Seefeld in Tirol ist eine Gemeinde mit 3.312 Einwohnern (Stand 1.1.2013) im Bezirk Innsbruck Land, Tirol (Österreich). Seefeld gehört zu den am stärksten besuchten Fremdenverkehrsorten Österreichs[1], ist ein bekanntes Wintersportzentrum und war bereits mehrmals Austragungsort Olympischer Winterspiele. Die Gemeinde liegt im Gerichtsbezirk Innsbruck und ist Heimatort von Anton Seelos, dem Erfinder des Parallelschwungs.
Seefeld in Tirol
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Wappen | Österreichkarte | |
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Basisdaten | ||
Staat: | ![]() | |
Land: | ![]() | |
Politischer Bezirk: | Innsbruck-Land | |
Kfz-Kennzeichen: | IL | |
Fläche: | 17,38 km² | |
Koordinaten: | 47° 20′ N, 11° 11′ O | |
Höhe: | 1180 m ü. A. | |
Einwohner: | 3.639 (1. Jän. 2024) | |
Bevölkerungsdichte: | 209 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 6100 | |
Vorwahl: | 05212 | |
Gemeindekennziffer: | 7 03 51 | |
NUTS-Region | AT332 | |
Adresse der Gemeinde- verwaltung: |
Klosterstraße 43 6100 Seefeld in Tirol | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister: | Werner Frießer (ÖVP) | |
Gemeinderat: (15 Mitglieder) |
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Lage von Seefeld in Tirol im Bezirk Innsbruck-Land | ||
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![]() Blick vom Härmelekopf auf Seefeld. Im Hintergrund links das Inntal, in der Mitte das Mieminger Gebirge und rechts das Wettersteingebirge | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |


Geographie
Seefeld liegt rund 17 Kilometer nordwestlich von Innsbruck und etwa 10 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt auf einer Hochfläche, die von Mieminger Kette, Wettersteingebirge und der Erlspitzgruppe, dem südwestlichsten Teil des Karwendelgebirges, umgeben ist.
Nachbargemeinden
Im Nordwesten grenzt Seefeld an Leutasch (Ortsteil Weidach), im Nordosten an Scharnitz (Ortsteil Gießenbach). Die östliche Gemeindegrenze zu Zirl verläuft über den Grat von Seefelder Joch und Seefelder Spitze. Im Süden liegt Reith (Ortsteil Auland) und im Westen Telfs (Ortsteil Mösern).
Entfernungen:
Ulm 150 km |
Augsburg 120 km |
München 95 km |
Bregenz 110 km |
Salzburg 150 km | |
St. Moritz 140 km |
Bozen 95 km |
Innsbruck 17 km |
Topographie
Das auf etwa 1200 m ü. A. gelegene Plateau, das zum Tiroler Mittelgebirge gezählt wird, fällt etwa 4 Kilometer südöstlich von Seefeld an der Linie Buchen-Mösern-Zirler Berg steil zum 600 Meter tiefer liegenden Inntal ab. Die Senke um den Seefelder Sattel entstand bereits in der Gebirgsbildung durch Schichtenniederbiegung.[2] Für die heutigen Landschaftsformen sorgte in der Würm-Eiszeit die östliche Zunge des Isar-Loisach-Gletschers, der seinerseits ein Ausläufer des Inn-Gletschers war. Nach dessen Abschmelzen füllten sich die zahlreichen durch Geschiebemergel abgedichteten Hohlformen mit Wasser und formten unter anderem den namensgebenden Wildsee am südlichen Ortsrand.
Die bebaute Fläche reicht vom Kirchwald im Westen bis zur Seefelder Straße am Fuß des Härmelekopfs. Im Norden wird sie durch die unterhalb des Schlossbergs gelegene Klamm des Seebachs begrenzt, der Pfarrhügel als Ausläufer des Gschwandtkopfs im Süden reicht bis an den Ortskern. Nordöstlich des Ortes erstreckt sich das Gemeindegebiet auf die zum größten Teil bewaldeten Hänge nördlich der Seefelder Spitze bis hinunter ins Tal des Gießenbachs. An der Grenze zu Scharnitz am Ende der Reiserigklamm liegt am Talboden des Drahnbachs mit 1025 m ü. A. der tiefste Punkt des Gemeindegebietes, der höchste befindet sich Luftlinie 3,3 Kilometer südsüdöstlich auf dem Gipfel der 2221 m ü. A. hohen Seefelder Spitze.
Gewässer
Am Osthang des Seefelder Jochs entspringen die Zuflüsse des Haglbaches, der durchs Hermannstal nach Westen verläuft, sich bei Erreichen des Plateaus dann entlang der Gemeindegrenze nach Süden wendet und den Wildsee speist. Dessen Abfluss, der Seebach, durchläuft Seefeld Richtung Norden und nimmt kurz nach dem Ortskern den Raabach auf, welcher im Südosten beim Möserer Mähder seine Quelle hat, ehemals zu einem See gestaut war und so dem Seekirchl seinen Namen gab. Unterhalb des Schlossbergs befindet sich nahe dem Seebach die radonhaltige Franz-Josefs-Quelle,[3] die früher als Heilbad genutzt wurde. Der an der Wildmoosalm unterhalb des gleichnamigen Sees entspringende Klammbach verläuft nordwestlich des Ortes jenseits des Geigenbühel, passiert die Triendlsäge (dort ein 450 m³ fassender Speicherteich für ein Kleinkraftwerk mit 45 kW)[4] und vereinigt sich am Lehenwald kurz vor der Bodenalm mit dem Seebach zum Drahnbach. Dieser fließt Richtung Scharnitz und mündet dort in den Isarzufluss Gießenbach. Der Speichersee nahe der Rosshütte (Kaltwassersee genannt nach dem dortigen Flurnamen) fasst 66.500 m³ und erhält sein Wasser aus dem öffentlichen Versorgungsnetz. Ab 2015 wird er zusätzlich zwischen April und August aus der Quelle Blauer Schrofen unterhalb der Seefelder Spitze gespeist. Die zulässige Gesamtentnahme aus dem Kaltwassersee für die Beschneiung wurde im Jahr 2009 von 100.000 m³ auf 165.000 m³ pro Jahr erhöht.[5]
Flächennutzung
Von den 1738 ha Fläche sind 1.103 ha bewaldet (63,4 Prozent), 312 ha sind landwirtschaftliche Nutzfläche und Freizeitgrünfläche (17,9 Prozent) und 102 ha sind bebaut (5,9 Prozent). Gewässer und Feuchtflächen beanspruchen 13 ha (0,7 Prozent) und die restlichen 208 ha sind Ödland (12 Prozent). Als Dauersiedlungsraum werden 330 ha betrachtet (19 Prozent der Gemeindefläche), dieser ist zu 31 Prozent bebaut.[6] Seine größte Ausdehnung hat das Gemeindegebiet in Südwest-Nordost-Richtung mit 8,1 Kilometern, in Nordwest-Südost-Richtung sind es zwischen Hermannstal und Lehenwald dagegen nur 1,5 Kilometer.
