Griesheim ist eine Stadt in Hessen, westlich der Großstadt Darmstadt gelegen.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 49° 52′ N, 8° 34′ O | |
Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Darmstadt | |
Landkreis: | Darmstadt-Dieburg | |
Höhe: | 96 m ü. NHN | |
Fläche: | 21,55 km2 | |
Einwohner: | 29.309 (31. Dez. 2024)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 1360 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 64347 | |
Vorwahl: | 06155 | |
Kfz-Kennzeichen: | DA, DI | |
Gemeindeschlüssel: | 06 4 32 008 | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Wilhelm-Leuschner-Straße 75 64347 Griesheim | |
Website: | www.griesheim.de | |
Bürgermeisterin: | Gabriele Winter (SPD) | |
Luftaufnahme 2007 | ||
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Geografie
Nachbargemeinden
Griesheim grenzt im Osten an die kreisfreie Stadt Darmstadt und nordwestlich an den Landkreis Groß-Gerau mit der Stadt Riedstadt im Westen, der Stadt Groß-Gerau im Nordwesten und der Gemeinde Büttelborn im Norden. Ebenfalls nördlich von Griesheim liegt die Stadt Weiterstadt, südlich die Stadt Pfungstadt, die beide wie Griesheim selbst zum Kreis Darmstadt-Dieburg gehören.
Stadtgliederung
Griesheim bestand ursprünglich nur aus dem eigentlichen Stadtkern, wurde jedoch 1977 durch die Angliederung des ehemaligen Darmstädter Stadtteils St. Stephan erweitert.
Geschichte
Griesheim wurde am 14. Juni 1165 erstmals mit eigenem Namen urkundlich erwähnt; in älteren (Schenkungs-)Urkunden ist von Ansiedlungen in diesem Gebiet bereits als nicht namentlich bezeichnetem „Zubehör“ zum Königshof Groß-Gerau die Rede.
Eine wichtige Einnahmequelle Griesheims war in früheren Zeiten der Weinanbau. Durch den Dreißigjährigen Krieg litt dieser jedoch heftig, und wurde im 18. Jahrhundert letztmals erwähnt. Die Kriege im Mittelalter hinterließen in Griesheim ihre Spuren ebenso wie die Pest. Dies führte schließlich fast zur Ausrottung Griesheims. 1635 wurden nur noch 37 Einwohner gezählt.
Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelten sich die Gewinnung von und der Handel mit Tannensamen zu einem wichtigen Gewerbe in Griesheim. Zudem wurde der Ort ein Zentrum des Formstecher-Handwerks.
1874 schloss die Gemeinde mit dem preußischen Kriegsministerium einen Vertrag über die Einrichtung eines Artillerie-Schießplatzes im Südwesten Griesheims. Im nördlichen Teil des Truppenübungsplatzes Griesheim errichtete August Euler 1908 den ersten Flugplatz Deutschlands, was im Jahre 1937 dazu führte, dass dieses Gelände nach Darmstadt ausgemeindet wurde.[2]
Im Zweiten Weltkrieg wurde Griesheim durch vier Luftangriffe zu über 65 % zerstört, und zahlreiche Zivilisten kamen ums Leben oder wurden verletzt. Nach dem Krieg stand Griesheim praktisch vor einem Nichts. Unter den Bürgermeistern Daniel Müller und Georg Bohl wurde die Stadt wieder aufgebaut.
Nach erfolgreichem Wiederaufbau bekam Griesheim am 12. September 1965 von der Hessischen Landesregierung die Stadtrechte verliehen.
