Palm Line

Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 15. Juni 2013 um 15:11 Uhr durch SteKrueBe (Diskussion | Beiträge) (Die Schiffe). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die britische Reederei Palm Line mit Sitz in London bestand von 1929 bis 1986. Der Heimathafen der Reedereiflotte war Liverpool.

Schornstein der Palm Line

Geschichte

Hintergrund und Gründung

Die Gründung der Palm Line geht auf William Lever zurück. Für die Seifenherstellung führte dessen Lever Brothers-Konzern Palmöl aus Westafrika ein und übernahm 1916 zunächst die bestehende Reederei Bromport Steamship Company mit acht Schiffen. Vier dieser Schiffe wurden im Ersten Weltkrieg versenkt. 1920 erwarb Lever die im Westafrikahandel tätige Niger Company, woraufhin die vier verbliebenen Schiffe der Bromport Steamship Company 1923 an die Royal Mail Lines veräußert wurden. Ab 1928 besaß die Niger Company eigene Schiffe. Im darauf folgenden Jahr übernahm Lever die niederländische Margarine Unie und schloss sich mit der African & Eastern Trade Corporation, die ebenfalls eigene Schiffe betrieb und der zur United Africa Company (UAC) zusammen.

Da Unilever über große Vermögen in Deutschland verfügte und diese nach der Machtübernahme Hitlers nicht mehr nach Großbritannien transferieren konnte, gab man 1934 acht Frachtschiffsneubauten bei deutschen Werften in Auftrag. Die Stückgutschiffe mit den Namen Guinean, Liberian, Nigerian, Leonian, Ethiopian, Gambian und Takoradian sowie der Tanker Congonian wurden bis 1937 an die UAC abgeliefert. Während des Zweiten Weltkriegs verlor die United Africa Company insgesamt neun ihrer 16 zu Kriegsbeginn besessenen Schiffe - drei Neubauten kamen während der Kriegszeit hinzu. Die beiden Schiffe Gambian und Takoradian trafen am 5. Juli 1940, wenige Tage nach der Niederlage Frankreichs, zur Bunkerübernahme in Dakar ein, wo das Vichy-Regime die beiden Schiffe beschlagnahmte. Beide Schiffe überlebten den Rest des Krieges und wurden später an die UAC zurückgegeben.

Wachstumsjahre

 
Die 1956 gebaute Bamenda Palm

Am 16. Februar 1949 beschloss man eine Namensänderung, woraufhin der Reedereibetrieb unter dem Namen Palm Line firmierte. Von 1950 bis 1960 verdoppelte die Reederei das Handelsvolumen ihrer Flotte, mußte aber auch das verstärkte Auftreten von staatlich subventionierten Mitbewerbern hinnehmen. Trotzdem setzte die Reederei zu Beginn der 1960er Jahre auf ein steigendes Handelsvolumen und orderte bei Swan, Hunter & Wigham Richardson in Newcastle die vier neuen Schiffe Lagos Palm, Makeni Palm, Ikeja Palm und Ilesha Palm, die 1961/62 in Fahrt gesetzt wurden. Das Schiffsquartett diente der Reederei rund 20 Jahre. Mit den Neubauten verfügte die Palm Line in den frühen 1960er Jahren über die modernste Handelsflotte im Fahrtgebiet von Marokko bis Angola. Des Weiteren übernahm die Reederei 1960 die Schiffe der deutschen Ölhandel- & Transportgesellschaft.[1]

Erste Rückschläge

 
Die 1961 gebaute Ilesha Palm

Weitere Neubauten fanden in den 1960er Jahren aber aufgrund der politischen Unruhen und des gleichzeitig schrumpfenden Exportmarktes in Westafrika nicht mehr statt. Ab 1962 begannen die Probleme der Palm Line sowie der anderen britischen Konferenzreedereien überhandzunehmen, da westafrikanische Staaten einen wachsenden Anteil der insgesamt schrumpfenden Ladungsmengen mit eigenen Reedereien, wie Ghanas Black Star Line oder der nigerianischen Nigerian National Line transportierten. Die Palm Line begann daraufhin mit der Verringerung der eigenen Flotte. Der Pflanzenöltanker Matadi Palm wurde außer Dienst gestellt und legte am 11. April 1963 von Liverpool zur letzten Reise zur Abbruchwerft im spanischen Burriana ab. Im Jahr darauf veräußerte man die Oguta Palm an Skaramanga Shipping aus Griechenland, bei der sie bis zum Abbruch 1973 in Split als Heraclitos fuhr.

