Benutzer:Lllorenz80/Baustelle2

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"Verrückt? Na und! Seelisch fit in Schule und Ausbildung" ist ein Projekt zur Stärkung der seelischen Gesundheit von Schülern, Auszubildenden und Studenten initiiert vom Verein "Irrsinnig Menschlich e.V.: Stärkt Ihre Psyche, Deine auch". Ausgehend von der modernen Schul- und Stigmaforschung setzt das Projekt auf Information, Aufklärung und das Kennenlernen von Menschen, die Erfahrungen mit psychischen Gesundheitsproblemen und Gesundung haben.[1] Im Jahr 2001 von Manuela Richter-Werling ins Leben gerufen, ist "Verrückt? Na und!" inzwischen deutschlandweit in über 40 deutschen Städten und Landkreisen aktiv. International sind Tschechien und die Slowakei mit Projekten vertreten.[2] Es konnten bereits über 100.000 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 8-13 erreicht werden.[3]

Organisation

"Verrückt? Na und! Seelisch fit in Schule und Ausbildung" ist das Kernprojekt des gemeinnützigen Vereins "Irrsinnig Menschlich". Hauptsitz des Vereins ist Leipzig. Das Projekt wird über Regionalgruppen verbreitet, die zum bundesweiten Netzwerk von "Verrückt? Na und!" gehören. Irrsinnig Menschlich trainiert die Regionalgruppen für ihren Einsatz in Schule und Ausbildung, entwickelt das Projekt weiter und setzt Qualitätsstandards. Die Regionalgruppen führen das Projekt in den Schulen und anderen Bildungseinrichtungen ihrer Stadt oder ihres Landkreises durch. Dabei ist "Verrückt? Na und!" so konzipiert, dass es schulformunabhängig eingesetzt werden kann.[4]

Philosophie und Menschenbild

Es gibt keine Gesundheit ohne psychische Gesundheit.[5] Psychische Gesundheit ist von zentraler Bedeutung für das humane, soziale und wirtschaftliche Kapital der Nationen und sollte daher als integraler und wesentlicher Teil aller Politikbereiche betrachtet werden, wie z.B. Soziales, Umwelt, Arbeit, Bildung, Strafrecht und Wohnen. Diese Grunderkenntnis der WHO steht im Zentrum von „Verrückt? Na und!“. Psychische Gesundheitsprobleme treten im Laufe des Lebens in fast jeder Familie auf. Dennoch stoßen die davon betroffenen Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen bei anderen immer noch auf Ängste, Vorurteile, schämen sich und fühlen sich ausgeschlossen.[6] Dafür zahlt die Gesellschaft einen hohen Preis: menschliches Leid, empfindliche Einbußen an Lebensqualität, enorme volkswirtschaftliche Kosten.[7]

Das Schulprojekt „Verrückt? Na und!“ bricht das Schweigen und lädt junge Menschen zu einem offenen Austausch über die großen und kleinen Fragen zur seelischen Gesundheit ein. Der Schlüssel zur Veränderung von Einstellungen und bestenfalls Verhalten ist der Austausch mit Betroffenen. Dadurch bekommt das komplexe Konstrukt „seelische Gesundheit“ ein Gesicht, ist zum Greifen nah – und dabei ganz normal.[1] Stigmatisierung ist eines der schwerwiegendsten Probleme, das Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen erleben. Es beeinträchtigt ihre Selbstachtung, ihr Hilfesuchverhalten und trägt dazu bei, dass Familienbeziehungen zerbrechen. Zudem wirkt sich das Stigma negativ auf die Fähigkeit, soziale Beziehungen zu knüpfen, und auf Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten aus. Die Vorurteile der Bevölkerung gegenüber Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen, haben kaum etwas mit der Realität zu tun, sind jedoch für die betroffenen Menschen und für die Gesellschaft folgenschwer. Menschen, die psychische Krisen und Krankheiten als Betroffene und Angehörige erlebt haben, sind am stärksten motiviert, etwas gegen Stigmatisierung, Diskriminierung und Ausgrenzung zu tun und werden bei der Aufklärung als authentisch wahrgenommen. Damit sind sie in diesem Bereich wirksamer als Ärzte. Je vertrauter ein Mensch mit psychischen Krisen ist, umso geringer wirken Stigma und Diskriminierung. Neuere Forschungen zeigen, dass Kontakt zu Menschen, die psychische Krankheit erfahren haben, zu einer stärkeren Verringerung negativer Zuschreibungen führt als Aufklärung und Bildung allein.[8] Ein partnerschaftlicher Umgang und ebenbürtiger Status zwischen den Teilnehmern und eine kooperative Interaktion erleichtern den Kontakt. "Verrückt? Na und!" verbindet den salutogenetischen Ansatz mit sozialer Inklusion.[1] Psychischen Krisen vorzubeugen und psychisches Wohlergehen zu fördern, ist besonders für Heranwachsende entscheidend, weil viele psychische Störungen in der Kindheit und Jugend beginnen. Psychische Gesundheit ist grundlegend für die Lebensqualität jedes einzelnen Menschen, von Familien, Gemeinschaften und Nationen. Psychisches Wohlergehen ermöglicht es, unser Leben als sinnvoll zu erfahren und aktive Bürger zu sein.[9][10]