Die Landnutzung gemäß CLC-Daten verteilt sich wie folgt:[7]

Geologie
Bei Seefeld findet sich zwischen den Hauptdolomit-Schichten, die für die Nördlichen Kalkalpen typisch sind, die kerogen- und bitumenreiche Seefeld-Formation. Deren Gesteine wurden von etwa 1350 bis 1964 bei Seefeld abgebaut, um daraus Tiroler Steinöl (später auch als „Ichthyol“ bekannt) zu gewinnen. Das wichtigste Bergbaurevier lag westlich der Reither Spitze im Gebiet der Reither Jochalm. Neben zahlreichen Funden fossiler Fische und Pflanzen wurde kürzlich der erste Langobardisaurus außerhalb Italiens entdeckt.[8][9]
Klima
Aufgrund seiner Höhe hat Seefeld ein Klima mit Mittelgebirgscharakter und liegt in der montanen Stufe unterhalb der alpinen Zone. Die Lage am Nordrand der Alpen sorgt bei von der Biskaya kommenden Tiefdruckgebieten (Nordwestlage) für ergiebige Niederschläge, andererseits staut das Wettersteinmassiv auch die Wolken auf, so dass das Seefelder Plateau trotz aufziehendem Schlechtwetter oft noch in der Sonne liegen kann. Auch Föhnlagen kommen vor (höchste gemessene Temperatur im Oktober: 23 °C).[10]
Die durchschnittliche Temperatur beträgt 5,1 °C, der jährliche Niederschlag 1165,3 mm. Die wärmsten Monate sind Juli und August mit durchschnittlich 14,3 bzw. 13,8 °C und die kältesten Jänner und Februar mit −3,2 bzw. −2,8 °C im Mittel. Am 2. Februar 1956 fiel das Thermometer in Seefeld auf –32,5 °C, was den Kälterekord für Tirol bedeutet.[11] Die niedrigste Temperatur seit 1975 wurde mit –27,4 °C im Februar gemessen, die höchste im Juli mit 32,2 °C. Die Monate mit den meisten heiteren Tagen (Bewölkung unter 20 Prozent) sind Dezember bis Februar, die wenigsten trüben Tage (Bedeckung über 80 Prozent) gibt es im Oktober.
Der niederschlagsreichste Monat ist Juli mit durchschnittlich 153,4 mm, der trockenste ist Oktober mit 64,8 mm. Im Winter fallen über 4 Meter Neuschnee, an 110 Tagen in Jahr erreicht die Schneedecke 20 Zentimeter oder mehr. Die Wahrscheinlichkeit für Weiße Weihnachten liegt bei 85 Prozent, die für Schneefall an Heiligabend bei 25 Prozent.[12]
Seefeld in Tirol | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Seefeld in Tirol
Quelle: ZAMG, 1975-2000
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Geschichte
(Johann Stridbeck, um 1700)
Ursprünglich war das Plateau am Seefelder Sattel ein spärlich besiedeltes Moorgebiet. Der dort verlaufende Saumpfad wurde im zweiten Jahrhundert n. Chr. unter Septimius Severus zur Römerstraße befestigt und führte als Via Raetia von Bozen (Pons Drusi) über Veldidena (Innsbruck-Wilten) nach Augusta Vindelicorum (Augsburg).
Durch das 763 gegründete Kloster Scharnitz bei Mittenwald war die Gegend auf dem Plateau als Scharnitzwald bekannt. Im Jahre 1022 wird in einer Urkunde des Stiftes Wilten zum ersten Mal eine Siedlung namens „Sevelt“ erwähnt.
Mit dem Bau einer Brücke über den Inn durch die Grafen von Andechs um das Jahr 1170 begann der Aufstieg Innsbrucks zum Handelsplatz und die Wiederbelebung der alten Fernstraße als Via Imperii. Mönche des Klosters Benediktbeuern siedelten ab etwa 1180 auf der Hochfläche Bauern an, nachdem sie ein Waldgebiet von den Andechsern geschenkt bekommen hatten und roden ließen. Zur Sicherung der Handelsstraße (im Jahr 1239 war das Stadtrecht Innsbrucks urkundlich verbrieft worden) wurde 1248 an der Engstelle im Norden der Siedlung am damaligen Schlossberg (Lage ) eine Burg errichtet, deren Pfleger die Niedere Gerichtsbarkeit innehatte.
Die Verleihung des Wegbaues „in die Scharnitz“ an die Stadt Innsbruck (also die Erhaltung der Straße gegen Wegzoll) im Jahr 1332[13] brachte Seefeld das Niederlagsrecht: es wurde ein Ball(en)haus errichtet und Seefeld wurde Station des Rodfuhrwesens an der „unteren Straße“ (die „obere Straße“ führte über Fernpass und Reschenpass).[14] Der Bergbau zur Gewinnung des Tiroler Steinöls wurde erstmals 1350 urkundlich erwähnt. Der Sage nach handelte es sich dabei um Blut des Riesen Thyrsus, es wurde darum auch unter dem Namen Dürschöl verkauft und die Händler nannte man Dirschler.[15]
Im Jahr 1384 soll sich das Hostienwunder von St. Oswald ereignet haben. Die Legende berichtet, dass der Ritter Oswald Milser, damals Pfleger auf Burg Schlossberg, in seinem Hochmut vom Pfarrer die Kommunion in Form der großen Hostie, wie sie dem Priester vorbehalten ist, verlangte. Sobald die Hostie seine Zunge berührte, versank er bis zu den Knien im Boden. Der Ritter bereute seine Tat und auf der Hostie zeigten sich blutige Male.[16][17] Dieses Ereignis war Auslöser für eine viel besuchte Wallfahrt, die auch von den Landesfürsten gefördert wurde. Der Ansturm der Pilger war so groß, dass Herzog Friedrich IV. 1423-31 eine größere Kirche erbauen ließ.[18] Die blutige Hostie wurde noch bis ins 20. Jahrhundert gezeigt und verehrt.[19]
Herzog Siegmund der Münzreiche veranlasste, dass der am Schlagbaum am Südende des Dorfes erhobene Wegzoll an die Seefelder Pfarre ging und nicht mehr an die Landesregierung. Außerdem ließ er einen etwa 30 ha großen, um das Jahr 1808 wieder trockengelegten See anlegen, nach dem das Seekirchl benannt ist. Der künstliche Damm des Ablass- oder Kreuzsee genannten Gewässers (Lage ) wurde erst 1975 beim Bau des Sport- und Kongresszentrums abgetragen.
