Clemens Schneider (* 3. Juni 1916 bei Idar Oberstein; † 3. August 2002) war ein deutscher Pädagoge, Schriftsteller und überzeugter Europäer.
Clemens Josef Marcellus Schneider wurde am 3. Juni 1916 im Forsthaus Winterhauch bei Mittelbollenbach in der Nähe von Idar Oberstein geboren. Dreijährig kam er mit seiner Familie nach Bad Kreuznach. Väterlicherseits entstammte er einer Förstersfamile aus Löwenberg/Schlesien, dem heutigen Lwow Slaski/Polen; mütterlicherseits der Familie Euler aus Bretzenheim. Schneider verbrachte seine Kindheit und Jugend im Rittergutes Bangert/Bad Kreuznach, wo sein Vater eine Förster/Jägerstelle inne hatte.
Leben
Er besuchte in Bad Kreuznach Volksschule und Gymnasium. Die überpfarrliche katholische Jugendseelsorge (Bund Neudeutschland) wurde ihm in seiner Gymnasialzeit zur geistigen Heimat. Nach dem Abitur (1936) und einjährigem Arbeitsdienst (1937) wurde sein Interesse vermutlich durch aussergewöhnlich engagierte Seelsorger auf den Berufswunsch des Ordenspriesters gelenkt. Er fand Aufnahme in dem ein Jahr zuvor eröffneten Kloster Banz, das Sitz der Kongregation „Gemeinschaft von den heiligen Engeln“, des Missionsbischofs Franz-Yaver Geyer war. Nach sechs Semestern Philosophie und Theologie trat es in eine Sanitätseinheit ? der xxArmee am 1.10.1940 ein. Aufgrund nicht mehr nachvollziehbarer Gründe wechselte er in eine Panzergrenadiereinheit und wurde in kurzer Folge Offizier. Nach drei teilweise schweren Verwundungen geriet er am 29.4.1945 als Oberleutnant in Englische Gefangenschaft (bis Nov. 1945). Ein fast täglicher Briefwechsel mit seiner Mutter von der Ostfront aus Oriol ist erhalten. Mit 30 Jahren studierte er in Tübingen Deutsch, Geschichte und Französisch. Nach Heirat und Geburt von drei Kindern unterrichtete er von 1955 bis 1959 an der noch im Aufbau befindlichen Deutschen Schule in Den Haag, Niederlande (mit Schulleiter-Funktion). Von 1960 bis 1966 war er als Stellvertretender Direktor und Lehrer an der Europaschule in Varese, Italien, tätig. Auf Wunsch des Katholischen Auslandssekretariats, einer Dienststelle der Bischofskonferenz in Bonn, war er 1957 in Den Haag und 1962 in Varese ehrenamtlich an der Gründung "Gemeinden deutscher Zunge" beteiligt. Die dritte Auslandstätigkeit von 1970 bis 1973 führte die Familie nach Feldkirch, Österreich, wo Clemens Schneider aufgrund seiner Auslandserfahrung am Jesuitenkolleg Stella Matutina eine Europakompatibiltät für ausländische Schüler aufbauen sollte. Danach war er bis 1981 als Studiendirektor wieder in Bad Kreuznach am Lina-Hilger-Gymnasium tätig.
Schaffen
Nach der Pensionierung widmete er sich seinen weitgefächerten Interessen: Er verfasste Kirchenführer für die St. Nikolauskirche und Heilig Kreuz Kirche, er legte fundierte Studien zur Geschichte der Kolpingfamilie an. Der Versuch einer Aufarbeitung der deutschen Verirrungen durch den Nationalsozialismus beschäftigten ihn. Sein Engagement für die Städtepartnerschaften mit Bourg-en-Bresse und mit Neuruppin fand ebenfalls Niederschlag in Schriften. Die italienische Kultur, die ihn durch sein erstes Auslandsengagement (1960-66) geprägt hatte und weiterhin bestimmend war, lebte in seinen „Canti dei popoli“ wieder auf. Zahlreiche Stücke aus seiner Feder zur Stadtgeschichte von Bad Kreuznach wurden von Frau Inge Rossbach und ihrer Theatergruppe der Volkshochschule aufgeführt. Systematisch untersuchte er die Mundart und verfasste mehrere Werke einer humorvollen Grammatik. Nebenbei schrieb er manchen Sketch und kecken Song, um bei Kindern und Jugendlichen die Liebe zur Mundart weiterzugeben.
