Na'īmā (arabisch نعيما; * wahrscheinlich 1655 in Aleppo, † 1716 in Patras; nach islamischer Zeitrechnung 1065 bis 1128) war ein osmanischer Verwaltungsbeamter und Historiker. Er wird oft als der erste offizielle Geschichtsschreiber des Osmanischen Reiches bezeichnet, obwohl ein solcher Titel bzw. ein solches Amt wahrscheinlich erst mit seinem Nachfolger Rāşid eingeführt wurde und also zu Na'īmās Lebzeiten noch nicht bestand.
Leben und Karriere
Mustafā Na'īm (مصطفى نعىم), so sein eigentlicher Name, wurde in Aleppo als Sohn eines Janitscharen-Offiziers geboren, trat ca. 1688 (1100) den baltacılar (Palastwache des Sultans) in Istanbul bei und wurde dort auch zum Schreiber ausgebildet. Nach Abschluss der Ausbildung und Beendigung des Dienstes bei den baltacılar wurde er, zunächst wiederum als Lehrling, den Schreibern des divān-ı hümāyūn (Kaiserlich-Osmanische Kanzlei) zugeteilt, denen er von da ab bis zu seinem Tode angehörte.
Während seiner Ausbildung entwickelte Na'īmā Interessen vor allem in den Bereichen Literatur, Geschichte und Astrologie, die er auch später stets weiterverfolgte.
1704 (1116) wurde er zum Anadolu muhasebecisi ernannt, ein ranghoher Posten in der Finanzverwaltung, den er im Laufe seines Lebens mehrmals inne hatte. Seine Karriere in der osmanischen Verwaltung schwankte mit seiner Stellung in der Gunst der Mächtigen, besonders des jeweiligen Großwesirs. So fiel er 1706 (1118), wohl aufgrund ungünstiger Aufnahme einiger von ihm getroffener astrologischer Voraussagen durch hochgestellte Persönlichkeiten, in Ungnade, verlor seinen Posten und musste Istanbul für die Dauer eines Jahres fernbleiben. Er erlangte die Stelle noch zwei weitere Male wieder und stieg zwischenzeitlich sogar noch höher auf (1713 (1125): baş muhasebecisi), bevor er sie durch palastinterne Intrigen 1715 (1127) endgültig verlor und auf den provinziellen Posten eines defter emīni (Direktor des Grundbuch- und Katasteramtes) auf dem Peloponnes (damals Morea) versetzt wurde, wo er 1716 (1128) starb.
Werke
Na'īmās Hauptwerk ist seine 1704 vollendete und dem Großwesir Amucazade Hüseyin Paşa gewidmete "Ravdat al-Husain fī chulāsat achbār al-chāfiqain" (روضة الحسين فى خلاصة اخبار الخافقين; "Erzählung des Husain über eine Zusammenstellung von Nachrichten aus Ost und West" (?)), meist einfach als "Ta'rīḫ-i Na'īmā" (تريخ نعيما; "Geschichte des Na'īmā") bezeichnet – eine Darstellung der Geschichte des Osmanischen Reiches von 1591 bis 1660 (1000 bis 1070). Sie war lange Zeit eine der angesehensten Quellen zur osmanischen Geschichte und wurde 1733 (1147) als eines der ersten osmanischen Bücher überhaupt gedruckt (Neuauflagen 1840 und 1863–66).
Literatur
- Norman Itzkowitz: "Ottoman Empire and Islamic Tradition", University of Chicago Press 1980, ISBN 0226388069
- Lewis V. Thomas, Norman Itzkowitz (ed.): "A Study Of Naima", New York University Press 1972, ISBN 0814781500 / Hodder & Stoughton Ltd 1972, ISBN 0340168935