Zentrale und regionale Organisation

Der zentrale Sitz des Projektes ist in Leipzig. Hier entwickelt „Irrsinnig Menschlich e.V.“ das Projekt weiter, sorgt für interne und externe Evaluation, Qualitätsmanagement, Aus-und Fortbildung und Beratung. Die Regionalgruppen sind in ganz Deutschland vertreten. Ihre Träger sind Verbände der freien Wohlfahrt, Einrichtungen der psychosozialen Versorgung, Selbsthilfegruppen von Betroffenen und Angehörigen, Kliniken, Gesundheits- und Jugendämter. Seit 2012 gibt es in Schleswig-Holstein im Landkreis Dithmarschen/Heide einen regionalen Ableger von „Irrsinnig Menschlich e.V.“. Teil des „Verrückt? Na und!“-Netzwerkes kann jeder werden, der sich für die seelische Fitness von Heranwachsenden engagieren will, die nötige Qualifikation mitbringt, die Kooperationsvereinbarung unterzeichnet und den Trainingsworkshop absolviert. Die Regionalgruppen führen an den Schulen in ihrer Region das Projekt selbstständig durch und bringen regionale Besonderheiten ein, z.B. das starke Engagement von Angehörigen psychisch erkrankter Menschen und Bürgerhelfern in Stuttgart/Baden-Württemberg. Die Regionalgruppen sind wirtschaftlich selbstständig. Die Kooperationsvereinbarung regelt das Qualitätsmanagement und räumt den Trägern der Regionalgruppen einen Gebietsschutz ein. Best practice-Erfahrungen tauschen die Regionalgruppen auf jährlichen bundesweiten Netzwerktreffen aus. In dem bundesweiten Netzwerk engagieren sich mittlerweile ca. 500 Menschen.[3]