Historische Ortsnamen und Einwohnerentwicklung
In den historischen Dokumenten ist der Ort im Laufe der Jahrhunderte unter wechselnden Ortsnamen belegt[3]:
Griezheim (1165) | Grizheim (1225) | Grizheim; Grisheim (1234) | Grießheim (1368) |
Grisheim (1369) | Gryesheym (1381) | Grießen (1452) | Grießhem; Grießehem (1475) |
Gryeßheym (1493) | Grisheimb; Griesheimb (1648) |
Dokumentierte Einwohnerzahlen sind[3]:
- 1939: 8.193
- 1950: 9.081
- 1970: 16.589
- 1987: 20.472
- 2007: 25.734
- 2010: ca. 28.000; 26.294 (ohne Nebenwohnsitze); 28.143 (mit Nebenwohnsitzen)[4]
Griesheim: Einwohnerzahlen von 1834 bis 1967 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1834 | 2.688 | |||
1840 | 3.039 | |||
1846 | 3.305 | |||
1852 | 2.965 | |||
1858 | 3.107 | |||
1864 | 3.284 | |||
1871 | 3.352 | |||
1875 | 3.730 | |||
1885 | 3.928 | |||
1895 | 4.835 | |||
1905 | 5.599 | |||
1910 | 6.841 | |||
1925 | 6.912 | |||
1939 | 8.193 | |||
1946 | 8.035 | |||
1950 | 9.081 | |||
1956 | 12.484 | |||
1961 | 13.701 | |||
1967 | 15.347 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. |
Verwaltungsbezirke
Es ist dokumentiert dass Griesheim im Lauf der Geschichte zu folgenden Verwaltungsbezirken gehörte[3]:
- bis 1820: Amt Pfungstadt, das ab 1806 zur Provinz Starkenburg des Großherzogtums Hessen gehörte.
- 1821 bis 1832: Landratsbezirk Dornberg der Provinz Starkenburg.
- 1832 bis 1848: Kreis Groß-Gerau, mit der Einführung von Kreisen im Großherzogtum Hessen.
- 1848 bis 1852: Regierungsbezirk Darmstadt, während der Einteilung der Provinz Starkenburg in Regierungsbezirke.
- 1852 bis 1938: Kreis Darmstadt mit der Wiedereinführung von Kreisen in der Provinz Starkenburg.
- 1938 bis 1977: Landkreis Darmstadt. Im Zuge der Gebietsreform 1938 werden die drei hessischen Provinzen Starkenburg, Rheinhessen und Oberhessen in Landkreise aufgelöst.
- ab 1977: Landkreis Darmstadt-Dieburg, in den der Landkreis Darmstadt im Zuge der Gebietsreform in Hessen aufgeht.
Politik
Stadtverordnetenversammlung
Ergebnisse der letzten Kommunalwahlen:
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2011[5] |
Sitze 2011 |
% 2006 |
Sitze 2006 |
% 2001 |
Sitze 2001 |
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SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 50,1 | 19 | 59,6 | 22 | 64,6 | 24 | |
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 24,5 | 9 | 28,2 | 10 | 27,6 | 10 | |
GRÜNE | Bündnis 90/Die Grünen | 18,2 | 7 | 7,4 | 3 | |||
WGG | Wählergemeinschaft Griesheim[6] | 4,7 | 1 | 4,8 | 2 | 7,7 | 3 | |
FDP | Freie Demokratische Partei | 2,5 | 1 | |||||
Gesamt | 100 | 37 | 100 | 37 | 100 | 37 | ||
Wahlbeteiligung in % | 42,9 | 44,0 | 49,7 |
Bürgermeister
Groß Gerauer Str.22
Johannes Massing | 1882–1900 |
Heinrich Zöller | 1901–1909 |
Philipp Kunz | 1909–1917 |
Georg Schüler | 1920–1929 |
Philipp Feldmann | 1930–1938 |
Friedrich Seibert | 1938–1945 |
Daniel Müller | 1945–1952 |
Georg Bohl | 1953–1967 |
Hans Karl | 1968–1987 |
Norbert Leber | 1987–2011 |
Gabriele Winter | seit 2011 |
Wappen
Das Wappen besteht aus einem rotfarbenden Gerichtssiegel, das ein Hufeisen und darin eine Blumenblüte und einen Gänsefuß enthält. Der Gänsefuß hat sich aus der pfeilförmigen Tyr-Rune entwickelt. Die darüber dargestellte Blume ist eine Gerichtsrose, woraus geschlossen werden kann, dass Griesheim schon früh eine eigene Gerichtsbarkeit hatte.
