Baschkortostan (baschkirisch Башҡортостан / Baschqortostan, russ. Башкортостан / Baschkortostan, tatar. Başqortostan; offiziell Republik Baschkortostan, baschkir. Башҡортостан Республикаһы / Baschqortostan Respublikahy, russ. Республика Башкортостан / Respublika Baschkortostan, tatar. Başqortostan Respublikası) oder auch (seltener) Baschkirien ist eine Republik im östlichen Teil des europäischen Russland.
Staat: | Russland |
Föderationskreis: | Wolga |
Fläche: | 142.900 km² |
Einwohner: | 4.092.312 (1. Januar 2004) |
Hauptstadt: | Ufa |
Bevölkerungsdichte: | 29 Einwohner/km² |
Kfz-Kennzeichen: | 02
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Geographie
Baschkortostan liegt am äußersten Ostrand Europas westlich des Uralgebirges im Föderationskreis Wolga. Das Land, im Osten bis zu 1638 m hoch, fällt gegen Westen hin ab. Die wichtigsten Flüsse sind die Belaja, ein Nebenfluss der Kama, und die Ufa. Baschqortostan gehört nach Troll im nordwestlichen Teil zur Klimazone der subkontinentalen Klimate, im Süden zu den winterkalten Feuchtsteppenklimaten. Im Ural herrscht ein kontinentales Borealklimat vor. Die Temperaturen liegen im Sommer im Durchschnitt bei etwa 20°C (max. 40°C), im Winter bei etwa -13°C (min. -40°C). Der durchschnittliche Jahresniederschlag beträgt ca. 430mm, im Ural sind es etwa 800mm.
Bevölkerung
Namensgebende Nation sind die Baschkiren, ein Turkvolk. Diese sind allerdings nur eine Minderheit in der eigenen Republik. Die Bevölkerung betrug bei der Volkszählung 2002 4.104.336 Personen. Davon waren 1.490.715 (= 36,32%) Russen, 1.221.302 (= 29,76%) Baschkiren und 990.702 (= 24,14%) Tataren. Weitere große Volksgruppen sind die 117.317 (= 2,86%) Tschuwaschen, 105.829 (= 2,58%) Mari und die 55.249 (= 1,35%) Ukrainer. Amtssprachen sind Russisch und Baschkirisch. Die Mehrheit der Bevölkerung bekennt sich zum Islam, daneben finden sich orthodoxe und evangelische Christen.
Geschichte
Informationen über die Baschkiren am südlichen Ural datieren zurück auf das 10. Jahrhundert. Um 1220 unterwarf Dschingis Khan die baschkirischen Völker, und sie blieben unter der Herrschaft der Mongolen bis Mitte des 16. Jahrhunderts.
Nachdem Russland 1552 dem Kasaner Khanat den Krieg erklärt hatte, wandten sich die baschkirischen Völker nach und nach dem Nachbarreich im Westen zu, vor allem weil sie in umherziehenden Nomadenvölkern, die von Osten her immer wieder über das Land herfielen, eine große Bedrohung sahen, vor denen sie die militärische Großmacht Russland schützen konnte. So schlossen sich in den Jahren von 1554-1557 alle baschkirischen Stämme nach und nach Russland an. An den freiwilligen Anschluss erinnert heute ein Denkmal in der Hauptstadt Ufa, das Monument Druschby. Ufa selbst wurde 1574 als Festung und damals östlichste Befestigung Russlands gegründet.
Russland gewährte den Baschkiren weitgehende Autonomie, Religionsfreiheit und ein Besitzrecht auf Grundlage der Erbfolge. Auch innerbaschkirische feudale Streitigkeiten zwischen verschiedenen Lehnsherren wurden damit schnell beseitigt. Im Gegenzug wollten die Baschkiren ihre kämpferischen Fähigkeiten Russland zur Verfügung stellen und stellten diese als ungemein widerstandsfähige und wagemutige Kämpfer in verschiedenen Kriegen unter Beweis - als Mitstreiter im Feldzug von Kusma Minitsch Minin und Dmitri Mihailowitsch Poscharski befreiten sie 1612 Moskau von den Polen, unter Peter dem Großen stürmten sie 1697 die Stadt Asow im Kampf gegen die Osmanen. Ihre Dienste waren auch im Großen Nordischen Krieg gegen die Schweden und im Siebenjährigen Krieg gegen Preußen sehr wertvoll und stärkten die Freundschaft und Verbrüderung zwischen Russen und Baschkiren auf militärische Art. In den Befreiungskriegen halfen sie der russischen Armee, Napoleon zurückzuschlagen. Davon zeugt auch heute noch eine spezielle Gedenkschrift für die baschkirischen Regimente am Völkerschlachtdenkmal in Leipzig.
