Marbach am Neckar

Stadt in Baden-Württemberg, Deutschland
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Wappen Karte
Wappen Marbachs am Neckar Deutschlandkarte, Position von Marbach
Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Stuttgart
Landkreis: Ludwigsburg
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Höhe: 224 m ü. NN
Fläche: 18,06 km²
Einwohner: 15.431 (31. Dez. 2004)
Bevölkerungsdichte: 854 Einwohner je km²
Ausländeranteil: 13,8 %
Postleitzahl: 71672
Vorwahl: 07144
Kfz-Kennzeichen: LB
Gemeindeschlüssel: 08 1 18 049
Adresse der
Stadtverwaltung:
Marktstraße 23
71672 Marbach am Neckar
Offizielle Website: www.schillerstadt-marbach.de
E-Mail-Adresse: rathaus@schillerstadt-marbach.de
Politik
Bürgermeister: Herbert Pötzsch

Marbach am Neckar ist eine Stadt mit ca 15.000 Einwohnern etwa 20 km nördlich von Stuttgart. Sie gehört dem Landkreis Ludwigsburg an. Marbach ist bekannt als Geburtsstadt Friedrich Schillers. Die Stadt ist Sitz des Schiller-Nationalmuseums und des Deutschen Literaturarchivs.

Geburtshaus Friedrich Schillers


Geographie

Marbach liegt am Ostufer einer Neckarschleife, deren Steilhang hier durch den Strenzelbach eingeschnitten wird. Die Altstadt liegt auf dem Hang unmittelbar südlich dieses Einschnitts. Die neueren Wohn- und Gewerbegebiete verteilen sich nördlich, östlich und südlich der Altstadt. Südlich des Orts, durch den Einschnitt des Eichgrabens etwas abgeschieden, liegt das Wohngebiet Hörnle mit etwa 1.600 Einwohnern. Unmittelbar nördlich der Stadt mündet die Murr in den Neckar.

Stadtgliederung

Zum Stadtgebiet gehören neben der Kernstadt drei Exklaven. Zwei davon sind die Ortsteile Rielingshausen und Siegelhausen, die beide räumlich von Marbach getrennt sind. Rielingshausen mit 2.600 Einwohnern liegt etwa fünf Kilometer nordöstlich von Marbach auf einer Anhöhe zwischen der Murr und dem Hartwald. Siegelhausen ist ein kleiner Weiler mit ca. 30 Einwohnern, der fünf Kilometer südöstlich der Kernstadt abseits der Straße zwischen Affalterbach und Hochdorf liegt. Die dritte Exklave ist ein unbewohntes Gebiet im Hartwald östlich von Rielingshausen.

Nachbargemeinden

Auf der westlichen Neckarseite, Marbach schräg gegenüberliegend, ist Benningen am Neckar. Nördliche Nachbarorte sind Murr und Steinheim an der Murr. Östlich der Kernstadt liegt Erdmannhausen, auch zum weiter südöstlich gelegenen Affalterbach führt eine direkte Straße. Im Süden und Südwesten liegen die Ludwigsburger Ortsteile Poppenweiler und Neckarweihingen.

Geschichte

Im Jahr 85 n.Chr. wird der Neckar zur Grenze des Römischen Reichs. Gegenüber der heutigen Stadt Marbach, im heutigen Benningen, wird ein Kastell errichtet. Um 150 n.Chr. wird auch das Gebiet rechts des Neckars in das Römische Reich einbezogen. Die alemanische Landnahme wird um das Jahr 260 angenommen.

Nach der Unterwerfung der Alemannen durch die Franken verläuft die Grenze zwischen den Stämmen nur wenig südlich der heutigen Stadt, etwa entlang einer Linie vom Hohenasperg zum Lemberg bei Affalterbach. Man nimmt an, dass Marbach im 8. oder 9. Jahrhundert als fränkischer Königshof entstand. Das damalige Dorf stand nördlich des Strenzelbachs bei der heutigen Alexanderkirche. Der Name wird von Markbach (d.h. Grenzbach) abgeleitet und könnte mit der nahen Stammesgrenze in Verbindung stehen.

