Ludwig Leichhardt
Ludwig Leichhardt, mit vollem Namen Friedrich Wilhelm Ludwig Leichhardt (* 23. Oktober 1813 in Trebatsch, Preußen (heute Brandenburg); † vermutlich 1848 in Zentralaustralien) war ein deutscher Entdecker, Zoologe, Botaniker und Geologe.

Leichhardt kam 1842 nach Australien, wo er sich der Erforschung der Zoologie, Botanik und Geologie des damals noch weitestgehend unbekannten Kontinents widmete. Bis in die 1840er Jahre war das Innere Australiens noch nicht erkundet worden. Erschlossen waren der größte Teil von New South Wales mit dem heutigen Victoria, die Küstengebiete von Queensland bis nach Brisbane und schmale Randgebiete an den Küsten von South Australia und Western Australia, in nördlicher Richtung bis etwa zur Pilbara-Region. Tasmanien war bereits kolonisiert. An der Nordküste des australischen Kontinents gab es kaum Niederlassungen, eine davon war die Militärstation Port Essington.
Leichhardt unternahm drei Expeditionen. Auf seiner ersten Expedition von 1844 bis 1845 gelang ihm die erste Durchquerung von Queensland bis nach Port Essington im Northern Territory. Da er in seinen Tagebücher das neue entdeckte Gebiet, Klima und Wetter, die Aborigines, Pflanzen und Tiere umfänglich beschrieb, ermöglichte er nachfolgende Erkundungen und Besiedlungen. Seine zweite Expedition von 1846 bis 1847 sollte vom Osten Australien bis an den Swan River in Western Australia führen; sie scheiterte nach fünf Monaten. Als er dieses Vorhaben 1848 wiederholen wollte, blieben er und seine Expeditionsmannschaft im Outback verschollen.
In Australien ist Leichhardt überaus bekannt, da er ein Bestandteil des dortigen Geschichtsunterricht ist; in Deutschland kennt man ihn weniger.
Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Leichh.“.
Leben
Frühe Jahre
Ludwig kam am 23. Oktober 1813 als sechstes von neun Kindern auf die Welt. Sein Vater Christian Hieronymus Matthias Leichhardt (1778–1840) war Torfinspektor. Früher wurde die Familie, die aus dem Harzvorland stammt, Leuckhard geschrieben. Ludwigs Vater wurde am 12. August 1778 in Schadeleben im Kreis Halberstadt geboren.[1] Seine Mutter war Charlotte Leichhardt, geborene Strählow (1776–1854). Für die damaligen Verhältnisse lebte seine Familie relativ gut.
Sein Taufpate, Pastor Rödelius aus Zaue, förderte ihn und brachte ihn auf eigene Kosten an das Gymnasium in Cottbus, wo er 1831 das Abitur erwarb. Nach dem Abitur kehrte er nach Hause zurück und sollte die Laufbahn eines Beamten einschlagen. Er entschloss sich jedoch für ein Studium der Philosophie in Berlin.[2] 1833 wechselte er zur Universität Göttingen und studierte dort praktische Philosophie, Religionsgeschichte und Sprachwissenschaften, später Naturgeschichte, Botanik, Metaphysik und Physik. Dort lernte er William Nicholson und dessen Bruder John kennen, die ihn 1837 nach England mitnahmen. Sie studierten in London und in Paris am Muséum d’histoire naturelle. Ein Studium schloss Leichhardt nicht ab. Im Mai 1838 beantragte er beim deutschen Konsul in London einen Reisepass, der ihm jedoch verweigert wurde, weil er inzwischen zum Militär einberufen worden war. Seine sofortige Heimkehr wurde angeordnet. Er widersetzte sich und erhielt mit Hilfe der Familie Nicholson einen britischen Pass. Damit galt er in Preußen als fahnenflüchtig. Im Jahre 1840 bereisten William Nicholson und Leichhardt mehrere Monate lang Frankreich, Italien und die Schweiz. Am 1. Oktober 1841 fuhr er von Cardiff auf dem Segelschiff Sir Edward Paget nach Australien, um die noch unbekannten Gebiete zu erforschen. Die Schifffahrt bezahlte Nicholson, der ihn auch mit Geld zur Schaffung einer ersten Lebensgrundlage in Australien ausstattete. Im Februar 1842 kam er in Sydney an.[2]
Australien