Die Beziehungen zwischen Russen und Baschkiren änderten sich jedoch. Grundlage dafür war der Erlass vom 11. Februar 1736, der es dem russischen Adel erlaubte, baschkirisches Land zu erwerben. Bereits seit Anfang des 17. Jahrhunderts hatten die Adeligen begonnen, sich hier niederzulassen, Burgen und Betriebe zu errichten. Als die Steuern und der Umfang der Arbeitsverpflichtungen durch die Russen wuchsen und zudem noch versucht wurde, die Muslimen Baschkiriens zu christianisieren, wuchs der Unmut unter der Bevölkerung. Diese ersuchte in mehreren Bittschriften die zentrale Verwaltung um Hilfe, und als diese ausblieb, kam es mehrmals zu kleineren Aufständen, die niedergeschlagen wurden - so geschah es 1616, 1645, 1662-1664, 1681-1684, 1704-1711. Anlass zum großen Aufstand gaben die Repressionsmaßnahmen Russlands gegen die Jaizkischen (Ural-)Kosaken 1772. Alle Völker Baschkiriens unterstützten diesen Aufstand, und so mündete dieser in den großen Russischen Bauernaufstand 1773-1775 unter der Führung des Don-Kostaken Jemeljan Iwanowitsch Pugatschow. Zum Helden Baschkiriens wurde in diesem Aufstand der Baschkire Salawat Julajew, der an der Seite Pugatschows kämpfte und zur Freiheit Baschkiriens und zur Freundschaft zwischen Baschkiren und Russen aufrief. Sein Name und seine Lebensgeschichte wurden von der russischen Obrigkeit nach seiner Gefangennahme verdammt. Heute ist eine Großstadt in Baschqortostan nach ihm benannt, und seine Reiterfigur ziert sowohl das Staatswappen Baschqortostans als auch die Stadt Ufa in Form eines großen Denkmals. Das Zarenreich, erschrocken von den Dimensionen des Aufstandes, änderte seine Politik hinsichtlich der Autonomie der baschkirischen Bauern ein wenig, doch es blieb im Allgemeinen bei der Unterdrückung. Im Zuge von Landreformen wurden die Gebiete der Gouvernements Russlands neu eingeteilt, und die Baschkiren verloren einen Großteil ihrer Ländereien an Nachbarregionen und an den russischen Adel und die orthodoxe Kirche. Anfang des 20. Jahrhunderts besaßen sie nur noch 20% ihrer ursprünglichen Gebiete. Ein Manifest, das vom 19. Februar 1861 datiert und die Festungsrechte, die die Bürgerrechte seit jeher beschnitten haben, aufhebt, wird zu einem Meilenstein in der sozialen Entwicklung Baschkiriens. Das Wirtschaftswesen beginnt nun langsam, kapitalistische Formen anzunehmen.
1922 wurde Baschkirien zu einer Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik (ASSR) innerhalb der RSFSR.
1988 wurde auch in Baschkirien eine Sektion der Türkischen Gemeinschaft Wolga-Ural gebildet, die für die Unabhängigkeit des Landes und eine Föderation mit Tatarstan und Tschuwaschien eintrat. 1990 wurde die Tätigkeiten der Gemeinschaft eingestellt, aber die Organisation wurde nicht aufgelöst, sondern blieb bestehen.
Mit Auflösung der UdSSR wurden Baschkortostan weitreichende Autonomierechte eingestanden. Staatschef ist Murtasa Rachimow, dem eine totalitäre Art der Staatsführung nachgesagt wird.
Wirtschaft
Baschkortostan gehört zu den reichsten Republiken Russlands, was vor allem an der gut entwickelten Infrastruktur liegt. Das Land verfügt über eigene Erdölvorkommen und petrochemische Industrie. In Neftekamsk, rund 270 km nördlich von Ufa befindet sich der zweitgrößte Omnibushersteller Russlands, die Firma NefAZ.
Städte
Hauptstadt der Republik ist Ufa (baschkirisch Öfö, tatarisch Efä). Andere wichtige Städte sind Sterlitamak, Salawat, Neftekamsk, Oktjabrski, Belorezk und Belebei.
Größte Städte und städtische Siedlungen (Stand: 1. Januar 2004)
Stadt | Russischer Name | Einwohner |
---|---|---|
Agidel | Агидель | 18.800 |
Baimak | Баймак | 17.200 |
Belebei | Белебей | 61.300 |
Belorezk | Белорецк | 70.900 |
Birsk | Бирск | 40.900 |
Blagoweschtschensk | Благовещенск | 33.200 |
Dawlekanowo | Давлеканово | 23.900 |
Djurtjuli | Дюртюли | 30.100 |
Iglino | Иглино | 14.400 |
Ischimbai | Ишимбай | 69.700 |
Janaul | Янаул | 27.600 |
Kandry | Кандры | 12.200 |
Krasnoussolski | Красноусольский | 11.800 |
Kumertau | Кумертау | 64.500 |
Meleus | Мелеуз | 62.800 |
Meschgorje | Межгорье | 18.500 |
Neftekamsk | Нефтекамск | 122.300 |
Oktjabrski | Октябрьский | 108.600 |
Prijutowo | Приютово | 20.700 |
Rajewski | Раевский | 19.600 |
Salawat | Салават | 158.500 |
Serafimowski | Серафимовский | 10.400 |
Sibai | Сибай | 60.300 |
Sterlitamak | Стерлитамак | 264.500 |
Tschischmy | Чишмы | 21.200 |
Tuimasy | Туймазы | 66.700 |
Ufa | Уфа | 1.040.600 |
Utschaly | Учалы | 37.400 |