Härter reagierte 1965 John Holt, der als Antwort auf die Krise die komplette Guinea Gulf Line an Elder Dempster abstieß. 1966 gab die Palm Line drei weitere Schiffe, Lokoja Palm, Niger Palm und die Sapele Palm ab, 1967 wurden die Burutu Palm und der Tanker Makeni Palm verkauft, wonach der Reederei lediglich noch der Tanker Makurdi Palm verblieb, der 1969 schließlich auch abgestoßen wurde.

Nochmal Neubauten

Die Werft Swan, Hunter Shipbuilders in Haverton Hill lieferte 1970 mit der 8870 BRT großen Matadi Palm den ersten Neubau seit knapp zehn Jahren. Sie wurde 1985 von der United African Conference International übernommen und als Matadi weiterbetrieben. Aufgrund des stetig weiter abnehmenden Ladungsanteils der Palm Line verkaufte diese 1972 die vier Schiffe Africa Palm, Akassa Palm, Badgary Palm und Bamenda Palm, woraufhin sich die Anzahl der Palm Line-Flotte auf zwölf Schiffe, der Hälfte von 1962, verringert hatte.

Containerisierung

 
Die Apapa Palm, 1985 in Antwerpen

Im Zuge der auch in Afrika einsetzenden Containerisierung charterte Palm Line 1974 das norwegische Containerschiff Joruna und setzte es mit Erfolg als Africa Palm ein. Daraufhin verkaufte Palm Line die Andoni Palm nach Griechenland und ersetzte sie durch die als Apapa Palm aus Deutschland eingecharterte Hasselburg der Reederei Kurt Sieh & Co. aus Hamburg. 1977 verkaufte die Palm Line ihre Elmina Palm und ersetzte die Hasselburg durch die 1973 als Schauenburg in Polen gebaute eigene Apapa Palm, die sie gebraucht von der Reederei Sieh & Co. gekauft hatte.

1978 wurden die Enugu Palm, Katsina Palm and Ibadan Palm veräußert und dafür 1979 die beiden neuen Mehrzweckschiffe Bamenda Palm und Badagry Palm in Dienst gestellt. Die Bamenda Palm war in Nordkorea gebaut worden, die 12.279 BRT große Badagry Palm bei Sunderland Shipbuilders in North Sands, Großbritannien. Nach deren Indienststellung verkaufte die Reederei vor dem Hintergrund ihres weiter fallenden Ladungsanteils die vier Schiffe Kano Palm, Lobito Palm, Ilorin Palm und Ilesha Palm, was die Flotte auf sieben Einheiten schrumpfen ließ.

Die letzten Jahre

1982 konnte man weitere zwei Mehrzweckschiffe, die 15.575 BRT große Lagos Palm und Lokoja Palm in Fahrt setzen. Zum Ausgleich gab man die beiden alten Einheiten Lagos Palm und Ikeja Palm ab. Da sich das Handelsvolumen immer weiter verringerte, zog die Palm Line 1984 weitere vier Westafrikaschiffe ab. Die Africa Palm wurde verkauft, und die die Bamenda Palm, Lagos Palm und Lokoja Palm wurden an den Lloyd Brasileiro verchartert. Im Jahr darauf entschieden die United Africa Company und die Unilever, dass der Betrieb einer eigenen Schifffahrtslinie sich nicht mehr lohne und veräußerten die Palm Line 1985 mit ihren Konferenzrechten an die Ocean Transport and Trading PLC in Liverpool. Diese betrieb auch schon die Elder Dempster und Guinea Gulf Line. Die UAC behielt die noch verbliebenen Schiffe, verkaufte die Apapa Palm aber noch im selben Jahr nach Venezuela.

 
Kontorflagge der Palm Line

Im letzten Betriebsjahr der United Africa Company, 1986, veräußerte die Gesellschaft die letzten fünf Schiffe und stellte ihren Betrieb ein. Bis 1989 blieb der Name of Palm Line noch im britischen Register, dann wurden die damit verbundenen Namens- und Handelsrechte zusammen mit denen der Elder Dempster und Guinea Gulf Line an die französische Reederei Delmas Vieljeux verkauft, dort aber nicht weitergeführt.