Auf seiner Schiffsreise lernte Leichhardt den britischen Offizier Robert Lynd kennen, der ihn in sein Haus in Sydney einlud. Von dort bewarb er sich auf die vakante Stelle des Direktors des Botanischen Gartens von Sydney und als Landvermesser. Beide Bewerbungen wurden abgelehnt. Auf Einladung des Schafzüchters Walter Scott reiste Leichhardt im September 1843 mit einem Dampfschiff nach Newcastle am Hunter River. Von dort unternahm er alleine erste Erkundungen über eine Strecke zu Fuß und zu Pferd von insgesamt etwa 4000 Kilometern in unterschiedlichen Etappen und sammelte erste Erfahrungen in der Wildnis. Er kam bis in die Liverpool Range und später auch zu Fuß bis zum Mount Royal. Er reiste auch in das Gebiet der etwa 100 Kilometer an der nördlich liegenden Moreton Bay. Seine letzten Ausritte führten in die Darling Downs und an den Condamine River. Anschließend kehrte er Anfang 1844 wieder nach Sydney zurück, wo er seine erste Expedition vorbereitete.[3]
Erste Expedition (1844-1845)
Nach Sydney zurückgekehrt stellte Leichhardt fest, dass die Bereitschaft gestiegen war, eine Forschungsreise in den Norden Australiens zu finanzieren, obwohl die öffentliche Meinung darüber gespalten war.[4] Leichhardt besaß keine eigenen Mittel zur Durchführung einer Expedition und war auf Spenden angewiesen. Deshalb musste er auf aufwendige und teure Gerätschaften wie Barometer und Kochapparat zur Bestimmung der Geländehöhen verzichten und hatte lediglich einen Sextanten, Chronometer, tragbaren Kompass und ein kleines Thermometer wie auch eine australische Landkarte von Aaron Arrowsmith dabei.[5]
In Sydney wählte Leichhardt fünf Expeditionsteilnehmer aus und nach ihrer Ankunft mit einem Dampfer in Brisbane weitere vier. Unter den zehn Teilnehmern waren der Naturforscher John Gilbert, John Roper, der Botaniker James Snowden Calvert, der Sträfling William Phillips, der fünfzehnjährige John Murphy, Christopher Pemberton Hodgson, der afroamerikanische Koch Caleb sowie die eingeborenen Fährtensucher Charles Fisher und Harry Brown. Gilbert wurde formell zum zweiten Expeditionsleiter ernannt.
Mit 17 Pferden, 16 Mast- und Zugochsen und Hunden begann die Forschungsreise in den Outback in dem kleinen Ort Jimbour, einem Außenposten der Zivilisation im damaligen Queensland. Schon kurz danach erkannte Leichhardt, dass er seine Mannschaft wegen zu geringer Verpflegung reduzieren musste und schickte zwei Teilnehmer zurück. Diese Maßnahme reichte nicht aus, sodass er später die Verpflegungsrationen kürzen musste.
Aufgrund fehlender Erfahrungen in der Führung einer Expedition geriet Leichhardt bereits zu Beginn in Auseinandersetzungen, die darin gipfelten, dass die beiden Schwarzen eigene Wege gingen. Als er sie zur Rede stellte, erhielt er einen Faustschlag ins Gesicht. Daraufhin entließ er sie. Anschließend waren sie reuig. Er nahm sie wieder auf, vor allem auch, weil sie für die Fährtensuche nicht zu ersetzen waren. Gilbert kritisierte sein Handeln.
Leichhardt interessierte sich für die Geologie Australiens, entdeckte ein Kohlevorkommen in Queensland und entnahm Gesteinsproben. In einer seiner Proben wurden Korallen entdeckt, die nach ihm benannt wurden. Er und Gilbert untersuchten unbekannte Fische, Frösche, Schlangen und Eidechsen. Nicht nur diese, sondern auch Klima- und Wetterbeobachtungen hielt er in seinen Reisetagebüchern fest, die er an Abenden niederschrieb. Gilbert und Leichhardt sammelten Pflanzen, präparierten Vögel und Eidechsen. Wegen des Verlusts von Transporttieren und des Platzbedarfs beim Transport von Wildbret mussten jedoch große Teile der Sammlungen aufgegeben werden. Die Expedition traf auf zahlreiche Stämme der Aborigines und Leichhardt hielt Angaben über ihre Lebensweise, Ernährung und Werkzeuge in Schriftform fest. Die Kontaktaufnahme war allerdings erschwert, da Leichhardt keine Gastgeschenke mitgenommen hatte und nur Gebrauchsgegenstände übergab. Für diese interessierten sich die Aborigines aber nicht. Bei einem Überfall kam Gilbert zu Tode und zwei Expeditionsteilnehmer wurden erheblich verletzt.