Die urkundliche Ersterwähnung des Dorfes Marcbach erfolgt 972 in einer Schenkungsurkunde des Diakons Wolwald zugunsten des (fränkischen) Bistums Speyer. Dieses errichtet 1009 mit Genehmigung Kaiser Heinrichs II. in Marbach einen Markt und eine Münzstätte.

Ortsherren sind zeitweise die Grafen von Calw, die Markgrafen von Baden und die Herzöge von Teck. Letztere legen 1190 eine neue Marktsiedlung mit Burg auf der Anhöhe südlich des Strenzelbachs an, die zur Keimzelle der heutigen Stadt wird. Die außerhalb dieser neuen Siedlung gelegene Alexanderkirche bleibt jedoch noch über dreihundert Jahre lang Pfarrkirche. Vermutlich 1248 wird Marbach durch Herzog Ludwig von Teck zur Stadt erhoben. 1285 erwerben die Grafen von Württemberg Güter und Rechte in der Stadt, bevor sie sie 1302 vollständig aufkaufen und damit ihr Herrschaftsgebiet nach Norden ausdehnen. Kurz darauf, 1311, wird der Ort im Konflikt zwischen Graf Eberhard I. und Kaiser Heinrich VII. zerstört, aber wiederaufgebaut.

Unter württembergischer Herrschaft wird Marbach Sitz eines Amts und ist, zusammen mit Markgröningen, einer der führenden Orte im Neckarbecken. 1392 ist eine Lateinschule in Marbach nachgewiesen. Als Graf Ulrich der Vielgeliebte während der Mainzer Stiftsfehde in pfälzische Gefangenschaft gerät, muss er, um seine Freilassung zu erreichen, 1463 Stadt und Amt Marbach in ein pfälzisches Lehen umwandeln. Durch den Erfolg Herzog Ulrichs im Landshuter Erbfolgekrieg wird dies wieder rückgängig gemacht.

Vom Mittelalter bis zum Jahr 1839 ist Marbach mit sechs anderen Gemeinden an der gemeinschaftlichen Verwaltung des Hartwalds, eines größeren Waldgebiets im Nordosten des Amtsgebiets, beteiligt. Auf diesen Tatbestand geht der heutige Gebietsanteil Marbachs im Hartwald zurück.

Beim Aufstand des Armen Konrads im Jahr 1514 vertritt der Marbacher Doktor Seitz die Sache der Bauern. 1519 wird Marbach (wie der Rest Württembergs) von Truppen des Schwäbischen Bunds besetzt, 1525 von den aufständischen Bauern. Als Herzog Ulrich 1534 das Land zurück erhält, führt er die Reformation ein. Bei dieser Gelegenheit löst die Stadtkirche die Alexanderkirche als Pfarrkirche ab.

Erneut wird Marbach 1546 im Schmalkaldischen Krieg durch kaiserliche Truppen, 1642 durch französisch-schwedisch Truppen erobert und geplündert. 1693, im Pfälzischen Erbfolgekrieg, brennen die französischen Truppen unter Mélac die Stadt nahezu vollständig nieder. Das heutige Erscheinungsbild der Altstadt geht im Wesentlichen auf den Wiederaufbau nach diesem Brand zurück.

Ab 1704 wächst das neu gegründete Ludwigsburg zum neuen Zentrum der Umgebung heran. Marbach muss eine Verringerung seines Amtsbezirks hinnehmen, verliert zentrale Funktionen und sinkt insgesamt an Bedeutung herab.

1759 wird Friedrich Schiller als Sohn eines Arztes in Marbach geboren, zieht jedoch bereits im Alter von vier Jahren fort. Obwohl so die Beziehung zwischen Marbach und Schiller zu Lebzeiten eher marginal ist, wird die Stadt nach seinem Tod zu einem Zentrum der Verehrung des Dichters. 1835 wird der Vorläufer des Marbacher Schillervereins gegründet, der 1857 sein Geburtshaus erwird und zwei Jahre später zum Museum macht. 1876 wird in Marbach das Schillerdenkmal eingeweiht, 1903 das Schiller-Nationalmuseum eröffnet. Marbach selbst bezeichnet sich heute als Schillerstadt.