Flagge

Die Palm Line war die größte Reedereitochter des palmölverarbeitenden Konzerns Lever Brothers. Dessen konzerneigene Zeitschrift Progress führte in den 1930er Jahren einen Wettbewerb zur Findung einer Reedereiflagge durch, dessen Siegerbeitrag als Grundlage zur Erstellung der Kontorflagge der Reederei diente.[2]

Die Schiffe

Schiffe der Palm Line
Bauname Bauwerft/
Baunummer
IMO-Nummer Ablieferung Auftraggeber Spätere Namen und Verbleib
Ethiopian Deschimag Seebeck, Bremerhaven/
896
keine März 1936 UAC 1949 an Palm Line als Benin Palm, 1959 Faneromeni, ab 30. Mai 1961 in Izumi-Ohtsu abgebrochen
Leonian Deschimag Seebeck, Bremerhaven/
898
keine April 1936 UAC 1949 an Palm Line als Mendi Palm, 1959 Rio Yape, 1960 Lobito, ab 7. Juli 1967 in Vado Ligure verschrottet
Guinean Howaldtswerke, Hamburg/
-
keine 1936 UAC 1949 an Palm Line als Kano Palm, 1954 St.George, 1964 Susanne Eureka, 1966 Mok Tat, ab 10. November 1967 in Kaohsiung abgebrochen
Liberian Howaldtswerke, Hamburg/
739
keine 1936 UAC 1949 an Palm Line als Volta Palm, 1954 Hermes, 1958 Noemi, Dezember 1960 in Yokosuka abgebrochen
Gambian Deschimag Seebeck, Wesermünde/
571
keine 1937 UAC am 5. Juli 1940 in Dakar von der Vichy-Regierung beschlagnahmt, 1941 St. Gabriel, 1943 an Ministry of War Transport Empire Tweed, 1946 Gambian, 1949 an Palm Line als Gambian Palm, 1959 Irini's Blessing, ab Juli 1963 in Hong Kong verschrottet
Takoradian Deschimag Seebeck, Wesermünde/
572
keine 1937 UAC am 5. Juli 1940 in Dakar von der Vichy-Regierung beschlagnahmt, 1941 St. Paul, 1943 an Ministry of War Transport Empire Swale, 1946 Takoradian, 1949 an Palm Line als Takoradi Palm, 1959 Irini's Luck, ab Juni 1963 in Santander verschrottet
Conakrian Furness Shipbuilding Company, Haverton Hill/
-
- November 1937 UAC 1949 an Palm Line als Dahomey Palm
Congonian Swan, Hunter & Wigham Richardson, Low Walker/
1078
keine Mai 1942 UAC 1949 an Palm Line als Opobo Palm, 1961 Winwar, ab Juni 1963 in Hong Kong verschrottet
Kumasian Furness Shipbuilding Company, Haverton Hill/
-
- 1943 1949 an Palm Line als Kumasi Palm
Lafian Furness Shipbuilders, Haverton Hill/
352
keine 1943 UAC 1949 an Palm Line als Oguta Palm, 1060 Aristoteles, auf einer Reise von Detroit nach Kalkutta am 16. Dezember 1962 nach Wassereinbruch etwa 600 Seemeilen vor Funchal gesunken
Empire Bardsey Shipbuilders Corporation, Newcastle/
-
keine Juli 1947 Ministry of War Transport, London 1949 als Ashantian für die UAC fertiggestellt, 1949 an Palm Line als Ashanti Palm, 1962 Totalverlust nach Grundberührung vor Neapel
Empire Ronaldsey Shipbuilders Corporation, Southwick/
11
- 1947 Ministry of War Transport, London 1947 als Lagosian für die UAC fertiggestellt, 1949 an Palm Line als Lagos Palm, 1960 Oguta Palm, 1964 Heraclitos, 1969 Herodemos, ab April 1973 in Split abgebrochen
Zarian -/
-
- 1947 1949 an Palm Line als Lokoja Palm
Matadian Sir James Laing & Sons, Deptford Yard/
776
keine 1948 UAC 1949 an Palm Line als Matadi Palm, ab Februar 1963 in Burriana abgebrochen
Nigerian Furness Shipbuilding Company, Haverton Hill/
441
keine 1948 UAC 1949 an Palm Line als Niger Palm, 1966 Triana, ab Oktober 1968 in Hong Kong abgebrochen
Burutu Palm -/
-
- 1952 Palm Line, London 1967 Tyhi, 1973 Globe Star, 1973 nach Grundberührung verlorengegangen
Africa Palm Short Brothers, Pallion/
512
- 1953 Palm Line, London 1972 Savoydean, am 24. Juli 1975 in Kalkutta in Brand geraten und später in Bombay verschrottet
Sapele Palm AG Weser/
744