Leichhardt entdeckte Gebirgsketten, Flüsse und Berge und benannte sie nach seinen Begleitern, seinen Freunden und nach den Unterstützern und Geldgebern der Expedition. Darunter sind beispielsweise die Lynd Range, der Mount Nicholson und Mount Phillips, Roper River, Burdekin River, Gilbert River, Calvert River und die Brown Lagoon.[6][7]
Am 17. Dezember 1845 erreichten die sieben Expeditionsteilnehmer mit ihren Pferden und einem Ochsen ihr Expeditionsziel Port Essington (bei Darwin). Als sie am 29. März 1847 mit dem Schiff in Sydney ankamen, wurde ihnen ein feierlicher Empfang bereitet. Zu ihrer Unterstützung wurden 1500 Pfund gesammelt und der Gouverneur George Gipps bewilligte den Teilnehmern für ihre Leistungen 1000 Pfund zum eigenen Gebrauch.[8]
Auf seiner ersten Expedition, die ihn über 4.800 Kilometer von Queensland in das Northern Territory nach Port Essington geführt hatte, war Leichhardt die Entdeckung einer Ost-Nord-Route durch den australischen Kontinent gelungen.
Die preußisch exakten Aufzeichnungen, niedergeschrieben in seinem Reisebericht Tagebuch einer Landreise in Australien von Moreton Bay nach Port Essington während der Jahre 1844 und 1845, halfen Abenteurern und Siedlern, das Neuland zu erobern. Seine Publikation wurde in England abgelehnt und erschien zuerst in Halle.
Im April 1847 wurde Leichhardt zusammen mit Rochet d'Héricourt der jährliche Preis der Pariser geographischen Gesellschaft für die bedeutendste geographische Entdeckung verliehen. Bereits einen Monat später, am 24. Mai desselben Jahres, wurde ihm die Fördermedaille der Royal Geographical Society in England für das „gesteigerte Wissen über den großen Kontinent Australien“ verliehen, welches er mit seiner ersten Expedition vermehrt hatte. Übergeben wurde der Preis, in Abwesenheit von Leichhardt, an seinen Jungendfreund William Nicholson in London.[9]
Zweite Expedition (1846-1847)
- Hauptartikel: → Expedition von Leichhardt (1846–1847)
Bereits vor dem Ende der ersten Expedition hatte Leichhardt Pläne gemacht, den australischen Kontinent von Ost nach West zu durchqueren, um den Swan River über Land zu erreichen. Vom Swan River aus wollte er der Nordwestküste folgen und von dort aus Port Essington erreichen.
Am 1. Oktober 1846 begann die Expedition mit der Abreise von Sydney nach Port Stephens. Von dort aus reisten die Männer auf dem Landweg in die Darling Downs weiter. Die gesamte Expeditionsmannschaft bestand mit Leichhardt aus neun Personen: Heinrich Boecking, Daniel Bunce, Hovenden Hely, John Frederick Mann, James Perry, Henry Turnbull, die Aborigines Harry Brown und Woommai (Jimmy). Am 10. Dezember brach die Mannschaft von der Gogg-Schafstation mit 14 Pferden, 16 Mauleseln, 40 Rindern, 270 Ziegen, 90 Schafen und 4 Hunden zu ihrer Forschungsreise auf.