Gründung und Geschichte

„Irrsinnig Menschlich e.V.“ ist ein gemeinnütziger Verein und Träger der freien Jugendhilfe, gegründet im Jahr 2000 in Leipzig. Seine Projekte werden getragen vom Engagement und dem Enthusiasmus ehrenamtlicher Mitarbeiter. Das sind Psychologen, Psychiater, Sozialarbeiter, Pädagogen, Studierende und Journalisten. Besonders wichtig für das Engagement des Vereins sind die Lebenserfahrungen der Menschen, die selbst psychische Krisen erfahren haben oder Angehörige von psychisch erkrankten Menschen sind. Sie vermitteln Mut und Hoffnung. Der Verein fördert die seelische Fitness von Kindern und Jugendlichen, unterstützt die Gesundung seelisch erkrankter Menschen, kämpft gegen Stigmatisierung, Ausgrenzung und Diskriminierung von Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen für einen aufgeklärten und offenen Umgang mit der Ressource seelische Gesundheit. Um sein Ziel zu erreichen arbeitet Irrsinnig Menschlich mit nationalen und internationalen Netzwerken und Partnern aus Praxis, Forschung und Wissenschaft zusammen. Ausgangspunkt für die Vereinsgründung waren die Ergebnisse der beiden Bevölkerungsumfragen 1990 und 2000 zum Thema „Einstellungen zu psychischer Krankheit und psychisch kranken Menschen“ von Prof. Matthias C. Angermeyer, dem Mitbegründer von Irrsinnig Menschlich e.V. und bis 2006 Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik an der Universität Leipzig.[11][12] Demnach wussten die Menschen in Deutschland im Jahr 2000 im Vergleich zu 1990 mehr denn je über psychische Krankheiten. Mehr zu wissen bedeutet jedoch nicht, dass sich die Einstellungen oder gar das Verhalten gegenüber Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen verbessern. Weltweit diskutierten Psychiater, Betroffenen- und Angehörigeninitiativen, wie man Stigma, Vorurteile und Diskriminierung gegenüber Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen verringern kann.[13][14] Daraus ergab sich im Jahr 2001 das Projekt „Verrückt? Na und!“, welches zunächst als Pilotprojekt durchgeführt wurde. Von 2001 bis 2005 nahmen 5.000 Schüler aus sieben Bundesländern am Projekt teil. Das Schulprojekt ist von der Basis aus entstanden und wurde bis zu diesem Zeitpunkt ausschließlich durch Spenden finanziert. 2006 begann die bundesweite Verbreitung, gefördert durch die Aktion Mensch. Seit 2009 wird das Projekt in der strategischen Kooperation mit der BARMER GEK[15] und dem Kooperationsverbund gesundheitsziele.de verbreitet. "Verrückt? Na und!" ist ein Modellprojekt bei der Umsetzung der nationalen Gesundheitsziele "Gesund ausfwachsen" und "Depression verhindern".[16]

Mittlerweile wird das Projekt von fast 500 Ehren- und Hauptamtlichen in mehr als 40 Landkreisen und Städten angeboten. 2012 konnten über 10.000 Schüler erreicht werden.[1] Dabei wurde die Gründerin und Hauptverantwortliche für das Projekt 2009 in die internationale Ashoka-Organisation aufgenommen.[17] Im Rahmen eines EU-Projektes 2005 konnte das Projekt zum ersten Mal international in Michalovce (Slowakei) und Prag (Tschechien) erprobt und eingeführt werden. Das Projekt wurde 2006 und 2008-2010 durch das bundesweite Filmfest "Ausnahme|Zustand" in fast 80 Städten Deutschlands begleitet. Seit 2010 wird das Projekt in Sachsen von den „Schulcoaches“ ergänzt. Die Schulcoaches tragen dazu bei, das Thema psychische Gesundheit über das Projekt „Verrückt? Na und!“ hinaus nachhaltig an den Schulen zu verankern.[18][1] Ab 2013 wird das Projekt um „Psychisch fit im Studium“ erweitert.

Zunehmende Wahrnehmung der Bedeutung von psychischer Gesundheit

Psychische Erkrankungen sind keine seltenen Erkrankungen, jeder kann zu jedem Zeitpunkt im Lebensverlauf davon betroffen sein. Das Lebenszeitrisiko, an einer psychischen Störung zu erkranken, liegt bei über 50% der Bevölkerung.[19] Ausmaß und Folgen sind dabei sehr unterschiedlich: Einige Menschen erkranken nur kurzzeitig, andere längerfristiger. Ca. 40% sind chronisch, das heißt über Jahre oder gar von der Adoleszenz bis an ihr Lebensende betroffen.[20] Psychische Erkrankungen gehen fast immer mit Leiden des Betroffenen und gravierenden Belastungen und negativen Folgen im beruflichen, familiären und sozialen Rahmen einher. Inszwischen sind psychische Störungen eines der drängendsten Probleme in der Arbeitswelt und kosten Unternehmen und Sozialversicherungen Milliarden. Allein 2010 gab es 53 Millionen Krankentage wegen psychischer Belastung am Arbeitsplatz.[21] Psychische Störungen verursachen mittlerweile 12 Prozent der Arbeitsfehlzeiten.[22] Nach Beobachtungen der Betriebskrankenkassen geht daher fast jeder achte Krankentag auf das Konto eines Seelenleidens.[22] Das entspricht einer Steigerung in den letzten 15 Jahren um 80 Prozent. Psychische Störungen sind eine wesentliche Ursache für Arbeitsunfähigkeit und Frühverrentung.[23] Die wirtschaftlichen Belastungen durch diese Erkrankung sind wegen der Kombination aus hohem Verbreitungsgrad, frühem Einsetzen und oft ungünstigem, langem Krankheitsverlauf bedeutend. Die jährlichen Gesamtkosten wurden in Europa für das Jahr 2004 auf 240 Milliarden € geschätzt. Der größte Teil entfällt dabei auf die indirekten Kosten, die mit 132 Milliarden € beziffert werden können.[24]