5313775 29. Oktober 1953 Ölhandel- & Transportgesellschaft, Hamburg 1960 an Palm Line, 1966 Capetan Georgis, am 23. März 1973 zum Abbruch bei Elektrometal Sanayii AS in Halic/Istanbul eingetroffen
Tema Palm AG Weser Seebeckwerft, Bremerhaven/
743
5218080 1953 Ölhandel- & Transportgesellschaft, Hamburg 1960 an Palm Line Makurdi Palm, 1969 Santamar, ab Februar 1976 in Gadani Beach verschrottet
Bamenda Palm Swan, Hunter & Wigham Richardson, Low Walker/
1926
5035440 März 1956 Palm Line, London 1972 Lenio, 1978 Elsa S.K., 1980 Eternal Sea, ab 28. Mai 1983 bei der G.M. Industrial Corporation in Gadani Beach verschrottet
Badagry Palm -/
-
- 1956 -
Elmina Palm -/
-
- 1957 -
Katsina Palm -/
-
- 1957 -
Andoni Palm Bemer Vulkan, Vegesack/
869
- 1958 Palm Line, Londo 1976 Mastromanolis, ab November 1984 in Sakaide verschrottet
Akassa Palm Bremer Vulkan, Vegesack/
870
- 1958 Palm Line, London 1972 Elenma, 1977 Ionian Sky, 1981 Magdalini K, ab November 1984 in Gadani Beach abgebrochen
Enugu Palm Swan Hunter, Low Walker/
1946
- 1958 Palm Line, London -
Kano Palm -/
-
- 1958 1979 Purna Shanti, 1979 Island Trader, ab September 1982 broken in Bombay abgewrackt
Ibadan Palm -/
-
- 1959 -
Ilorian Palm Swan Hunter, Low Walker/
1972
- 1959 Palm Line, London 1979 Diamant Captain, 1982 Cape Blanco, 1982 Sea Venturer, ab Dezember 1982 broken in Chittagong verschrottet
Lobito Palm -/
-
- 1960 -
Lagoa Palm -/
-
- 1961 -
British Rover Joseph L. Thompson and Sons, North Sands/
665
- 1951 BP Tanker Company, London 1961 an Palm Line und zum Süßöltanker Makeni Palm umgebaut, 1967 Kerkennah, 1971 Palau, ab 11. Juni 1978 in Brindisi abgebrochen
Ikeja Palm Swan Hunter, Low Walker/
1982
5158553 1961 Palm Line, London 1981 GME Palma, 1982 Palma, ab November 1983 in Gadani Beach verschrottet
Ilesha Palm Swan Hunter, Low Walker/
1984
5158785 1961 Palm Line, London 1979 Daphnemar, ab April 1984 in Gadani Beach verschrottet
Matadi Palm Swan Hunter, Haverton Hill/
20
7025243 1970 Palm Line, London 1981 Matadi, 1986 Modesty, 1994 Lian, ab November 1995 in Alang verschrottet
Joruna Warnowwerft, Warnemünde/
376
- 1972 1974 an Palm Line Africa Palm, 1983 Santa Barbara Pacific, 1983 Messaria, 1987 Tong Chau, 1995 Dong Wan, 1996 Brilliant 8, 1997 Luxury, 1998 verschrottet
Hasselburg Stocznia Szczecińska/
-
- 1974 Harald Schuldt, Hamburg 1977 an Palm Line als Apapa Palm, 1977 Hoegh Apapa, 1979 Hasselburg, 1980 Mexico, 1982 Mexico I, 1987 Trade Vigour, 1996 Madras Express, 1998 in Indien verschrottet
Schauenburg Stocznia Szczecińska/
242
- 1973 Harald Schuldt, Hamburg 1977 an Palm Line als Apapa Palm, 1985 General Salom, 1993 Orient Challenge, ab 13. August 1999 Abbruch in Alang
Bamenda Palm -/
-
- 1979 -
Badagry Palm Sunderland Shipbuilders, North Sands/
741
- 1979 Palm Line, London 1985 Badagry, 1986 Cordigliera, am 13. November 1996 vor Port Edward mit der kompletten Mannschaft gesunken
Lagos Palm -/
-
- 1982 -
Lokoja Palm -/
-
- 1982 -
Menestheus Mitsubishi Shipbuilding & Engineering Company, Nagasaki/
1809
7601566 30. November 1977 Blue Funnel Line, Liverpool 1980 Barber Menestheus, 1984 Menestheus, 1984 Lloyd Paranna, 1985 Menestheus, 1986 Apapa Palm, 1988 CMB Esprit, 1992 Woermann Expert, 2000 Expert, 2001 Delmas Sycamore, 2006 Expert, 2007 ClipperR Itajai II, 2007 King Spirit, ab Oktober 2010 in Alang abgebrochen
Daten: Equasis[3], grosstonnage[4]

Einzelnachweise

  1. H. Adamietz: Gezeiten der Schiffahrt. Verlag H. Saade, Bremen 1984.
  2. Flagspot Seite (englisch)
  3. Equasis-Startseite (englisch)
  4. grosstonnage-Startseite (englisch)