Das erfolgreiche Weiterkommen wurde durch monatelange Regenfälle behindert. Am 5. März 1847 erreichten die Männer nur unter großen Schwierigkeiten den Zusammenfluss von Comet und Mackenzie River. Der Geländeboden war morastig, das Wetter schwül hitzig und Fliegen und Moskitos plagten sie. Fast die gesamte Mannschaft erkrankte an Fieber, einschließlich Leichhardt.[6] Zwischen Mannschaft und Leichhardt gab es von Beginn an unterschiedliche Auffassungen.[10] Am 30. April legte John Mann im Namen der Mannschaft Leichhardt nahe, die Expedition aufzugeben. Leichhardt weigerte sich. Anschließend gingen weitere Tiere verloren. Leichhardt scheiterte letztlich an der Einstellung der Expeditionsmannschaft und den Krankheiten. Er gab am 7. Juni auf und erreichte am 23. Juli wieder die Darling Downs. Auf dem Schiff Tamar kehrte er schließlich am 9. Oktober nach Sydney zurück.[6]
Dritte Expedition (1848-?)
1848 wagte Leichhardt einen weiteren Versuch, um eine Landroute nach Perth zu finden. Diese Forschungsreise sollte zwei oder drei Jahre dauern. Leichhardt fuhr mit seiner Mannschaft am 4. Dezember 1847 erneut auf einem Schiff von Sydney nach Port Stephens. Vom 3. April datiert die letzte Nachricht von Leichhardt, ein Schreiben an seinen Freund Lynd in Sydney.[11] Am 4. April 1848 brach er mit August Classen, Arthur Hentig, Donald Stuart, Kelly und den Aborigines Wommai und Billy mit 7 Pferden, 20 Mauleseln, 50 Rindern über die Darling Downs und Mount Abundance zur Macpherson Station auf. Sie hatten Mehl, Tee, Salz, Munition und ein Gemeinschaftszelt dabei. Am 5. oder 6. April 1848 ließ die zweite Swan-River-Expedition die Macpherson Station in nördlicher Richtung hinter sich.[6] Seither fehlt von den Expeditionsteilnehmern jede verwertbare Spur.
Suche nach Leichhardt
1852 startete eine Suchexpedition unter der Leitung von Hovenden Hely, die lediglich einen Lagerplatz und einen Baum, markiert mit einem „L“ über einem „XVA“, fand. Diese Expedition wurde vom Gouverneur von New South Wales finanziert. Erneut gibt dieser im Jahr 1855 August Gregory den Auftrag eine Suchexpedition unter Begleitung von Ferdinand von Mueller zum Swan River auszurichten. Die Expedition sollte vom geplanten Endpunkt der Expedition aus nach Spuren von Leichhardt zu suchen. Sie kam bis ins Gebiet des Roper River und Carpentariagolfs. Eine weitere Expedition von Gregory von 1858 blieb ebenso ohne konkrete Ergebnisse über den Verbleib von Leichhardt.[12]
John McDouall Stuart, ein australischer Entdecker, stieß auf einer seiner Expeditionen in den 1860er Jahren nördlich der Simpsonwüste „auf Fußspuren eines Weißen, Abdrücke von Pferdehufen und eine von Einheimischen bewohnte Hütte mit Grasdach. So etwas hatte er bei den Aborigines noch nie gesehen.“[13]
Im Jahr 1869 startete John Forrest eine weitere Expedition, die ebenfalls erfolglos verlief.[14] 1871 wurden von einem Polizeioffizier Grabstätten, darunter Sattelzeug und dergl., südlich des Mulligan River gefunden, die allerdings nicht genauer untersucht wurden. 1874 berichtete der ehemalige Sträfling Andrew Hume, dass er 1867 den deutschen Expeditionsteilnehmer und Leichhardts Verwandten Classen getroffen habe. Er konnte dies aber nicht weiter belegen.[12]
Über 100 Jahre gingen australische Behörden allen erfolgversprechenden Hinweisen auf Leichhardt Verbleib nach. Noch 1938 finanzierten sie eine Expedition in die Simpsonwüste und 1953 die bislang letzte.[15]
