Vaticinium ex eventu

theologischer bzw. historiographischer Fachausdruck
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Vaticinia ex Eventu (lat. Weissagungen vom Ereignis her) ist ein theologischer Fachausdruck. Er bezeichnet die Einfügung einer Prophezeiung in einen Text, nachdem der Autor von dem Ereignis Kenntnis hatte. Die Prophezeiung wird dabei im chronologischen Ablauf des Textes vor dem Auftreten des Ereignis eingeführt.

Darüber, in welchem Ausmaß biblische Prophezien als vaticinia ex eventu zu deuten sind, besteht keine Einigung.

Evangelikale und traditionalistische Theologen halten Weissagungen der Bibel in der Regel für tatsächliche Voraussagen.

Unter historisch-kritischen Exegeten besteht Einigkeit, dass die Weissagung der Zerstörung Jerusalems etwa in Lk 21,24 erst nach dem Ereignis entstanden ist. Für die Prophezeiungen Jesu, in denen er seinen Tod und seine Auferstehung vorhersagt (z.B. Mk 8,31), halten es dagegen eine Reihe von Exegeten für pausibel, dass sie in ihrem Kern vor seinem Tod entstanden sind.