Städtepartnerschaften
Städtepartnerschaften gibt es mit folgenden Städten:
- Bar-le-Duc, Frankreich, seit 1975
- Gyönk, Ungarn, seit 1990
- Wilkau-Haßlau, Sachsen, seit 1990
- Pontassieve, Italien, seit 2008
Griesheim und der Umgang mit seiner Geschichte
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das alte Backhaus abgerissen, welches 1454 zum ersten Mal erwähnt wurde. Der gleichaltrige Gemeindebackofen blieb noch einige Jahre erhalten. Ebenfalls um die Jahrhundertwende wurde die Anlage des „Gesundbrunnens“ aus dem späten 17. und frühen 18. Jahrhundert, einer ehemaligen Heilquelle, von den Ortsansässigen abgebrochen. An sie erinnert heute nur noch ein verwitterter Gedenkstein. Als dann im 2. Weltkrieg die Altstadt fast vollständig vernichtet wurde, baute man noch nicht einmal die Wahrzeichen Griesheims wieder auf. An das alte Rathaus, den Bahnhof und das Reifenrath'sche Haus und Scharunner's, erinnern (wenn überhaupt) nur noch Hinweistafeln. Obwohl es heute unverständlich erscheint, wurden in der Folgezeit die meisten der wenigen noch vorhandenen Denkmäler abgerissen, und so kann Griesheim heute nur noch eine Handvoll historischer Gebäude vorweisen.
Doch auch die Qualität dieser Denkmäler wurde arg herabgesetzt; z. B. wurden in der Lutherkirche sämtliche historischen Einbauten im Chorgestühl entfernt und die um das Jahr 1600 von Johann Grorock gebaute Orgel zum Großteil eingeschmolzen. Auch wurde die Anlage der Alten Schule großteils abgerissen, nur das Kochschulhaus steht heute noch; allerdings wurde es stark vereinfacht, was den Charakter des Gebäudes unwiederbringlich verfälscht.
Sehenswürdigkeiten
Ältestes Bauwerk des Ortes ist die Dorfkirche Maria Magdalena.
Direkt neben dem August-Euler-Flugplatz liegt das Gelände der 1945 aufgelösten Deutschen Forschungsanstalt für Segelflug (DFS). Hier stehen noch mehrere, seither ungenutzte Gebäude aus dieser Zeit.
Kultur und Feste
Alljährlich findet in Griesheim der Griesheimer Zwiebelmarkt statt. Zum ersten Mal fand dieses Volks- bzw. Stadtfest damals noch unter dem Namen „Griesheimer Woche“ im Juli 1977 statt, um Alt- und Neubürger einander näher zu bringen und um alte Griesheimer Traditionen zu pflegen und darzustellen. Neben Kulinarischem und Attraktionen wird an vielen Ständen auch Livemusik geboten. Mittlerweile findet das Fest am letzten oder vorletzten Septemberwochenende in der Griesheimer Innenstadt zwischen Wagenhalle und Hans-Karl-Platz statt. Ergänzend zur traditionellen Kirchweih (Kerb), an der neben dem alten Brauchtum vor allem kommerziell interessierte, professionelle Schausteller mitwirken, geht man in Griesheim mit dem Zwiebelmarkt neue Wege. Ein Zusammenschluss verschiedener kleiner und großer Vereine sorgt in jedem Herbst für eine die gesamte Innenstadt durchziehende Amüsiermeile mit lokalen Spezialitäten und viel internationalem Flair. Zusätzlich existieren auch das Museumsfest, das Kelterfest und der Weihnachtsmarkt.
Sport
Der Schachklub SV Griesheim spielt in der ersten Bundesliga.
Die erste Fußball-Mannschaft des SC Viktoria 06 Griesheim spielt derzeit in der Hessenliga.
Außerdem ist Griesheim für seine Leichtathleten bekannt, allen voran für die Sportler des TUS Griesheim; unter Anderem ist die Triathlon-Abteilung mit zwei Herren-Mannschaften in der 1. und in der 2. Bundesliga sowie mit einer Damen-Mannschaft in der 1. Bundesliga vertreten. Zusätzlich gibt es viele Einzelerfolge,besonders der (Marathon-)Läufer.
