Kirchliche Begräbnisfeier

liturgische Feier der Verabschiedung und Bestattung eines römisch-katholischen Christen
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Die Kirchliche Begräbnisfeier (auch: Exsequien; von lat. exsequi „hinausgeleiten, aussegnen“, häufig auch: Exequien) ist die liturgische Feier der Verabschiedung und Bestattung eines katholischen Christen. Die kirchliche Begräbnisfeier gehört zu den Sakramentalien.

Totenfahne bei einer kirchlichen Begräbnisfeier
Kirchliche Begräbnisfeier, Gustave Courbet, 1850

In der Begräbnisfeier wird der Glaube an die Auferstehung der Toten und (im Unterschied zum evangelischen Aussegnungsgottesdienst) die fortdauernde Gemeinschaft (lat. communio) der lebenden und verstorbenen Christgläubigen bekannt und gefeiert. Kernelemente der Feier sind: Verkündigung des Wortes Gottes, Verabschiedung des Verstorbenen und Fürbitte für ihn bei Gott, die Feier der Heiligen Messe (Requiem) und der letzte Gruß an den Verstorbenen.[1]

Waren die Exequien vor der Liturgiereform deutlich vom Gedanken der Trauer geprägt, so bestimmte die Konstitution Sacrosanctum Concilium des Zweiten Vatikanischen Konzils, dass „der Ritus der Exequien […] deutlicher den österlichen Sinn des christlichen Todes ausdrücken und besser den Voraussetzungen und Überlieferungen der einzelnen Gebiete entsprechen soll.“[2]

Formen der Begräbnisfeier

Das Begräbnis kann, je nach den örtlichen Umständen, als Feier mit drei Stationen, zwei Stationen oder einer Station begangen werden.

Begräbnis mit drei Stationen

Drei Stationen ergeben sich, wenn in unmittelbarer zeitlicher Verbindung mit der Beisetzung auch eine heilige Messe oder eine Wort-Gottes-Feier in der Kirche stattfindet. Wo es möglich ist, soll der Leichnam in die Kirche gebracht und die heilige Messe in dessen Gegenwart gefeiert werden. Immer soll die brennende Osterkerze als Symbol des auferstandenen Christus bei der heiligen Messe an hervorgehobenem Platz stehen, gegebenenfalls beim Sarg. Die Tumba als „Scheinsarg“ in der Kirche ist seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil abgeschafft.

Die Feier hat drei Stationen:

  • Sie beginnt am Ausgangspunkt (Trauerhaus, Friedhofs- oder Kirchenportal, Trauerhalle) mit einem Eröffnungsteil, Psalmgebet, Kyrie-Ruf und Oration, es schließt sich eine Prozession zur Kirche an.
  • In der Kirche folgt die heilige Messe bzw. die Wort-Gottes-Feier mit dem üblichen Ablauf, jedoch ohne Einleitung und Bussakt beginnend mit den Lesungen.
  • Die dritte Station ist die Beisetzung am Grab.

Die Reihenfolge der Stationen kann auch wechseln: die Heilige Messe bzw. die Wort-Gottes-Feier können als erste Station oder nach der Beisetzung als dritte Station stattfinden. Auch die Reihenfolge Kirche - Trauerhalle (Friedhofskapelle) - Beisetzung am Grab ist möglich.

Begräbnis mit weniger Stationen

Findet kein Gottesdienst in der Kirche statt - weil etwa die Entfernung zum Friedhof zu groß ist -, wird als erste Station ein Wortgottesdienst am Sarg in der Friedhofskapelle oder Trauerhalle gehalten. Eine Prozession führt zum Grab, wo sich als zweiter Teil die Beisetzung anschließt.

Beim Begräbnis mit einer Station versammelt sich die Trauergemeinde am Grab, auf dem Friedhof oder im Krematorium. Der Gottesdienst besteht aus einer Eröffnung, der Verkündigung des Wortes Gottes, fürbittendem Gebet und der Verabschiedung. Diese Form wird auch angewandt, wenn keine Beisetzung stattfindet, sondern Sarg oder Urne später oder an anderem Ort beigesetzt werden.

In beiden Fällen wird vielerorts des Verstorbenen in einer heiligen Messe in zeitlichem Abstand zu Verabschiedung und Beisetzung gedacht, etwa am Abend des Tages der Beisetzung oder am folgenden Tag.

Begleitende Gottesdienste

Die Totenwache und das Totenoffizium werden nur noch in einigen Gegenden gepflegt. In ländlichen Regionen ist auch der Sterberosenkranz üblich. Etwa 40 Tage nach dem Begräbnis wird mancherorts das sogenannte Sechswochenamt gefeiert.

Musik

Heinrich Schütz komponierte 1635 die Musikalischen Exequien (SWV 279–281) für Heinrich Reuss Posthumus; sie enthalten ein Concert in Form einer Teutschen Begräbnis-Missa, die Motette Herr, wenn ich nur dich habe und das Canticum B. Simeonis Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren.

Literatur

Authentische liturgische Ausgaben

  • Ordo Exsequiarum. Editio typica (1969).
  • Die kirchliche Begräbnisfeier in den Bistümern des deutschen Sprachgebietes. Zweite authentische Ausgabe auf der Grundlage der Editio typica 1969. Freiburg: Herder 2009 ISBN 978-3451-32205-1
  • Ordo Exsequiarum Romani Pontificis, Libreria Editrice Vaticana 2005, ISBN 8820969424
  • Rituale Romanum, Libreria Editrice Vaticana 2004, ISBN 8820974363

Sekundärliteratur

  • Ferdinand Probst: Die Exequien. Laupp, Tübingen 1856, online.
  • Heinzgerd Brakmann: Leb wohl! – Sei Gott befohlen! Zu Sinn und Gestalt der Begräbnisfeier. In: Weizenkorn. S 1, 1985, ZDB-ID 1056589-9, S. 68–71.
  • Cécile Trefford: L'Église carolingienne et la mort. Christianisme, rites funéraires et pratiques commémoratives. Presses universitaires de Lyon – Centre interuniversitaire d'histoire et d'archéologie médiévales, Lyon 1996 (Collection d'histoire et d'archéologie médiévales. 3, ISSN 1255-2380).
  • Bonnie Effros: Caring for Body and Soul. Burial and Afterlife in the Merovingian World. Pennsylvania State University Press, University Park PA 2002, ISBN 0-271-02196-9.
  • Antigone Samellas: Death in the Eastern Mediterranean (50–600 A.D.). The Christianization of the East: an Interpretation. Mohr Siebeck, Tübingen 2002, ISBN 3-16-147668-9 (Studien und Texte zu Antike und Christentum 12).
  • Ulrich Volp: Tod und Ritual in den christlichen Gemeinden der Antike. Brill, Leiden u. a. 2002, ISBN 90-04-12671-6 (Vigiliae Christianae Supplements 65), (Zugleich: Bonn, Univ., Diss., 2000/2001).
  • Éric Rebillard: Religion et sépulture. L'Église, les vivants et les morts dans l'Antiquité tardive. Éditions de l'École des Hautes Études en Sciences Sociales, Paris 2003, ISBN 2-7132-1792-X (Civilisations et Sociétés 115).
  • Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hrsg.): Die kirchliche Begräbnisfeier. Pastorale Einführung. Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn 2009 (Deutsche Bischofskonferenz. Arbeitshilfen 232).

Einzelnachweise

  1. Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 1684–1690: Die Feier des Begräbnisses
  2. Sacrosanctum Concilium, Kapitel III, Nr. 81