Ferdinand Becker (Maler)
Ferdinand Becker (* 2. Juli 1846 in Gonsenheim; † 21. August 1877 in München)
Joseph Ferdinand Becker. Auch bekannt als der "Maler Becker".
Maler von Heiligenbildnissen und Märchenszenen im 19. Jh.
Der Vater Ferdinand Beckers führte in dem rheinhessischen Dorf Gonsenheim bei Mainz die Wirtschaft "Zum goldenen Stern". Als eines Tages der vierjährige Ferdinand mit Kreide eine Jagdszene an die Wand der Wirtsstube malte, zeigte sich ein Gast, der Kunstkenner war, sehr beeindruckt von dem Gemälde des Jungen.
Nach Beendigung der Volksschule im Jahre 1860 wollte Ferdinand sich in der Malerei ausbilden lassen, doch sein Vater hinderte ihn daran, da er unbeirrbar die Ansicht vertrat: "Mein Sohn kann von der Malerkunst nicht leben". Bei Fuhrwerkern fand der junge Ferdinand eine Beschäftigung, die darin bestand, Wagen mit Steinen zu beladen und ihnen bis zu ihrem Bestimmungsort zu folgen, um dort die Steine wieder zu entladen; nachts dagegen malte er heimlich auf seinem Zimmer.
Der Maler Lasinsky in Mainz erkannte schließlich das zeichnerische Talent Ferdinand Beckers und bildete ihn aus. Von 1865 bis 1868 restaurierte Lasinsky zusammen mit seinem Schüler Becker die Mainzer Pfarrkirche St. Ignaz. Von Beckers Kunstfertigkeit beeindruckt, vermittelte Lasinsky den jungen Maler zur weiteren Ausbildung an Professor E. Steinle am Stöckel'schen Institut zu Frankfurt am Main. An diesem Institut hielt sich Ferdinand Becker vom 19. November 1868 bis zum 30. April 1877 auf, und in diesem Zeitraum fertigte er auch die meisten seiner Werke an.
Sein wohl bekanntestes Gemälde ist "Die Rolandsknappen", ein Aquarellzyklus aus 5 Bildern in einem Rahmen. "Die Rolandsknappen" wurde durch Ausstellungen in Frankfurt am Main, Berlin und Gonsenheim berühmt und fand überall großen Zuspruch. Zusammen mit der Stadt Mainz erwarb der Mainzer Kunstverein das Werk für 4.000 Goldmark.
Durch den Erfolg seiner "Rolandsknappen" in Kunstkreisen bekannt geworden, erhielt Ferdinand Becker von einem Kunsthändler in München den Auftrag über zwei größere Werke. Ende April 1877 reiste Maler Becker nach München, wo er in den folgenden Monaten für diesen Auftrag seine Studien in der Natur vornahm. Anfang August 1877 erkrankte er ernsthaft und wurde in ein Münchener Krankenhaus eingewiesen, wo sein Gesundheitszustand sich zunächst besserte, sich dann aber innerhalb weniger Tage drastisch verschlechterte. Am 21. August 1877 verstarb Ferdinand Becker in München am Typhus. Sein Leichnam wurde an seinen Geburtsort überführt auf dem Gonsenheimer Friedhof beigesetzt.
In Mainz-Gonsenheim wurden ein Straßenzug und eine Schule nach Ferdinand Becker benannt, die Maler-Becker-Straße und die Maler-Becker-Schule.
Werke
- "St. Pankratius im Kerker", Ölgemälde
- "Rübezahl, Marktweiber erschreckend" (1869-1870), Ölgemälde
- "Die heilige Jungfrau mit dem Jesuskinde" (1870), Ölgemälde
- "Der heilige Vitus" (1870), Ölgemälde
- Brustbilder von Heiligen (1870-1871), Wandgemälde in der Kapelle des Fürsten Löwenstein in Klein-Heubach am Main
- "Friedrich mit der gebissenen Wange" (Ende (1871), - Anfang ('72)
- Das Altarbild in der Kirche St. Peter zu Mainz (1872),
- Weitere Bildnisse von Heiligen in Klein-Heubach am Main (1873), Wandgemälde
- "Frauenlob in Mainz" (1873), Ölgemälde
- "Brüderchen und Schwesterchen" (1873-1874) nach dem Märchen der Brüder Grimm
- "Der Jude im Dorn" (1874-1875) nach dem Märchen der Brüder Grimm
- "Die Rolandsknappen" (1876) nach dem Märchen "Rolands Knappen" von Musäus
Literatur
D. Grimm: Biographie des Males Jos. Ferdinand Becker von Gonsenheim. Mainz: Giani, 1878