Der im Jahr 1480 erfolgte Ausbau des Kunterswegs zur Fahrstraße ermöglichte es Siegmund dem Münzreichen, nach Streitigkeiten mit Venedig die bedeutenden Bozner Märkte ab 1487 nach Mittenwald zu verlegen. In der Folge nahm der Verkehr über den Seefelder Sattel stark zu und auch die 1485 erfolgte Gründung einer Faktorei der Fugger in Innsbruck trug dazu bei, dass der Weg von Augsburg über Seefeld, Innsbruck und den Brenner nach Verona zu einer wichtigen Handelsstraße und Pilgerroute aufstieg und die „untere Straße“ weit in den Schatten stellte. So ist „Seefelt“ auch als Station auf der Romweg-Karte des Erhard Etzlaub aus dem Jahr 1500 verzeichnet und Martin Luther übernachtete auf dem Rückweg von Rom im Winter 1511 in Seefeld.
Um die einnahmeträchtige Wallfahrt zu erhalten und zu fördern, stiftete Siegmunds Nachfolger Maximilian I. den Bau eines Klosters. Dessen Bau dauerte von 1516 bis 1604 und nach Fertigstellung wurde die Abtei Augustinermönchen übergeben. Neben Holzwirtschaft (im Jahr 1785 besaß das Kloster 750 Morgen Wald)[20] und Fischerei (im Jahr 1782 wurden aus dem Kreuzsee sechzehn Zentner Fische abgefischt)[21] wurde ein Hospiz und eine Brauerei betrieben und vom mehr oder minder erfolgreichen Hopfenanbau auf den moorigen Böden während der Kleinen Eiszeit bekamen die Seefelder ihren regionalen Spitznamen „Höpfeler“.
Im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) blieb Seefeld von Zerstörungen verschont, nicht zuletzt aufgrund der 1633 errichteten Grenzbefestigung Porta Claudia am Scharnitzpass. Nachdem Erzherzog Leopold V. bei einem Jagdausflug im Jahr 1628 vom „wundertätigen Kruzifix“ erfahren hatte, stiftete er die Errichtung einer Kapelle.[22] Als deren Standort wurde die im Stausee befindliche Felseninsel gewählt und bis 1632 wurde das Seekirchl nahezu fertiggestellt, die Gestaltung des Innenraums zog sich jedoch bis 1666 hin. Die Wallfahrt nahm wieder zu, bis zu 12.000 Pilger kamen im Laufe eines Jahres nach Seefeld.[23] Die Rückverlegung des Mittenwalder Marktes nach Bozen im Jahr 1679 ließ den Handelsverkehr jedoch abebben.
Viel Aufsehen erregte im Mai 1783 eine acht Tage lang dauernde, öffentlich durchgeführte Teufelsaustreibung in Seefeld.[24] Über zweitausend Schaulustige, die auch aus Mittenwald, Reutte und Telfs angereist waren, verfolgten die Prozedur. Im Jahr zuvor hatte der aufklärerisch orientierte Joseph II., der Klöster als „Quellen des Aberglaubens und des religiösen Fanatismus“ ansah,[25] mit der Aufhebung „unnützer“ Klöster begonnen.[26] Am 11. Juli 1783 erklärte ein Hofdekret die Aufteilung des salzburgisch-tiroler Verbandes der Augustinerklöster,[27] so dass sich der nun entstandene Tiroler Verband neu formieren musste. Das Kloster Seefeld, das damals fünfzehn Patres, einen Kleriker und vier Laienbrüder umfasste, wurde bei der Neuorganisation der Seelsorge als entbehrlich befunden und am 6. März 1785 aufgehoben.[28]
Im Spätsommer 1785 verließen die Mönche Seefeld,[29] das Stift Stams übernahm die Seelsorge und kaufte im Jahr 1800 die Immobilien des verlassenen Klosters für 27.000 fl.. Nach der Einnahme der Porta Claudia am 4. November 1805 durch die französischen Truppen unter Marschall Michel Ney im Dritten Koalitionskrieg lagerten 800 Soldaten im Ort und plünderten Kirche und Kloster. Nachdem Tirol im Frieden von Pressburg am 26. Dezember 1805 an das Kurfürstentum Bayern abgetreten worden war, wurde die Säkularisation auch auf das neuerworbene Staatsgebiet ausgedehnt und das nun endgültig ehemalige Kloster im März 1808 für 23.000 fl.an zwei Bürger in Seefeld verkauft. Danach wurden in den Gebäuden Gasthäuser und zwei Brauereien betrieben. Während des Tiroler Volksaufstands brannten Soldaten am 31. Juli 1809 den Pfarrhof, das Posthaus und 14 Wohngebäude nieder und nutzten die Kirche, die wie das ehemalige Kloster stark beschädigt worden war, als Pferdestall.
1845 begann mit der Gründung der I. tirolischen Asphaltgewerkschaft am Gießenbach die Industrialisierung der Steinölbrennerei und Asphaltherstellung. Dies stellte sich als ertragreich heraus, so dass Erzherzog Maximilian von Österreich-Este das nach ihm benannte Hüttenunternehmen bei Seefeld finanzierte. Die Hoffnung, mit der ab 1858 betriebenen Destillation des gefragten Lampenbrennstoffs Petroleum große Gewinne zu machen, zerschlug sich mit dem wenig später importierten, günstigeren Petroleum aus Erdöl. Die industrielle Produktion wurde aufgegeben und ab Mitte der 1860er Jahre wurde die Steinölbrennerei wieder handwerklich von Ortsansässigen betrieben.[30] Neben der Holzernte war das Sammeln von Ameiseneiern und deren Verkauf auf dem Innsbrucker Markt als Vogelfutter eine nennenswerte Einnahmequelle.[31]
Durch den Bau der Bahnstrecke zwischen Rosenheim und Innsbruck 1858 sowie der Brenner- und der Arlbergbahn 1867 und 1884 verlor die Straße über den Seefelder Sattel weiter an Bedeutung. Überregional wurde die Gegend durch Hermann von Barths 1874 erschienenes Buch „Aus den Nördlichen Kalkalpen“ bekannt und 1876 gab es bereits autorisierte Bergführer für Seefeld.[32] Besucher z.B. aus dem nahe gelegenen Innsbruck nutzten als Sommerfrischler die aus dem Kloster hervorgegangene Herberge. 1898 errichtete man die Nördlinger Hütte, 1908 das Karwendelhaus. In demselben Jahr wird Seefeld auf einer Ansichtskarte als „sehr beliebter Sommerfrischort am schönen Gebirgssee“ beschrieben, zwei Stunden von der Bahnstation Zirl entfernt und „Ausgangspunkt der Partie nach Leutasch und ins bayrische Oberland“. Dennoch arbeiteten die Seefelder zu Beginn des 20. Jahrhunderts fast ausschließlich in der Land- und Forstwirtschaft, im Fuhrwerksverkehr und im Bergbau zur Herstellung und Verkauf von Steinöl.
