Die Gagausen (Eigenbezeichnung: Gagauz, Pl. Gagauzlar oder Gagavuz, Pl. Gagavuzlar, russ. Gagauzy) sind ein Turkvolk, welches überwiegend im "Gagauz Yeri" (Land der Gagausen) in Moldawien lebt. Sie zählen heute zu den Südtürken. In der türkischen Turkologie wird die Bezeichnung Gagavuz-Türkleri verwendet. Die Gagausen benutzen mehrheitlich das kyrillische Alphabet ihrer jeweiligen Heimatländer. Die Mehrheit der Gagausen sind orthodoxe Christen.

Namensherkunft
Die Gagausen gehören zu den Turkvölkern - soweit die Übereinstimmung in den meisten Theorien. Der Name leitet sich wahrscheinlich von den alttürkischen Gökoğuz (auch: Oğuz) ab - daraus wurde Gagaoğuz und dann Gagauz.
Geschichte
Vor 10 Jahrhunderten kamen Teile der türkischen Stämme der Oghusen und Petschenegen sowie anderer alttürkischer Stämme vom Altai (Gebirge) über das Schwarze Meer zum Balkan. Im 12. Jahrhundert gründeten die Gagausen ein Land mit dem Herrscher Balik Bey. Nach seinem Tode kam 1386 Yanko (Ivanko) an die Führerschaft. 1417 kam der Balken unter Osmanische Herrschaft. Bei den Osmanen genossen sie einen Autonomiestatus. Durch den Druck der Bulgaren siedelten die Gagausen 1750 nach Russland ab. 1769-1791 gingen sie zum Gebiet der Donau und 1801-1820 wanderten sie nach Bessarabien aus. 1906 riefen sie im heutigen Siedlungsgebiet die Komrat Republik aus, welche nur 15 Tage alt wurde. Sie lebten unter osmanischer, russischer, rumänischer und moldawischer Herrschaft. Im Zweiten Weltkrieg wurden sehr viele Gagausen aus der Region deportiert und verloren ihr Leben. Nach Gründung der Moldauischen Sozialistischen Sowjetrepublik, lebten 80% der Gagausen in diesem Gebiet, 20% lebten in Bulgarien und in der Ukraine. Der Zentrum der Siedlungen der Gagausen ist die autonome Republik Gagausien. Am 23.April 1994 gab die moldawische Regierung grünes Licht für die friedliche Territorialautonomiebestrebungen der Gagausen. Seit 1999 ist der Präsident Dimitri Kroytor. Im gagausischem Dorf Beşelma "Fünf-Äpfel" befindet sich das Nationale Museum für Gagausische Geschichte und Ethnographie, welches von Dimitri Karacabav gegründet wurde. Es bestehen gute Verbindungen zwischen Gagausien und den Türkei-Türken.
Herkunft
Zur Abstammung der Gagausen existieren 3 Theorien:
- 1. Der verbreitetsten These zufolge stammen sie von Ogusen, der staatstragenden Schicht im osttürkischen Reich, ab. Der Volksname stammt von Gökoğuz und entwickelte sich zu Gagaoğuz und Gagavuz.
- 2. Die Gagausen stammen von anatolischen Türken ab, die dem Seldschuken-Sultan İzzeddin Keykavus II. in der Führung von Sarı Saltuk gefolgt sind und sich in Dobruca und Umgebung niedergelegt haben. Der Name Gagavuz stammt von Keykavuz.
- 3. Die Gagausen sind Bulgaren, die sich mit den alttürkischen Stämmen vermischten und türkisiert wurden, aber ihr orthodoxes Bekenntnis beibehielten.
Aktuell
Die Gagausen sind eine im Süden Moldawiens lebende Bevölkerungsgruppe von etwa 171.500 Menschen. Sie sprechen eine Turksprache und sind mehrheitlich christlich-orthodoxen Glaubens. Beim Zerfall der Sowjetunion entstand unter den Gagausen eine Autonomiebewegung, die allerdings friedlich blieb. Im Dezember 1994 wurde durch das Moldawische Parlament eine Territorialautonomie verabschiedet.
Das Gebiet nennt sich jetzt "Gagauz Yeri" (Land der Gagausen).
Siedlungsgebiet
Insgesamt 198.000 auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion (1989).
Moldawien: ca. 171.000 (2005). Autonomer Status in Gagausien.
Ukraine: ca. 32.000 Gagausisch-Sprecher im Südwestzipfel der Ukraine, im Gebiet von Izmail.
Türkei: ca. 14.000 (7.000 zu Beginn des 20. Jahrhunderts) , der Stamm der Surguchen in der Region Edirne.
Bulgarien: ca. 12.000 (1990) bei Warna und der Stamm der Gajalen in der Region von Deli Orman im Nordosten Bulgariens (Dobrudscha).
Russland (besonders erwähnenswert in Kabardino-Balkarien): ca. 11.000
Mazedonien und Griechenland: 4.000 zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Südostmazedonien.
Rumänien: ca. 2.500 Gagausisch-Sprecher
Kasachstan, Kirgisistan und Usbekistan: ca. 1.500, isolierte gagausische Streusiedlungen
Sprache
siehe Gagausische Sprache
Literatur
- Grulich, in: Europa Ethnica, 1989/46: 81