Jedes Jahr finden in Griesheim diverse Stadtläufe statt: Merck-Straßenlauf, Firmen-Lauf, Zwiebelmeile, Silvesterlauf und den Griesheimer Stunden-Lauf, der auf dem TUS-Gelände stattfindet.
Verkehr
Die B26 durchquert Griesheim der Länge nach. Sie bildet die verkehrstechnische Hauptachse der Stadt und verbindet sie insbesondere mit Darmstadt. Ein schmalspurige dampfbetriebene Nebenbahn nach Darmstadt wurde am 30. August 1886 in Betrieb genommen. Ab 1926 folgte der elektrische Straßenbahnbetrieb. Heute führen die Straßenbahnlinien 4 und 9 an der B26 entlang in die Darmstädter Innenstadt sowie in die unmittelbare Nähe des Darmstädter Hauptbahnhofs. An der Grenze zwischen Griesheim und Darmstadt liegt das Darmstädter Kreuz, das die B26 mit der BAB 5 und der BAB 67 verbindet. Außerdem fahren die Buslinien 45 und 46 ab Griesheim in Richtung Riedstadt, Gernsheim, Groß-Gerau und Trebur. Die Bahnstrecke von Goddelau-Erfelden über Griesheim nach Darmstadt (ein Teil der Riedbahn) wurde 1869 eröffnet, 1901 zweigleisig ausgebaut und 1975 stillgelegt.
Persönlichkeiten
- August Euler (* 20. November 1868 in Oelde; † 1. Juli 1957 in Feldberg (Schwarzwald)), deutscher Flugpionier und Flugzeugtechniker, eröffnete 1907 den vermutlich ersten Flugplatz Deutschlands in Griesheim.
- Elisabeth Langgässer (* 23. Februar 1899 in Alzey; † 25. Juli 1950 in Karlsruhe), Schriftstellerin, unterrichtete von 1920 bis 1928 an der (früheren) Schillerschule.
- Heinrich Keller (* 25. August 1918 in Griesheim; † 23. August 1990 in Hamburg), Hornist und Hochschullehrer
- Lutz Ludwig Kramer (* 14. Januar 1954 in Potsdam), ehemaliger Sänger und Gitarrist der deutschen Rock-Gruppe Agitation Free aus Berlin und ehemaliges Mitglied der Kommune 1, lebt und wirkt in Griesheim.
- Sebastian Dehmer (* 14.Februar 1982 in Darmstadt, Hessen), Olympiateilnehmer und Weltmeister im Triathlon, Botschafter der Stadt Griesheim, wohnt in Griesheim.
- Andrea Petkovic (* 9. September 1987 in Tuzla, Jugoslawien, heute Bosnien und Herzegowina), Tennisspielerin, wohnt in Griesheim
- Daniel Dell (*1. November 1868 in Griesheim; † 23. Januar 1941 in Griesheim), Jugendstilkünstler
Weblinks
- Offizielle Website der Stadt Griesheim
- Griesheim auf den Webseiten des Landkreises Darmstadt-Dieburg
- „Griesheim, Landkreis Darmstadt-Dieburg“. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 23. Juli 2012). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Linkkatalog zum Thema Griesheim bei odp.org (ehemals DMOZ)
- Literatur von und über Griesheim im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2024 (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2022) (Hilfe dazu).
- ↑ A. Göller/A. Holtmann (Hgg.): Ein Jahrhundert Luftfahrtgeschichte zwischen Tradition, Forschung und Landschaftspflege. Der August-Euler-Flugplatz in Darmstadt-Griesheim, Darmstadt 2008.
- ↑ a b c „Griesheim, Landkreis Darmstadt-Dieburg“. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 23. Juli 2012). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 1. September 2012.
- ↑ Offizielle Zahlen der Stadt (Stand: Juni 2010)
- ↑ Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011
- ↑ Website der Wählergemeinschaft Griesheim