Der Bau der Mittenwaldbahn 1912 verbesserte die Anbindung Seefelds wieder. In der Folge und nach dem Ersten Weltkrieg nahm der Tourismus seinen Aufschwung, nicht zuletzt durch die gute Erreichbarkeit aus München. In den 1920er Jahren stieß das Skifahren auch außerhalb der Berge auf immer größeres Interesse und der Winter entwickelte sich zur zweiten Urlaubssaison. Mehrere Skischulen wurden gegründet, deren prominentester Skilehrer der mehrfache Skiweltmeister Anton Seelos war.
In den 1930er Jahren war Seefeld nach Innsbruck der Ort in Tirol mit den meisten Nächtigungen.[33] Von 200.000 Übernachtungen im Jahr 1932 gingen über 176.000 auf deutsche Urlauber zurück (Innsbruck: 407.000 und 183.000) und in der Wintersaison 1932/33 waren von 13.000 Touristen über 12.000 aus Deutschland. Umso härter wurde Seefeld von der Tausend-Mark-Sperre getroffen: im Winter 1933/34 kamen nur noch 1.200 Gäste, davon 24 (!) aus Deutschland und die Anzahl der Nächtigungen 1934/35 sank auf 125.000. Nach dem Verbot der NSDAP in Österreich trafen sich deren ortsansässige Anhänger unter dem Deckmantel des Turnvereins Jahn[34] und beim „Anschluss“ Österreichs am 12. März 1938 überschritten die deutschen Truppen auch bei Seefeld am frühen Morgen die Grenze.
Danach entwickelte sich - nicht zuletzt aufgrund der Weltmeistertitel von Anton Seelos - der Tourismus wieder und Seefeld wurde auch als Tagungsort genutzt, so zum Beispiel für ein Anfang November 1942 veranstaltetes „Physikerlager“, bei dem die Quantenmechanik und die „weltanschaulichen Auswirkungen der Relativitätstheorie“ unter Teilnehmern wie Bruno Thüring, Wolfgang Finkelnburg, Werner Heisenberg und Carl Friedrich von Weizsäcker diskutiert wurden.[35][36] Nach den beiden Luftangriffen auf Innsbruck im Dezember 1943 wurden die dortigen Kliniken zum Teil nach Seefeld verlegt.[37]
Am 28. April 1945 erreichte im Rahmen sogenannter „Evakuierungstransporte“ ein Zug mit rund 1.700 jüdischen Häftlingen aus dem KZ Dachau Seefeld. Die Bahnstrecke war in Reith unterbrochen, so dass die Gefangenen zu Fuß weiter ins Inntal marschieren sollten. In Mösern erreichte die SS-Bewacher der Befehl des Gauleiters Franz Hofer zum Umkehren, so dass am nächsten Tag der Großteil der Gruppe zum Rückweg nach Seefeld gezwungen wurde, um mit dem Zug wieder nach Mittenwald transportiert zu werden. Einige Häftlinge überlebten die Strapazen nicht und die Toten wurden außerhalb des Ortes auf dem Gelände des späteren Waldfriedhofs bestattet.[38]
Bereits 1946 fanden wieder Skirennen statt - am Gschwandtkopf bestand bereits ein Lift - und in den 1950er Jahren entwickelte sich Seefeld zum gut besuchten Urlaubsort, nicht zuletzt durch Werbefahrten der Musikkapelle nach Italien, Belgien und die Niederlande. Seefeld wurde als Filmmotiv genutzt („Ja, ja, die Liebe in Tirol“) und 1960 wurde die Seilbahn auf das Seefelder Joch errichtet. Die 1948 in Grins gegründete Landwirtschaftliche Fachmittelschule wurde 1950 nach Seefeld verlegt und bestand als Höhere Bundeslehranstalt für alpine Landwirtschaft bis ins Jahr 1956, als sie nach Raumberg umzog.
Internationale Bekanntheit erlangte Seefeld, das bisher vom alpinen Skisport geprägt war, im Jahr 1964 als Austragungsort der nordischen Disziplinen der Olympischen Winterspiele in Innsbruck. Seefeld wurde durch eine Ortsumfahrung vom Durchgangsverkehr entlastet und 105 Sonderzüge der Karwendelbahn brachten 53.000 Reisende in den neu erbauten Bahnhof.[39] Auch bei den Spielen 1976 fanden die Nordischen Wettbewerbe hier statt.[40] In deren Vorfeld erhielt die Seefelder Straße Richtung Scharnitz 1974 eine breitere, flachere Trasse und der Schlossberg mit Burgruine wurde abgetragen.
Im Jahr 1985 war Seefeld der Schauplatz der Nordischen Ski-Weltmeisterschaften, seit 2004 findet im Ort der Doppelweltcup der Nordischen Kombination statt. Im Mai 2013 bewarb man sich um die Ausrichtung der Nordischen Ski-WM 2019.[41] Der in der Snowboardszene sehr bekannte Air & Style Snowboard Contest wurde in den Jahren 2000 bis 2004 in Seefeld ausgetragen.
Bei den im Jänner 2012 erstmals veranstalteten Olympischen Jugend-Winterspielen wurden die Sportarten Biathlon, Skispringen, Langlauf und Nordische Kombination in Seefeld ausgerichtet. Dies machte Seefeld und Innsbruck zum dreimaligen Olympia-Gastgeber.
Dorfkern Seefeld
Rund um die Kirche St. Oswald und den Dorfplatz befinden sich - abgesehen vom ehemaligen Augustinerkloster und dem Pfarrhaus - kaum noch traditionelle Gebäude.
Die Umgehungsstraße, die für die Olympischen Spiele 1964 gebaut wurde, ermöglichte die Einrichtung einer Fußgängerzone, in der sich über 80 Geschäfte bzw. Boutiquen befinden. Lokale laden selbst im Winter auf den Außenterrassen und den Schneebars zum Verweilen ein. Ein Casino mit Ganzjahresbetrieb ist ebenfalls vorhanden.
Einige Szenen der Tatort-Folge 536 „Tödliche Souvenirs“ (Buch: Felix Mitterer) wurden am Dorfplatz in Seefeld gedreht.
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung

Politik
Die letzten Bürgermeisterwahlen fanden gleichzeitig mit den Gemeinderatswahlen am 14. März 2010 statt. [42]
Werner Frießer wurde zum Bürgermeister gewählt. Er war der einzige Kandidat.
