Ölpreiskrise
Zu einer Ölkrise kommt es, wenn mehr Öl gebraucht wird, als zur Verfügung steht. Der Grund dafür kann bei logistischen oder politischen Problemen liegen oder durch Preisspekulationen ausgelöst sein. So ist auch absehbar, dass es zu einer Krise kommen muss, wenn die weltweiten Rohöl-Reserven zur Neige gehen.
Der Beginn der Ölkrise
Die bisher größte Ölkrise begann im Herbst 1973, als die OPEC (Organisation der erdölexportierenden Länder) bewusst die Fördermengen drosselte (um ca. 5%), um den Preis für Erdöl zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Dies war möglich, weil kurze Zeit davor (1971) die USA ihr Öl-Produktionsmaximum überschritten hatten und so nicht zu einer schnellen Kompensation fähig waren. Die daraufhin sichtbare strukturelle Schwäche der USA (Abhängigkeit von Ölimporten) wurde durch die OPEC erstmals ausgenutzt.
Am 16. Oktober 1973 wurde der Ölpreis von rund 3 Dollar pro Barrel (159 Liter) auf über 5 Dollar angehoben. Dies entspricht einem Anstieg um ca. 70 %. Gleichzeitig wurde ein Ölembargo gegen die USA und die Niederlande verhängt. Als Vorwand diente deren Unterstützung Israels im Jom-Kippur-Krieg. Im Verlauf des nächsten Jahres stieg der Weltölpreis auf über 30 Dollar.
Auswirkungen der Krise
Die Ölkrise von 1973 zeigte die Störanfälligkeit, Unvorbereitetheit und Abhängigkeit der modernen Industriestaaten und markierte in Deutschland das Ende des Wirtschaftswunders. In der Folge traten bisher weitgehend unbekannte Erscheinungen auf: Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit, steigende Sozialausgaben, Unternehmenspleiten.
Andererseits zwang die Ölkrise auch zu Initiativen, die eine größere Unabhängigkeit vom Öl zum Ziel hatten. So wurde vorübergehend eine verstärkte Sparneigung gezeigt. Außerdem wurde vermehrt in die Kernenergie investiert. Der Anteil von OPEC-Öl wurde durch Erschließung der unterseeischen Ölfelder in der Nordsee sowie neue, diversifizierte Handelspartner gesenkt. In einigen westlichen Staaten steigerte sich auch die Bereitschaft, für den Zugang zu billigem Öl Kriege zu riskieren.
Die Auswirkungen bestanden in Deutschland darin, dass im November und Dezember 1973 ein Fahrverbot an vier Sonntagen verhängt wurde, das so genannte Sonntagsfahrverbot. 1974 musste Deutschland dann für seine Ölimporte rund 17 Milliarden DM mehr bezahlen als im Jahr zuvor Ölpreisschock.
1990 und 1991, als der Irak Kuwait annektierte und den 2. Golfkrieg verlor, sprach man wieder von einer bevorstehenden Ölkrise, denn beide Länder gehörten zu diesem Zeitpunkt zu den größten Erdölproduzenten.
Die Witterungsbedingungen im strengen Winter 2001/2002 führten ebenfalls zu einem erhöhten Ölbedarf. Zusätzlich kauften die USA sehr viel Öl auf, um ihre Streitkräfte für den Krieg gegen den Terrorismus auszurüsten. Die Auswirkungen waren nicht so schlimm wie in den 70er Jahren, doch auch damals kursierte das Gerücht einer Ölkrise in den Köpfen. Dass es nicht zu einer echten Ölkrise kam, lag daran, dass die Ölförderung aufgestockt wurde. Hier waren also logistische Probleme (zu wenig Tanker) die Ursache der Krise.
Die Fördermenge einer Ölquelle folgt einer Glockenkurve. Das Erreichen des Maximums markiert den Punkt, wo die Hälfte des vorhandenen Öls gefördert ist. Die Ölkrise von 1979/80 ereignete sich zur Zeit des Produktionsmaximums im ehemaligen Rußland. Die Krise von 2000 fiel mit dem Produktionsmaximum Großbritanniens und der Nordsee-Ölförderung zusammen.
In Zukunft könnten verschärfte Sicherheitsbestimmungen der EU für Öltanker (siehe Prestige-Unglück), nach denen Ein-Hüllen-Tanker verboten werden sollen, für eine große logistische Krise sorgen. Die für eine sichere Ölversorgung benötigte Menge an Zwei-Hüllen-Tankern steht derzeit noch nicht zur Verfügung.
Die öffentlliche Wahrnehmung der tatsächlich vorhandenen, weltweiten Ölreserven ist geprägt von Unsicherheiten, Spekulationen, gegenseitiger Manipulation und bewussten Falschinformationen. Die großen Gegenspieler, Industrienationen und OPEC, versuchen sich dabei gegenseitig auszuspielen und den Preis in ihrem Sinne zu beeinflussen.
Die finale Ölkrise
Da die Ölreserven der Erde endlich sind, ist davon auszugehen, dass es in Zukunft zu einer finalen Ölkrise kommen wird. Dabei wird das globale Produktionsmaximum überschritten und es kommt, vermutlich schon im Vorfeld (Preis-Antizipation, Handelsverträge), zu massiven, überproportionalen Preiserhöhungen des endlichen Rohstoffs. Dies bedeutet einen Paradigmenwechsel in der bisherigen, auf Öl basierenden, Weltwirtschaft. Die Wirtschaft wird dann maßgeblich geprägt von einer andauernden Unterversorgung mit Öl.
Das Ausmaß dieses grundlegenden Wandels ist davon abhängig, wie schnell er eintritt und ob bis dahin genügend andere Energieträger (Solar-, Atom-, Wind-, Gezeiten-, Bioenergie, u.a.) erschlossen und einsatzbereit sind, um ein Weiterexistieren der modernen Welt zu gewährleisten.
Schätzungen über das Eintreffen dieser unvermeidlichen Situation nennen die Jahre 2005 bis 2050.
Eine erste Verteuerung der Ölpreise in Europa ist jedoch ersteinmal für 2015 prognostiziert, wenn die Ölvorräte in Russland und der Nordsee ausgebeutet sein werden.
Weblinks:
- Die letzte Ölkrise http://www.rechsteiner-basel.ch/pub/29/Wann_kommt_die_letzte.pdf
- Schrumpfende Ölfördermenge http://www.energienetz.de/pre_cat_46-id_169-subid_883-subsubid_1216.html
- Ölpreiskrise http://www.energiekrise.de/news/forum/simla.html
- 2010 - die letzte Ölkrise http://www.heizungsbetrieb.de/de/krise.htm
- Preisverlauf ab 1947 http://www.wtrg.com/oil_graphs/oilprice1947.gif