Im Jahre 2006 authentifizierten australische Wissenschaftler eine kleine Kupferplatte mit Leichhardts Namen. Diese Platte war ursprünglich von einem Aborigine in der Nähe von Sturt Creek in Western Australia entdeckt worden. Als die Platte gefunden wurde, war sie am Schaft eines teilweise verbrannten Gewehres angebracht, das an einem Baob-Baum hing. Dieser Baum war mit dem Buchstaben „L“ markiert. Die Kupferplatte ist jetzt Teil der Sammlung des National Museum of Australia.[16] Dort wird die Forschungslage zu Leichhardts Verschwinden wie folgt resümiert: „Viele Theorien sind über die Jahre entwickelt worden, um zu erklären wo Leichhardt starb: Die meisten von ihnen schlussfolgern, dass er irgendwo in der Nähe der Simpsonwüste umkam.“ [17]
Leichhardts Tagebuch „An Overland Expedition“ als literarisches Werk und völkerkundliche Quelle
Leichhardts Tagebuch[18] wurde nach Abschluss seiner ersten Reise im Jahre 1847 veröffentlicht. Es enthält die Reisebeschreibung mit vielen Beschreibungen von Pflanzen, Naturphänomenen usw. in Tagebuchform. Als Naturwissenschaftler benutzt Leichhardt einen nüchternen Schreibstil, der jedoch immer wieder reflektierende Teile enthält. Er ist damit einer der Entdecker, die auch literarisch wahrgenommen werden.[19] In seinem Tagebuch beschreibt er beispielsweise, wie er ungewollt eine einheimische Frau und ihr Kind verscheucht. Er – obwohl doch im europäischen Sinne der Entdecker – empfindet sich als Eindringling in fremdes Gebiet.[20] Und das zu einer Zeit, als in anderen Landesteilen aufgrund der Rechtsfigur der „Terra nullius“ Aborigines wegen des Betretens von Farmen (Trespassing) bestraft wurden.[21] Während seiner gesamten Reise, berichtet er, habe er Aborigines in relativ kurzen Abständen getroffen. Dabei berichtet er von ihrer außergewöhnlichen Fähigkeit, sich im Busch zurechtzufinden und wieder zu bestimmten Plätzen zurückzukehren und attestiert ihnen ein fotografisches Gedächtnis.[22] Mit den Eingeborenen wird Essen getauscht.[23] Kleidung, Waffen und Nahrung der Aborigines werden immer wieder beschrieben. Auch nach dem Angriff von Aborigines auf das Camp der Reisenden [24] ändert sich die Haltung Leichhardts zu den Aborigines nicht.
Die beiden an der Reise beteiligten Aborigines sind gute Jäger, und Leichhardt sowie die anderen gewöhnen sich schnell an einheimisches Essen. Sein Verhältnis zu den beiden ist bevormundend, er nennt sie „My two blacks“, [25] jedoch erkennt er die spezifischen Begabungen seiner beiden schwarzen Mitreisenden an.[26]
Ehrungen und Namen
Deutschland
In Trebatsch, auch „Leichhhardt-Gemeinde“ genannt, existiert ein Ludwig-Leichhardt-Museum und ein Leichhardt-Wanderweg führt durch die Gemeinde und wichtigsten Leichhardt-Punkte. In Goyatz, in der Gemeinde Schwielochsee, wurde eine Oberschule nach Leichhardt benannt.
In Erinnerung an Leichhardts Schulzeit in Cottbus wurde das Ludwig-Leichhardt-Gymnasium nach ihm benannt, das bis heute existiert. Am 4. November 1999 wurde das sogenannte Leichhardt-Haus[27]auf dem Campus der BTU Cottbus eingeweiht. Außerdem wurde Leichhardt am 9. September 2006 mit einer Ehrentafel auf dem Cottbuser Oberkirchplatz geehrt.
Am 10. Oktober 2013 wird das deutsche Finanzministerium gemeinsam mit Australien anlässlich Leichhardts 200. Geburtstages eine Briefmarke herausgeben.[28]
In Berlin ist im Stadtteil Dahlem eine Straße nach Leichhardt benannt, wie auch in Tauche/Trebatsch.