Die Zahlen sind besorgniserregend. Gleichwohl sind sie ein Zeichen dafür, dass in der Gesellschaft offenbar eine größere Sensibilität vorhanden ist und mehr Menschen professionelle Hilfe bei psychischen Beschwerden suchen. Hinzu kommt der wissenschaftlich-medizinische Fortschritt bei Diagnose und Behandlung. Nehmen psychische Erkrankungen zu? Fachleute stimmen dem nur bedingt zu. Sie unterscheiden zwischen psychischen Erkrankungen, die auch eine genetische Komponente haben, etwa klassische Psychosen wie bipolare Störungen oder Schizophrenie, und psychoreaktiven Störungen. Letztere, also psychosozial zu erklärende Störungsbilder und Folgezustände externer, umweltbedingter Belastungsfaktoren sind auf dem Vormarsch: Persönlichkeitsstörungen, Suchterkrankungen, Angst- und Zwangsstörungen, Essstörungen und arbeitsbedingte Stresserkrankungen. Sie haben alle eine starke gesellschaftliche Komponente. Angestiegen sind auch die organisch bedingten psychischen Erkrankungen wie Demenz und Gehirnerkrankungen, weil die Menschen immer älter werden. Hingegen spielen bei jüngeren Menschen psychosoziale Stresserkrankungen eine stärkere Rolle.[25] Nach wie vor suchen viele Betroffene immer noch zu spät Hilfe bzw. bekommen nicht die adäquate Hilfe. Ein Grund dafür ist das Stigma, das psychischen Erkrankungen anhaftet. Die Hälfte aller psychischen Störungen beginnt in den ersten zwei Lebensjahrzehnten, im Kindes- und Jugendalter. Sie beeinflussen die Bewältigung altersspezifischer Entwicklungsaufgaben. Die Depression gehört zu den häufigsten psychischen Krisen junger Menschen. Depressionen erhöhen das Risiko dafür, dass Jugendliche auch in ihrem späteren Leben von psychischen Problemen betroffen sind. Durch Depression steigt auch das Risiko für Selbstverletzungen und Suizid. Psychische Gesundheitsprobleme stehen oft in engem Zusammenhang mit schlechten schulischen Leistungen und Entfremdung von der Schule. Laut KiGGS-Studie liegen bei 22% der Heranwachsenden in Deutschland Hinweise auf psychische Auffälligkeiten vor.[26] Über 6 Millionen Kinder leben mit Eltern zusammen, die an sucht- oder psychischen Erkrankungen leiden.[25] Einem Drittel der sozial benachteiligten Kinder und Jugendlichen bleiben aufgrund mangelnder psychischer Gesundheit Bildungs- und damit Lebenschancen versagt. Gesundheitliche Beeinträchtigung im Jugendalter und schlechtere Bildungschancen hängen häufig zusammen. Studien zeigen, dass „potenzielle Bildungsaufsteiger“ eine tendenziell gesündere Lebensweise entwickeln, während „potentielle Bildungsabsteiger“ eher ein risikoreiches Gesundheitsverhalten aufweisen.[25] Ein gutes Familienklima und ein gutes Schul-und Klassenklima sind die entscheidenden Faktoren für psychisches Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen. Auch Lehrkräfte sind zunehmend von psychischen Gesundheitsproblemen betroffen. Studien zeigen, dass der Lehrerberuf ein hohes Beanspruchungspotential aufweist. Psychische Gesundheit bei allen Mitgliedern der Schule zu fördern und mit psychischer Gesundheit gute Schule zu machen müsste nach allen Befunden ganz oben auf der Agenda stehen, weil es um die Zukunft der Gesellschaft geht. Dennoch ist seelische Gesundheit in den meisten Schulen bisher kein Thema. Hier setzt „Verrückt? Na und! Seelisch fit in Schule und Ausbildung“ mit seinem einzigartigen Konzept an: Mit Experten in eigener Sache, die selber betroffen sind, zu mehr Offenheit und Achtsamkeit.[1]

