) ihr sie findet, greift sie, umzingelt sie und lauert ihnen überall auf! Wenn sie sich aber bekehren, das Gebet verrichten und die Almosensteuer geben, dann lasst sie ihres Weges ziehen!" (Paret)
- "29 Kämpft gegen diejenigen, die nicht an Gott und den jüngsten Tag glauben und nicht verbieten (oder: für verboten erklären), was Gott und sein Gesandter verboten haben, und nicht der der wahren Religion angehören - von denen, die die Schrift erhalten haben - (kämpft gegen sie), bis sie kleinlaut aus der Hand (?) Tribut entrichten!" (Paret)
Der offensive Dschihad ist, anders als der defensive, keine persönliche Pflicht jedes einzelnen Muslims (fard al-ayn), sondern Pflicht der islamischen Gemeinschaft (fard al-kifâya, "Pflicht des Genügeleistens"), die dafür Sorge tragen muss, dass eine ausreichende Zahl von mudschâhidûn bereit steht.
Viele Terroranschläge der jüngsten Vergangenheit werden als Ausdruck des Dschihad betrachtet; zwei islamistische große Organisationen nennen sich selbst Islamischer Dschihad: der Ägyptische Islamische Dschihad sowie der Palästinensische Islamische Dschihad. Diese Gruppierungen haben in der islamischen Welt Millionen von Anhängern; diese rechtfertigen eine militärische Auslegung des Begriffs Dschihad aus dem islamischen Glauben heraus. Militante Gruppen innerhalb des islamischen Kulturkreises betrachten auch einen Selbstmordattentäter, der mit seinem Anschlag den Kampf gegen Unterdrückung führt, als Shahid, einen heiligen Märtyrer, dem ein Platz im Paradies sicher ist. Viele Muslime jedoch widersprechen dieser Ansicht und beurteilen Selbsttötung selbst unter diesen Umständen als Selbstmord und damit als Sünde.
Dschihad versus Kreuzzug
Es existiert keine Symmetrie in der Bedeutung von Kreuzzug und Dschihad, da "Dschihad" ein zentraler Begriff des Islam ist, während die Kreuzzüge das Phänomen einer bestimmten Epoche waren und nirgendwo in der Bibel oder der christlichen Dogmatik einen festen Platz haben.
In der Wahrnehmung neokonservativer Amerikaner und islamischer Fundamentalisten dagegen besteht solch eine spiegelbildliche Symetrie schon:
- In der anglo-amerikanischen Welt hat der Begriff Kreuzzug meist positive Konnotationen (z. B. könnte ein Politiker von einem "Kreuzzug gegen die organisierte Kriminalität" sprechen), während der Begriff Dschihad fast ausschließlich negativ besetzt ist und mit dem "Heiligen Krieg" fanatischer Islamisten in Verbindung gebracht wird.
- In der islamischen Welt dagegen ist Dschihad positiv besetzt (er schließt ja vor allem auch den inneren, persönlichen Kampf eines Menschen mit sich selbst ein), während für die Muslime der Begriff Kreuzzug bis in die heutige Zeit die grausamen und barbarischen Angriffe der Christenheit auf den Islam im Mittelalter beschreibt.
Literatur
- Bassam Tibi: Kreuzzug und Djihad, Der Islam und die christliche Welt. München: Goldmann 2001
Weblinks
Siehe auch: Medienwirksame Kontroversen um die Scharia