Australien
Auf dem fünften Kontinent wurde Ludwig Leichhardt dadurch geehrt, dass man zahlreiche geografische Merkmale nach ihm benannte. Zum Beispiel tragen seinen Namen heute:
- ein Höhenzug, die Leichhardt Range
- der Stadtteil Leichhardt im inneren Westen der Stadt Sydney, siehe Leichhardt (New South Wales)
- ein Verwaltungsgebiet, die Leichhardt Municipality von Sydney
- der Stadtteil Leichhardt von Ipswich in Queensland, siehe Leichhardt (Queensland)
- ein Stadtteil von Brisbane
- mehrere Wasserfälle in Queensland, die Leichhardt-Fälle
- eine Ortschaft in Victoria, siehe Victoria (Australien)
- ein Berg im Northern Territory, der Mount Leichhardt
- mehrere Flüsse und Bäche, u.a. der Leichhardt River im Nordwesten von Queensland und der Leichhardt River East Branch im Northern Territory
- ein Staudamm in Queensland, der East Leichhardt Dam
- ein seit 1982 geschlossenes Kohlebergwerk, genannt Leichhardt Colliery, befindet sich im Bowenbecken bei Blackwater in Queensland
- eine Kupfer-Affinerie, das Leichhardt Copper Project am Mount Watson in Queensland[29]
- ein Highway, der Leichhardt Highway
- ein Aussichtspunkt im Naturschutzgebiet Glenrock State Conservation Area bei Newcastle in New South Wales, der Leichhardt’s Lookout
- eine Farm, die West Leichhardt Cattle Station nordöstlich von Mount Isa
- ein Wahlkreis in Queensland, die Division of Leichhardt, siehe Leichhardt (Wahlkreis)
- ein Fußballverein in Sydney, die Leichhardt Saints
- 1994 Australien: Gedenkmünze zu 5 Dollar mit seinem Bildnis, Silber, 925fein, 35,79 Gramm
Eine Sandstein-Statue von Leichhardt befindet sich im Stadtzentrum von Sydney und ein Denkmal aus Sandstein mit Bronzeplaketten im Bicentennial Park von Darwin-Hafen.[30]
Außerdem tragen viele Straßen (beispielsweise in Brisbane, Sydney und Canberra), Geschäfte und community halls besonders im Osten Australiens seinen Namen.
Flora und Fauna
Zahlreiche Tiere und Pflanzen wurden zu Ehren Leichhardts benannt. Hier einige Beispiele:
- Leichhardts Sägerochen
- Leichhardts Knochenzüngler, ein Süßwasserfisch
- Leichhardtia australis, als Synonym für die Buschbanane
- Leichhardtia macleayana, eine Pflanzenart aus der Familie der Zypressengewächse
- Corymbia leichhardtii, ein endemischer Corymbiabaum, der bis zu 15 Meter hoch werden kann
- Leichhardt's Grashopper (Petasida ephippigera), ein rot-, blau und orangefarbenen Grashüpfer, der nur um Darwin und im Arnhemland vorkommt
Sonstiges
In Australien erinnert die Leichhardt Volcanics, eine stratigraphische Formation in Queensland, an die Leistungen von Leichhardt in der Geologie.
Leichhardt bildet die Vorlage für den Roman „Voss“ des australischen Literaturnobelpreisträgers Patrick White und ist zudem die Hauptfigur in Felicitas Hoppes unveröffentlichtem frühen Roman „Buch L“.
1994 wurde eine neuzeitliche Felsmalerei entdeckt, die als Darstellung Leichhardts auf seiner ersten Expedition gedeutet wird. [31] Diese These stützt sich auf die bildhafte Darstellung des Schutzes der Füße des Pferdes und der Kopfbedeckung von Leichhardt. Durch eine Ungeschicklichkeit verbrannte am 22. September 1845 Leichhardts Hut am Lagerfeuer. Um sich vor der Sonne zu schützen, stellte er daraufhin einen Sack aus Segeltuch her, den er vor seinem Gesicht zu einem Schild aufbog.[32]
Die Metal Band Manilla Road brachte im Februar 2013 eine CD mit dem Titel Mysterium heraus. Der titelgebende und die CD abschließende Song Mysterium, beschreibt Ludwig Leichhardts Verschwinden.[33]
Werke
- Ludwig Leichhardt, Franz Braumann (Hrsg.): Die erste Durchquerung Australiens 1844–1846., Neu bearbeitet nach seinen Tagebüchern, mit einer Einführung und einem Nachweis versehen. Stuttgart 1983, ISBN 3-522-60230-7
- Ludwig Leichhardt, Hans Damm: Ins Innere Australiens, Die erste Durchquerung von Brisbane zur Nordküste.
- Ludwig Leichhardt: Tagebuch einer Landreise in Australien von Moreton-Bay nach Port Essington während der Jahre 1844 und 1845.
- Ludwig Leichhardt: Beiträge zur Geologie von Australien. Halle 1855 (Hrsg. H. Girard).