Partei | Prozent | Stimmen | Sitze im Gemeinderat |
Koppelung |
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"Seefeld bewegen" - Ing. Mag. Werner Frießer | 39,15 % | 617 | 6 | |
Seefelder Bürgerliste | 39,02 % | 615 | 7 | A |
Wirtschaft und Tourismus für Seefeld | 11,04 % | 174 | 1 | A |
Next Generation | 10,79 % | 170 | 1 |
Wappen
Das 1946 verliehene Gemeindewappen zeigt in Silber ein rotes, aufsteigendes Einhorn. Dabei handelt es sich um das Wappentier Oswald Milsers, auf den das Hostienwunder und damit die einst bedeutende Wallfahrt zurückgeht.[43]
Flagge
Die Flagge von Seefeld ist rot-weiß (1:1) gestreift und mittig mit dem Gemeindewappen belegt.
Partnergemeinde
Seit 1997 unterhält Seefeld in Tirol eine Partnerschaft mit der deutschen Stadt Salzkotten.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Pfarr- und Wallfahrtskirche zum Hl. Oswald
- Ehemaliges Augustinerkloster westlich an der Pfarrkirche, heute ein Fünf-Sterne-Hotel, 1516 von Maximilian I. als Herberge begründet
- Pfarrhof, südlich der Pfarrkirche erhöht gelegen
- Seekirche Hl. Kreuz (Seekirchl) im Westen des Ortes: Wahrzeichen von Seefeld, unter Erzherzog Leopold V. vom Innsbrucker Hofbaumeister Christoph Gumpp im Barockstil errichtet (Bauzeit 1629–1666), Malereien von Josef Anton Puellacher
- Seefelder Waldfriedhof am östlichen Ortsrand mit Friedhofskapelle und Gedenkstein für die Toten des Eisenbahntransports Ende April 1945 vom KZ Dachau[38]
- Klause und Ehemalige Burgruine Schloßberg nördlich des Ortes
- Meilenstein, unbeschriftet, vermutlich römisch, sekundäre ein Kruckenkreuz eingemeißelt[44]
Infrastruktur
Verkehrsanbindung
Seefeld liegt an der Mittenwaldbahn, im Volksmund auch als Karwendelbahn bezeichnet, ist von München und Innsbruck aus mit der Bahn erreichbar und liegt an der S-Bahn-Linie Innsbruck-Scharnitz. Mit der Umstellung auf den Winterfahrplan 2010 der Deutschen Bahn wurde der Bahnhof Seefeld zur höchsten ICE-Haltestelle in Europa. Am Wochenende wird er von insgesamt je zwei ICE-Zügen pro Richtung bedient (Jahresfahrplan 2012).
Per Pkw kann man Seefeld über die Seefelder Straße B 177 erreichen, die von Zirl über den Zirler Berg nach Scharnitz bzw. Mittenwald führt. Eine weitere Straßenverbindung aus dem Inntal führt von Telfs über Mösern, über die Straße nach Leutasch lässt sich Mittenwald auch unter Umgehung des Scharnitzpasses erreichen.
Der Flughafen Innsbruck liegt etwa 20 km von Seefeld entfernt. Im Winter gibt es direkte Flugverbindungen u. a. aus Hamburg, Berlin, Köln und Frankfurt.
Ver- und Entsorgung
Die Wasserversorgung speist sich zum großen Teil aus den ergiebigen „Eppzirler Quellen“ im Tal des Gießenbachs an der nordöstlichen Grenze der Gemeinde. Die in den 1950er und 1960 Jahren errichteten bzw. erweiterten Brunnen an der Seewiese zwischen Fußball- und Tennisanlage und am Wildsee werden nur mehr für die Notwasserversorgung herangezogen bzw. für Brauchwasser (Beschneiung der Skipisten und Langlaufloipen, Bewässerung von Eislaufplatz und Fußballfeldern sowie des Sprungschanzenareales).[45]
Zur Olympiade 1964 wurde eine der ersten vollbiologischen Kläranlagen Österreichs errichtet und 1974 erweitert. Ende der 1990er Jahre begannen Planungen für den Ausbau von bisher 10.000 auf 26.000 Einwohnerwerte.[46] Im Jahr 2005 wurde für ca. 12 Millionen Euro das erste Abwasserkraftwerk Österreichs errichtet: das geklärte Wasser wird nicht mehr zur Isar abgeleitet, sondern zum Zirler Berg gepumpt und das Gefälle zum Inntal mit ca. 600 m Höhenunterschied zum Betrieb einer Turbine genutzt.[47] Je nach Abwasseraufkommen wird auch dem Seebach Wasser entnommen, um einen gleichmäßigen Durchfluss zu erreichen. Von den 5,5 Millionen Kilowattstunden Jahresarbeitsvermögen werden 0,5 GWh für die Abwasserreinigung und 1,5 GWh für das Pumpwerk aufgewendet, so dass die Nettoerzeugung von 3,5 GWh etwa dem Bedarf aller Privathaushalte in Seefeld entspricht.
Seit Ende 2007 versorgt die Ortswärme Seefeld GmbH (Anteile: 50 % Gemeinde Seefeld, 50 % Wien Energie) den Ort mit Fernwärme aus Biomasse.[48] Anfangs wurden etwa vier Millionen Liter Heizöl pro Jahr eingespart. Mittlerweile wird über die Hälfte des Wärmebedarfs von Seefeld durch das Biomasseheizwerk gedeckt und jährlich 10.500 Tonnen CO2 vermieden.[49]
Kommunikation und Telekommunikation
In Seefeld ist entbündeltes DSL mit symmetrischer Bandbreite von bis zu 20 Mbit/s verfügbar. Kostenlosen WLAN-Zugang gibt es seit August 2012 in der Fußgängerzone mit dem Kurpark, am Sport- und Kongresszentrum, um das Seekirchl und an der Casino Arena um die Sprungschanzen am Gschwandtkopf sowie an einigen Stationen im Skigebiet Rosshütte.
Sportanlagen
Seefeld hat in den letzten Jahren seine Sportstätten ausgebaut und erneuert und positioniert sich als Nordisches Kompetenzzentrum für das Training von Nationalmannschaften und Vereinen sowie des Skigymnasiums Stams.
