Benedikt XV.

258. Papst der katholischen Kirche
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Benedikt XV. (eigentlich Marquese Giacomo della Chiesa * 21. November 1854 in Genua (Italien); † 22. Januar 1922 in Rom) war Papst von 1914 bis 1922. Auf Grund seines engagierten Auftretens gegen den Ersten Weltkrieg wurde er als Friedenspapst bekannt.

Leben

 
Papst Benedikt XV.

Chiesa wurde in Genua, Italien, als Sohn einer Adelsfamilie geboren. Im Jahre 1875 erlangte er den Doktortitel der Rechtswissenschaften. Danach studierte er für das Priesteramt und besuchte die Schule der vatikanischen Diplomatie. Am 21. Dezember 1878 empfing er das Sakrament der Priesterweihe. Den größten Teil seiner kirchlichen Laufbahn verbrachte er im Vatikan.

Kardinal Mariano Rampolla war sein Freund und Mentor, dem er zunächst in Madrid und später ab 1887, als dieser zum Kardinalstaatssekretär an der Kurie berufen wurde, als Sekretär diente. Während dieser Zeit half Chiesa bei der Vermittlung zur Lösung eines Konfliktes zwischen Deutschland und Spanien um die Karolinen Inselgruppe sowie bei der Organisation von Hilfsaktionen während einer Choleraepidemie. Als Rampolla mit der Wahl von Pius X. aus dem Amt schied und Kardinal Merry del Val ihm nachfolgte, behielt Chiesa zunächst seinen Posten.

Aufgrund seiner engen Beziehung zu Rampolla, dem Architekten der vergleichsweise offenen Außenpolitik Leos XIII. und Rivalen von Pius beim Konklave von 1903, fiel Chiesa jedoch bald bei der neuen, konservativ geprägten Kirchenführung in Ungnade. Er musste den diplomatischen Dienst und den Vatikan verlassen und wurde am 16. Dezember 1907 Erzbischof von Bologna. Die Bischofsweihe spendete ihm Papst Pius X. am 22. Dezember desselben Jahres.

Am 25. Mai 1914 wurde Chiesa als Kardinalpriester mit der Titelkirche Santi Quattro Coronati in das Kardinalskollegium aufgenommen. Mit den neuen Würden ausgestattet, hielt er beim Ausbruch des 1. Weltkrieges, als das Papstamt durch den Tod Pius X. vakant war, eine Rede, in welcher er die Position und Aufgaben der Kirche angesichts der Weltlage beschrieb, die Notwendigkeit von Neutralität und den Willen zum Frieden betonte und die Milderung des verursachten Leidens beschwor. Wenige Wochen später, am 3. September 1914, wurde della Chiesa zum Papst gewählt und nahm den Namen Benedikt XV. an.

Pontifikat

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Das Papstwappen Benedikts XV.

Das Pontifikat Benedikts war geprägt durch den Krieg und dessen Auswirkungen. Benedikt XV., der persönlich eher auf Seiten Frankreichs stand, aber in seinen Positionen strikte Neutralität wahrte, organisierte humanitäre Hilfe und unternahm mehrere erfolglose Versuche zu Friedensverhandlungen. Im Jahre 1915 wendet er sich in seiner Exhortatio mit drastischen Worten an die kriegführenden Nationen.

Besonders bekannt wurde die Friedensnote Benedikts XV. am vierten Jahrestag des Kriegsbeginns (1.August 1917). Darin schlug der Papst, als neutraler Vermittler, allen kriegführenden Mächten Friedensverhandlungen vor. Doch sah sich jede der Kriegsparteien als durch ihn benachteiligt an und der Plan wurde ausgeschlagen. Der Vatikan wurde auch von den Verhandlungen zum Waffenstillstand ausgeschlossen. Seine darauf folgende Enzyklika Pacem Dei munus war ein Plädoyer für die Versöhnung der Völker, und Benedikt wandte sich gegen die harten Maßnahmen der Sieger im Vertrag von Versailles. Während der Nachkriegszeit organisierte er die Kirchenverwaltung neu, um den Anforderungen der neuen internationalen Verhältnisse besser gerecht zu werden.

Innerkirchlich beendete Benedikt XV. die Exzesse des Antimodernismus, der die Ära Pius X. geprägt hatte. In den Missionsgebieten der Dritten Welt förderte er die Ausbildung einheimischen Priesternachwuchses, der möglichst bald die europäischen Missionare ersetzen sollte. Er promulgierte das neue Kanonische Recht von 1917 und unternahm Versuche, die Beziehungen zur antiklerikal eingestellten Regierung Frankreichs zu verbessern, indem er die französische Nationalheldin Jeanne d'Arc heilig sprach. Die diplomatische Anerkennung des Heiligen Stuhls durch Frankreich sowie Großbritannien war jedoch sein einziger politischer Erfolg.

Benedikt XV. starb 1922 im Alter von 67 Jahren nach einer Lungenentzündung. Auch wenn er nicht zu den bekannteren Päpsten des 20. Jahrhunderts zählt, ist sein Einsatz für den Frieden in den Jahren 1914 bis 1918 bemerkenswert, der im starken Gegensatz zur Haltung der meisten anderen Monarchen und Staatsführer seiner Zeit stand.

Der nächste Träger dieses Papstnamens, Benedikt XVI., stellte sich 2005 bewusst in die Tradition des Friedenspapstes Benedikt XV.

Werke

  • Apostolisches Rundschreiben Ad Beatissimi Apostolorum, 1. November 1914. Friede den Menschen auf Erden, allein in der Liebe Jesu Christi; neuerliche feierliche Verdammung des Modernismus.

Exhortatio gegen den Krieg

In einer Exhortatio vom 28. Juli 1915 bezeichnete Benedikt XV. den Krieg als "grauenhafte Schlächterei" ("horrenda carneficina"), was in der deutschen Übersetzung zu einem "entsetzlichen Kampf" abgemildert wurde, in anderen Übersetzungen (wie in Karl Kraus' "Letzten Tagen der Menschheit" I. Akt, 27. Szene) aber immerhin als "fürchterliches Morden" erscheint.

Im heiligen Namen Gottes, unseres himmlischen Vaters und Herrn, um des gesegneten Blutes Jesu willen, welches der Preis der menschlichen Erlösung gewesen, beschwören wir Euch, die ihr von der göttlichen Vorsehung zur Regierung der kriegsführenden Nationen bestellt seid, diesem fürchterlichen Morden, das nunmehr seit einem Jahr Europa entehrt, endlich ein Ziel zu setzen. Es ist Bruderblut, das zu Lande und zur See vergossen wird. Die schönsten Gegenden Europas, dieses Gartens der Welt, sind mit Leichen und Ruinen besät. Ihr tragt vor Gott und den Menschen die entsetzliche Verantwortung für Frieden und Krieg. Höret auf Unsere Bitte, auf die väterliche Stimme des Vikars des ewigen und höchsten Richters, dem Ihr werdet Rechenschaft ablegen müssen. Die Fülle der Reichtümer, mit denen Gott der Schöpfer die Euch unterstellten Länder ausgestattet hat, erlauben Euch gewiß die Fortsetzung des Kampfes. Aber um was für einen Preis? Darauf mögen die Tausende junger Menschenleben antworten, die alltäglich auf den Schlachtfeldern erlöschen.

Die Veröffentlichung der Exhortia in einer neuen Übersetzung im Jahre 1931 veranlasste Kurt Tucholsky zu der Polemik "Der bewachte Kriegsschauplatz", in welcher der umstrittene Satz Soldaten sind Mörder geprägt wurde.


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