Bei der Neuordnung Württembergs wird Marbach 1806 zum Sitz eines Oberamts, das 1810 nochmals vergrößert wird. 1828 wird die bis dahin selbständige Gemeinde Siegelbach nach Marbach eingemeindet. 1879 erhält Marbach einen Bahnhof an der Bahnstrecke zwischen Bietigheim und Backnang, 1881 auch eine direkte Verbindung nach Ludwigsburg. 1894 wird Marbach außerdem Ausgangspunkt der Bottwarbahn nach Heilbronn. 1938 wird das Oberamt Marbach aufgelöst. Marbach verliert seine Funktion als Verwaltungssitz und gerät an den Landkreis Ludwigsburg.

1955 wird das Deutsche Literaturarchiv Marbach eröffnet. Ab 1957 entsteht südlich der Stadt die Siedlung Hörnle, in der hauptsächlich Heimatvertriebene, aber auch junge Familien Wohnungen finden. 1959 stiftet die Stadt den Schillerpreis der Stadt Marbach am Neckar, der seither alle zwei Jahre für Arbeiten zur Landeskunde Württembergs verliehen wird. 1965 besucht die englische Königin Elisabeth II. Marbach. Es wird berichtet, dass sie in Wirklichkeit nicht die Stadt, sondern das Gestüt Marbach auf der Schwäbischen Alb sehen wollte.

1972, während der Gemeindereform, wird Rielingshausen eingemeindet. Wie die Siegelhäuser ist auch die Rielingshäuser Markung vollständig von der Marbachs getrennt. Die Hoffnungen der Stadt, unter Einbeziehung weiterer Nachbarorte eine Großgemeinde bilden zu können, zerschlagen sich aber. Es wird lediglich ein Gemeindeverwaltungsverband gegründet, der neben Marbach noch Benningen, Affalterbach und Erdmannhausen umfasst.

1980 wird die Stadt an das Stuttgarter S-Bahn-Netz angeschlossen. 1989 wird die Bottwarbahn stillgelegt, ihre Gleise werden abgebaut.

2005 wird im Gedenken an den zweihundertsten Todestag Schillers als "Schillerjahr" mit einer Fülle von besonderen Programmen und Veranstaltungen begangen.

Politik

Derzeitiger Bürgermeister von Marbach am Neckar ist Herbert Pötzsch. Im Gemeinderat hat die CDU acht Sitze, die SPD sieben, die Freien Wähler fünf und die Grünen vier.

Der Ortsteil Rielingshausen hat darüberhinaus einen eigenen Ortschaftsrat, in dem die CDU mit fünf, die SPD mit vier und die Freien Wähler mit drei Sitzen vertreten sind. Ortsvorsteher ist Eberhard Ruoff.

Wappen und Flagge

Das Wappen von Marbach ist gespalten; vorn in Gold drei schwarze Hirschstangen übereinander, hinten in Gold ein von Weintrauben umrankter weißer Turm mit rotem Spitzdach.

Die Hirschstangen symbolisieren die frühe Zugehörigkeit zu Württemberg, der Turm den Stadtcharakter Marbachs und die Weintrauben den im Stadtgebiet betriebenen Weinbau. Der Turm taucht bereits in Siegeln des späten 13. Jahrhunderts auf, das Wappen wird in der heutigen Form jedoch erst seit Anfang des 20. Jahrhunderts geführt.

Die Stadtflagge von Marbach ist gelb-weiß. Diese ungewöhnliche (und unheraldische) Farbkombination wird in Baden-Württemberg von keiner anderen Kommune verwendet. Die Flagge wurde bereits 1871 erwähnt.

Städtepartnerschaften

Marbach unterhält Städtepartnerschaften mit folgenden Städten:

Freudschaftliche Beziehungen bestehen außerdem zu Stratford-upon-Avon in Großbritannien, wie Marbach Geburtsort eines großen Dichters (William Shakespeare). Die französische Partnerstadt L'Isle-Adam wird auch mit dem Schriftsteller Honoré de Balzac in Verbindung gebracht.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Marbach besitzt einen Bahnhof, der als Endpunkt der Linie Vorlage:S-Bahn-S-S4 im Stuttgarter S-Bahn-Netz fungiert. Die S-Bahn verbindet Marbach im halbstündigen Takt direkt mit Ludwigsburg und Stuttgart. Des Weiteren beginnt bzw. endet hier die Regionalbahn Vorlage:Regionalbahn, die als östliche Fortsetzung der S-Bahn werktags stündlich nach Backnang verkehrt. Entlang dieser Strecke befindet sich die Haltestelle Erdmannhausen-Rielingshausen, die allerdings gut drei Kilometer vom Marbacher Ortsteil Rielingshausen entfernt ist. Eine Verlängerung der S-Bahn nach Backnang ist geplant.