- Toni-Seelos-Olympiaschanzen in der Casino Arena am Nordwesthang des Gschwandtkopf (HS 109 und HS 75)
- Biathlonanlage mit 30 Schießständen
- 279 km Loipen für Skilanglauf, davon für Skating 125 km und für klassischen Stil 154 km
- asphaltierte Rollski-Strecke mit 3,6 km Länge und 3 m Breite mit Varianten von 560 m bis 4,7 km
- FIS-homologisierte Rennstrecken für Slalom und Riesenslalom am Gschwandtkopf [50]
- Skigebiete Rosshütte, Gschwandtkopf und Geigenbühel-/Birkenlifte
- Kunsteisbahnen zum Eislaufen und Eisstockschießen
- Zwei Rasenplätze für Fußball, ein weiterer ist geplant
- WM-Halle mit 8 Tennisplätzen und 4 Außenplätzen
- Tennisclub Seefeld mit 6 Sandplätzen
- Golfplätze: Golfclub Seefeld-Reith (9-Loch, Par 70) und Panoramagolfanlage am Geigenbühel, ein 18-Loch-Platz liegt in Wildmoos (Telfs)
- 266 km beschilderte Lauf- und Nordic Walking-Strecken
- 570 km Rad- und Mountainbike-Strecken
- Beachvolleyballplatz
- Zwei Reithallen mit Außenplätzen
- Fitnessstudio
Zahlreiche Vereins- und Nationalmannschaften hielten bereits Fußball-Trainingslager in Seefeld ab, so beispielsweise die Niederlande als Vorbereitung für die WM 2010 oder 2012 der englische Meister Manchester City.[51] Die Hallen-Europameisterschaften der Senioren im Tennis, die 2014 zum 38. Mal ausgetragen werden, sind mit mehr als 650 Teilnehmern aus über 30 Nationen das größte Hallenurnier Europas.[52]
Öffentliche Einrichtungen
- Bibliothek
Bildung
- Neue Mittelschule Seefeld
- Volksschule Seefeld
Sonstiges
In der WM-Halle können Veranstaltungen mit bis zu 2.000 Besuchern abgehalten werden. Das Olympia Sport- und Kongresszentrum in Seefeld verfügt über Tagungssäle mit insgesamt 450 m² Fläche sowie den Kinobetrieb Cinepoint, welcher im Mai 2013 den ersten HFR-3D-Projektor mit 4K-Auflösung und mit 60 Bildern pro Sekunde (was der "Higher Frame Rate" von James Camerons Filmprojekten entspricht) in Österreich installierte.
Wirtschaft
Tourismus
In Seefeld stehen zwei Fünf-Sterne-Hotels sowie 27 Vier-Sterne-Hotels zur Verfügung. Rechnet man die Hotels der Olympiaregion Seefeld dazu, so ergeben sich drei Fünf-Sterne-Hotels und 39 Vier-Sterne-Hotels, was eine der höchsten 4- und 5-Sterne-Hoteldichte aller österreichischen Regionen ergibt. Zurzeit gibt es in Seefeld ca. 8.100 Gästebetten,[53] in der Olympiaregion ca. 15.000.
Seefeld wird von einem breiten internationalen Publikum besucht. Es ergibt sich folgendes Ranking (nach Nächtigungen) nach den wichtigsten Nationen für 2012: Deutschland, Schweiz/Liechtenstein, Italien, Großbritannien, Niederlande, Österreich, Frankreich, Belgien, Russland, USA.[54]
Jahr | Nächtigungen | Jahr | Nächtigungen | Jahr | Nächtigungen | ||
---|---|---|---|---|---|---|---|
1951 | 147.486 | 2000 | 1.130.000 | 2008 | 1.039.536 | ||
1956 | 358.382 | 2001 | 1.148.520 | 2009 | 993.441 | ||
1961 | 606.905 | 2002 | 1.114.022 | 2010 | 1.032.461 | ||
1966 | 825.139 | 2003 | 1.087.431 | 2011 | 1.000.084 | ||
1971 | 1.030.048 | 2004 | 1.087.360 | 2012 | 1.035.647 | ||
1976 | 1.124.825 | 2005 | 1.102.164 | 2013 | |||
1980 | 1.257.432 | 2006 | 1.084.839 | 2014 | |||
1992 | 1.370.000 | 2007 | 1.053.992 | 2015 |
Da das Seefelder Plateau bei Nordströmung im Winter sehr viel Neuschnee erhält und auf Grund seiner topografischen und mikroklimatischen Gegebenheiten auch als Sibirien Tirols bezeichnet wird (Tagestemperaturen unter -20 °C sind keine Seltenheit), gilt die Region als äußerst schneesicher.
Die beiden Alpinskigebiete Seefelds werden durch einen kostenlosen Skibus verbunden. Die im Nordosten an Seefelder Joch und Härmelekopf gelegenen Pisten werden durch die Bergbahnen Rosshütte Seefeld-Tirol-Reith AG (Hauptaktionär: Gemeinde Seefeld mit ca. 95 Prozent Anteilsbesitz) mit insgesamt neun Liften (darunter drei 6er-Sesselbahnen mit Windschutz, zwei davon mit Sitzheizung, eine Standseilbahn, zwei Pendelbahnen und drei Schlepplifte) erschlossen, der südlich von Seefeld liegende Gschwandtkopf durch acht privat betriebene Lifte (ein 4er-Sessellift, ein Einersessellift, Schlepplifte). Diese Skigebiete sind größtenteils schneeunabhängig: die Pisten der Rosshütte sind zu 100 % mit energiesparenden HKD-Schneelanzen und aus eigenem Speichersee beschneibar, die des Gschwandtkopf sind mittels Niederdruckpropellerbeschneiung aus der öffentlichen Wasserversorgung ebenfalls nahezu vollständig beschneibar.
Darüber hinaus befinden sich in unmittelbarer Nähe des Ortszentrums der Geigenbühellift und die Birkenlifte (jeweils Schlepplifte).
Viele Gäste kommen selbst im Winter nicht ausschließlich zum Skifahren/Langlaufen nach Seefeld, sondern auch wegen des großen Angebots abseits der Pisten: Pferdeschlittenfahrten, Eisstockschießen, Schlittschuhfahren, Schneeschuhwandern, Rodeln, Snowfun-Sportarten (Snowrafting), großes Erlebnisbad (Olympia- und Kongresszentrum) mit Innen- und Außenpool, 140-m-Wildwasser- und 110-m-SilverStar-Familienrutsche und einem großzügigen Saunenbereiche. Über 140 km Wanderwege werden im Winter präpariert, das Sommernetz umfasst über 650 km. Über 266 km Routen für Laufen und Nordic Walking stehen den Sportbegeistern in der warmen Jahreszeit offen, Winterrouten sind 70 km verfügbar. Das Streckennetz für Radler umfasst 570 km.
Ausgehend vom Kurpark führt ein gesteinskundlicher Lehrpfad durch das Hermannstal, der durch die Eiszeitgletscher abgelagerte Findlinge aus der Region vorstellt und deren Herkunft beschreibt. Der Kaiser-Maximilian-Weg rund um den Wildsee informiert auf elf Schautafeln über See, Moor, Pflanzen- und Tierwelt und Klima am Seefelder Sattel. Weiters verfügt der Ort über ein Spielcasino, drei Kneippanlagen, zwei Minigolfanlagen, ein Yogazentrum im Hotel Klosterbräu und drei Discotheken.
