Michael Andreas Barclay de Tolly

deutsch-baltischer Offizier sowie russischer General und Kriegsminister
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 9. April 2004 um 12:35 Uhr durch Anathema (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Michael Andreas Barclay de Tolly (* 27. Dezember 1761 in Riga; † 26. Mai 1818 in Insterburg, Preußen) war ein russischer General und Kriegsminister.

Er entstammte einer schottischen Familie, die im 17. Jahrhundert in Russland ihre neue Heimat gefunden hatte. Barclay de Tolly trat sehr früh in die russische Armee ein und nahm an den Kämpfen gegen die Türken (1788-1789) und gegen die Schweden und Polen (1790 und 1794) teil. Im Jahre 1798 wurde er Oberst und 1798 in den Rang eines Generalmajors erhoben.

Im Krieg gegen Napoleon (1806) spielte Barclay de Tolly eine entscheidende Rolle in der Schlacht von Pultusk und wurde bei Preußisch-Eylau verwundet, wo ihn seine persönliche Tapferkeit den Rang eines Generalleutnants einbrachte.

Im Jahre 1808 kommandierte er eine russische Armee in Finnland im Kampf gegen die Schweden und eroberte im Jahre 1809 Umeo nach einem wagemutigen Marsch über den gefrorenen Bottnischen Meerbusen. Im Jahre 1810 wurde er zum russischen Kriegsminister ernannt, einen Posten, den er bis 1813 behielt.

Im Jahre 1812 erhielt Barclay de Tolly den Oberbefehl über alle russischen Armeen im Kampf gegen Napoleon. Es gab starken Widerstand gegen die Ernennung eines Ausländers zum Oberbefehlshaber und nach der Niederlage bei Smolensk war der Aufschrei so groß, dass er sein Amt niederlegte und unter dem Oberbefehl Kutusows eine weniger bedeutsame Stellung einnahm. Barclay kämpfte in der Schlacht bei Borodino, verließ aber bald danach die Armee.

Im Jahre 1813 begab er sich erneut in die Dienste der russischen Armee und nahm an den Kampfeshandlungen in Deutschland teil. Nach der Schlacht bei Bautzen wurde er erneut zum Oberfehlshaber der russischen Truppen ernannt und führte die russische Armee in der Völkerschlacht bei Leipzig (1813). Barclay de Tolly war auch Oberbefehlshaber der russischen Armee bei ihrem Vormarsch nach Frankreich (1814). Nach Ende der Kriegshandlungen wurde er zum Prinz ernannt. Er starb in Insterburg (Preußen) am 26. Mai 1818.

Von Barclay de Tolly stammte die kriegstaktische Idee Napoleon bis weit nach Russland vordringen zu lassen und dann mit überfallartigen Angriffen aus dem Hinterhalt zu bekämpfen.

  • Anmerkung: Übersetzung des Artikels aus der Encyclopedia Britannica (1911).