Brüderbewegung

freikirchliche Bewegung
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Die Brüdergemeinden (auch Darbyisten oder Brüderbewegung genannt) gehören zu den christlichen Freikirchen. Viele Brüdergemeinden gehören keinem übergeordneten Verbund an. Einige haben sich 1942 mit den deutschen Baptisten zum Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden zusammen geschlossen. Jede einzelne örtliche Brüdergemeinde ist unabhängig in Lehre und gemeindlichem Leben. Im englischen Sprachraum werden sie als Brethren bezeichnet.

Die Brüdergemeinden sind nicht zu verwechseln mit der von Nikolaus Graf von Zinzendorf gegründeten Herrnhuter Brüdergemeine. Auch die beiden württembergischen pietistischen Brüdergemeinden Korntal und Wilhelmsdorf (Württemberg) gehören in einen anderen Zusammenhang, nämlich in den Pietismus.

Geschichte

Brüderbewegung in England

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Die "geschlossenen" Brüder

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Die "offenen" Brüder

Andere Bezeichnungen für die Brüdergemeinde

  • "Brockhäuser" (nach dem Mitbegründer der deutschen Brüdergemeinden Carl Brockhaus)
  • "Christen ohne Benennung"
  • "Christen ohne Namen"
  • "Christliche Versammlung" oder einfach: "Versammlung" (nach der Übersetzung der Elberfelder Bibel, in der das griechische "ekklesia" (Luther: Gemeinmde) mit "Versammlung" wieder gegeben wird)
  • "Darbysten (nach dem Begründer der Brüdergemeinden John Nelson Darby
  • "Englische Brüder" (Bezeichnung für die Brüdergemeinden, die eine enge Verbindung zu den alten Dabysten-Gemeinden in England pflegen; sie praktizieren im Gegensatz zu den anderen Brüdergemeinden noch die Säuglingstaufe, sofern sie in einer gläubigen Familie geboren worden sind)
  • "Exklusive" (Bezeichnung für die "geschlossenen Brüdergemeinden")
  • "De Finen" (= "die Feinen"; ironisierende Bezeichnung im Plattdeutsch des Bergischen Landes; sie zielt auf die Tatsache ab, dass viele Mitglieder der Brüdergemeinden den oberen Schichten des Bürgertums angehören)

muss ergänzt werden!

Christliches Lehrverständnis

Die Brüdergemeinden verstehen sich als "bibeltreue" christliche Gemeinden, wobei das gemeindliche Leben wie auch das Lehrverständnis mit anderen freikirchlichen Gruppierungen in weiten Teilen konform gehen. Im Folgenden sollen daher nur die wesentlichen Unterschiede dargestellt werden.

Struktur

Die meisten Brüdergemeinden außerhalb des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden lehnen fest geschriebene Organisationsstrukturen ab. Die Zeit der biblischen Gemeindeämter (Hirten, Lehrer, Älteste und Diakone) ist entsprechend ihrer heilsgeschichtlichen Schau der Kirchengeschichte unwiederbringlich vorbei. Einer der Gründe: Es gibt keine Apostel mehr; nur sie konnten - so die Sicht der Brüdergemeinden - in die genannten Ämter berufen. Für die Gegenwart gilt allein das Wort Jesu: "Wo zwei oder drei sich in meinem Namen versammeln, da bin ich mitten unter ihnen." (Matthäusevangelium 18,20) Über die Fragen des Gemeindelebens wird in sogenannten "Brüderversammlungen" gesprochen, zu denen alle männlichen Mitglieder der Gemeinde eingeladen sind. Bei den Beschlüssen wird Einmütigkeit angestrebt. "Bewährte" und begabte Brüder werden von der Brüderversammlung mit der Durchführung der Gesprächsergebnisse beauftragt.

Da im Bereich der Vermögens- und Immobilienverwaltung ein gewisses Maß an Organisation von staatlicher Seite vorgeschrieben ist, hat man innerhalb vieler Brüdergemeinden einen kleinen Trägervereine gegründet, der die genannten Aufgaben übernimmt. Dieser Verein ist meist als gemeinnützig anerkannt und kann auch die erforderlichen Spendenquittungen ausstellen.

Die überregionale Verbindung zwischen den einzelnen Ortsgemeinden wird vor allem durch jährlich statt findende Bibelkonferenzen gefördert. Bekannte Konfrenzen sind u.a. die Berlin-Hamburger und die Köln-Elberfelder Konferenz. Im Jugendbereich erfreut sich die Wiedenester Konferenz großer Beliebtheit. Von mehreren Brüdergemeinden Fest angestellte Reiseprediger tragen ebenfalls zur inneren Vernetzung der einzelnen Gemeinden bei.