Seit 1969 findet am ersten Sonntag im August der Blumencorso mit aus Blüten bestehenden Figuren statt, im Winter modellieren Künstler für das am letzten Januarwochenende ausgerichtete Schneefest überlebensgroße Schneeskulpturen.
Seefeld ist einer der wenigen österreichischen Urlaubsorte mit einer ausgeglichenen Winter und Sommersaison (über 500.000 Übernachtungen im Sommer 2010).[55] Der Ort ist Mitglied bei Best of the Alps. In dieser Vereinigung haben sich qualitativ führende Ferienorte des Alpenraums (Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien, Frankreich) zusammengeschlossen. In Österreich gehören noch Lech/Zürs, Kitzbühel und St. Anton diesem Zusammenschluss an.
Die 279 km Loipen der Olympiaregion Seefeld gelten als das Skilanglauf-Mekka in Europa und wurden vom ADAC mit dem Titel Bestes Langlaufgebiet 2007 ausgezeichnet. Bei der Leserwahl des DSV-Atlas Ski wurde das Gebiet der Olympiaregion Seefeld mit Platz 1 von 232 weltweit nominierten Gebieten in der Kategorie Exzellente Loipen ausgezeichnet. Das Langlaufgebiet befindet sich in einer Höhenlage zwischen 1.180 m und 1.550 m, der Schwierigkeitsgrad reicht von leicht bis schwer. Es gibt eine 3 km lange Nachtloipe zwischen Seefeld und Mösern. Seefeld war nach Leutasch eine der ersten Gemeinden, die eine Loipengebühr eingeführt haben.[56]
Das 1998 als „interaktives Erlebnisschloss“[57] erbaute PlayCastle im Norden von Seefeld wurde nach nur einem Jahr Betrieb wieder geschlossen. In der Folge scheiterten verschiedene Nutzungskonzepte.[58] Für 2012 kündigte der jetzige Eigentümer, der frühere Investor bei Cosmos, die Wiedereröffnung an.[59] Nach einem Pre-Opening im April soll ab Mai 2013 an Wochenenden ein Club betrieben werden.[60]
Olympiaregion Seefeld
Seefeld bildet mit seinen Nachbarorten Leutasch, Reith bei Seefeld, Mösern, Buchen und Scharnitz die Olympiaregion Seefeld.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter von Seefeld in Tirol:
- Anton Seelos (1911–2006), Skirennläufer und Skitrainer
- Johann Seelos (1914-1945), Skirennläufer
- Regina Schöpf (1935-2008), Skirennläuferin
- Jan-Carl Raspe (1944–1977), Mitbegründer der RAF
- Veronika Bennholdt-Thomsen (* 1944), Ethnologin und Soziologin
- Tilmann Märk (* 1944), Physiker
- Wilhelm Grissemann (* 1944), Politiker
- Maresa Hörbiger (* 1945), Schauspielerin
- Giselher Smekal (* 1945), Musiker und Radiomoderator
- Rudolf Wanner (* 1951), Skispringer
- Martin Tauber (* 1976), Skilangläufer
- Gregor Glanz (* 1979), Schlagersänger
- Dario Đaković (* 1987), Fußballspieler
Weblinks
- Commons: Seefeld in Tirol – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- 70351 – Seefeld in Tirol. Gemeindedaten der Statistik Austria
- Seefeld, in der Datenbank Geschichte Tirol des Vereines „fontes historiae – Quellen der Geschichte“
- Gemeinde Seefeld im Luftbildatlas Tirol
Einzelnachweise
- ↑ Tourismus in Zahlen - Ausgabe April 2011, Wirtschaftskammer Österreich
- ↑ Ampferer, Otto: Über den Südrand der Lechtaler Alpen zwischen Arlberg und Ötztal, Jb. der Geologischen Bundesanstalt, Band 80, Heft 3 und 4, Jg. 1930, 407—451. (PDF, 1,69 MB).
- ↑ Heilquelle T20956563R3/QU70351005, Teilauszug aus dem Wasserbuch Tirol.
- ↑ Speicherteich Beck.Nr.1) T20542888R3, 3/4 Kleinwasserkraftanlage "Triendlsäge" T20542844R3 Teilauszüge aus dem Wasserbuch Tirol.
- ↑ 3/3108 Beschneiungsanlage "Roßhütte - Härmelekopf - Reitherjochalm" T20608870R3, Teilauszug aus dem Wasserbuch Tirol.
- ↑ Tirol Atlas, Daten von Statistik Austria, 2001 und 2002.
- ↑ Corine Landbedeckung auf tirolatlas.at
- ↑ Sensationeller Saurierfund in Tirol, in: Kurier, 19. April 2013, abgerufen am 9. Mai 2013.
- ↑ Saller, Franco; Renesto, Silvio; Dalla Vecchia, Fabio M.: First record of Langobardisaurus (Diapsida, Protorosauria) from the Norian (Late Triassic) of Austria, and a revision of the genus, Neues Jahrbuch für Geologie und Paläontologie - Abhandlungen, Volume 268, Number 1, April 2013, pp. 83-95(13), DOI:10.1127/0077-7749/2013/0319
- ↑ Klimadaten Österreich 1971-2000, ZAMG
- ↑ Kälte: Rekord von minus 37,4 Grad unangetastet, Kleine Zeitung, 31. Januar 2012, abgerufen am 28. Mai 2013.
- ↑ Alle Jahre wieder: “Weiße Weihnachten?”, auf Vorarlberg online, vol.at, 13. Dezember 2011 (Daten nach Alexander Orlik, ZAMG)
- ↑ Otto Stolz: Deutsche Zolltarife des Mittelalters und der Neuzeit 1: Quellen zur Geschichte des Zollwesens und Handelsverkehres in Tirol und Vorarlberg vom 15. bis zum 18. Jahrhundert (Deutsche Handelsakten des Mittelalters und der Neuzeit 10). Wiesbaden 1955, zit. nach Thomas Kühtreiber, Straße und Burg. Anmerkungen zu einem vielschichtigen Verhältnis, S. 286 FN 61. In: Kornelia Holzner-Tobisch, Thomas Kühtreiber, Gertrud Blaschitz (Hg.), Die Vielschichtigkeit der Straße. Kontinuität und Wandel in Mittelalter und früher Neuzeit, Veröffentlichungen des Instituts für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit 22, Wien 2012, 263-301
- ↑ siehe Text zur Sonderausstellung Die Rodfuhr - mit Gütern und Salz über die Pässe
- ↑ Wie Haymo den Thyrsus erschlug, sagen.at
- ↑ Die Begebenheit mit Oswald Milser, sagen.at
- ↑ Das Wunder von Seefeld, sagen.at
- ↑ Pfarre Seefeld: Pfarrkirche St. Oswald
- ↑ Inge Dollinger: Tiroler Wallfahrtsbuch. Tyrolia - Athesia, Innsbruck - Bozen 1982, ISBN 3-7022-1442-9, S. 43.