- Ludwig Leichhardt: Dr. Ludwig Leichhardt's Briefe an seine Angehörigen. Hrsg. im Auftrage der Geographischen Gesellschaft in Hamburg von G. Neumeyer und Otto Leichhardt. Mit einem Anhang: G. Neumayer. Dr. Ludwig Leichhardt als Naturforscher und Entdeckungsreisender.
- Ludwig Leichhardt, Karl Helbig + Hans Joachim Schlieben (Hrsg.): Schicksal im australischen Busch. Vorstoß in das Herz eines Kontinents.
- The letters of F. W. Ludwig Leichhardt, Collected and newly translated by M. Aurousseau. 3 Bände, Cambridge, University Press, 1968. (The Hakluyt Society, Second Series, No. 133–135).
Literatur
- Catherine Drummond Cotton: Ludwig Leichhardt And The Great South Land. A&R, Sydney 1938.
- Vorlage:AuDB
- Dietmar Felden: Durch den fünften Kontinent. Leben und Leistung Ludwig Leichhardts. Justus Perthes Verlag, 1996.
- Hans Wilhelm Finger: Leichhardt. Die ganze Geschichte von F. W. Ludwig Leichhardt. Träumer, Forscher und Entdeckungsreisender in Australien. 1999.
- Hans Wilhelm Finger: Das Unmögliche wagen – ein Australisches Epos. München 2001.
- Heinrich Girard: Über die Kohlenlager von Newcastle am Hunter von Ludwig Leichhardt in Australien. Abstrakt aus Beiträge zur Geologie von Australien. In: Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft. Band 1, Berlin 1849, S. 44–52 + Taf.
- Heinz Haufe: Entdeckungsreisen in Australien: Ludwig Leichhardt – Ein Deutsches Forscherschicksal. Verlag der Nation, Berlin 1972; 6. Auflage 1990, ISBN 3-373-00428-4.
- Michael Juhran: Mit den Augen des Entdeckers, in: Welt am Sonntag, 2./3. Februar 2013, S. R1–R3.
- Willey Keith: Strange Seeker. The Story of Ludwig Leichhardt. Macmillan Kenthurst, 1966.
- Christian Lenhardt: In Australien verschollen. Das Rätsel Ludwig Leichhardt. Burgholzhausen v. d. Höhe 1973.
- Lutz Mohr: Ein Leben für die Wissenschaft. Zum Gedenken an den in Australien verschollenen Lausitzer Arzt und Naturforscher Dr. Friedrich Wilhelm Ludwig Leichhardt (1813–1848?). In: Sächsische Heiumatblätter. Jg. 16 (1970), Heft 4, S. 184–188.
- Friedrich Ratzel: Leichhardt, Ludwig. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 18, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 210–214.
- Colin Roderick: Leichhardt, the dauntless explorer. Angus & Robertson, North Ryde (Sydney) 1988, ISBN 0-207-15171-7.
Einzelnachweise
- ↑ Heinz Haufe: Entdeckungsreisen in Australien: Ludwig Leichhardt – Ein Deutsches Forscherschicksal. s. 22. 1. Aufl.. Verlag der Nation, Berlin 1972; 6. Auflage 1990, ISBN 3-373-00428-4
- ↑ a b Vorwort des Herausgebers. In: Ludwig Leichhardt. Die erste Durchquerung Australiens (Nachdruck von Ludwig Leichhardts Tagebuch), hrsg. v. Franz Baumann. S. 7-13. Weltbildverlag Augsburg, Lenningen 1983.
- ↑ Vorwort des Herausgebers. In: Ludwig Leichhardt. Die erste Durchquerung Australiens (Nachdruck von Ludwig Leichhardts Tagebuch), hrsg. v. Franz Baumann. S. 13-25. Weltbildverlag Augsburg, Lenningen 1983.