Zu den Nachbarorten bestehen Landes- und Kreisstraßen. Der nächste Autobahnanschluss ist mit der AS Pleidelsheim der A 81 etwa fünf Kilometer entfernt. Eine Straßenbrücke über den Neckar existiert bei Marbach nicht; der nächstgelegene Übergang für den Straßenverkehr liegt anderthalb Kilometer entfernt bei Benningen. Direkt gegenüber der Altstadt wurde jedoch eine Fußgängerbrücke eingerichtet.

Kraftwerk Marbach

In Marbach betreibt die EnBW AG ein Gasturbinenkraftwerk zur Deckung der Spitzenlast. Daneben gibt es noch ein stillgelegtes Dampfkraftwerk, das früher mit Öl befeuert wurde. Heute finden in diesen Gebäuden gelegentlich Rettungsübungen statt. Seit 1. Januar 2005 hat die EnBW das Kraftwerk reaktiviert, u. a. als teilweisen Ersatz für das infolge des Atomausstiegs am 11. Mai 2005 vom Netz genommene Kernkraftwerk Obrigheim.

Auf dem Kraftwerksgelände befindet sich außerdem das im Zuge der Neckarkanalisierung neu erbaute und am 1. April 1941 in Betrieb genommene Laufwasserkraftwerk (zwei Kaplan-Turbinen, 3 MW Gesamtleistung). Dem alten Wasserkraftwerk im ehemaligen Mühlenviertel Marbachs, das seit Ende 1899 in Betrieb war, wurde durch die Verlegung des Neckars im Jahre 1938 regelrecht "das Wasser abgegraben", so dass dieses am 1. Oktober 1938 stillgelegt wurde. Das Kraftwerksgebäude existiert noch heute, an Stelle des Kraftwerkskanals verläuft heute die Umgehungsstraße Marbachs.

Sehenswürdigkeiten

  • Komplettes Altstadt-Ensemble mit alten Fachwerkhäusern und teilweise steilen Sträßchen und Gassen (Fußgängerzone), umgeben von einer hohen, zum größten Teil erhaltenen Stadtmauer. Eins der alten Fachwerkhäuser ist Schillers Geburtshaus, das Schillerhaus: In seinen Zimmern befindet sich ein kleines, Friedrich Schiller gewidmetes Museum.
  • Schiller-Nationalmuseum und Schillerdenkmal auf der Schillerhöhe
  • Tobias-Mayer-Geburtshaus mit Museum
  • Der Burgplatz mit dem Torturm
  • Die spätgotische Alexanderkirche.

Gelegentlich sind auch die Ölmühle sowie eine private Brauerei und alte Marbacher Gewölbekeller der Öffentlichkeit zugänglich. So findet z.B. ein Stadtfest mit Öffnung dieser Keller statt. Diese sind dann bewirtschaftet.

Vereine

Persönlichkeiten

Marbach ist die Geburtsstadt des Dichters Friedrich Schiller (1759 - 1805) und des Mathematikers, Physikers und Astronomen Tobias Mayer (1723 - 1762).

Literatur

  • Bernhard Zeller: Marbach am Neckar - Die Geburtsstadt Friedrich Schillers, mit zahlreichen Fotografien von Traute Uhland-Clauss, Weißenhorn 1982.
  • Albrecht Gühring u.a.: Geschichte der Stadt Marbach am Neckar Bd. 1 (bis 1871), Marbach am Neckar 2002
  • Albrecht Gühring: Marbach am Neckar. Ein Führer durch die Schillerstadt und ihre Stadtteile, Marbach am Neckar, 2. Auflage, 2004
  • Ulrich Hartmann (Hrsg.): Der Kreis Ludwigsburg. 2. Auflage, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart, 1994.