- ↑ Pirmin August Lindner: Die Aufhebung der Klöster in Deutschtirol 1782 - 1787: ein Beitrag zur Geschichte Kaiser Joseph's II., S. 256.
- ↑ Pirmin August Lindner: Die Aufhebung der Klöster in Deutschtirol 1782 - 1787: ein Beitrag zur Geschichte Kaiser Joseph's II., S. 257.
- ↑ Das wundertätige Kruzifix, sagen.at
- ↑ Das weltberühmte Wunder in Seefeld, Text aus dem Jahr 1884 (?), archiviert vom Original am 28. April 2012.
- ↑ Wie der "Mittagsteufel" ausgetrieben wurde, sagen.at. Ausführlicher Bericht in Pezzl, Johann: Anmerkungen über den Teufel zu Seefeld in Tirol, Seefeld 1783 (auch bei Google Books).
- ↑ Andreas Freye: Die Josephinischen Reformen in Österreich unter Maria Theresia und Joseph II. mit dem Schwerpunkt der Kirchenreform, München 2007 (GRIN Verlag) ISBN 3-638-67098-8, S. 18 (Google Buchvorschau)
- ↑ Die Frage nach der Nützlichkeit: Der Klostersturm unter Joseph II. auf habsburger.net
- ↑ Pirmin August Lindner: Die Aufhebung der Klöster in Deutschtirol 1782 - 1787: ein Beitrag zur Geschichte Kaiser Joseph's II., S. 252 f.
- ↑ Pirmin August Lindner: Die Aufhebung der Klöster in Deutschtirol 1782 - 1787: ein Beitrag zur Geschichte Kaiser Joseph's II., S. 254 f.
- ↑ Pirmin August Lindner: Die Aufhebung der Klöster in Deutschtirol 1782 - 1787: ein Beitrag zur Geschichte Kaiser Joseph's II., S. 261 f.
- ↑ Ludwig Hörmann: Steinölträger und Steinölbrenner, in: Der Alpenfreund, Monatshefte für Verbreitung von Alpenkunde unter Jung und Alt in populären Schilderungen aus dem Gesammtgebiet der Alpenwelt und mit praktischen Winken zur genußvollen Bereisung derselben. HG Dr. Ed. Amthor, 4. Band, Gera 1872, S. 321 - 326. (online auf sagen.at)
- ↑ Ludwig Hörmann: Die Seefelder Ameishexen, in: Innsbrucker Nachrichten, Nr. 217, 21. September 1872, Beilage. (online auf sagen.at)
- ↑ Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd.02 (1876), S. 246.
- ↑ Harald Walser: Die illegale NSDAP in Tirol und Vorarlberg 1933-1938, S. 15f. Ludwig Boltzmann Institut für Geschichte der Arbeiterbewegung - Materialien zur Arbeiterbewegung Nr. 28. Wien, Europa Verlag 1983, ISBN 978-3-20350-846-7 (online)
- ↑ Walser, a.a.O., S. 66
- ↑ Dieter Hoffmann, Mark Walker: Physiker zwischen Autonomie und Anpassung, S. 155 John Wiley & Sons 2012 ISBN. 3-527-40585-2 (online bei Google Books)
- ↑ Seefeld 1942-1943, Tagungsnotizen und -berichte, Samuel A. Goudsmit Papers, Series IV: Alsos Mission, online auf der Webseite des American Institute of Physics, Niels Bohr Library & Archives.
- ↑ Leo Unterrichter: Die Luftangriffe auf Nordtirol im Kriege 1939–1945, in: Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum 26/29 (1946/49), S 555-581 (PDF, 12,1 MB).
- ↑ a b Erinnerungsorte des Nationalsozialismus in Innsbruck und Seefeld, Institut für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck 2004.
- ↑ Protokoll der Parlamentssitzung vom 15. Juli 1964, S. 2825 (PDF, 2,4 MB, S. 37)
- ↑ Karl Morgenstern: Wo der Skilanglauf zum Kult wird. In: Die Zeit, 17. Jänner 1975
- ↑ Seefeld bewirbt sich um Nordische Ski-WM 2019. APA-Meldung, in: Die Presse, 3. Mai 2013.
- ↑ [1] tirol Unser Land
- ↑ Eduard Widmoser: Tiroler Wappenfibel. Tyrolia-Verlag, Innsbruck 1978, ISBN 3-7022-1324-4, S. 26.
- ↑ Dehio Tirol 1980, Seiten 719 bis 723
- ↑ 3/638 WVA Seefeld T20574859R3, Teilauszug aus dem Wasserbuch Tirol.
- ↑ Kläranlage Seefeld wird offiziell eröffnet, Seefelder Rundschau 07/2006, S.4 ([www.rundschau-seefeld.at/ausgaben/RS_07_06.pdf PDF, 3,8 MB])
- ↑ Power Plobb, das Abwasserkraftwerk Seefeld i.T., Webseite der Wasser Tirol GmbH (TIWAG-Tochter). Luftbild.
- ↑ Bio-Ortswärme Seefeld eröffnet, Pressemitteilung der Energiecomfort GmbH vom 11. Juli 2008.
- ↑ Nikolaus Paumgartten: Seefelder Ortswärme ist voll ausgebaut, Tiroler Tageszeitung vom 29. Dezember 2010
- ↑ Homologations: Seefeld (AUT) auf fis-ski.com
- ↑ ManCity bezog Quartier in Seefeld, Tiroler Tageszeitung vom 9. Juli 2012.
- ↑ Europameisterschaften Seefeld auf der Seite des DTB.
- ↑ Zahlen und Geschichtliches auf der Homepage der Gemeinde Seefeld, abgerufen am 23. Mai 2013.
- ↑ Tourismus: Statistiken auf tirol.gv.at, Tourismusverband Seefeld
- ↑ Tourismus in Zahlen - Ausgabe April 2011 S. 40, Wirtschaftskammer Österreich
- ↑ Fred Fettner: Langläufer müssen löhnen in: Die Zeit, 11. Jänner 1991.
- ↑ Kathrin Gulnerits: Interaktives Erlebnisschloß in Seefeld wird im Mai eröffnet, Wirtschaftsblatt, 19. Jänner 1999.
- ↑ Play Castle bleibt Sorgenkind, www.orf.at, 7. Februar 2006.
- ↑ Stauder kündigt für 2012 Neustart im Playcastle an, Tiroler Tageszeitung, 15. März 2011.
- ↑ Event "Frühlingserwachen" auf facebook.com.