Würdigung
Nachdem er 1980 bereits den „Schambes-Klappergässer-Preis“ des Oeffentlichen Anzeigers, Bad Kreuznach, erhalten hatte, wurde ihm am 6. Juni 2001, mit Richard Walter zusammen, die Ehrenbürgermedaille für langjähriges, selbstloses Wirken ohne jegliches Entgelt zum Wohle der Gemeinschaft verliehen. Dies war mit einem Eintrag in das „Eiserne Buch“ der Stadt Bad Kreuznach verbunden. Siehe: Horst Silbermann: Aus einem reichen Leben - „Von einem Temperament, das fähig ist, auf vielen Saiten zu spielen“. Studiendirektor i.R. Clemens Schneider zum 80. Geburtstag: In Bad Kreuznacher Heimatblätter 1996/6 und ders.: Ein „ausgezeichneter“ Kreuznacher - Studiendirektor i.R. Clemens Schneider zum 85. Geburtstag: In Bad Kreuznacher Heimatblätter 2001/6 Einige seiner Bühnenstücke wurden weit über Bad Kreuznach hinaus bekannt und kamen u.a. in Köln, Berlin, Leipzig, Verona zur Aufführung und wurden im Südwest-Rundfunk ausgestrahlt.
Werke
- Nahelandkalender Bad Kreuznach:
Naheländische Erinnerungen an Erzbischof Dr. Franz Bornemann (1953); Dr. Karl Geib geht durch die Stadt (1982); Die Instandsetzung des Innern der St. Nikolauskirche in Bad Kreuznach (1984); De Hiwwe- unn Driwwe-Song (Lied) (1985); De Unnerschied (Gedicht) (1985); Die Kolpingfamilie – 125 Jahre in Bad Kreuznach (1985); De Plaschderschdeensong vum Eiermarkt (1986); Den Wald in den Mund nehmen (Sprichwörter) (1986); Die Lyrik im Werk Willy Matherns (1986); De Bach-Song (1987); Froschregen (1987); De Jümmelaasche-Song (Mundart) (1988); De Umwelt-Song (Musik: Claudia Seidel) (1990); Schambes-Klappergräser-Song, Iwwernoh, De Geesebrickelche Song (1991); Mutterliebe unterm Hakenkreuz in Bad Kreuznach (1992); Mudderschraach un Vadderland (Gedicht) (1993); Der Wilddieb am Traiserpfad (Erzählung) (1993); Aus Rewerums Franzosenzeit (Gedicht, Kalendarium) (1994); Bad Kreuznach – 175 Jahre –Kur- und Badestadt (1994); De Solewasser-Song (1994); Esak und Kasak (Erzählung) (1994); De Ald- un Neibirger-Song (Lied) (1995); De Generazjionsvertraach (Erzählung) (1995); Ich honn en guud gekennt (Schindowski, Gedicht) (1996); Contra torrentem – gegen den Strom (Gedicht) (1997); Elterngespräch (Gedicht) (1997); Frau, Künstlerin, Heilige: Hildegard von Bingen – eine Gestalt der Heimatgeschichte (1998); Die Flur „Hunsrück“ in Pfaffen-Schwabenheim – Eine Erzählung (1999); Heinrich Heine im „Dritten Reich“ (1999); „Unterwegs in der Zeit“ – eine rhapsodische Betrachtung des Schulweges (2000); Seelsorge im letzten Krieg (2000); An Bächen und auf Bergen der Heimat: Wandertag mit Karl Geib (2001); Das Stegreifspiel und Jugendbewegung (2002); Feierabend-Freizeitkultur (2003)
- Heimatblätter Bad Kreuznach:
Erinnerungen an den verehrten Erzieher Dr. Karl Geib (1954); Dr. h.c. Karl Geib (1983); Als Loren durchs Rittergut rollten: Der Gutshof Bangert um 1920 (1986); Die Natur, das Wort und die Wirklichkeit: Eine Interpretation der Dichtung Willy Matherns (1986); Die Engelskapelle der St. Nikolaus-Kirche (1986); Auf altrömischen Mauern: Das alte Hofgut Bangert, Hüffelsheimer Str. 1 zu Bad Kreuznach (1988); Mundart lebt aus spontanem Gebrauch: Sprechweise von Ort zu Ort verschieden – Spiegel der geschichtlichen Entwicklung an der Nahe (1988); Nicht nur die Uhren schlagen gleich: Geschichtliche Parallelen bei der Stadtentwicklung von Bad Kreuznach und Bourg-en-Bresse im 13. Jh. (1989); Warum babbele merr so, wi mer bawwele? : Bemerkungen zur Kreuznacher Stadtsprache, in der sich die wechselvolle Geschichte spiegelt (1990); Der Zwangsverkauf der „Concordia“ 1941: Dokumentation nationalsozialistischer Kommunalpolitik in Bad Kreuznach (1991); Der Hut von Gymnasiallehrer Karl Geib: Erinnerungen aus der Schulzeit – Zum 40. Todestages des früheren Museumsdirektors (1991); Karl Geib und das NS-Regime: Erinnerungen an einen Besuch im Bad Kreuznacher Heimatmuseum im Jahre 1944 (1992); Ökumene vor Ort (1994); Des Revierförsters Holzeinschlagbuch: Der Bad Kreuznacher Hardtwald im letzten Jahrhundert (1995); Gustav Pfarrius und „sein“ Faust: Als Studiosus soll sich der Magister im finsteren Waldrevier bei Stromberg dem Teufel verschrieben haben (1996); Bühnenwirksame Stoffe verarbeitet: Helene Tullius, eine Frau der Bad Kreuznacher Theatergeschichte (1999).
- Sonstige Schriften – teilweise verarbeitet für Theaterstücke:
Heilig Kreuz in Bad Kreuznach: Entstehung und Baugeschichte (1974), Kath. Pfarramt Hl. Kreuz Bad Kreuznach (Hrsg.) E Schbraachfihrer uff Kreiznacherisch: mit e bissje Grammadisch for neie un richdische Leit vun hiwwe un driwwe vun de Noh (1981), Selbstverlag Verlorener Augenblick. Lyrische Bilder und Gedichte: Photographien von Rudolf Hornberger zu Gedichten von Schriftstellern der Nahe- und Hunsrücklandschaft, ausgesucht von Clemens Schneider (1982), Bad Kreuznach: Förner – Edition Sparkasse Bad Kreuznach Kath. Pfarrgemeinde Sankt Nikolaus Bad Kreuznach: St. Nikolaus Bad Kreuznach: (Führer, Kreuzreliquiar) (1983), Bad Kreuznach Druckerei Raab Kolpingsfamilie Bad Kreuznach: 125 Jahre Kolpingsfamilie Bad Kreuznach: 1859 – 1984 (1984) Der fröhliche Grundkurs „Kreiznacherisch“ (1988), Bad Kreuznach: Fr. Fiedler, ISBN 3-924824-61-4 Gegen den Strom: Die Jugendgruppe St. Wolfgang, Bad Kreuznach 1933-1936 (1990); Hans Forster u. Toni Thurnreiter (Hrsg.), Mainz: Inst. f. Lehrerfortbildung. Reihe Landeskunde und Unterricht 10. Das Spiel vom geschichtlichen Entstehen der Stadt Kreuznach 1241 -1290 (1990), Bad Kreuznach: Stadtverwaltung Der Heilige Nikolaus in der Pfarrkirche St. Nikolaus zu Bad Kreuznach (1992), Bad Kreuznach: Matthias Ess Verlag, ISBN 3-9805511-7-2 Der neue Jedermann: eine Legende (1992), Bad Kreuznach: Fr. Fiedler, ISBN 3-924824-91-6 Volks- und Blasmusik am Rhein und auf dem Hunsrück: Verbandsstrukturen, Statistiken, Werdegang. Jubiläumsprogramm 25 Jahre Kreismusikverband Rhein-Hunsrück 1969-1994. Unsere Mitglieder in Wort und Bild. Kreismusikverband Rhein-Hunsrück. Argenthal (1995) Jugendgruppe im Schutz der Heilig-Kreuz-Kirche (1997), Kath. Pfarramt Hl. Kreuz Bad Kreuznach (Hrsg.) Der Kreuznacher Mosaikboden: eine Geschichte aus dem 3. Jahrhundert nach Christi Geburt – nach Karl Geib (2001), Bad Kreuznach: Matthias Ess Verlag, ISBN 3-935516-02-9 Stadtbilder aus Bad Kreuznach – Texte von Clemens Schneider; Fotos von Werner Unfug. (ohne Jahresangabe) ISBN 3-931554-59-7 Der erste und der letzte Tag der Civitas Crucenacha (und 5 Jahre danach): Parabel in 5 Akten. (ohne Jahresangabe) brosch.