Wie das Projekt abläuft

In der Schule sich mit seelischer Gesundheit zu beschäftigen ist nützlich, weil die Hälfte aller psychiatrischen Erkrankungen in der Kindheit und Jugend beginnt, psychische Krisen von Heranwachsenden oft erstmals in der Schule erkannt werden, sich hinter Problemen wie Drogen, Alkohol, Mobbing und Gewalt meist seelische Probleme verbergen und psychische Gesundheitsprobleme von Schülern und Lehrkräften zunehmen. Zusätzlich ist ein gutes Klassen- und Schulklima ein wichtiger Gesundheitsfaktor für alle Schulmitglieder. Die Schule müssen alle Heranwachsenden durchlaufen. Ca. 12.000 Stunden ihres Lebens verbringen Heranwachsende dort. Mit psychischer Gesundheit lässt sich gute Schule machen. Deshalb ist Schule das ideale Setting für Aufklärung und Prävention im Bereich psychische Gesundheit. „Verrückt? Na und!“ setzt auf "Mut-Macher" für mehr Offenheit und Achtsamkeit bei dem sensiblen Thema seelische Gesundheit: Ein Team aus Moderatoren (Psychologen, Ärzte oder Sozialarbeiter) und „Experten in eigener Sache“, das sind Menschen, die psychische Krisen meistern mussten, führt in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen klassenweise Workshops zum Thema durch. „Verrückt? Na und!“ richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 13 und 25 Jahren sowie ihre Lehrkräfte. Es geht von ihren Lebenserfahrungen aus, dauert einen Schultag und eignet sich für Klassen und Gruppen. Das Projekt ist einfach aufgebaut und kann fortgeführt werden (z. B. bei Elternabenden, Pädagogischen Tagen, Fortbildungen). Das Projekt besteht aus drei Schritten: Zunächst setzten sich die Schüler mit ihren Erfahrungen und Vorstellungen zum Thema seelische Gesundheit auseinander: Was haben sie bisher über Menschen mit psychischen Problemen gehört, gelesen, gesehen? Wie steht es mit ihrer seelischen Gesundheit? Wie merkt man, wenn es einem Menschen seelisch nicht gut geht? Was würden sie in so einer Situation tun? Was hilft? Und was kann man tun, um seelisch fit zu bleiben. Im zweiten Schritt beschäftigen sie sich in Gruppen mit Aufgaben von „Sich zu helfen wissen“ über „Wie Körper und Seele zusammenhängen“ bis zu „Neue Medien: Nützlich für die Seele?“. Im dritten Schritt gibt sich der Experte in eigener Sache als Betroffener zu erkennen. Die Schüler erfahren, wie sich z.B. eine Depression oder Psychose anfühlt, wo man Hilfe bekommt und wie wichtig es ist, gute Freunde zu haben und nicht nur die guten Zeiten zu genießen, sondern auch gemeinsam die Probleme zu meistern. Sie erfahren, dass psychische Gesundheit ein wertvolles Gut ist und dass jeder Mensch psychische Gesundheitsprobleme bekommen kann. Deshalb ist es eine Stärke, offen darüber zu sprechen, sich frühzeitig Hilfe zu holen. Ergänzt wird das Schulprojekt durch jugendgerechte Materialien und Medien: Krisen-Auswegweiser und Seelen-Fitmacher im Pocket-Guide-Format, die DVD „...und Du so?“, die Wanderausstellung „Wie geht´s?“ und die Internetplattform www.verrückt-na-und.de.