Zu einem großen Teil wird in den Brüdergemeinden nicht die Gläubigentaufe - fälschlicherweise oft als Erwachsenentaufe bezeichnet - praktiziert. Hier entscheidet sich der Einzelne bewußt für den Glauben an Jesus Christus, gibt dies der Gemeindeleitung und der Gemeinde bekannt und wird aufgrund dieser Entscheidung getauft. Die Taufe findet in einem größeren Becken (Baptisterium) statt, in dem der Täufling ganz untergetaucht wird (entsprechend der biblischen Taufpraxis). Diese Becken befinden sich häufigim Versammlungsraum der Gemeinde; die Taufe kann aber zum Beispiel auch im Schwimmbad oder in einem offenen Gewässer vollzogen werden.

Das sonntägliche Abendmahl - die Brüdergemeinden bezeichnen es als "Brotbrechen" - bildet das geistliche Zentrum des gemeindlichen Lebens. Die Gestaltung der unterliegt keiner festgeschriebenen Liturgie, hat jedoch oft folgende Elemente: Die Gemeinde versammelt sich in aller Stille um den Abendmahlstisch, auf welchem sich Brot und Wein befinden. Die beiden Substanzen des Abendmahls - Brot und Wein - werden als "Zeichen der Liebe Gottes" verstanden. Nicht Menschen, sondern der Heilige Geist soll die Feier gestalten. Er bewegt nach Auffassung der Brüdergemeinde verschiedene Männer der Gemeinde, zur Gestaltung der Feier beizutragen. So werden in nicht festgelegter Reihenfolge Bibeltexte gelesen, kurze Ansprachen gehalten, über Erfahrungen mit Gott berichtet, freie Gebete gesprochen und gemeinsam zu singende Lieder vorgeschlagen. Auffällig ist allerdings, dass in den meisten Brüdergemeinden die Frauen - abgesehen vom gemeinsamen Gesang - den Gottesdienst schweigend feiern. In vielen Brüdergemeinden sitzen die Frauen auch von den Männern getrennt. Am Abendmahl teilnehmen kann in der Regel nur, wer zum Abendmahl zugelassen wurde. Diese Zulassung setzt den persönlichen Glauben an Jesus Christus und ein seelsorgerliches Gespräch mit den Brüdern der Gemeinde voraus. Die Zulassung wird der Gemeinde bekannt gegeben. Auswärtige Abendmahlsteilnehmer haben in einigen Gemeinden ein Empfehlungsschreiben ihrer Heimatgemeinde vorzuzeigen oder zumindest glaubhaft zu versichern, dass sie dort zum Abendmahl zugelassen sind.

Die Brüdergemeinde hat keinen Pastor oder fest angestellten Prediger. Den Predigtdienst versehen männliche Mitglieder der Gemeinde, die dazu eine Begabung haben. Hin und wieder werden auch Männer auswärtiger Gemeinden als Gastprediger eingesetzt. Es kommt selten vor, dass ein und derselbe Prediger an zwei aufeinander folgenden Sonntagen den Verkündigungsdienst versieht. Man ist der Überzeugung, dem biblischen Grundsatz des "Priestertums aller Gläubigen" zu entsprechen. Außerdem - so die Brüdergemeinde - verhindert die wechselnde Predigtverantwortung die Verengung der Verkündigung auf eine einseitige Lehre.

Stellung der Frau in der Gemeinde

Frauen unterliegen in der Versammlung der Brüdergemeinde dem Schweigegebot. Sie beteiligen sich traditionell nur am gemeinsamen Gesang, in einigen Gemeinden aber auch am Gebet und an der Schriftlesung. Frauen führen aber nie die Wortverkündigung (Predigt oder Bibelauslegung) durch, und sie teilen auch nicht das Herrenmahl (Abendmahl) aus.

Tätigkeitsfelder (Werke) und Einrichtungen


Literatur

  • Wolfgang E. Heinrichs, Freikirchen - eine moderne Kirchenform. Entstehung und Entwicklung von fünf Freikirchen im Wuppertal, Brunnen Verlag: Gießen 1989 (2. Aufl. 1990).
  • Gerhard Jordy (Hrsg.), 150 Jahre Brüderbewegung in Deutschland, Christliche Verlagsgesellschaft: Dillenburg 2003.
  • Kurt Karrenberg, Warum Versammlungen der "Brüder"?,(Dillenburg 1960)
  • Erich Geldbach, Christliche Versammlung und Heilsgeschichte bei John Nelson Darby,(Wuppertal 1975)