- ↑ S. 26/27
- ↑ Ludwig Leichhardt. Die erste Durchquerung Australiens: S. 28
- ↑ a b c d leichhardt.sub.uni-goettingen.de (PDF; 125 kB): Biographische Übersicht, abgerufen am 26. April 2013
- ↑ Dietmar Felden: Durch den fünften Kontinent. Leben und Leistungen Ludwigs Leichhardts. S. 84 ff.. Justus Perthes Verlag. Gotha 1994. ISBN 3-623-00844-3
- ↑ Ludwig Leichhardt. Die erste Durchquerung Australiens S. 218/219
- ↑ Dietmar Felden: Durch den fünften Kontinent, S. 144
- ↑ Vorlage:AuDB
- ↑ Dietmar Felden: Durch den fünften Kontinent, S. 1485
- ↑ a b Dietmar Felden: Durch den fünften Kontinent, S. 148-151
- ↑ spiegel.de: Inso Holst: Das rätselhafte Verschwinden des deutschen Entdeckers. (Spiegel Online, 1. Januar 2007; gekürzte Fassung eines Beitrags von GEO Epoche, Heft 24)
- ↑ trove.nla.gov.au: In: West Australian: Leichhardt Bone’s. The Forrest Seachrch Expedition, vom 30. Juni 1934, in englischer Sprache, abgerufen am 2. Mai 2013
- ↑ Dietmar Felden: Durch den fünften Kontinent, S. 152
- ↑ National Museum of Australia, Kupferplatte mit Leichhardts Namen
- ↑ National Museum of Australia
- ↑ Ludwig Leichhardt: Journal of an Overland Expedition in Australia from Moreton Bay to Port Essington; London 1847
- ↑ Richard Landsdown: Romantic aftermaths, S. 123 ff. in: Peter Pierce: Cambridge History of Australian Literature, Port Melbourne: Cambridge University Press 2009
- ↑ Landsdown, Romantic aftermaths, ebd. S. 124; Leichhardt, An Overland Expedition, S. 49
- ↑ Henry Reynolds: The Aboriginal Response, S. 215 in: Sheena Coupe; Frontier Country: Australia’s Outback Heritage, Bd. 1, Willoughby (Sydney) 1989
- ↑ „Daguerrotype Impression“, Leichhardt, An Overland Expedition, S. 33
- ↑ vgl. z.B. Leichhardt, An Overland Expedition, S. 62
- ↑ Leichhardt, An Overland Expedition, S. 74 f
- ↑ Leichhardt, An Overland Expedition, S. 39 f
- ↑ vgl. Leichhardt, An Overland Expedition und Alan Frost: Exploring the Interior, S. 154 ff. in: Sheena Coupe; Frontier Country, a.a.O.
- ↑ Mitteilung auf uni-protokolle.de vom 27. Oktober 1999. Abgerufen am 24. Januar 2013.
- ↑ Bundesministerium der Finanzen: Für die Zukunft. Sonderpostwertzeichen Jahresvorschau 2013. Abgerufen am 24. Januar 2013.
- ↑ proaktiveinvestors.com: Cape Lambert Resources to sell Leichhardt Project to Malaysian buyer, in englischer Sprache, abgerufen am 14. Mai 2013
- ↑ entdecker.org: Leichhardt Memorial in Darwin (mit Abbildung), abgerufen am 2. Mai 2012
- ↑ Lost and found: Leichhardt was here. 7. März 2009, abgerufen am 21. April 2011 (englisch).
- ↑ Ludwig Leichhardt. Die erste Durchquerung Australiens: S. 165 f.
- ↑ metal-archives.com: Manilla Road (Songtext in englisch), abgerufen am 2. Mai 2013
Weblinks
- Literatur von und über Ludwig Leichhardt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Autoreneintrag für Ludwig Leichhardt beim IPNI
- Biographie von Ludwig Leichhardt vom Naturwissenschaftlichen Verein Niederlausitz e.V
- Ludwig Leichhardt Museum Museum in Trebatsch dem Geburtsort Ludwig Leichhards
- Bild der Sandsteinstatue von Ludwig Leichhardt in Sydney (Ort: Bridge Street nahe Sydney Opera House)
- Biografie Deutschsprachige in Australien von 1788 bis in die Gegenwart
- Portal für Ludwig Leichhardt der Universität Göttingen
- National Museum of Australia: Leichhardt Collection (engl.)
Personendaten | |
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NAME | Leichhardt, Ludwig |
ALTERNATIVNAMEN | Leichhardt, Friedrich Wilhelm Ludwig (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Entdecker, Zoologe, Botaniker und Geologe |
GEBURTSDATUM | 23. Oktober 1813 |
GEBURTSORT | Sabrodt, Brandenburg |
STERBEDATUM | unsicher: 1848 |