Wirkung und Wissenschaftliche Basis

„Verrückt? Na und!“ wirkt dreifach. Das Projekt hilft, psychische Krisen vorzubeugen. Es macht jungen Menschen Mut, aufeinander zuzugehen und offener miteinander zu reden – auch über ernste und menschlich schwierige Themen. Und es fördert die Gesundung von Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen. Die Wirksamkeit wurde in verschiedenen Evaluationen durch das Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health der Universität Leipzig belegt. Die Jugendlichen nehmen ihre eigenen Stärken und Ressourcen, ihre Ängste, Vorurteile und Vorbehalte besser wahr und lernen, sie zu verstehen. Sie erfahren, wo sie Hilfe finden und wie sie Freunde und Mitschüler unterstützen können. Indem auch Lehrkräfte in die Gesprächsrunde mit einbezogen werden, schärfen sich ihre Antennen für die Befindlichkeiten der Schüler und sie können leichter ein gutes Klassenklima schaffen. Die Ergebnisse konkret: Jugendliche Betroffene (Experten in eigener Sache) machen Schülerinnen und Schülern Mut einer seelischen Krise mit weniger Ängsten zu begegnen. 95,5 % der Schüler kennen sich nach dem Projekt besser mit psychischer Gesundheit aus. Etwa zwei Drittel (63,2%) der Schüler gaben an, dass sie gern mehr erfahren würden über das Thema psychische Gesundheit/Krankheit. Jeweils Dreiviertel der befragten Mädchen und Jungen sagen, dass der Experte in eigener Sache für sie ein Vorbild sein könnte. 73,7 % der Schüler gaben an, dass sie mit einer seelischen Krise jetzt besser umgehen könnten. Dabei zeigten sich keine Unterschiede in Bezug auf Geschlecht und Schultyp. Hinsichtlich des Hilfesuchverhaltens zeigt die Evaluation, dass gleichaltrige Freunde (Peers) und der innerfamiliäre Kreis die entscheidenden Ansprechpartner im Falle einer seelischen Krise sind. Als bedeutsam erweist sich die Teilnahme der Klassenlehrer und anderer Lehrkräfte. Sie werden ebenfalls für das Thema sensibilisiert und dadurch zu einem möglichen Ansprechpartner für Schüler im Fall einer seelischen Krise. Das macht es umso wichtiger, die Lehrer für diesen Fall vorzubereiten.[27] Mit ausgereifter Strategie und belegter Wirkung hilft das Schulprojekt präventiv und gesundheitsfördernd – eine wertvolle Kombination, die Schule macht und ein guter Ausgangspunkt für umfassendere und regelmäßige Präventionsmaßnahmen in der Schule ist.[1]

Auszeichnungen

  • 2012 - PHINEO "Wirkt!"[1]
  • 2011 - „Die 150 Verantwortlichen“, Preis der Robert-Bosch-Stiftung
  • 2011 - 2. Preis „Gesundes Land NRW“[28]
  • 2010 - Preis der Dt. Fairness-Stiftung[29]
  • 2009 - Aufnahme in die internationale Ashoka-Fellowship[30]

Presse

Filme

Filmspots:

