Der Zweifarbige Lacktrichterling Laccaria bicolor ist ein Ektomykorrhiza-Pilz aus der Familie der Heidetrüffelartigen.
Zweifarbiger Lacktrichterling | ||||||||||||
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![]() Zweifarbiger Lacktrichterling (Laccaria bicolor) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Laccaria bicolor | ||||||||||||
(Maire) P.D.Orton 1960 |

Vorkommen
Der Pilz wächst weltweit einzeln bis gesellig in Nadel- und Laubwäldern der gemäßigten Klimazone. In Mitteleuropa erscheinen seine Fruchtkörper von Juli bis Oktober.
Merkmale
Der 2 bis 10 cm große hellbraune Hut mit einer feinschuppigen Oberfläche ist zunächst gewölbt, später ausgebreitet. Die entfernt stehenden untermischten lilarosa Lamellen sind am Stiel angeheftet oder herablaufend. Hier bilden sich kugelige 6-10 mal 5-8 µm große Sporen, die mit einem etwa 1 µm langen Stachel versehen sind. Das dünne Fleisch hat eine rosabräunliche Farbe. Laccaria bicolor ähnelt stark dem Rötlichen Lacktrichterling Laccaria laccata, als dessen Unterart er ursprünglich galt.[1]
Ökologie
Der Zweifarbige Lacktrichterling bildet eine Ektomykhorizza mit verschiedenen Nadelbäumen, zum Beispiel mit Douglasie, Pappel, Amerikanischer Rot-Kiefer, Banks-Kiefer und Schwarz-Fichte.[2] [3] [4] [5] Laccaria bicolor ist während dieser Symbiose ein karnivorer Pilz: Er scheidet ein Toxin aus, mit dem er im Boden lebende Springschwänze lähmt und tötet, um diese mit seinen Hyphen zu durchdringen. Dabei nimmt er Stickstoff-Verbindungen auf, mit denen er Bäume als Symbiose-Partner versorgt.[6] Im Gegenzug erhält der Pilz von der Pflanze Glukose.[7] In einem kultivierten Stamm von Laccaria bicolor wurden endosymbiontische Bakterien (Paenibacillus spec.) entdeckt, die womöglich die Nährstoffaufnahme und -verwertung verbessern.[8]
Molekularbiologie
Das im Jahr 2008 publizierte Genom von Laccaria bicolor hat eine Größe von 65 Millionen Basenpaare und weist etwa 20 000 Protein kodierende Gene auf, daneben zahlreichen Transposons und repetitiven DNA-Elementen. Es finden sich keine Gene für Enzyme, die pflanzliche Zellwände oder Saccharose abbauen können. Bestimmte Sequenzen deuten auf die Expression von Enzymen, die in einer saprotrophen Lebensphase Oligosaccharide tierischer oder bakterieller Herkunft verdauen können. Einige Gene für kleine sekretierte Proteine (small secreted proteins) werden zu Beginn und während der Symbiose stark induziert. [9] Das zu dieser Gruppe gehörende Protein MiSSP7 spielt eine Schlüsselrolle bei der Initiierung der Mykorhizza: MiSSP7 wird als Reaktion auf pflanzliche Signalmoleküle aus den Pilzhyphen freigesetzt und von den Pflanzenwurzeln via Endocytose aufgenommen, wo es als Transkriptionsfaktor wirkt. Eine herabgesetzte Expression von MiSSP7 verhindert eine Symbiose zwischen Pilz und Pflanze. [10]
Verwendung
Der essbare Pilz hat keinen hohen Speisewert.[11] In der Forstwirtschaft, zum Beispiel im Douglasienanbau in Frankreich, wird das Mycel von Laccaria bicolor zur Verbesserung des Pflanzenwachstums dem Bodensubstrat von Baumkeimlingen hinzugefügt, mit denen eine Mykorrhiza gebildet werden kann.[12] [13] Dabei bewirkt eine Mykorrhiza-Symbiose mit Laccaria bicolor bei Douglasien-Keimlingen eine Verdreifachung der Biomasse. Gleichzeitig ist die pflanzliche Phosphor- und Kaliumaufnahme erhöht.[14]
Weblinks
Einzelnachweise
<references>
- ↑ Hans E. Laux (2001): Der große Kosmos-Pilzführer: Alle Speisepilze mit ihren giftigen Doppelgänger. Franckh-Kosmos Verlag. ISBN/EAN: 978-3-440-12408-6
- ↑ Richter DL, Bruhn JN. (1989). Field survival of containerized red and jack pine seedlings inoculated with mycelial slurries of ectomycorrhizal fungi. New Forest 3: 247–258.
- ↑ Richter DL, Bruhn JN. (1993). Mycorrhizal colonization of Pinus resinosa Ait. transplanted on northern hardwood clearcuts. Soil Biology and Biochemistry 25: 335–369.
- ↑ Wong KKY, Piche Y, Fortin JA. (1990). Differential development of root colonization among four closely related genotypes of ectomycorrhizal Laccaria bicolor. Mycological Research 90(7): 876–884.
- ↑ Di Battista C, Bouchard D, Martin F, Genere B, Amirault JM, Le Tacon F (2002): Survival after outplanting of the ectomycorrhizal fungus Laccaria bicolor S238N inoculated on Douglas fir (Pseudotsuga menziesii (Mirb.) Franco) cuttings. Annals of Forest Science 59 (1) 81
- ↑ Spooner B, Roberts P (2005): Collins New Naturalist Library (96) – Fungi. ISBN: 0002201534
- ↑ Nehls U, Grunze N, Willmann M, Reich M, Küster H (2007): Sugar for my honey: carbohydrate partitioning in ectomycorrhizal symbiosis.Phytochemistry 68, 82–91
- ↑ Bertaux J, Schmid M, Prevost-Boure NC, Churin JL, Hartmann A, Garbaye J, Frey-Klett P (2003). In situ identification of intracellular bacteria related to Paenibacillus spp. in the mycelium of the ectomycorrhizal fungus Laccaria bicolor S238N. Appl. Environ. Microbiol. 69, 4243-4248.
- ↑ Martin F et al. (2008): The genome of Laccaria bicolor provides insights into mycorrhizal symbiosis. Nature 452, 88-92
- ↑ Plett JM, Kemppainen M, Kale SD, Kohler A, Legué V, Brun A, Tyler BM, Pardo AG, Martin F (2011): A secreted effector protein of Laccaria bicolor is required for symbiosis development. Curr Biol. 26;21(14):1197-203.
- ↑ Mycorrhiza. State of the Art, Genetics and Molecular Biology, Eco-Function, Biotechnology, Eco-Physiology, Structure and Systematics. Varma, Ajit (Ed.) 3rd ed. 2008
- ↑ http://bioinformatics.psb.ugent.be (abgerufen am 25.05.2013)
- ↑ Weber J, Díez J, Selosse MA, Tagu D, Le Tacon F (2002): SCAR markers to detect mycorrhizas of an American Laccaria bicolor strain inoculated in European Douglas-fir plantations. Mycorrhiza, 12(1):19-27.
- ↑ Huang, J. G. and Lapeyrie, F (1994): Ability of ectomycorrhizal fungus Laccaria bicolor S238N to increase the growth of Donglas Fir seedlings and their phosphorns and potassinm uptake. Pedosphere. 4(3): 217-224.