- Vorlagen für Frau Inge Rossbach und ihre Theatergruppe der Volkshochschule (VHS):
„Das Spiel vom Geschichtlichen Entstehen der Stadt Creuznach 1241 – 1290“ (1990). Aufführung in der Römerhalle, Bad Kreuznach. Clemens Schneider übernahm die Rolle des Bruder Lorenzo. „Der neue Jedermann“: Eine Legende. Ersttitel: „Totentanz“. Aufführung in der Pauluskirche, Bad Kreuznach. Zudem Aufführungen in Köln, Düren, Berlin, Meddersheim, Niederhausen/Nahe (1991). Clemens Schneider war bei anschliessenden Diskussion dabei. „Die Teufelsburg auf dem Rheingrafenstein“ oder „Wie Gräfin Lugardis den Teufel hereinlegt: Ein Legendenspiel aus der Heimatgeschichte (1993). Aufführung u.a. auf der Ebernburg/Bad Münster a.Stein und Kirn. Clemens Schneider übernahm die Rolle des Abt Augustino von Schwabenheim. „Unser Dorf soll schöner werden“: Ein volkstümlicher Schwank (1996). Aufführung u.a. auch in Kirn. „Die verlorene Tochter“ (1997). Aufführung in der Pauluskirche, Bad Kreuznach, in Leipzig in zwei Stadtteilen am Kirchentag und in Berlin (Theater in der Kirche). „Der Hl. Nikolaus in Sankt Nikolaus vom Eiermarkt“: Eine Szenenfolge in der Nikolauskirche, Bad Kreuznach (1998). Sieben Szenen als geistliches Drama aus dem Leben der Hl. Hildegard 1098 - 17.9.1179. (1998) „Das Käuzchen Kommit vom Kauzenberg“: Ein Märchen (1999). „Nachbar Faustus“ (2000). Aufführung in der Kirchsteinanalage, im Kurpark, Bad Kreuznach; ebenfalls als SWR-Sendung „Der Stiefeltrunk“: Eine Legende nach neueren Forschungen (2001). Aufführung am Eiermarkt, Bad Kreuznach „Brückenhausdialoge“: 6 Szenen zur Historie mit Kommentar (2001). Im Brückenhaus mit Menue von Clemens Schneider selbst dargebracht „Faust in Creuznach 1507“: Event (2002). Kurzfassung von „Nachbar Faust“ für Stadtführungen geeignet Faustevent für Stadtführungen (1.1.2009 – Rheinland Pfalz-Tag)
5. Weitere Stücke und Szenen, die von Frau Rossbach und ihrer Theatergruppe (VHS) in irgendeiner Form umgesetzt wurden (ohne Jahresangabe):
„De Heelevaart van Dr. Joan Faustus“ von E.F. Kossmann – „Das niederländische Faustspiel des siebzehnten Jahrhunderts“; Übersetzung von Clemens Schneider
„Der Schinderhannes-Mythos“. Aufführung in der Eremitage, Bretzenheim
Lebendis Heimat – „Dr. Faust vom Guldenbach – Anno 1522/1523“ : Ein Schauspiel nach der Erzählung von Gustav Pfarrius „Sein und Schein“
„Dr. Faustus in Kreuznach 1507“ – ein Schauspielakter
„Der Viergötterstein in der Römervilla erwacht…“: Ein neues Märchen
„Jonny und Griet“: Ein modernes Märchen
„Jugendtreff in der alten Mühle“
„Lazarus“ – war in Bearbeitung
„San Clemente“ – war in Bearbeitung
--DucanSee (Diskussion) 12:53, 23. Mai 2013 (CEST)