  • "... und Du so?" Filmbeiträge als Einstieg in das Thema psychische Gesundheit für Unterricht und Bildungsarbeit - Eine Produktion von FRND.DE und Irrsinnig Menschlich e.V., D 2011, 130 min. + DVD-Leitfaden.
  • "Wenn Lehrer lernen" - Ein Film von Norbert Göller, D 2005, 38 min.
  • "Zivot heißt Leben" - Ein Film von Norbert Göller und Manuela Richter-Werling, D 2006, 70 min.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h PHINEO Projektporträt Irrsinnig Menschlich 2012 (PDF; 783 kB)
  2. http://www.blaznis-no-a.cz/
  3. a b Irrsinnig Menschlich Wirkungsbericht 2012 (PDF; 1,0 MB)
  4. verrueckt-na-und Team
  5. Bericht über die Ministerkonferenz der Europäischen Region der WHO (PDF; 1,1 MB)
  6. Ravens-Sieberer, U. & Thomas, C. (2003), Gesundheitsverhalten von Schülern in Berlin. Ergebnisse der HBSC-Jugendgesundheitsstudie 2002 im Auftrag der WHO. Berlin: Robert Koch-Institut.
  7. Wittchen, H.U, F. Jacobi, J. Rehm, A. Gustavsson, M. Svensson, B. Jönsson, J. Olesen, C. Allgulander, J. Alonso, C. Faravelli, L. Fratiglioni, P. Jennum, R. Lieb, A. Maercker, J. van Os, M. Preisig, L. Salvador-Carulla, R. Simon, and H.-C Steinhausen (2011). The size and burden of mental disorders and other disorders of the brain in Europe 2010. European Neuropsychopharmacology 21, S. 655–679.
  8. Wittchen, H.U, F. Jacobi, J. Rehm, A. Gustavsson, M. Svensson, B. Jönsson, J. Olesen, C. Allgulander, J. Alonso, C. Faravelli, L. Fratiglioni, P. Jennum, R. Lieb, A. Maercker, J. van Os, M. Preisig, L. Salvador-Carulla, R. Simon, and H.-C Steinhausen (2011). The size and burden of mental disorders and other disorders of the brain in Europe 2010. European Neuropsychopharmacology 21:655–679.
  9. Gesundheitszustand der deutschen Bevölkerung: Ergebnisse einer repräsentativen Befragung mit dem EuroQol-Instrument (PDF; 223 kB), König, H.H., Bernert, S. und Angermeyer, M.C. (2005).Gesundheitswesen, 67, 173–182
  10. Irrsinnig-menschlich.de, Geschichte
  11. Gesundheitszustand der deutschen Bevölkerung: Ergebnisse einer repräsentativen Befragung mit dem EuroQol-Instrument (PDF; 223 kB), König, H.H., Bernert, S. und Angermeyer, M.C. (2005). Gesundheitswesen, 67, 173–182.
  12. Irrsinnig-menschlich.de, Geschichte
  13. Byrne, P. (2000). Advances in Psychiatric Treatment. 6, S. 65-72.
  14. Penn, D.L. und Couture, S.M. (2002). Strategies for reducing stigma toward persons with mental illness. World Psychiatry, 1(1), S. 20–21.
  15. BARMER GEK
  16. http://www.gesundheitsziele.de/cgi-bin/render.cgi?__cms_page=modellprojekt
  17. Ashoka, Manuela Richter-Werling
  18. Schulcoaches
  19. Deutsches Ärzteblatt Heft 1 Januar 2006, S. 25 (PDF; 33 kB)
  20. name="Wittchen"> Wittchen, H.U, F. Jacobi, J. Rehm, A. Gustavsson, M. Svensson, B. Jönsson, J. Olesen, C. Allgulander, J. Alonso, C. Faravelli, L. Fratiglioni, P. Jennum, R. Lieb, A. Maercker, J. van Os, M. Preisig, L. Salvador-Carulla, R. Simon, and H.-C Steinhausen (2011). The size and burden of mental disorders and other disorders of the brain in Europe 2010. European Neuropsychopharmacology 21, S. 655–679.
  21. Gesund im Job - Das Magazin für Betriebliches Gesundheitsmanagement. Nov. 2012, Markt1 Verlag.
  22. a b BKK Gesundheitsreport 2011 „Zukunft der Arbeit“, S. 17. (PDF; 6,0 MB)
  23. „Mehr Fehltage durch psychische Leiden“, Süddeutsche Zeitung vom 3. Januar 2007, S. 20.
  24. EU Grünbuch psychische Gesundheit 2005 (PDF; 946 kB)
  25. a b c Der Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS): Risiken und Ressourcen für die psychische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen (PDF; 598 kB), Erhart, M., Hölling, H., Bettge, S., Ravens-Sieberer, U. und Schlack, R. (2007). Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung und Gesundheitsschutz, 50, 800–809.
  26. H., Erhart, M., Ravens-Sieberer, U. und Schlack, R. (2007). Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen Erste Ergebnisse aus dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS), Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung und Gesundheitsschutz, 50, 784–793.
  27. [http://cms.irrsinnig-menschlich.de/fileadmin/Templates/Bilder/Materialien/Study_Conrad_et_al___2009__HealthEducation.pdf Conrad, I., Heider, D., Schomerus, G., Angermeyer, M. C. und Riedel-Heller, S. (2010). Präventiv und stigmareduzierend? Evaluation des Schulprojekts «Verrückt? Na und!» Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie, 4, 257–264. (PDF; 1,2;MB)
  28. 2. Preis „Gesundes Land NRW“
  29. Preis der Dt. Fairness-Stiftung
  30. Aufnahme in die int. Ashoka-Fellowship